E-Book, Deutsch, Band 1, 350 Seiten
Reihe: Second Chances
Goldberg Remember when Dreams were born
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7517-1600-0
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1, 350 Seiten
Reihe: Second Chances
ISBN: 978-3-7517-1600-0
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Eine Minute und zwölf Sekunden. Ich bin eine Minute und zwölf Sekunden lang tot gewesen.'
Vor acht Monaten riss ein schwerer Unfall Maggie aus ihrem Leben. Seitdem kämpft sie sich durch eine neue Realität aus Schmerzen und Selbstzweifeln - bis sie Thomas begegnet. Anders als ihre Familie behandelt der charmante Hotelmanager sie nicht wie etwas Zerbrechliches. Mit seiner Zuneigung gibt er ihr das Gefühl zurück, begehrenswert zu sein.
Dabei trägt Thomas seit Monaten selbst schwere Schuldgefühle mit sich herum. Als er Maggie begegnet und sieht, wie stark die junge Frau ihr Schicksal meistert, wird er von seinen Gefühlen überwältigt. Aber wie nah darf er ihr sein, ohne alte Wunden wieder aufzureißen? Und wie viel Zeit bleibt ihm, ehe seine Geheimnisse ans Licht kommen?
Der erste Band der emotionalen und dramatischen neuen Romance-Reihe von Anne Goldberg.
eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Anne Goldberg wurde 1986 in einer beschaulichen Kleinstadt geboren. Nach dem Abitur trieb es sie nach Berlin, wo sie seither unter dem Regime ihrer vierbeinigen Mitbewohner lebt und arbeitet. Schon im Vorschulalter dachte sie sich dramatische Geschichten aus. Neben dem Schreiben hat Anne eine große Vorliebe für Konzerte, die britischen Inseln und für Schnee.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
»Eis, Gurke, Pfeffer ... Nur ohne den Gin.«
- Maggie -
Mit sechs oder sieben hatte ich dieses Kleid – moosgrün mit rosafarbenem Blütenmuster. Es wurde mit einer Reihe aus Holzknöpfen verschlossen, die über den ganzen Rücken verlief. Ich habe es geliebt, wirklich, wirklich geliebt – mit aller Inbrunst und Begeisterung, zu der eine Grundschülerin imstande ist.
Allerdings hatte ich bisher nur Blusen und eine Strickjacke angehabt, die mit solchen Knöpfen zu verschließen waren. Nach der Logik dieser Textilien war ich überzeugt gewesen, dass auch die Knöpfe meines Kleides vorn sein mussten, nicht hinten, wo sie keiner sah – erst recht nicht, da meine blonden Haare mir endlich fast bis zum Po reichten.
So kam es also, dass ich vier Unterrichtsstunden und eine Hofpause lang mein allerliebstes Lieblingskleid falsch herum trug – so lange, bis meine Mitschüler mich damit aufzogen. Kurz gesagt: Das Drama war groß, die Tränen zahlreich, und das Kleid wurde nie wieder getragen.
Ich dachte an das grüne Kleid mit dem rosa Blumenmuster, als ich im »Lifted Anchor« mitten auf einer Treppe stand und mir Mühe gab, nicht zu weinen. Ich dachte an das grüne Kleid und an das, was mein Therapeut mir gesagt hatte. »Sie haben sich in dem Kleid genau so wohlgefühlt, wie sie es anhatten. Bis jemand kam und meinte, es wäre falsch. Sie heilen, Ms Forrester. Nichts daran ist falsch, nur weil es für Außenstehende merkwürdig erscheint. Wenn das mit Knöpfen nach vorn leichter geht, dann tragen Sie Ihre Knöpfe vorn. Solange Sie sie zukriegen, ist es ein Erfolg.«
Ehrlich gesagt hatte ich keine Ahnung, wo ich die metaphorischen Knöpfe gerade trug, das wusste ich eher selten. Trotzdem half es, an dieses Kleid zu denken, daran, wie unfassbar toll ich es gefunden hatte, und wie es im Müll gelandet war, weil ich überreagiert hatte, und zwar maßlos.
