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E-Book

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Reihe: EDITION 211

Geldmacher Willkommen@daheim


1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95669-043-3
Verlag: Bookspot Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 208 Seiten

Reihe: EDITION 211

ISBN: 978-3-95669-043-3
Verlag: Bookspot Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Harry, der Internet-Stalker aus „Love@Miriam“, ist zurück!

Wie konnte das passieren?

Zuletzt ermittelte Kommissar Skokan noch wegen Mordverdachts gegen Harry Weingarten; jetzt wohnt er mit Harry, dessen Freundin Miriam und Mutter Annie unter einem Dach!
Das seltsame Quartett hat sich auf dem Land im Rheingau niedergelassen und scheinbar problemlos akklimatisiert – wären das nicht diese Störfeuer:
Auf Miriams neu eröffnetes Antiquariat wird ein Brandanschlag verübt und Harry selbst von einem Wagen verfolgt. Und dann ist da noch Harrys Freund Nicky, der ihn immer wieder unangenehm an den Mordfall in seiner Vergangenheit erinnert und damit Harrys Nerven sehr strapaziert.
Da machen die beiden einen folgenschweren Ausflug ins Elsass …

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[1]
Miriam sagt, ich solle mir einen Therapeuten suchen. Abgesehen davon, dass ich diese Idee unterirdisch finde – Miriam soll vor ihrer eigenen Haustür kehren; sie glaubt, sie handle immer so vernünftig und rational, ich kann ihr bescheinigen, dass dem nicht so ist – abgesehen davon hat sie natürlich recht. Ich könnte jemanden zum Reden gebrauchen … Ich bin immer noch nicht durch mit den Ereignissen vom vorletzten Jahr. Eine Leiche zuviel in meinem Leben. Und in Miriams auch. Fakt. Und seitdem es kürzlich bei Miriam in der Scheune gebrannt hat – die sie zusammen mit Kriminalkommissar Oswald Skokan zu einem Antiquariat umbaut –, bin ich irritiert. Miriam vermutet den Grund in zu alten elektrischen Leitungen, aber ich frage mich, ob da nicht doch jemand seine Finger im Spiel hatte. Bekannte ihres Exfreunds Ben Goertz? Seine unseriösen Geschäftspartner? Die mich immer wieder bedroht haben, auch noch nach seinem Tod? Nicky Schäffer, der mich unter Druck setzen will, nur weil ich ihm eines Abends im Suff erzählte, was wirklich damals geschehen ist? Oswald Skokan verfolgt die Brandstiftertheorie, aber aus einer anderen Richtung: Dorfjungs, die sich nur einen Spaß erlauben, um uns Zuzügler im Ort willkommen zu heißen. Oder es seien die Leute von der Freiwilligen Feuerwehr selbst. Das gehöre heute ja praktisch dazu. In zwei Monaten sollte das Antiquariat eröffnet werden. Miriam und Oswald hatten schon angefangen, nach der Entkernung den Putz an den Wänden aufzubringen. Nun müssen sie das erst mal verschieben. Aber wenigstens hat nur eine Seitenwand etwas abbekommen. Und zwei Fenster sind zerbrochen. Ich habe in den Gelben Seiten nach einem Therapeuten geschaut; nicht nur, damit Miriam Ruhe gibt, sondern weil ich tatsächlich seit Wochen aus Albträumen hochschrecke und mich das langsam fertigmacht. Auch Miriam reklamiert lautstark, dass sie gern mal wieder eine Nacht durchschlafen würde. Mit unterdrückter Nummer telefoniere ich herum – ich will meine Identität nicht preisgeben – und bekomme schließlich einen Termin bei einem Therapeuten in Frankfurt. Ich will ihn räumlich nicht zu nah bei uns im Rheingau haben; nicht, dass ich ihm noch irgendwann hier im Sommer in einer Straußwirtschaft begegne. Ein paar Tage später suche ich ihn in seiner Praxis im Frankfurter Nordend auf. Launig empfängt mich Diplom-Psychologe Leon Mersch mit den Worten: »Sie suchen einen Therapeuten? Hier bin ich!