Buch, Deutsch, Band Band 032, 964 Seiten, Format (B × H): 168 mm x 236 mm, Gewicht: 55 g
Reihe: Forschungen zur kirchlichen Rechtsgeschichte und zum Kirchenrecht
Kriegskonzepte und Neutralitätsvorstellungen in der Frühen Neuzeit
Buch, Deutsch, Band Band 032, 964 Seiten, Format (B × H): 168 mm x 236 mm, Gewicht: 55 g
Reihe: Forschungen zur kirchlichen Rechtsgeschichte und zum Kirchenrecht
ISBN: 978-3-412-22142-3
Verlag: Böhlau
Wie dachten frühneuzeitliche Menschen über den Frieden, wie über den Krieg, wie über diejenigen, die sich 'neutral' aus Kriegen heraushalten wollten? War der Frieden ein Wert an sich? Wurde der Krieg in diesen so wenig friedlichen Jahrhunderten als Normalzustand empfunden? Begünstigte das Konzept der 'Ehre' eine kriegerische Grunddisposition der Eliten? Lassen sich Entwicklungstrends im Verlauf der Frühen Neuzeit ausmachen, beispielsweise eine Säkularisierung der Rede über Krieg und Frieden? Wann verdichteten sich Verhaltenserwartungen zu völkerrechtlichen Normen, die das Verlässlichkeitsdilemma internationaler Politik etwas zu dämpfen vermochten? Solchen und weiteren Fragen ist diese umfassende Studie in vormodernen Flugschriften, politologischen Abhandlungen, völkerrechtlichen Publikationen und Akten auf der Spur.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Sozialwissenschaften Politikwissenschaft Internationale Beziehungen Konflikt- und Friedensforschung, Rüstungskontrolle, Abrüstung
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Kultur- und Ideengeschichte
- Interdisziplinäres Wissenschaften Wissenschaften Interdisziplinär Friedens- und Konfliktforschung
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Militärgeschichte
- Sozialwissenschaften Politikwissenschaft Militärwesen
Weitere Infos & Material
Inhalt
Vorworte, Fragestellungen
A. Kein goldener Rahmen: was wir über die Voraussetzungen von Krieg und Frieden so alles nicht wissen
1. 'Qui bellum dixit, malum omne dixit'? Zur Wertschätzung des Friedens in der Vormoderne
1.1 Was uns befremden könnte
1.2 Hat der Frieden einen moralischen Bonus?
1.2.1 Tour d’horizon durch die vormoderne Publizistik
1.2.2 Wie dachten die Entscheidungsträger über den Frieden?
1.2.3 Läßt sich eine Verlaufskurve der Wertschätzung des Friedens nachzeichnen?
1.2.3.1 'Dulce bellum inexpertis'. Wird der Diskurs der Neuzeit zu friedlicher oder vielstimmiger?
1.2.3.2 'Ausser Ainigkait des Glaubens, kain beständiger Frid'. Ist der interkonfessionelle Frieden nur Waffenstillstand?
1.2.3.3 'Zwischen Hundt vnd Katzen'. Ist der politische Frieden anthropologisch verfehlt?
1.2.3.4 'Fides Haereticis servanda'. Das universalhistorische Dilemma der Erwartungsverläßlichkeit spitzt sich zu
1.2.3.5 'Die Recht sind vmb Friedens willen gemacht'. Machen Kriegserfahrungen friedfertig?
