Gardner James Bond 19: Eine Frage der Ehre
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-86425-466-6
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 19, 380 Seiten
Reihe: James Bond
ISBN: 978-3-86425-466-6
Verlag: Cross Cult Entertainment
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Bereits im Zweiten Weltkrieg wurde Gardner im Alter von 17 Jahren erst für die britische Luftwaffe und danach für die Royal Navy eingezogen. Daraufhin beschloss Gardner Priester zu werden und diente, nach einiger Zeit als Vikar, als Kaplan der Royal Airforce. 1959 veröffentlichte er sein erstes Buch und arbeitete daraufhin bis 1964 als Theaterkritiker. 1980 wurde er als offizieller James Bond-Autor der Öffentlichkeit vorgestellt und schrieb bis 1996 vierzehn Bond Romane, von denen GoldenEye und Lizenz zum Töten verfilmt wurden. Er war zwei Mal verheiratet. Aus der ersten Ehe von 1952 bis 1997 entstanden drei Kinder. Seine zweite Ehe mit einer Jugendfreundin wurde 2004 geschloßen. Gardner verstarb im August 2007.
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RAUBÜBERFALL IN VIOLETT
Ein Raubüberfall auf Sicherheitstransporter kann zu jeder Tageszeit stattfinden. Allerdings bekommt es die Londoner Polizei in der Regel nicht während der Hauptverkehrszeiten mit Entführern zu tun, die es auf eine schnelle Flucht abgesehen haben. Sie rechnet auch nicht mit Schwierigkeiten, wenn die Fracht sicher unter Verschluss ist. Nur ein paar privilegierte Personen wussten, wann genau die Kruxator-Sammlung im Land eintreffen würde. Dass sie nach Großbritannien kommen würde, war allgemein bekannt, und man musste nur die Zeitung lesen, um zu erfahren, dass die berühmte Sammlung aus Gemälden und Schmuck ab dem 15. März für zwei Wochen im Victoria and Albert Museum ausgestellt werden würde.
Die Kruxator-Sammlung war nach ihrem Gründer benannt, dem verstorbenen Niko Kruxator, dessen sagenhafter Reichtum aus unbekannten Quellen stammte. Er war zur Zeit des großen Börsencrashs im Oktober 1929 vollkommen mittellos in den Vereinigten Staaten angekommen – zumindest hatte er das stets behauptet. Als er 1977 starb, kannten ihn die meisten Leute als den griechischen Schifffahrtsmagnaten, aber er hatte nach wie vor auch Anteile an den Kruxator-Restaurants und der großen internationalen Kette der Kruxlux-Hotels. Außerdem war er der alleinige Besitzer der Kruxator-Sammlung, die er dem Land hinterließ, das ihn damals aufgenommen hatte. Die Sammlung bestand aus dreihundert Gemälden und siebenhundert fantastischen Kunstobjekten, darunter drei unglaubliche Ikonen aus dem fünfzehnten Jahrhundert, die während der Zeit der Revolution aus Russland herausgeschmuggelt worden waren, sowie sechzehn Objekten, die einst den Borgias gehört hatten. Die Sammlung war zweifellos unbezahlbar und mit mehreren Milliarden Dollar versichert.
Die zweiwöchige Ausstellung in London würde die letzte Station der Kruxator-Sammlung auf ihrer Rundreise durch die europäischen Hauptstädte sein. Danach würde alles wieder an seinen dauerhaften Aufbewahrungsort in New York zurückgebracht werden. Kruxator hatte eine Stiftung für das Gebäude hinterlassen, in dem diese unbezahlbaren Gegenstände ausgestellt werden konnten. Er wollte, dass man sich an ihn erinnerte, und er hatte Maßnahmen getroffen, um sicherzustellen, dass sein Name für immer mit denen von van Gogh, Brueghel, El Greco, Matisse und Picasso in Verbindung gebracht werden würde. Nicht dass er sich mit Kunst ausgekannt hätte, aber er war in der Lage gewesen, ein gutes Geschäft zu erkennen, dessen Wert steigen würde.
Eine private Sicherheitsfirma kümmerte sich permanent um die wertvollen Ölgemälde, Artefakte und Juwelen, allerdings erwartete man von den Gastgeberländern, dass sie für zusätzlichen Schutz sorgten. Niemand hegte auch nur den geringsten Zweifel daran, dass die beiden gepanzerten Transporter, in denen sich die Ausstellungsstücke befanden, in ständiger Gefahr schwebten. Wenn die Sammlung ausgestellt wurde, schützten die ausgeklügeltsten elektronischen Sicherheitsvorkehrungen jedes einzelne Stück.
Die Fracht traf um dreizehn Uhr sechs mit einer unangekündigten 747 am Flughafen Heathrow ein. Die Boeing wurde zu einem Entladebereich gelotst, der sich weit von den Passagierterminals entfernt befand. Er lag in der Nähe der alten Hunting-Clan-Hangars, auf denen in großen weißen Lettern noch immer der Name der Firma prangte.
Die beiden gepanzerten Transporter warteten bereits. Sie hatten in der vergangenen Nacht den Seeweg genommen, nachdem sie die Sammlung am Charles-de-Gaulle-Flughafen in Paris abgeliefert hatten. Zwei nicht gekennzeichnete Polizeiautos, in denen jeweils vier bewaffnete Beamte in Zivil saßen, waren ebenfalls anwesend.
