Buch, Deutsch, 110 Seiten, GB, Format (B × H): 107 mm x 176 mm
Buch, Deutsch, 110 Seiten, GB, Format (B × H): 107 mm x 176 mm
ISBN: 978-3-901325-82-3
Verlag: unartproduktion
Der Autor schildert den langen mit Ängsten und Sorgen gespickten Weg der vielen Operationen seines kleinen Sohnes im Jahr 1994, der mit einer Fehlbildung auf die Welt gekommen ist. Befund: „Penile Epispadie mit intakter hinterer Harnröhre und intaktem Sphinktermuskel.“ Ein Buch, dessen Grundlage wahre Begebenheiten sind. " Ich habe damals dieses Tagebuch geschrieben, um die Ereignisse besser bewältigen, besser verkraften zu können und um es ihm später einmal zu schenken." Eine packende Geschichte aus Erinnerungen, die betroffen macht. 1998 wurde eine Selbsthilfegruppe Blasenekstrophie
und Epispadie in Deutschland gegründet. Sie umfasst derzeit über 250 Mitglieder aus Deutschland,
der Schweiz und aus Österreich. Der Künstler Gottfried Bechtold steuert dazu 8 einfühlsame Illustrationen bei.
Zielgruppe
Eltern, deren Kinder mit einer Fehlbildung auf die Welt gekommen sind und mit Ihren Ängsten und Sorgen mehr oder minder auf sich allein gestellt sind.
Weitere Infos & Material
Prolog /
1. Tag: Sonntag, 26. Juni 1994 /
2. Tag: Montag, 27. Juni 1994 /
3. Tag: Dienstag, 28. Juni 1994 /
4. Tag: Mittwoch, 29. Juni 1994 /
5. Tag: Donnerstag, 30. Juni 1994/
6. Tag: Freitag, 1. Juli 1994/
7. Tag: Samstag, 2. Juli 1994/
Epilog
1. Tag
Sonntag, 26. Juni 1994
Abfahrt ab Bahnhof Lindau.
Uhrzeit: 11.56.
Ankunft in Erlangen zirka 17 Uhr. Voraussichtliche Ankunft im Krankenhaus Sonntag, 18 Uhr. Die Operation ist auf Montagvormittag angesetzt. Ich darf nicht vergessen, bei Familie Heiner wegen der Übernachtungs-möglichkeit anzurufen! (Telefonnummer?). Marion wird über Nacht bei Christian bleiben. Ein Zimmer für Marion ist mir im Krankenhaus zugesagt worden. Dank der Zusatzversicherung. Hoffentlich klappt alles. Sie wird am Montagvormittag zurück fahren. Die Rückfahrt muss ich noch organisieren. Am besten gleich am Bahnhof in Erlangen. Marion, Christian und ich steigen ein. Lindau über Buchloe. Umsteigen in München und Nürnberg.
Es ist heiß und schwül. Christian sitzt am Fenster. Marion neben ihm. Ich sitze ihm gegenüber. Der Zug
trägt alte Züge. Grün-braun abgesessene Polster. Zerkratzte Fensterrahmen. Risse im Stoff der Sitze
und Lehnen. Wir sind allein im Abteil. Gott sei Dank. Christian spielt mit seinem Game Gear. Sega. Das
Spielzeug hat er sich so sehr gewünscht. Ich habe es ihm gekauft. Er vergisst die Welt um sich. Ich halte
nicht viel von diesen Weltentfremdungsmaschinen, diesen Realitätslöchern, aber in seinem Fall empfinde
ich sie als Segen. Kleine digitale Mutter Theresas. Sie lassen vergessen. Sie schalten das Hirn ab. Es kann
sich erholen. Das ist in dieser Situation besser. Ich beobachte ihn. Ein für seine 8 Jahre etwas zu
groß gewachsenes Porzellanfigürchen. Zerbrechlich. Blonde krause Haare, ein blasses rundliches Gesicht
mit weichen, zarten Zügen. Ein Christbaumbubi. Christkind Christian. Seine blauen Augen sind auf das
Spiel gerichtet. Bewegen sich mit den kleinen Figuren, die im Moment die Seinen geworden sind. Die
Finger rasen geschickt über die Tastatur. Ich bewundere die Schnelligkeit, die Konzentration mit der er
den kleinen Superhelden durch die digitalen Gefahren bewegt. Seine Welt heißt Super Mario.
Meine Welt heißt Erlangen. Die Operation. Ich zähle in Gedanken nach. Es ist seine Siebente. (.)