1.2.3.6 Ausblicke
1.3 Gilt Frieden als Normalzustand?
1.3.1 Der offizielle und der subjektive Kriegszustand
1.3.2 Seitenblicke auf die Guerre de la plume
1.3.3 Die Gefährdung des 'ordo'
2. 'Hier streitet Gott und der Teufel'? Zur Säkularisierung des Krieges
2.1 Die Säkularisierung der Doktrin
2.1.1 Die Kriegsschuldfrage verliert ihre theologische und ethische Brisanz
2.1.1.1 Der Ausgangspunkt: 'Hier streitet Gott und der Teufel'
2.1.1.2 Das Ius ad bellum büßt Prägnanz und intellektuelle Anziehungskraft ein
2.1.1.3 Die 'Trennung von Moral und Politik'
2.1.2 Zur gewundenen Verlaufskurve
2.1.3 Gab es einen Resakralisierungsschub?
2.1.3.1 Die 'idea that God commands certain wars'
2.1.3.2 Ein erster Siedepunkt konfessioneller Emphase: die Jahre um 1620
2.1.3.3 Ein zweiter Siedepunkt konfessioneller Emphase: die frühen 1630er Jahre
2.1.3.4 Ein Blick in weitere Teile Europas
2.1.3.5 Militante Kritik am 'Bluetdurst'
2.1.4 Anhangsweise: einige weltgeschichtliche Betrachtungen
2.1.4.1 Ist das Oszillieren zwischen dem erlaubten und dem gebotenen Krieg eine universalhistorische Konstante?
2.1.4.2 Erleben wir eine Renaissance des Gerechten Kriegs?
2.2 Eine Säkularisierung der Kriegspraxis?
2.2.1 Forschungsspuren
2.2.2 Weltanschauung als parteibildender Faktor
2.2.3 Ein 'Zeitalter der Glaubenskriege'?
2.2.3.1 Frühe deutsche Konfessionskriege
2.2.3.2 'A final apocalyptic clash': Blicke in Europas Nordwesten und Westen
2.2.3.3 Der große deutsche Konfessionskrieg
2.2.4 'Machiavellus gallicus': Schrittmacher Frankreich?
