E-Book, Deutsch, Band 2, 350 Seiten
Reihe: Second Chances
Goldberg Remember when Love was new
1. Auflage 2022
ISBN: 978-3-7517-1601-7
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 2, 350 Seiten
Reihe: Second Chances
ISBN: 978-3-7517-1601-7
Verlag: beHEARTBEAT
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
'Er hielt mich fest und ließ mir alle Zeit der Welt, dasselbe zu tun. Mich festhalten. An ihm und an dem Gefühl, dass er mir fehlte.'
Dreizehn Jahre ist es her, dass Hamish Findlay Aileens Herz gebrochen hat - mit einer SMS. Dreizehn Jahre, in denen Aileen es geschafft hat, ihre Jugendliebe hinter sich zu lassen. Eine Kleinstadt aber vergisst nicht, und so findet die große Neuigkeit im schottischen Stonehaven schnell den Weg zu ihr: Hamish ist in die Heimat zurückgekehrt, gemeinsam mit seinem Sohn.
Doch was ist der Grund für seine Rückkehr? Und wo ist eigentlich die Mutter des Jungen? Als der kleine Nick sogar in Aileens Klasse kommt und dort Unruhe stiftet, bleibt ihr nichts anderes übrig, als sich mit Hamish auseinanderzusetzen - und mit der Erkenntnis, dass ein gebrochenes Herz vielleicht heilt, aber niemals loslässt. Nicht ganz und gar.
Der zweite Band der emotionalen und dramatischen Romance-Reihe von Anne Goldberg.
Und wenn du nicht genug von Anne Goldberg bekommen kannst: Es gibt von ihr außerdem noch diese Romane im beHEARTBEAT-Programm:
Only One Song
Only One Letter
Only One Note
Remember when Dreams were born
eBooks von beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.
Anne Goldberg wurde 1986 in einer beschaulichen Kleinstadt geboren. Nach dem Abitur trieb es sie nach Berlin, wo sie seither unter dem Regime ihrer vierbeinigen Mitbewohner lebt und arbeitet. Schon im Vorschulalter dachte sie sich dramatische Geschichten von Marienkäfern aus, die große Hürden zu überwinden hatten, um auf Blumen zu klettern. Ihre kleinen Protagonisten kämpften mit Regen, Wind und neugierigen Hunden. Damals wurde ihre Großmutter zur wortgetreuen Mitschrift abkommandiert. Mittlerweile schreibt Anne ihre Geschichten selbst, und ihre Charaktere trotzen größeren Herausforderungen als dem Wetter. Neben dem Schreiben hat Anne eine große Vorliebe für Konzerte, die britischen Inseln und für Schnee.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Sechzehnjähriger Aberfeldy
Aileen
Die Lebensdauer von Geheimnissen beträgt durchschnittlich drei bis vier Monate. In einer Kleinstadt wie Stonehaven überleben sie allerdings nicht länger als maximal fünf Tage. Diese Stadt ist noch nie der natürliche Lebensraum für Geheimnisse gewesen. Als würden sie an den Klippen zerschellen oder bei der nächsten Flut im Meer ertrinken – wie ein Betrunkener, der den Pier entlangtorkelt, stolpert und in die Wellen fällt.
Was sich hier allerdings schon immer wohlgefühlt hat, sind Neuigkeiten und Gerüchte. Es ist, als würden sie mit jedem Lippenpaar, über das sie kommen, und mit jedem Ohr, in das sie geflüstert werden, mehr an Kraft gewinnen.
Ich weiß das. Wenn die eigenen Eltern den ältesten Pub der Stadt besitzen, weiß man solche Dinge. Ich hatte mein Leben an einem Ort verbracht, der gleichermaßen Quell und Knotenpunkt solcher Geschichten ist. Für ein Kind war das paradiesisch, und als Teenager hatte ich mich geradezu mächtig gefühlt mit all dem Wissen, das ich vor jedem anderen hatte. Und als Erwachsene ... Nun, der Blick auf manche Dinge ändert sich mit der Zeit.
Beim Gläserpolieren bekam ich mit, dass Sean Gillanders nicht auf einer monatelangen Geschäftsreise in Amerika war, sondern auf Entzug. Das wusste ich, noch ehe ich so richtig verstand, was ein Entzug überhaupt ist.
Mit zwölf war ich eine der Ersten gewesen, die wussten, dass Samantha Craig eine Affäre hatte, und erfuhr es sofort, als herauskam, mit wem.