Genauso wie ich es mit fast dreißig Jahren tat, weil George mir das falsche Getränk von der Bar geholt hatte. An die Geschichte mit dem Kleid zu denken, half mir, etwas klarer zu sehen: Dieser Abend hier war das grüne Kleid. Ich hatte mich wahnsinnig darauf gefreut. George hatte es mir nicht weggenommen, es nicht kaputtgemacht, mich nicht ausgelacht. Er hatte nur versucht, es anders zuzuknöpfen als ich. Es wäre bescheuert, deshalb das Kleid in den Müll zu werfen.
Ich atmete tief durch, lehnte meinen Kopf an die Wand hinter mir und schloss kurz die Augen. Als ich sie wieder öffnete, war da kein Tränenschleier mehr. Für den Rückweg fühlte ich mich gewappnet, als der vierte oder fünfte Gast an mir vorbei zu den Toiletten stolperte und mich irritiert ansah. Es war der erste, dessen Blick ich nicht verschämt auswich, sondern entschuldigend die Schultern hob und sagte: »Ich warte auf eine Freundin.« Wenn ich in der Lage war, wieder Ausreden von mir zu geben, ohne lange darüber nachgedacht zu haben, würde ich es wohl auch schaffen, Saft mit Sirup zu trinken, ohne auszurasten.
Die Tür zum Pub bekam ich kaum auf, da sich zu viele Menschen davor drängten. Es brauchte mehrere Anläufe und eine Handvoll »Entschuldigung, könnte ich bitte ...«, um den Raum auch nur zu betreten.
Ich drängte mich zwischen Körpern hindurch, die mir aber kaum ausliefen. Ausgingen. Aus...irgendwas. Wie auch immer dieses dämliche Wort hieß, die Menschen blieben einfach, wo sie waren, und ich quetschte mich mühsam an ihnen vorbei. Dabei stieß ich mindestens gegen drei Tische und einen Stuhl. Immer wieder schob mich jemand beiseite, weil er oder sie nur eine Frau mit kinnlangen blonden Haaren wahrnahm, die sich bewegte wie eine Schnecke. Wahrscheinlich hielten ungeduldige Wartende mich für einen besoffenen Zombie. Aber es ging einfach nicht schneller. Das Stechen in meiner Hüfte wurde stärker. Was, wenn es sich noch weiter steigerte, ehe ich es zurück zu meinem Platz geschafft hatte? Ich konnte mich doch nicht einfach hier auf den Boden legen und ... Knöpfe, dachte ich. Scheiß drauf, auf welcher Seite, mach einfach diese dämlichen Knöpfe zu. Einer nach dem anderen, einer ...
Das Mantra in meinem Kopf stoppte, als ich plötzlich eine Hand an meinem Oberarm spürte. Sie hielt mich nicht allzu fest, aber die Berührung war deutlich genug, um sie nicht für ein Versehen zu halten. Ich fuhr herum und sah in ein Gesicht, das mir fremd war. Wobei – nicht ganz. Es war lediglich das erste Mal, dass ich Alex’ Snob lächeln sah. Richtig lächeln – von einem entwaffnenden Grinsen auf seinen Lippen bis hin zu den zarten Fältchen, die sich um seine blauen Augen legten. »Gott sei Dank«, stieß er aus und klang sogar wirklich erleichtert. Hatten sie sich Sorgen gemacht und nach mir gesucht? Aber warum er und nicht mein Bruder? Oder schlug sich George ebenfalls gerade durch diese ganzen Menschen, um ... »Kannst du mir helfen? Die haben keine Tabletts mehr, und ich fürchte, irgendetwas wird zu Bruch gehen, wenn ich versuche, alles allein zum Tisch zu tragen.«
Also hatte George keine umfassenden Ermittlungen zum Verbleib seiner kleinen Schwester ausgerufen. Vermutlich vermisste er mich noch gar nicht, sondern nutzte die Gunst der Stunde, um sich an Alex ranzumachen – nun, da ihre Begleitung gehorsam neue Getränke besorgte. Ich nickte schon allein aus dem Grund, dass mir der Kerl ein bisschen leidtat, mit seiner Weste, die er bestimmt extra angezogen hatte, und seinem leicht melancholischen Blick – selbst, wenn er lächelte. »In Ordnung. Das bin ich dir vermutlich schuldig.«
