Gansel | Literatur der Russlanddeutschen und Erinnerung | Buch | 978-3-947965-00-7 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 1, 400 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 228 mm, Gewicht: 695 g

Reihe: Edition Gegenwart

Gansel

Literatur der Russlanddeutschen und Erinnerung


Erste Auflage
ISBN: 978-3-947965-00-7
Verlag: Okapi-Verlag ein Imprint der Leetspeak Media GmbH

Buch, Deutsch, Band 1, 400 Seiten, Format (B × H): 155 mm x 228 mm, Gewicht: 695 g

Reihe: Edition Gegenwart

ISBN: 978-3-947965-00-7
Verlag: Okapi-Verlag ein Imprint der Leetspeak Media GmbH


Die Beiträge dieses Bandes wenden sich einem in der literatur- und kulturwissenschaftlichen Forschung bislang zu wenig beachteten Gegenstand zu: der Literatur von Sowjetdeutschen – so die übliche Bezeichnung bis zur Auflösung der Sowjetunion 1991 – bzw. der Russlanddeutschen. Im Zentrum steht somit ein Kapitel der deutsch-russischen Kulturgeschichte des 20. Jahrhunderts, das „selbst in groben Zügen den wenigsten bekannt ist“ (Eleonora Hummel).
Bis zum Zerfall der Sowjetunion waren einer Auseinandersetzung mit dem Schicksal der Sowjetdeutschen auch in literarischen Texten enge Grenzen gesetzt. Die Aufsätze zielen daher neben Überblicksdarstellungen auf eine dezidierte Analyse ausgewählter Texte, sie fragen nach der Rolle, die die Sprache für die Identität der Russlanddeutschen besitzt und beschäftigen sich mit Aspekten des kollektiven Gedächtnisses.
Schließlich gibt es Einblicke in die Autorenwerkstatt (Hugo Wormsbecher, Nelly Däs). Ein zweiter Band wird sich explizit mit den Entwicklungen nach 1989 beschäftigen.

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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Carsten Gansel | „Baumeister der Welten“ – Arian Irsula oder Statt einer Vorbemerkung
Carsten Gansel | Das Vergangene erinnern – Russlanddeutsche Literatur vor und nach 1989 (Einleitung)
Nina Paulsen | Erinnerung als Traumabewältigung in der Literatur der Russlanddeutschen: Einblicke in die Vergangenheit und Gegenwart der Literatur der Russlanddeutschen
Elena Seifert | Das ethnische Weltbild in der Literatur der Russlanddeutschen von der zweiten Hälfte des 20. bis Anfang des 21. Jahrhunderts
Carsten Gansel | Erzählen ohne Erfahrung, oder Vom Versuch, die „wirkliche Wirklichkeit“ zu überlisten – Berta Lasks „Der Vater. Skizze aus einem wolgadeutschen Dorf“ (1936). Ein Archivfund
Julian Wessel | „Denn ich schreie ja ohne Stimme, weil ich irgendwie ganz stimmlos bin“ – Traum, Vision und Erinnerung in Hugo Wormsbechers Erzählung „Unser Hof“ (1969/1984)
José Fernández Pérez | Zur narrativen Inszenierung von Erinnerung in Hugo Wormsbechers „Deinen Namen gibt der Sieg dir wieder“ (1975) und Konstantin Ehrlichs „Nachklänge oder Anfang einer Biographie“ (1982)
Monika Wolting | Krieg, Frauen und die Utopie einer Gemeinschaft. „Stütze der Welt“ (1980) – eine Erzählung von Elsa Ulmer
Sylke Kirschnick | Im Gefühlshaushalt der Erinnerung: Viktor Schnittkes „Eine Kindheit in Engels“
Mike Porath | Die Oktoberrevolution auf dem Dorf – Illustriert an drei Beispielen aus der sowjetdeutschen Erzählliteratur bis 1989
Alexander Schuklin | Sibirien im literarischen Schaffen der Russlanddeutschen im Zeitraum von 1960 bis in die Gegenwart
Tatjana Yudina | Schriftart als Identitätsfaktor. Zwischen Tradition und Experiment
Anna Ritter | Vom Deutschen zum Russischen und zurück – Sprachbiographische Porträts russlanddeutscher
Familien
Anna Ladilova | Die kollektive Identitätskonstruktion der Wolgadeutschen in Argentinien und ihr kollektives Gedächtnis
Eckhard Scheld | Stationen im Werk der Schriftstellerin Nelly Däs – Ein Erinnerungsbericht
Carsten Gansel und Hugo Wormsbecher | „Wir haben die Wolgarepublik nicht zurückbekommen, weil wir zu gut gearbeitet haben!“ – Ein Gespräch
Berta Lask | Der Vater – Skizze aus dem wolgadeutschen Dorf
Nelly Däs | Die Begegnung mit dem gekreuzigten Jesus