Dann war da noch die Geschichte von Marshall McHay, der beim Jahreswechsel vor sechs Jahren so betrunken gewesen war, dass Robin Findlay spontan hatte einspringen und an seiner Stelle den Feuerball bei der Parade schwenken müssen.
Sechs Tage später hatte ich bereits gewusst, dass Robins Frau gestorben war, während die Gäste im Pub noch immer davon sprachen, was für eine tolle Figur er an Hogsmanay gemacht hatte – wie in seinen besten Jahren. Ich hatte Mühe gehabt, ihnen nicht zu sagen, dass das nun keine Rolle mehr spielte.
Als drei Tage später sein Sohn in der Stadt aufgekreuzt war, hatte mir das niemand sagen müssen. Manche Neuigkeiten brauchen keine Worte. Ihnen genügt so ein ganz bestimmter Blick von Menschen, die einen kennen und mögen.
Vor allem Mum trug diesen Gesichtsausdruck mit Vorliebe. Jedes Mal, wenn Hamish Findlay in der Stadt war, sah sie mich auf diese von Mitleid und Vorsicht geschwängerte Art an. Es war nie von Belang, wie oft ich versicherte, dass es mir gut ging. Dieser Gesichtsausdruck war Granit. Töchterliche Beteuerungen konnten nichts daran ausrichten.
An jenem Märzabend begleitete er Mums Mimik schon seit dem Betreten des Pubs – und zwar auf die unangenehmste Art, die es gab: ungetrübte Sorge in ihren Augen ohne auch nur ein Wort, das dazu über ihre Lippen kam. Ich konnte diesen Blick sogar spüren, während ich am Stolpertisch saß und Kronkorken sortierte. Diesen inoffiziellen Namen hatte der Tisch direkt rechts am Fenster schon gehabt, als ich vier gewesen war. Er hatte noch nie gerade gestanden, weil der Dielenboden an dieser Stelle uneben war. Also war er gestolpert. Ganz einfach.
Abgesehen von dieser charmanten Eigenschaft lag der Tisch direkt im Schein der Straßenlaterne draußen. Durch den dichten Nebel sickerte nur wenig Licht bis zu mir, doch ich bildete mir ein, dass es mehr war, als die gedimmten Lampen im Pub hergaben. Außerdem war die Alternative ein Platz am Tresen – in direkter Konfrontation mit Mums perfektioniertem Blick der sorgenumwobenen Neuigkeiten.
»Wie lange brauchst du noch? Ich will die Spülmaschine anstellen.«
»Ich bin gleich durch.« Mit etwas Glück war ich schneller, als Mum den Mut gefasst haben würde, mich auf die Ursache ihres Mienenspiels anzusprechen.
»Das hast du vor einer Viertelstunde schon gesagt. Was willst du überhaupt mit den ganzen Dingern?«
»Rasseln«, murmelte ich und hielt einen weiteren Kronkorken ins Licht. Seine Zacken waren beim Öffnen der Tonicflasche, zu der er gehört hatte, völlig verbogen worden. Also sortierte ich ihn zu den ungeeigneten Exemplaren.
Mum seufzte. »Ich bin vermutlich selbst schuld, wenn ich frage, hm?«
Der nächste golden glänzende Flaschenverschluss war einigermaßen intakt und landete in dem Plastikkorb vor mir. Ich beschloss, dass dieser der letzte sein würde, um die Geduld meiner Mutter nicht überzustrapazieren. Es war spät, Dad hatte an diesem Abend nicht helfen können, weil er zu große Schmerzen hatte, und ihre Tochter verlangte ihr nicht nur ab, Müll zu sammeln, sondern zögerte mit der Begutachtung dessen auch noch den wohlverdienten Feierabend hinaus.
»Meine Kollegin will mit ihrer Klasse Rasseln basteln. Und dafür braucht sie die Dinger. Und da ich an der Quelle sitze ...« Ich deutete auf den Korb vor mir, in dem noch viel zu wenige Verschlüsse lagen. Und ich Idiotin hatte Debbie versprochen, mich darum zu kümmern. »Siebenundzwanzig Kinder und je eine Rassel mit zehn Kronkorken. Wir brauchen also eine Menge. Ich fürchte, die hier werden nicht reichen.« Ich wandte mich zu Mum um, die gerade mit einem Tuch über das alte Schild des Pubs wischte. Seinerzeit hatte es noch draußen gehangen – ein altes Holzbrett, auf das die Form einer Distel eingebrannt worden war. Die Geschichte hatte ich in meiner Kindheit so häufig gehört, bis sie zu meiner eigenen geworden war. Wie gute Geschichten es nun einmal tun.
