Georgiev / Dimitrova Popova | Verfall | Buch | 978-3-906811-02-4 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 2, 144 Seiten, Klappenbroschur, Format (B × H): 139 mm x 211 mm, Gewicht: 213 g

Reihe: Bulgarische Reihe

Georgiev / Dimitrova Popova

Verfall

Erzählungen

Buch, Deutsch, Band 2, 144 Seiten, Klappenbroschur, Format (B × H): 139 mm x 211 mm, Gewicht: 213 g

Reihe: Bulgarische Reihe

ISBN: 978-3-906811-02-4
Verlag: INK PRESS


In "Verfall" kommen die Erzählungen in allerhand Textsorten daher. Keines dieser Formate mutet bemüht an, weil es darum geht, den Menschen Geschichten über sich selbst zu erzählen. Die Entsprechung zwischen Inhalt und Form ist bestechend - ein ungeniertes Spiel mit einer Unzahl von aktuellen Sujets. Die Cocktails aus Fiktionsebenen wären natürlich nicht so exquisit, wären da nicht meisterhaft nachgebildete, übersteigerte Figuren, die auf jeder Ebene einen Dreh weiter verzerrt sind, um ihre Wahrheit aktuell werden zu lassen, um Literatur zu werden. Georgievs Erzählungen sind skandalös, romantisch, nostalgisch und sogar sozial. Voller Absurdität und intellektuellem Witz schöpfen sie ihre Poesie in Samples aus dem urbanen Alltag. Ähnlich Computerspielen wirken sie motivierend bis hoch stimulierend und sind wahre Antidepressiva in einer stets und in hohem Masse zerfallenden, volkstümlich-globalen Umgebung.
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Warum ich dieses Buch geschrieben habeEinmal, an einem nebligen Samstagmorgen im November, ging ich nach einer Party die "Vitoska" entlang nach Hause. Ich war so einsam und verlassen wie die Straße selbst - die Straßen- bahngleise waren verödet, und einzig Barmänner oderVerkäufer sah man hie und da verzagt die Türen zu- oder aufmachen, die Stühle auf die Tische oder herunterstellen, die Jalousien her- aufziehen oder herunterlassen und Kessel voll Schmutzwasser in die Gullys gießen.Da trat, von der Ecke bei "Neofit Rilski", eine weiße, saubere Katze, die offensichtlich ein Zuhause hatte, mit aufgerichtetem und nervös zitterndem Schwanz aus dem Nebel. Aus Gewohn- heit rief ich "pss-pss" und bückte mich, um sie zu streicheln, sie aber machte eine halbe Drehung um ihre imaginäre Katzen- Achse und ging weiter auf ihrem Catwalk zur griechischen Imbissstube.Kurz darauf tauchte aus dem Nebel eine Frau mittleren Alters auf, ohne Brauen und ohne Haare, mit einer orangen- farbenen Jacke und einer grünen Hose - offensichtlich lief sie der Katze hinterher, die ihr zusammen mit der Chemotherapie die Kraft gab, um zehn vor sieben in der Frühe die Straße ent- langzugehen. Die Frau versuchte, sich der Katze zu nähern, und erreichte sie auch beinahe, aber dann bog die Katze ihr Rückgrat und machte zwei, drei Schritte vorwärts - gerade genug, um zu entschlüpfen. Wimmernd bückte sich die Frau und redete ihr zu, während die gewissenlose Katze jedes Mal mit kleinen Schritten im letzten Moment entwischte. Schließlich huschte die Katze unter einen Container, damit die Frau nicht an sie herankam. Natürlich habe ich nicht geholfen, um weder die Katze noch die Frau, noch mich selbst zu erschrecken, undunmittelbar darauf versank die ganze Geschichte folgenlos im Nebel.Ich hoffte, dass die zwei einfach durch den nebligen Sams- tagmorgen spazieren gegangen waren und dass das Fehlen von Brauen und Haaren zum seltsamen Verständnis von Schönheit der Frau gehörte. Hoffentlich hat jede Geschichte tatsächlich einen sichtbaren und einen unsichtbaren Teil, wie wir hier im Süden es uns wünschen würden, selbst an einem vernebelten Samstagmorgen.Der sichtbare wäre jener, mit dem ich in der Welt zu exis- tieren versuche - im Rahmen jener Handvoll Verhaltensregeln, die einzuhalten von mir erwartet wird - Macht, Business, Prioritäten. Diese Regeln sind wie die Straßenbahngleise auf der "Vitoska", ich muss sie entlanggehen - und zwar mit möglichst wenigen Zwischenstationen und ohne Boxenstopp, denn die Reisenden in der Straßenbahn meiner Erwartungen haben für ihre Fahrt bezahlt -, um auf dem offensichtlich kürzesten Weg die Endstation zu erreichen. Deshalb werdet ihr mich oft mit meiner sichtbaren Geschichte wie die kranke Frau durch die Straßen von Sofias Zentrum eilen sehen.Den unsichtbaren Teil werde ich die wahre Geschichte nennen. Er ist die davonhuschende Katze des Wunsches, die im Nebel zurückbleibt und die mir stets entwischt, jener wich- tigeren Dinge wegen, die man Prioritäten nennt. Mir ist diese Geschichte lieber - sie ist flauschig, weiß, sauber und weicht mir kokett aus. Sie macht zwei, drei Schritte zur Seite, während ich stets versuche, an sie heranzukommen, wenn auch nicht besonders eifrig. Solange ich sie nur weiter verfolge, werde ich zufrieden sein. Das wird mir genügen.Und zwar weil mir ungeachtet aller Möglichkeiten und Prio- ritäten am Ende nur eine einzige Möglichkeit bleiben wird, welche meine Nächsten mit einer voreingenommenen, mir schmeichelnden Beschreibung meiner Person unzureichendillustrieren werden, festgemacht an einem Laternenpfahl oder an der Tür, die jedes Mal zuklappte, wenn ich es nach Hause geschafft hatte, zurück von einer Party, von der Arbeit oder von sonst einer Verzückung. Diese Personenbeschreibung wird einzig mit meinem falschen Abbild etwas zu tun haben, Spiegel- bild ihrer Erwartungen an mich - sie wird albern sein und dem Texter des Beerdigungsunternehmens weitererzählt worden sein, der si