« Das sehr zur Schau getragene Selbstbewusstsein geht mir auf die Nerven, aber Therapeuten mit schnellen Terminen sind im Rhein-Main-Gebiet rar gesät. Und Leon Mersch hat durchblicken lassen, dass wir uns erst beide nach der ersten Kennenlernstunde entscheiden, ob wir zueinander passen. Er hält sich Hintertürchen offen. »Mein Fall ist ziemlich ungewöhnlich«, beginne ich, nachdem ich ihm gegenüber auf der Ledercouch Platz genommen habe. Leon Mersch schlägt agil die Beine übereinander. »Das sagen alle! Hoffen wir das Beste, ich lasse mich gern von Ihnen überraschen. Erzählen Sie mir etwas Neues, das wäre ja auch ein Gewinn für mich. Manchmal sind die Probleme so redundant ...« Er rollt mit den Augen. »Das, was ich Ihnen erzähle, haben Sie noch nie gehört, versprochen.« »Das kann ich mir zwar kaum vorstellen, aber bitte schön. Sie heißen, Herr …?« Er zückt einen Stift. »Nennen Sie mich einfach Michael.« Einen Moment blickt er mich irritiert an. Dann nickt er. »Gut. Von mir aus, Michael. Schießen Sie los. Kein Klarname. Das ist schon mal spannend.« Er legt den Stift wieder weg. Ich schildere ihm also mein Problem; das, wegen dem ich ihn aufsuche. Ich hätte da einen Freund, eigentlich ein ganz netter Kerl, aber vor einiger Zeit seien ihm die Sicherungen durchgebrannt. Es sei eine Eifersuchtsgeschichte gewesen, also subjektiv verständlich, aber objektiv inakzeptabel. Er hätte angeblich nicht gewusst, wie er seinen Rivalen loswerden sollte, der ihn de facto bedroht hätte. Der Rivale hätte dafür gesorgt, dass er, der Freund, seinen Job und viele Freunde verloren habe. Finstere Gestalten aus dem kriminellen Milieu hätten ihm aufgelauert. Seine letzte Drohung hätte sich so angehört, als wolle er sogar den Freund töten. Die Polizei sei zum damaligen Zeitpunkt keine Hilfe gewesen – sie habe keinen Handlungsspielraum gesehen – und er hätte das Gefühl gehabt, keine Wahl zu haben. Was also hätte er tun sollen? Der Lauf der Dinge sei unausweichlich gewesen. Und einige Zeit später hätte es eine Leiche gegeben. Leon Mersch, der aufmerksam zuhört, fängt an, sich Notizen zu machen. »Erst habe ich nicht verstanden, was der Freund damit meint. Dann wurde es mir nur allzu klar. Natürlich war ich schockiert über das, was ich zu hören bekam. Aber meinem Freund brannten diese Ereignisse so auf der Seele, dass ich auch Mitleid empfand. Er kämpfte seit Wochen mit heftigen Schuldgefühlen. Er wollte die Last zumindest ein einziges Mal mit einem Menschen teilen. Man bräuchte doch wenigstens einen Menschen, mit dem man reden könnte, oder sehe er das falsch, fragte er mich.« »Natürlich, so ist es. Da bin ich ganz bei ihm.« »Hoffentlich sind Sie auch bei mir. Ich wünschte nämlich, der Freund hätte sich mir nicht offenbart. Depressionen hin oder her. Wer will denn so etwas wissen? Ich finde, er hat mich dadurch in eine unmögliche Situation gebracht. Und meine Frage nun an Sie ist: Soll ich zu ihm halten oder soll ich zur Polizei gehen?« »Das ist kompliziert, in der Tat.« Ich nicke ihm zu. »Sie sehen hier den Spannungsbogen, unter dem ich zurzeit lebe.« »Verstehe.« »Verstehen Sie es wirklich? Nicht nur er muss damit fertig werden, dass er jemanden umgebracht hat, sondern auch ich. Und da frage ich mich: Warum? Das ist nicht schön. Im Gegenteil. Und dann die gewalttätigen Freunde! Wie weit reicht deren Rachsucht? Wie weit reicht deren Arm? Der Lebensmittelladen meiner Freundin ist gerade in Flammen aufgegangen.« Ich sage Lebensmittelladen, um ihn irrezuführen. »Vielleicht ist es nur Zufall. Aber das kann ich kaum glauben. Für mich hört hier der Spaß auf.