»Und dafür ist es wichtig, dass die Kronkorken perfekt aussehen?«
»Das sind Neunjährige. Es wird schon genug Gejammer geben, weil nicht jeder nur goldene kriegt oder rote oder was auch immer in Debbies Klasse gerade angesagt ist.« Solche Trends waren tagesaktuellen Schwankungen unterworfen. Ich würde also ohnehin keine Chance haben, das zu berücksichtigen. Lediglich den Zustand der Kronkorken konnte ich beeinflussen. Mit allem anderen musste meine Kollegin sich dann selbst rumschlagen.
»Ich könnte Samstag aushelfen«, bot ich an und schnappte mir den Korb mit den auserwählten Exemplaren sowie die Tüte mit denen, die weg konnten. »Den Unterricht für nächste Woche habe ich eh fast fertig vorbereitet. Und den Test kann ich auch Sonntag korrigieren. Also ...« Ich stutzte, als Mum sich der Bar zuwandte und die Hand nach etwas ausstreckte. »Gibt es was zu feiern?«
Sie hatte zwei Tumbler aus dem Regal gezogen – und die Flasche Aberfeldy. Den sechzehnjährigen, nicht den zwölfjährigen. So gern ich diesen Scotch mochte, ich hoffte inständig, das Mum ihn nicht konsultierte, um zu thematisieren, was auch immer ihr auf der Seele lag. Oder wer auch immer.
Sie schnaufte. Ich war nicht sicher, aber ich glaubte zu sehen, wie sie dabei sogar die Nase rümpfte. »Wenn du mich fragst, dann ganz im Gegenteil.« Bis zu dem Punkt hatte ich noch vermeintlich ahnungslos den Müll entsorgen und den Plastikkorb in die Spülmaschine stellen können. Diese Scheinheiligkeit endete mit dem Moment, in dem Mum eines der Gläser vor mir auf der Arbeitsplatte abstellte. Das andere behielt sie in der Hand. »Es gibt Neuigkeiten.« Während sie das in einer unglaublich bedeutungsschweren Tonlage sagte, goss sie mir einen Doppelten ein und sich selbst etwa die Hälfte.
Ich sah auf das großzügig gefüllte Whiskyglas vor mir. »Hm.« Was sollte ich auch sonst darauf erwidern? Vor mir stand ein doppelter Scotch. Nicht der beste, den das Black Thistle führte, aber definitiv einer der guten. Das war mehr Aufwand, als sie sonst betrieb, um mir mitzuteilen, dass meine Jugendliebe in der Stadt war. Whisky, Neuigkeiten und dieser Gesichtsausdruck bedeuteten in Kombination nie etwas Gutes. Vor allem bedeuteten sie ernsthaftere Dramen als längst verheilten Herzschmerz. »Mum, ist alles okay?«
Mum atmete tief durch die Nase ein. Ihre vollen Lippen hatte sie zusammengekniffen, was ihr Gesicht zu einem vollendeten, wütenden Gesamtbild gestaltet hätte, wären ihre Gesichtszüge nicht so weich geraten, dass das fast unmöglich war. Ich wusste das – ich hatte fast das gleiche Gesicht. Wahrscheinlich würden nicht einmal meine Schüler meinen Zorn ernstnehmen, wenn ich nicht exzessiv wütende Blicke geübt und perfektioniert hätte. Mein Badezimmerspiegel musste eine Zeit lang angenommen haben, ich würde ihn abgrundtief hassen.
»Ich habe heute gehört, dass er wieder zurück ist.«
»Im Ernst?« Ich keuchte. Vor allem vor Erleichterung. Es gab überhaupt keine schlimmen Neuigkeiten. Offenbar hatte meine Mutter lediglich eine neue Vorliebe für maßlose Übertreibung entwickelt. Sechzehnjähriger Aberfeldy, verdammt noch mal. War ihr nicht klar, was für einen Schrecken sie mir damit einjagte? »Sein Dad wohnt hier. Natürlich ist Hamish hin und wieder da. Das ist nun wirklich kein Grund ...« Ich deutete auf das Glas. »Ehrlich, Mum. Die letzten Male bin ich ihm nicht mal begegnet. Hättest du mich nicht die ganze Zeit angesehen, als würde ich jeden Moment in Tränen ausbrechen, hätte ich gar nicht gewusst, dass er da ist. Das...




