Buch, Englisch, Band 10, 323 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm, Gewicht: 900 g
Reihe: Investigatio Orientis
Associations, Funds and Societies for the Archaeological Exploration of the ‘Ancient Near East’
Buch, Englisch, Band 10, 323 Seiten, Format (B × H): 170 mm x 240 mm, Gewicht: 900 g
Reihe: Investigatio Orientis
ISBN: 978-3-96327-248-6
Verlag: Zaphon
Mit der rasch zunehmenden wirtschaftlichen Bedeutung des Bürgertums ab etwa 1870 wurden in Europa und Amerika private Vereine, Fonds und Gesellschaften gegründet, um archäologische Expeditionen in die „Länder der Bibel“ zu finanzieren, die staatliche Institutionen wie Universitäten und Museen sowie Akademien der Natur- und Geisteswissenschaften ergänzten.
Die Erforschung der Geschichte des Alten Orients diente von Anfang an der Reflexion des „westlichen“ Selbstverständnisses und lieferte die Grundlage für die Projektion der Weltanschauung. Vor dem Hintergrund der zunehmenden Professionalisierung archäologischer Disziplinen ermöglichten Gelehrtengesellschaften auch Laien, Amateuren und Dilettanten die Teilnahme an wissenschaftlichen Debatten und die Verbreitung bestimmter konzeptioneller Rahmen dessen, was als „Alter Orient“ wahrgenommen wurde.
Hinter der Bewegung standen unterschiedliche Motivationen, aber auch jeweilige „nationale“ Kulturen in der Wissenschaft. Obwohl wirtschaftliche und strategische Interessen in diesem „Zeitalter des Imperiums“ eine entscheidende Rolle spielten, sollte der Historiker andere Faktoren nicht ignorieren. Angesichts der zentralen Bedeutung des alten Nahen Ostens als „Wiege“ von nicht weniger als drei Weltreligionen sowie der frühesten Staaten und sogar Imperien der Weltgeschichte wurde es für europäische und andere „westliche“ Nationen zu einer Prestigefrage, ihre Museen mit Objekten aus dieser fernen Vergangenheit zu füllen – Objekte, die mit den Ursprüngen ihrer „eigenen“ Kultur, wie sie sie wahrnahmen, in Zusammenhang standen.
Darüber hinaus darf die exotische Anziehungskraft des „Orients“ nicht vergessen werden, denn er diente als Mittel der Selbstbestätigung in Abgrenzung zum orientalischen „Anderen“, und legitimierte die koloniale Ausbeutung und die Semantik einer „Bürde des weißen Mannes“, eine zivilisierende „Mission“ und eine kulturelle Verantwortung für den Orient aus sich zu nehmen.
Nach den vielen politischen Umwälzungen infolge des Ersten Weltkriegs entstanden neue Vereinsformen, um den Verlust staatlicher Mittel auszugleichen, aber auch um den Verlust zuvor fest verankerter Weltanschauungen zu beheben.
Eine systematische und transnationale Untersuchung dieser Zusammenhänge bleibt ein Desiderat. Dieser Band mit Beiträgen von Historikern und Archäologen sowie Vertretern anderer Disziplinen aus verschiedenen Ländern bietet die Grundlage für einen wirklich interdisziplinären Diskurs, der sich auf orientalische Gesellschaften als Mittel gesellschaftlicher Selbstbehauptung konzentriert.