Gier | Liebe geht durch alle Zeiten (1). Rubinrot | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Reihe: Liebe geht durch alle Zeiten. Die Edelstein-Trilogie

Gier Liebe geht durch alle Zeiten (1). Rubinrot

Der erste Band der Edelstein-Trilogie von Gwendolyn und Gideon mit exklusivem Bonusmaterial von Bestseller-Autorin Kerstin Gier
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-401-81105-5
Verlag: Arena Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Der erste Band der Edelstein-Trilogie von Gwendolyn und Gideon mit exklusivem Bonusmaterial von Bestseller-Autorin Kerstin Gier

E-Book, Deutsch, 352 Seiten

Reihe: Liebe geht durch alle Zeiten. Die Edelstein-Trilogie

ISBN: 978-3-401-81105-5
Verlag: Arena Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Bestseller-Autorin Kerstin Gier verzaubert mit der vollständig überarbeiteten Zeitreise-Edition der Edelstein-Trilogie in neuer Optik von Gwendolyn und Gideon mit exklusivem Zusatzmaterial. Manchmal ist es echt nicht leicht, in einer Familie zu leben, die jede Menge Geheimnisse hat. Der Überzeugung ist zumindest Gwendolyn - bis sie sich eines Tages aus heiterem Himmel im London um die letzte Jahrhundertwende wiederfindet. Und ihr klar wird, dass ausgerechnet sie das allergrößte Geheimnis ihrer Familie ist. Sie ist eine Zeitreisende! Was ihr dagegen nicht klar ist: Dass man sich zwischen den Zeiten möglichst nicht verlieben sollte. Denn das macht die Sache erst recht kompliziert! Zum Mitfiebern, zum Mitlachen, zum Mitleiden: Gideon & Gwendolyn sprengen in der Edelstein-Trilogie mit ihrer Liebe alle Grenzen der Zeit! Mit vollständig überarbeitetem Inhalt der Edelstein-Trilogie. Mit exklusivem Zusatzmaterial aus Gideons Sicht, Vorwort der Autorin und Bonusmaterial zur Loge der Wächter. Weitere Bücher von Kerstin Gier im Arena Verlag: Liebe geht durch alle Zeiten (2). Saphirblau Liebe geht durch alle Zeiten (3). Smaragdgrün Jungs sind wie Kaugummi - süß und leicht um den Finger zu wickeln

Kerstin Gier, Jahrgang 1966, hat 1995 ihr erstes Buch veröffentlicht und schreibt seither überaus erfolgreich für Jugendliche und Erwachsene. Ihre Edelstein-Trilogie, die Silber- und ihre Vergissmeinnicht-Reihe wurden zu internationalen Bestsellern, mehrere Romane von ihr sind verfilmt worden. Die Autorin lebt mit ihrer Familie in der Nähe von Köln.
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Leslie nannte unser Haus »einen vornehmen Palast« wegen der vielen Zimmer, Gemälde, Holzvertäfelungen und Antiquitäten. Sie vermutete hinter jeder Wand einen Geheimgang und in jedem Schrank mindestens ein Geheimfach. Als wir noch jünger waren, gingen wir bei jedem ihrer Besuche auf Entdeckungsreise durch das Haus. Dass uns das Herumschnüffeln streng verboten worden war, machte es erst recht spannend. Wir entwickelten immer raffiniertere Strategien, um uns nicht erwischen zu lassen. Im Laufe der Zeit hatten wir abgesehen von den staubigen Kriechgängen in den Abseiten unterm Dach wirklich einige Geheimfächer und sogar eine Geheimtür gefunden. Sie lag im Treppenhaus hinter einem Ölgemälde, auf dem ein Mann mit weißer Perücke, Dreispitz und gezücktem Degen auf einem Pferd saß und grimmig guckte.

Dabei handelte es sich laut Auskunft von Großtante Maddy um meinen Urururururgroßonkel Hugh und seine Fuchsstute mit dem Namen Fat Annie. Die Tür hinter dem Bild führte zwar nur ein paar Stufen hinab in ein Badezimmer, aber geheim war sie deshalb irgendwie trotzdem.

»Du bist ja so ein Glückspilz, dass du hier wohnen darfst!«, sagte Leslie immer.