2.2.4.1 Ein Clash of cultures
2.2.4.2 Auto- und Heterostereotypen
2.2.4.3 Die Hohe Schule des Zynismus
2.2.4.4 Auch die Memoria wird entkonfessionalisiert
2.2.4.5 Resümee und Ausblicke
3. Weitere konzeptionelle und strukturelle Unklarheiten
3.1 'Ehre' und vormoderne Bellizität
3.1.1 Säkularisierung als Rationalisierung?
3.1.2 Ruhm, Ehre, Gloire
3.1.3 Eine kriegstreibende mentale Disposition der Vormoderne?
3.1.4 Eine Epoche der 'Ehrensucht'?
3.2 Vertrauenerweckend: die trügerischen Schlagworte 'Gleichgewicht' und 'Staatensystem'
3.2.1 Die 'Balance of Power', oder: ein Running Gag der Geschichte der Internationalen Beziehungen
3.2.2 Ein 'System' aus 'Staaten'?
3.2.3 Wann war das Völkerrecht 'klassisch'?
3.3 Zur Verlaufskurve zwischenstaatlicher Erwartungsverläßlichkeit
4. Einige methodische Bemerkungen
B. 'Guerra di stato' oder 'guerre de religion'? Zur Wahrnehmung des böhmischen Aufstands in Europa
1. Die 'Torheit der Regierenden', oder: was zeitgenössische Akteure und was Historiker für wichtig halten
2. Religionskrieg oder Rebellion? Die Deutungsangebote der unmittelbar Beteiligten an Europas Höfe
3. Um 'Religion' oder 'Region'? Die Interpretationsarbeit der Flugschriften
4. Wahrnehmungsmuster der Entscheidungsträger
4.1 Divergierende Deutungen – zum Beispiel Wettin
4.2 Wahrnehmungsweisen außerhalb des Reiches
4.2.1 'Guerra di stato': Deutungsmuster Jakobs I. von England
4.2.2 'Guerre de religion': Deutungsmuster an der Seine
4.2.3 Ein Rundblick
4.3 Wahrnehmungsweisen im Reichsverband
4.3.1 Der Fenstersturz in evangelischer Wahrnehmung
4.3.2 Die böhmische Königswahl in evangelischer Wahrnehmung
4.3.3 Katholische Beobachter
5. Zwei Nachträge
5.1 Geschichte als Argument
5.2 Ein Desiderat: Wahrnehmungsmuster außerhalb der Rats- und Gelehrtenstuben
C. Akzeptanzprobleme der vorklassischen Neutralität
1. Aktuelle und forschungsgeschichtliche Zugänge
1.1 Wie wir die Neutralität kennen
1.2 Das forschungsgeschichtliche Manko
1.3 Einzelne Veröffentlichungen – ein Überblick
1.4 Aufschlußreich: welche Fragen nach wie vor offen sind
1.4.1 Wann verdichten sich Verhaltenserwartungen zu Normen?
1.4.2 Der langwierige Abschied von binären Codes
1.4.3 'Die Grenzen meiner Sprache bedeuten die Grenzen meiner Welt'
1.5 Was diese Studie vielleicht leisten kann und was sicher nicht
2. Die Bewertung der Neutralität in Druckwerken
2.1 Wider das 'abscheuliche Monster der Neutralitet': die Polemik der Flugschriften
2.1.1 Was sollen uns Flugschriften?
2.1.2 Zwischen Widerstands- und Neutralitätsdiskurs
2.1.3 Zwischen konfessionspolitischer und militärischer Neutralität
2.1.4 'Welcher nur halb vnsers Herr Gotts seyn will, der ist gar des Teuffels': eine erste Aufgipfelung der Neutralitätskritik
2.1.5 'Der HErr Christus verwirfft die Neutralitet': die zweite Aufgipfelung der Neutralitätskritik
2.1.6 Ein Blick über den Kanal
2.1.7 Die Überwindung des Konfessionellen Zeitalters im Spiegel der Neutralitätsdiskurse
2.1.7.1 Beiläufigkeit kehrt ein
2.1.7.2 Neutralitätskritik kommt ohne 'Teuffel' und 'Hölle' aus
2.1.7.3 Moralisch einwandfrei oder gewitzt? Multiperspektivität wird möglich
2.2 'Neutralitas stultitia est': politologische Pionierwerke, Dissertationen
2.2.1 Tour d’horizon durch die europäische Gelehrtenrepublik
2.2.2 Exkurs in ihre Zettelkästen
2.2.3 Die deutsche Politikwissenschaft
2.2.4 Der Niederschlag in Dissertationen
2.2.5 Seitenblick in Sentenzensammlungen
2.3 'Ius necessitatis' oder 'ius gentium'? Die späte Begriffskonturierung im völkerrechtlichen Diskurs
2.4 Fragen quer zu den Gattungsgrenzen
2.4.1 Moralischer Defekt oder Rechtsfigur?
2.4.1.1 Das fortwährende Renommeedefizit
2.4.1.2 Der Verrechtlichungsprozeß
2.4.1.3 Die 'Politica' – nichts als überlanger Anlauf zum Völkerrecht?
2.4.2 'Wetterhanen' oder stabile Äquidistanz?
2.4.3 Ist jedes Staatswesen jederzeit zur Neutralität berechtigt?
2.4.4 Soll der Neutralenstatus vor Kriegsunbilden schützen?
2.4.4.1 Zum Beispiel: Truppentransfers; das 'grotianische' Erbe
2.4.4.2 Der Eigentumsbegriff des Hugo Grotius wird fraglich
2.4.4.3 Andere Problemfelder
2.4.5 Schützt der Neutralenstatus vor Kriegsunbilden?
2.4.6 Zwei kleine Epiloge
3. Zur Praxis der Neutralität
3.1 Noch einmal: was diese Studie nur streift und was sie fokussiert
3.1.1 Neutralité, neutralità, neutrality. Ein europäischer Rundblick
3.1.1.1 Das Quellenproblem