»Schuldig? Wofür?«
»Dafür, dass wir euer Date gesprengt haben.« Ich deutete auf sein Outfit. »So viel Aufwand, und dann platzen wir in den Abend. Ich hab versucht, George woanders hinzulotsen, aber ...«
»Unser ... Oh nein, das ist kein Date. Das ist Alex. Sie ...« Er unterbrach sich, atmete tief durch und deutete dorthin, wo unser Tisch lag. »Eigentlich habt ihr mich gerettet.«
Ich kam nicht umhin, meine Augenbrauen zu heben, um meinen überaus skeptischen Blick zu untermauern. Gerettet? Wovor denn? Einer Nacht mit dieser rothaarigen Schönheit? »Auf mich machte sie einen ganz umgänglichen Eindruck. Was habe ich übersehen? Hat sie dir was in den Drink gekippt? Oder mir? Hat sie vor, unsere Organe zu verkaufen? Ich bin nämlich nicht sicher, ob meine Nieren allzu viel taugen ...« Dafür merkte ich sehr wohl, dass ich recht viel Unsinn von mir gab. Einfach, weil es Spaß machte. Und weil dieser Unsinn nicht eingeleitet worden war mit »Hast du Schmerzen?« oder »Und? Wie geht es dir?«, worauf ich antworten konnte, was ich wollte – es wurde mir ohnehin nie geglaubt.
»Nieren? Nein. Wäre mir neu, dass Alex ein Nebengewerbe betreibt. Und wenn, dann halte ich sie für klug genug, um mit etwas weniger Verderblichem zu handeln.«
Ich grinste unweigerlich. Weniger über die Worte des Snobs, sondern weil er dabei ganz trocken keine Miene verzog, nicht einmal schmunzelte. »Du meinst so was wie ...« Ich überlegte. »Seelen?« Eigentlich hatte ich auf Serien oder Filme über Dämonen und Geister anspielen wollen. Aber als ich meine Worte laut hörte, klangen sie fürchterlich esoterisch.
Die Mundwinkel meines Gegenübers zuckten dennoch ein kleines bisschen. Er gab sich also redlich Mühe, ernst zu bleiben. »Ich dachte eher an Drogen. Aber jetzt, wo du es sagst, könnte die Beschaffung von Seelen etwas leichter zu bewerkstelligen sein. Immerhin sind wir hier in London und ...« Er unterbrach sich selbst und schob sich in eine Lücke, die sich vor ihm aufgetan hatte. Kaum hatte er sich den neuen Platz gesichert, drehte er sich schon zu mir um, wie um zu sich zu vergewissern, dass ich nicht verloren gegangen war. Dabei schien ihm einzufallen, wie wir überhaupt auf dieses Thema gekommen waren. Was schade war. Ich hätte ihm zugetraut, ein Geschäftsmodell zum Seelenhandel auf die Beine gestellt zu haben, noch ehe er seine Drinks bekam. »Ich meinte eben, dass ihr mich gerettet habt, aber ich glaube, ich sollte eines richtigstellen: Alex ist großartig.«
»Das klingt ja furchtbar. Gut, dass George und ich aufgetaucht sind.«
Ein zartes Schmunzeln huschte über seinen linken Mundwinkel. Dann nickte er und verzog sein Gesicht zu einer stummen Entschuldigung. »Sie ist etwas aufgeregt. Wir haben uns seit drei Wochen nicht gesehen. Und nun versucht sie, alles an einem Abend aufzuholen. Ihre neue Küche, zu der sie unbedingt meinen fachmännischen Rat will. Einen Streit mit Rachel – ihrer Frau. Es gibt noch irgendeinen neuen Film, den sie unbedingt sehen möchte, und ihr Urlaub wurde schon wieder verschoben. Mein Tag war heute ziemlich lang. Zu lang, um drei Wochen voller Konflikte aufzufangen, nur weil sie es hasst zu telefonieren.«
Der letzte Punkt war einer, den ich absolut teilte. Ich hatte schon vor meinem Unfall nicht gern übers Telefon gesprochen, vor allem nicht privat. So etwas vertieft sich nur noch mehr, wenn Wörter nicht mehr die Freunde waren, die man kannte, sondern widerspenstige, hinterlistige Biester.
Allerdings hegte ich in diesem Moment nicht den...