Ich fand eher, dass Leslie ein Glückspilz war. Sie wohnte mit ihrer Mutter, ihrem Vater und einem zotteligen Hund namens Bertie in einem gemütlichen kleinen Reihenhaus in North Kensington. Da gab es keine Geheimnisse, keine unheimlichen Diener und keine nervenden Verwandten.

Früher hatten wir auch mal in so einem Haus gewohnt, meine

Mum, mein Dad, meine Geschwister und ich, und zwar in Durham, Nordengland. Aber dann war mein Dad gestorben. Meine Schwester war gerade ein halbes Jahr alt gewesen, und Mum war mit uns nach London gezogen, wahrscheinlich weil sie sich einsam gefühlt hatte. Vielleicht war sie auch mit dem Geld nicht hingekommen.

Mum war in diesem Haus hier groß geworden, zusammen mit ihren Geschwistern Glenda und Harry. Onkel Harry, der den Lordtitel geerbt hatte, lebte als Einziger nicht in London, er wohnte mit seiner Frau auf dem Landsitz der Familie in Gloucestershire.

Zuerst war mir das Haus auch wie ein Palast vorgekommen, genau wie Leslie. Aber wenn man einen Palast mit einer großen Familie teilen muss, kommt er einem nach einer gewissen Zeit gar nicht mehr so groß vor. Zumal es jede Menge ungenutzten Wohnraum gab, wie den Ballsaal im Erdgeschoss, der sich fast über die gesamte Hausbreite erstreckte.

Hier hätte man toll skaten können, aber das war verboten. Der Raum war wunderschön mit seinen hohen Fenstern, den Stuckdecken und den Kronleuchtern, aber zu meinen Lebzeiten hatte es hier keinen einzigen Ball gegeben, kein großes Fest, keine Party.

Das Einzige, das im Ballsaal stattgefunden hatte, waren Charlottes Tanzstunden und ihr Fechtunterricht. Wenigstens eigneten sich die Orchesterempore und die dunklen Winkel unter den Treppen, die vom Ballsaal weiter hinauf in den ersten Stock führten, wunderbar zum Versteckspielen, weil sie mit allem möglichen Zeugs vollgestellt waren.

Im ersten Stock gab es das bereits erwähnte Musikzimmer, außerdem Lady Aristas und Großtante Maddys Räume, ein Etagenbad (das mit der Geheimtür) sowie das Esszimmer, in dem sich die Familie jeden Abend um halb acht zum Essen zu versammeln hatte. Zwischen dem Esszimmer und der Küche, die wie Mr Bernards Wohnung im Souterrain lag, gab es einen altmodischen Speisenaufzug, mit dem sich Nick und Caroline manchmal zum Spaß gegenseitig auf und ab kurbelten, obwohl es (natürlich!) streng verboten war. Leslie und ich hatten das früher auch immer gemacht, jetzt passten wir leider nicht mehr hinein.

Im zweiten Stock lag das Arbeitszimmer meines verstorbenen Großvaters – Lord Montrose – und eine riesige Bibliothek mit über viertausend Büchern, darunter zahlreichen Erstausgaben, die hinter Glas standen und nur mit Handschuhen angefasst werden durften. In diesem Stockwerk hatte auch Charlotte ihr Zimmer, es ging über Eck und hatte einen Erker, mit dem Charlotte gerne angab. Ihre Mutter bewohnte einen Salon und ein Schlafzimmer mit Fenstern zur Straße hin.

Von Charlottes Vater war Tante Glenda geschieden, er lebte mit einer neuen Frau irgendwo in Kent. Deshalb gab es außer Mr Bernhard keinen Mann im Haus, es sei denn, man zählte meinen Bruder mit. Haustiere gab es auch nicht, egal wie sehr wir auch darum bettelten. Lady Arista mochte keine Tiere, und Tante Glenda war allergisch gegen alles, was Fell hatte.

Meine Mum, meine Geschwister und ich wohnten im dritten Stock, direkt unter dem Dach, wo es viele schräge Wände gab. Wir hatten jeder ein eigenes Zimmer, und auf unser großes Bad war Charlotte neidisch, weil ihr Bad im zweiten Stock keine Fenster hatte, unseres jedoch gleich zwei. Aber ich liebte unser Stockwerk vor allem, weil Mum, Nick, Caroline und ich hier ganz für uns waren, was in diesem Haus manchmal ein echter Segen sein konnte.