3.1.1.2 Warum eidgenössische Außenpolitik für diese Studie unergiebig ist
3.1.1.3 Vielfältige vormoderne Neutralitätstraditionen
3.1.2 Rechercheschwerpunkte
3.1.2.1 Die späten Kriege Karls V
3.1.2.2 Die Zeit der zugespitzten konfessionellen Konfrontation
3.1.2.3 Der Dreißigjährige Krieg
3.1.2.4 Seitenblicke: der Erste Nordische Krieg
3.1.2.5 Der Holländische Krieg
3.1.3 Einige Beobachtungen im näheren Umfeld von Neutralitätsverträgen
3.1.3.1 'Gratia indulsimus': kein abrufbares Recht, sondern Gnadenerweis
3.1.3.2 Zum Beispiel: die 'rudes conditions' des Schwedenkönigs Gustav Adolf
3.1.3.3 'Papier und Dinte': Neutralitätsverträge schaffen auf beiden Seiten keine 'Gewißheit'
3.1.3.4 'Sera toûjours prest à donner des preuves de son affection': der Neutralfreund ist stets zu Diensten
3.2 Die Akzeptanzprobleme der Neutralität im Spiegel diplomatischer Akten
3.2.1 Beispielsweise: Eine Fußnote zum Dreißigjährigen Krieg
3.2.2 Um Neutralität muß man 'bitten'
3.2.2.1 'Ich will von keiner neutralität nichts wissen noch hören': Fundamentalkritik an Neutralitätserklärungen
3.2.2.2 'Ob er fraindt oder feindt sein wölle': zur Reaktion auf Neutralitätserklärungen im Schmalkaldischen Krieg
3.2.2.3 'Von ainer solchen gemainen sach nit absonndern': zur Reaktion auf Neutralitätserklärungen im Fürstenkrieg
3.2.2.4 'Welcher uns am Narrenseil so lang herumgeführt': zur Reaktion auf Neutralitätserklärungen im Dreißigjährigen Krieg
3.2.2.5 'Was für schädliche frücht': zur Reaktion auf Neutralitätserklärungen im Holländischen Krieg
3.2.3 Unklare Begriffskonturen
3.2.3.1 Der sachliche Umfang neutraler Indifferenz als Variable des Machtgefälles
3.2.3.2 Keine Äquidistanz
3.2.4 Kein Schutz der territorialen Integrität des Neutralen
3.2.4.1 Drei Indikatoren
3.2.4.2 'Menigelichen plindt unnd alles genommen': Beobachtungen im 16. Jahrhundert
3.2.4.3 'Landt unnd Leutte außgemergelet': Beobachtungen im Dreißigjährigen Krieg
3.2.4.4 Die 'raison de guerre' der Söldnerführer
3.2.4.5 'Das sich die underthonnen sobaldt nicht erhollen dürffen': Beobachtungen im Holländischen Krieg
4. Topoi des vormodernen Neutralitätsdiskurses
4.1 Neutralität ist unklug
4.2 Neutralität ist unehrenhaft
4.3 Neutralität ist sündhaft
5. 'Moyenner la paix' – kompensieren Friedensvermittlungen das Sicherheits- und Ehrdefizit?
5.1 Politisches oder militärisches Schutzschild?
5.1.1 Neutralität, Frieden und Vermittlung in der Publizistik
5.1.2 'Die gutte unnd gegenrustung sich nit wol neben eynander gedulden': was sich Akten des 16. Jahrhunderts von der Vermittlerpose erhoffen
5.1.3 'Da wissen wür Jhnen dermahlen hierinfahls nichts specials vorzuschreiben': die Vermittlerpose in Akten des 17. Jahrhunderts
5.1.4 'Armirte' Neutralität und 'tiers parti'
5.2 Diplomatische Einigelung oder erhöhte politische Aktivitäten?
5.2.1 Das Quellenproblem; und einige Schlaglichter
5.2.2 Für die 'salvirung unserer landen, benebens erhaltung rechter neutralitaet': der mikroskopische Blick auf ein Beispiel
6. Zugleich ein Resümee: konzeptionelle und strukturelle Gründe für das Akzeptanzproblem vormoderner Neutralität
6.1 Schimpf und Schande – Neutralität verscherzt 'Ehre' und 'Ruhm'
6.2 Sündenbesudelt – Neutralität verscherzt das Seelenheil
6.2.1 'Let cursed neutrality go to Hell'
6.2.2 Ein Indikator für Säkularisierungsprozesse?
6.2.3 Noch einmal: die Beharrungskraft binärer Codes
6.3 'Papier und Dinte' – das Problem der Erwartungsverläßlichkeit
6.3.1 Neutralität ist nicht völkerrechtlich bewehrt
6.3.2 Ein Indikator für die Ausformung des regelgesteuerten modernen Staatensystems?
6.3.2.1 Der neue Götze 'souveraineté'
6.3.2.2 Und das Gleichgewicht?
6.4 'Neutralitet wider das oberhaupt' – Neutralität verstößt gegen 'gehorsam' und 'trew'
6.4.1 Präliminarien; und einige weitere Seitenblicke aufs Baltikum
6.4.2 'Comme prince electeur et nre vassal et du st empire': Neutralität und Lehnsbande im 16. Jahrhundert
6.4.3 Neutralität zwischen territorialer 'ratio status' und Reichspatriotismus
6.4.3.1 Inwiefern Wiener Gehorsamsappelle in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts wirkten und wo nicht
6.4.3.2 Patriotische versus Friedensdiskurse: Beobachtungen in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts
6.4.4 Ausblicke
6.5 Schlußbetrachtung
Quellen- und Literaturverzeichnis
Verzeichnis der Personen und wichtiger Sachbetreffe