Carsten Gansel
„Baumeister der Welten“ –
Arian Irsula oder Statt einer Vorbemerkung
Die neue Reihe „Edition Gegenwart“ bietet ein Forum für Publika­tio­nen zur deutschsprachigen Gegenwartsliteratur und Kultur in ihren transnationalen, medialen und zeitgeschichtlichen Kontexten. Der konzeptuelle Rahmen ergibt sich aus einem spezifischen Verständnis von ‚Gegenwart‘ und ‚Literatur‘. Kulturtheoretisch wird Gegenwart als ‚gleitende‘ und durch Generationenfolgen bestimmbare Zeitspanne begriffen. Literatur wiederum gilt als ein historisches und kulturelles Phänomen, dessen Entstehung stets in einen spezifischen zeitlichen sowie gesellschaftlichen Kontext eingebunden ist.
In historischer Perspektive konzentrieren sich die Bände der Reihe schwerpunktmäßig auf Entwicklungen seit dem Epochenjahr 1989, das die Zusammenführung der deutsch-deutschen Literaturen eingeleitet hat, aber in seinen Folgen den nationalen Rahmen überschritt. Gleichwohl soll es in der Reihe auch um ‚Entdeckungen‘ gehen, die die Literatur des 20. Jahrhunderts betreffen und bis in die Gegenwart wirken. „Edition Gegenwart“ geht dabei von einem weiten Literaturbegriff aus, der einerseits der zunehmenden Dialogizität, Multireferentialität und Hybridität medialer Zeichensysteme in der Gegenwartskultur Rechnung trägt, und andererseits Literatur und Kunst im Spannungsfeld von Autoren und Publikum, Buchhandel und Massenmedien, Politik und Gesellschaft verortet. Dabei sollen möglichst neue Themenfelder auf der Grundlage aktueller literatur- und kulturtheoretischer Forschungsansätze und -methoden erschlossen werden, wie auch darauf abgezielt ist, übergreifende literarisch-künstlerische Phänomene in den Blick zu bekommen.
Dem Editorial Board gehört ein internationales Team von ausgewiesenen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler an, die jeweils die Bände und die eingegangenen Beiträge mit verantworten und prüfen.
Nicht unwesentlich für eine neue Reihe ist das äußere Erscheinungsbild. „Edition Gegenwart“ konnte sich für das grundlegende Reihenprofil der Arbeiten eines jungen, aber bereits international erfolgreichen Künstlers aus Havanna versichern: Arian Irsula.
1984 in Havanna geboren, wusste er seit seiner Kindheit, dass er Künstler werden wollte. Bereits mit zehn Jahren konnte er in Vedado, einem Stadtteil von Havanna, über drei Jahre eine Vorbereitungsschule besuchen, die ihm die Möglichkeit bot, schon sehr früh seine künstlerischen Ambitionen auszubilden. Der nächste Schritt war die Kunstakademie in Havanna, die jährlich jeweils nur 20 neue Studenten aufnimmt. Mitunter bewerben sich mehr als 500 junge Künstler für ein Studium, so dass es sehr schwer ist, einen Platz zu bekommen. Arian bestand mit 14 Jahren die Aufnahmeprüfung. An der Akademie, die einen ausgezeichneten Ruf hat, lernte Arian Irsula vier Jahre. „Die Akademie“, so Arian Irsula, „ist auf Kuba das Beste, was Dir passieren kann. Es ist ein ganz intensives und breites Studium“. Mit 18 Jahren machte er seinen Abschluss, danach war er für ein Jahr als Lehrer an der Einrichtung tätig. Bereits zu diesem Zeitpunkt machte der junge Künstler von sich reden und bekam ein Angebot aus Ulm, um am dortigen Theater Bühnenbilder zu entwerfen. Es folgten Angebote aus Stuttgart und München. Der nächste Schritt war der Versuch, ein Kunststudium an der Universität zu belegen: Für das gesamte Land gibt es nur 15 Plätze. Dabei ist das Universitätsstudium stärker auf die Theorie ausgerichtet, weniger auf die Praxis. Die Lehrer an der Universität gehen davon aus, dass die Studentinnen und Studenten die wichtigsten Techniken bereits beherrschen. Das Studium, das auch den Schwerpunkt Kunstgeschichte zum Gegenstand hat, ist ausgesprochen intensiv und vermittelt umfangreiche Kenntnisse zu aktuellen internationalen Entwicklungen. Arian Irsula wurde angenommen und schloss die Universität mit 24 Jahren und einem Diplom ab. Es folgte eine dreijährige Tätigkeit als Kurator an einer staatlichen Galerie. In dieser Funktion hat er auch Künstler aus Deutschland nach Kuba gebracht. Nach dieser Erfahrung nahm Arian Irsula 2010 ein Angebot aus Deutschland wahr und arbeitete im Projekt „Mecklenburg inspiriert“: Es lief über vier Jahre; Kühlungsborn, Bad Doberan, Schwerin, Rostock oder Warnemünde waren Städte, in denen Arian Irsula jeweils drei Monate im Jahr mit anderen internatio­nalen Künstlern arbeitete. In Deutschland hat sich Arian Irsula auch mit neuen Medientechniken und mit Design auseinandergesetzt und zeitweise als Fotograf in einer Werbeagentur gearbeitet. Ergebnisse seiner künstlerischen Arbeiten wurden erfolgreich in Ausstellungen in Schwerin, Rostock, Bremen, Nürnberg oder auf der Insel Amrum gezeigt.