Krieg, Isabelle
Isabelle Krieg, geboren 1971 in Fribourg, lebt und arbeitet heute als Künstlerin in Dresden und Zürich.
Sie hat die Cover-Illustration für Verfall von Vassil Georgiev gemacht.
www.isabellekrieg.ch

Dimitrova Popova, Viktoria
Viktoria Dimitrova Popova, geboren 1981 in Sofia, emigrierte 1992 in die Schweiz, studierte Germanistik und Komparatistik in Zürich und Wien, arbeitete in der freien Tanz- und Theaterszene und lebt heute als Übersetzerin in Zürich.

Georgiev, Vassil
Vassil Georgiev, geboren 1975 in Sofia, ist Jurist und Schriftsteller. Erste Kurzgeschichten veröffentlichte er 2003. Seine Erzählung "Der schwarze Mann" gewann den ersten Preis beim Jordan-Jovkov-Wettbewerb. Die erste Erzählsammlung "Buddhistenstrand" war das meistbesprochene Debüt 2009. Sein zweites Buch "Strassenjunge. Geschichten der Strassen von Sofia" wurde für mehrere Preise nominiert, und der Erzählband "Verfall" gewann 2011 den Helikon-Preis für zeitgenössische Prosa. "Apparat", sein erster Roman, wurde 2014 bulgarischer Roman des Jahres.

Dimitrova Popova, Viktoria
Viktoria Dimitrova Popova, geboren 1981 in Sofia, emigrierte 1992 in die Schweiz, studierte Germanistik und Komparatistik in Zürich und Wien, arbeitete in der freien Tanz- und Theaterszene und lebt heute als Übersetzerin in Zürich.

Dimitrova Popova, Viktoria
Viktoria Dimitrova Popova, geboren 1981 in Sofia, emigrierte 1992 in die Schweiz, studierte Germanistik und Komparatistik in Zürich und Wien, arbeitete in der freien Tanz- und Theaterszene und lebt heute als Übersetzerin in Zürich.

Dimitrova Popova, Viktoria
Viktoria Dimitrova Popova, geboren 1981 in Sofia, emigrierte 1992 in die Schweiz, studierte Germanistik und Komparatistik in Zürich und Wien, arbeitete in der freien Tanz- und Theaterszene und lebt heute als Übersetzerin in Zürich.

Vassil Georgiev, geboren 1975 in Sofia, ist Jurist und Schriftsteller. Erste Kurzgeschichten veröffentlichte er 2003. Seine Erzählung "Der schwarze Mann" gewann den ersten Preis beim Jordan-Jovkov-Wettbewerb. Die erste Erzählsammlung "Buddhistenstrand" war das meistbesprochene Debüt 2009. Sein zweites Buch "Strassenjunge. Geschichten der Strassen von Sofia" wurde für mehrere Preise nominiert, und der Erzählband "Verfall" gewann 2011 den Helikon-Preis für zeitgenössische Prosa. "Apparat", sein erster Roman, wurde 2014 bulgarischer Roman des Jahres.

Viktoria Dimitrova Popova, geboren 1981 in Sofia, emigrierte 1992 in die Schweiz, studierte Germanistik und Komparatistik in Zürich und Wien, arbeitete in der freien Tanz- und Theaterszene und lebt heute als Übersetzerin in Zürich.

Viktoria Dimitrova Popova, geboren 1981 in Sofia, emigrierte 1992 in die Schweiz, studierte Germanistik und Komparatistik in Zürich und Wien, arbeitete in der freien Tanz- und Theaterszene und lebt heute als Übersetzerin in Zürich.

Viktoria Dimitrova Popova, geboren 1981 in Sofia, emigrierte 1992 in die Schweiz, studierte Germanistik und Komparatistik in Zürich und Wien, arbeitete in der freien Tanz- und Theaterszene und lebt heute als Übersetzerin in Zürich.

Viktoria Dimitrova Popova, geboren 1981 in Sofia, emigrierte 1992 in die Schweiz, studierte Germanistik und Komparatistik in Zürich und Wien, arbeitete in der freien Tanz- und Theaterszene und lebt heute als Übersetzerin in Zürich.

Isabelle Krieg, geboren 1971 in Fribourg, lebt und arbeitet heute als Künstlerin in Dresden und Zürich.Sie hat die Cover-Illustration für Verfall von Vassil Georgiev gemacht.www.isabellekrieg.ch


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