Nachteil war nur, dass wir verdammt weit weg von der Küche waren, was mir wieder mal unangenehm auffiel, als ich jetzt oben ankam. Ich hätte mir wenigstens einen Apfel mitnehmen sollen. So musste ich mich mit den Butterkeksen aus dem Vorrat zufriedengeben, den meine Mum in der kleinen Anrichte im Nähzimmer angelegt hatte.

Aus lauter Angst, das Schwindelgefühl könnte zurückkehren, aß ich elf Butterkekse hintereinander. Ich zog meine Schuhe und die Jacke aus, ließ mich auf das Sofa im Nähzimmer plumpsen und streckte mich lang aus.

Heute war irgendwie alles seltsam. Ich meine, noch seltsamer als sonst.

Es war erst zwei Uhr. Bis ich Leslie anrufen und meine Probleme mit ihr erörtern konnte, dauerte es noch mindestens zwei Stunden. Auch meine Geschwister würden nicht vor vier Uhr aus der Schule kommen, und meine Mum machte immer erst gegen fünf bei der Arbeit Schluss. Normalerweise liebte ich es, allein in der Wohnung zu sein. Ich konnte in Ruhe ein Bad nehmen, ohne dass jemand an die Tür klopfte, weil er dringend auf die Toilette musste. Ich konnte die Musik aufdrehen und laut mitsingen, ohne dass mich jemand auslachte. Und ich konnte auf dem Sofa liegen und Filme anschauen, ohne dass jemand »Ihhh, die küssen sich ja!« quengelte.

Aber heute hatte ich zu alldem keine Lust. Nicht mal nach einem Schläfchen war mir zumute. Im Gegenteil, das Sofa – sonst ein Platz unübertroffener Geborgenheit – kam mir vor wie ein wackliges Floß in einem reißenden Fluss. Ich hatte Angst, es könnte mit mir davonschwimmen, sobald ich die Augen schloss.

Um auf andere Gedanken zu kommen, stand ich auf und fing an, das Nähzimmer ein bisschen aufzuräumen. Es war so etwas wie unser inoffizielles Wohnzimmer, denn glücklicherweise nähten weder die Tanten noch meine Großmutter, weshalb sie höchst selten in den dritten Stock hinaufkamen. Es gab hier auch schon längst keine Nähmaschine mehr, dafür eine enge Stiege, die hinauf aufs Dach führte. Diese Stiege war nur für den Schornsteinfeger bestimmt, doch Leslie und ich hatten das Dach zu einem unserer Lieblingsplätze erkoren. Man hatte einen wunderbaren Ausblick von da oben, und es gab keinen besseren Ort für Mädchengespräche. Zum Beispiel darüber, welche Länder wir bereisen würden, wenn wir mit der Schule fertig waren, und dass der Mann unserer Träume Hunde Katzen mögen sollte.

Natürlich war es ein bisschen gefährlich, weil es auf dem Dach kein Geländer gab, nur eine kniehohe Firstverzierung aus galvanisiertem Eisen. Aber man musste ja da auch nicht gerade Weitsprung üben oder bis an den Abgrund tanzen. Der Schlüssel, der zu der Tür auf dem Dach gehörte, lag in einer Zuckerdose mit Rosenmuster im Schrank.

In meiner Familie wusste niemand, dass ich das Versteck kannte, sonst wäre sicher die Hölle los gewesen. Deshalb passte ich immer sehr auf, dass niemand mitbekam, wenn ich mich aufs Dach schlich. Man konnte sich dort auch sonnen, picknicken oder sich einfach nur verstecken, wenn man mal seine Ruhe haben wollte. Was ich wie gesagt oft wollte, nur gerade jetzt nicht.

Ich faltete unsere Wolldecken zusammen, fegte Kekskrümel vom Sofa, klopfte Kissen in Form und räumte herumfliegende Schachfiguren zurück in ihre Schachtel. Ich goss sogar die Azalee, die in einem Topf auf dem Sekretär in der Ecke stand, und wischte mit einem feuchten Tuch über den Couchtisch. Dann sah ich mich unschlüssig in dem nun tadellos aufgeräumten Zimmer um. Es waren...



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