« »Es könnte sein, dass Sie das Casting überstehen, Michael«, sagt der Therapeut anerkennend. Okay. Leon Mersch ist eine Nervensäge. Aber ich habe keine Wahl. Wenn ich einen Therapeuten möchte, kann ich nur diesen haben. »Eine weitere Frage ist: Wie groß sind die Chancen, dass mir eines Tages nicht die Sicherungen durchbrennen und ich den rücksichtslosen Freund verpfeife? Gründe gäbe es viele. Dass er mich in diese Sache hineingezogen hat. Dass er mich zum Mitwisser gemacht hat. Dass er mich eines Tages vielleicht auch umbringen will, um dem Verrat vorzubeugen.« »Dass er auch Sie umbringen will?« »Es heißt doch immer, wenn einmal die Hemmschwelle gefallen sei, könne es immer wieder geschehen. Wirklich, ich schlafe schlecht in letzter Zeit«. Leon Mersch gießt frisches Wasser in unsere Gläser ein. »Hängen Sie das nicht zu hoch? Das wäre ja beängstigend.« Er lächelt mir aufmunternd zu. »Wir gehen uns immer mehr auf die Nerven, dieser Freund und ich. Also generell. Wenn ich könnte, würde ich den Kontakt zu ihm abbrechen.« »Nun ja, auf die Welt zu kommen, heißt den Leuten auf die Nerven zu gehen ...« Hoffentlich wird der Kerl mich nicht mit solchen Sprüchen fertigmachen. Er hat offensichtlich noch nicht verstanden, was ich von ihm will. »Ich sehe Ihre Aufgabe darin, Herr Mersch, mich davon abzuhalten, meinen Freund zu verraten. Und ihn davon abzuhalten, mich umzubringen. Ihre Aufgabe wäre nicht ganz legal, wissen Sie. Aber aller Ehren wert. Es wäre eine Art präventive Verbrechensbekämpfung.« Der Therapeut sieht mich offen an. »Haben Sie keine moralischen Bedenken, Michael? Einen Täter zu decken?« »Genau darüber müssen wir reden«, nicke ich ihm zu. »Es ist nicht nur so, dass mein Freund jemanden umgebracht hat, sondern auch, dass vielleicht eine weitere Zielperson auf seiner Liste steht. Ich bin mir da nicht ganz sicher. Mit einem zweiten Mord käme ich jedoch an die Grenze meiner Belastbarkeit.« »Natürlich. Wer käme das nicht.« Leon Mersch steht auf, kramt auf seinem Schreibtisch in Unterlagen und möchte eine Karteikarte anlegen, was eine Herausforderung ist angesichts der Tatsache, dass ich keine Kontaktdaten preisgeben will. Zu allen seinen Fragen nach Name, Adresse, Alter, Wohnort und Familienstand mache ich keine Angaben und schließlich steht oben links auf der Karteikarte nur »Michael« und oben rechts das Datum. »Wie rechnen wir dann ab?« Ratlos sieht er mich an. »Zahlen Sie bar? Sie können gern Ihre EC-Karte benutzen.« Er deutet auf den Schlitz an seinem EC-Karten-Reader, in den ich theoretisch die Karte hineinstecken könnte. Ich schüttele den Kopf. »Ich kann nicht mit der EC-Karte bezahlen, wenn ich anonym bleiben will. Ich zahle lieber monatlich in bar.« »Monatlich im Voraus in bar«, trägt der Therapeut in die Karteikarte unter »Zahlungsweise« ein. »Ich verlasse mich auf Ihre Diskretion, Herr Mersch«, schärfe ich ihm ein. Er nickt beruhigend. »Ich unterliege der Schweigepflicht. Nennen Sie mich Leon, wenn ich Sie nur Michael nennen kann? Sonst kommt es zu einer Asymmetrie zwischen uns. Wir müssen uns in Augenhöhe befinden, das erleichtert das Gespräch.« »Von mir aus, Leon. Sie müssen sich ganz freidenken, wenn wir...


Geldmacher, Christiane
Christiane Geldmacher lebt und arbeitet als Autorin, Journalistin und Lektorin in Wiesbaden. Nach dem Studium der Germanistik, Amerikanistik sowie Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften führten sie ihre Reisen durch Europa, in die USA und nach Australien. Seit 2001 schreibt sie Kurzgeschichten, bloggt, facebookt und twittert. Auf ihr Debüt "Love@Miriam" folgt nun mit "Willkommen@daheim" die zweite Veröffentlichung.
Mehr über die Autorin finden Sie unter www.christiane-geldacher.de



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