Inzwischen hat Arian Irsula in der bekannten Avenida Paseo in Havanna ein Atelier, das er gemeinsam mit vier jungen, international anerkannten Künstlern als Galerie bzw. Studio betreibt. Jeder dieser Künstler vertritt eigene bildkünstlerische Ansätze. Das Studio an der Ecke Línea ist ein Ort der Inspiration, mit hohen Räumen, in die das Licht flutet. An den Wänden kann man die neuesten der sehr unterschiedlichen Arbeiten der Künstler sehen.
Arian Irsula selbst ist bereits viele verschiedene Wege gegangen und betont, dass er weiß, wie sehr er als Künstler privilegiert ist. Das beginnt mit den ausgezeichneten Möglichkeiten des Kunststudiums, und es reicht bis hin zu dem Umstand, der in diesem und anderen Berufen längst nicht immer gegeben ist, weder auf Kuba noch in der reichen westlichen Welt: „Als Künstler kann ich auf Kuba von dem, was ich mache leben“, so Arian Irsula.
Bis vor wenigen Jahren konzentrierte er sich auf das Thema „Heimat“ bzw. „Heimatsymbole“. Den Mittelpunkt bildete dabei die kubanische Flagge, die er in vielfältigen Farbvariationen und Formen zur Grundlage seiner bildkünstlerischen Formate machte. Mittlerweile ist es ihm wichtig, andere künstlerische Möglichkeiten zu erproben. Wie sein Vater, Jesús Irsula, der in Deutschland Germanistik studiert hat und auf Kuba ein bekannter Dolmetscher und Übersetzer ist, setzt er eine Maxime des kubanischen Nationaldichters José Marti für sich um. „Patria es Humanidad“, notiert José Marti, was ins Deutsche übertragen soviel wie „Heimat ist die Menschheit“ bedeutet. Und in der Tat passt diese Überlegung zum bisherigen Werdegang von Arian Irsula, der schon in jungen Jahren als Künstler sehr verschiedene Länder und Welten kennengelernt hat. Heimat, das ist zunächst das Land der Geburt, gegebenenfalls die Region, die Stadt, der Stadtteil oder das Dorf, in dem man Kindheit und Jugend erlebt hat und erwachsen geworden ist. Aber dann öffnet sich der Blick auf größere Horizonte, intellektuell oder auch sehr real, wenn sich Möglichkeiten bieten, die Welt kennenzulernen. Arian Irsula betont, dass es ihm – wie auch anderen Künstlern seiner Generation – darum geht, diese Welt(en) zu erkunden, und er darüber nachdenkt, wie diese Welt(en) aussehen können in ihrer Buntheit und Vielfältigkeit. Diese Überlegungen schlagen sich in den bildkünstlerischen Verfahren nieder, die Arian Irsula nunmehr für sich entwickelt und umgesetzt hat. Seine Arbeiten sind in der gegenwärtigen Phase abstrakt, und der Zuschauer assoziiert mit den wahrgenommenen Bildwelten Bezüge zur Geographie, zur Kartographie oder Kosmologie. Man glaubt im Wechsel auf Erdteile und Meere zu blicken, die sich überlappen und in ihrer Farbigkeit vom Himmelblau über das Gelb bis zum Ocker reichen. Es entsteht der Eindruck, als betrachte man die Welt von oben – gewissermaßen aus dem Kosmos. Der Abstand ermöglicht einen gleichermaßen phantasievollen wie analytischen Blick. Ahnbar wird, in welcher Weise der einzelne wie die Gemeinschaft Bestandteil eines großen Ganzen sind.
Genau diese Formate, die Ergebnis einer komplexen, ausgefeilten Technik sind, bilden nunmehr die Grundlage für die Cover der neuen Reihe „Edition Gegenwart“. In ihrer Farbigkeit und dem Bezug auf Welt(en) vermögen sie den Grundansatz des Vorhabens im Verlag OKAPI gewissermaßen symbolisch zu transportieren. Die Zusammenarbeit mit Arian Irsula, dessen neue Ausstellung in Deutschland mit einigem Recht unter dem sprechenden Titel „Baumeister der Welten“ angekündigt wurde, soll für die Zukunft das auf eine kritische Sicht der „wirklichen Wirklichkeit“ gerichtete Konzept der Edition Gegenwart unterstreichen.



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