Die Verlader waren zuverlässige Angestellte der Kruxator-Stiftung, die ihre Aufgabe so gut kannten, dass die gesamte Fracht innerhalb weniger Stunden aus dem Flugzeug geholt und in den Transportern verstaut war. Der unauffällige Konvoi, den eines der Polizeiautos anführte, während das andere die Nachhut bildete, setzte sich in Bewegung, um eine Runde um das Gelände zu drehen, bevor er sich dem normalen Verkehrsfluss durch die Unterführung und auf die M4 anschloss. Es war kurz nach siebzehn Uhr fünfzehn, und das Tageslicht schwand langsam. Der Verkehr wurde sowohl inner- als auch außerhalb der Stadt dichter. Trotzdem erreichte die Prozession das Ende der Autobahn in einer halben Stunde. Dort wurde die Fahrbahn zu einer zweispurigen Straße, die ominös als Hammersmith Flyover bezeichnet wurde. Danach ging es weiter auf die Cromwell Road.
Spätere Berichte der Polizeiwagen – die über Funk mit den gepanzerten Transportern in Verbindung standen – zeugten von einer nicht unerheblichen Verwirrung während des ersten Abschnitts der Reise. Eine auffällige schwarze Frau, die einen violetten Sportwagen fuhr, schaffte es, sich zwischen das Auto an der Spitze und den ersten Transporter zu drängen, gerade als der Konvoi die Auffahrtsrampe zum Flyover hochfuhr. Gleichzeitig schob sich am hinteren Ende eine ebenso attraktive weiße Frau in einem violetten Kleid mit einem schwarzen Sportwagen zwischen den zweiten Transporter und das hintere Polizeiauto.
Zunächst wurde über die Funkverbindung kein Alarm ausgelöst, doch der Abstand zwischen den Polizeifahrzeugen und den gepanzerten Transportern wurde durch das Verhalten der beiden Frauen, die gekonnt einen Lancia und einen Ferrari in den Konvoi eingefügt hatten, schon bald größer. Das hintere Polizeiauto unternahm zwei Versuche, den Wagen vor sich zu überholen und zurück an seine ursprüngliche Position zu gelangen, doch die beiden Sportwagen schwenkten entweder aus, um die restlichen Verkehrsteilnehmer daran zu hindern, sich in den Konvoi einzuordnen, oder fuhren zur Seite, um es anderen Pkw, Lkw oder Taxis zu erlauben, sie zu überholen. Als sie die Cromwell Road erreichten, hatte sich nicht nur der Abstand zwischen der Polizei und den gepanzerten Transportern vergrößert, auch die beiden Transporter waren voneinander getrennt worden.
Sie hatten diese Route ausgewählt, um maximale Sicherheit zu garantieren. Der Konvoi sollte von der Cromwell Road nach links abbiegen und dann weiter auf die Kensington High Street fahren. Danach würden sie vor Knightsbridge nach rechts in das Einbahnstraßensystem der Exhibition Road abbiegen, um Zugang zum Hintereingang des Victoria and Albert Museum zu erhalten. Auf diese Weise würden sie den gut sichtbaren Gartenvorhof an der Vorderseite des Gebäudes umgehen.
Eines der Polizeiautos hatte das Royal Garden Hotel auf der High-Street-Seite von Kensington Gardens erreicht. Das andere bog gerade erst in die High Street ein, als die Funkverbindung abrupt abbrach.
Das vordere Auto verstieß gegen alle Sicherheitsvorschriften, aktivierte seine Sirene und vollführte einen U-Turn auf einer überfüllten Straße, um über die Kensington High Street zurückzufahren. Das hintere Auto, dessen Insassen ebenfalls in Panik verfielen, bewegte sich aggressiv vorwärts. Das daraus resultierende Durcheinander aus hupenden Fahrzeugen wurde plötzlich von einer dichten Wolke aus erstickendem violettem Rauch eingehüllt. Später erstatteten die Fahrer – und die Beifahrer – der beiden Transporter identische Berichte über das, was geschehen war.
»Der farbige Rauch war plötzlich einfach da. Keine Warnung, keine Bomben, nichts, nur dieser dichte farbige Rauch, der aus dem Nichts kam. Dann erwachte in der Fahrerkabine alles zum Leben, als hätten wir eine schreckliche elektrische Fehlfunktion. Wenn das passiert, stellt man natürlich den Motor ab, aber die Stromstöße gingen weiter, und wir erkannten, dass wir in Gefahr schwebten, einen tödlichen Stromschlag zu bekommen. Den Wagen zu verlassen, war eine instinktive Reaktion …«
Niemand erinnerte sich daran, was nach der Deaktivierung der elektronischen Schlösser geschehen war. Später hatte man alle vier Männer auf dem Bürgersteig liegend vorgefunden. Sie hatten noch immer ihre Helme und kugelsicheren Westen getragen. Sie wurden – wie viele andere – wegen Atembeschwerden behandelt, denn der Rauch hatte unangenehme Auswirkungen auf die Lunge.
Die beiden Transporter waren einfach verschwunden, als hätte jemand die Straße geöffnet, sie in das Loch geworfen und es dann nahtlos wieder über ihnen geschlossen.
Der für die Ermittlung zuständige Polizeiinspektor teilte den Zuschauern von News at Ten an diesem Abend mit, dass der Raubüberfall auf die Sekunde genau geplant gewesen sei. Die Täter müssten ihn immer und immer wieder geprobt haben. Das Timing sei so präzise gewesen, dass man ebenso gut davon ausgehen könne, es mit einem computergesteuerten Diebstahl zu tun zu haben. Die einzigen Hinweise seien die beiden Sportwagen und die Beschreibungen der Fahrerinnen. Das Zentralregister habe allerdings bald bestätigt, dass die Nummernschilder der Sportwagen – die sich die Polizeibeamten natürlich gemerkt hatten – nie irgendwelchen Fahrzeugen zugeteilt worden seien.
Der Kruxator-Überfall war gewagt, exakt,...




