Grass | Das Pegasosgen | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 2, 496 Seiten

Reihe: Das Pegasosgen

Grass Das Pegasosgen

Velludo
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-946381-72-3
Verlag: Shadodex - Verlag der Schatten
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Velludo

E-Book, Deutsch, Band 2, 496 Seiten

Reihe: Das Pegasosgen

ISBN: 978-3-946381-72-3
Verlag: Shadodex - Verlag der Schatten
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»Velludo entwickelt sich zu einem der seltenen Urväter der Rasse. Das erklärt auch sein eigenartiges Verhalten. …«

(Abdai bin Nuhr)

Gab es tatsächlich mächtige fliegende Pferde, die mit einem Reiter auf dem Rücken durch die Luft glitten, oder sind diese sogenannten Urväter der Rasse nur ein Mythos?

Über ein Jahr ist seit der Geburt des geflügelten Hengstfohlens Velludo vergangen und noch ahnen nur Wenige, dass aus dem einst dem Tod geweihten Tier ein riesiges fliegendes Pferd werden wird, das die Welt komplett auf den Kopf stellen könnte. Damit dies nicht passiert, soll Velludo ins Rif Gebirge nach Marokko umziehen, wo er geschützt vor neugierigen Augen seine Bahnen am Himmel ziehen kann. Doch Rike ist dagegen und begibt sich mit dem Hengst auf eine waghalsige Flucht, die ihr das Leben kosten könnte.

Band 2 des erfolgreichen Romans »Das Pegasosgen« von Eve Grass lässt euch nicht nur tief in die Probleme blicken, die die Existenz eines solchen Wesens mit sich bringen könnte, sondern auch in die Seele der fliegenden Pferde, denn diese sind ganz anders als die Pferde, die ihr kennt. Werden sie einst den Himmel wieder bevölkern?

»Wir Menschen haben nicht das Recht dazu, solche majestätischen Tiere in dunklen Ställen zu verstecken, nur weil wir Angst davor haben, sie könnten einen Teil der Welt für sich beanspruchen.« (Rike Bauer)

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1940, Sierra Nevada (José erzählt)


Keiner konnte damals nachvollziehen, woher die Eintragungen im nationalhistorischen Archiv von Madrid stammten. Aber sie waren so eindeutig, dass Adolf Hitler persönlich zwei Wissenschaftler der Leipziger Fakultät für Veterinärmedizin nach Granada entsandte. Sie sollten sich auf die Spurensuche nach den fliegenden Pferden begeben. Wie effektiv hätte eine solche Spezies die Kriegsgeschicke im Zweiten Weltkrieg beeinflussen können? Eine Waffe, mit der kein Feind je rechnen würde! Neben Hunden, die mit Sprengstoff am Halsband unter feindliche Panzer krochen, oder Fledermäusen, die zu Tausenden kleinste Mengen Brandsätze in leicht entflammbare Dachstühle trugen, wären fliegende Pferde extrem gut geeignet, lautlos in fremde Lufträume einzudringen. Franco selbst zeigte eher Desinteresse an solchen Forschungen, er überließ weitschweifige Entwicklungen lieber Adolf Hitler, dem er einen Großteil seiner Macht verdankte.

Christian von Baretz und sein Kollege Friedrich Aldebrecht waren Spezialisten auf dem Gebiet der Tiermedizin und Tierforschung. Sollten sich die Eintragungen aus dem Madrider Archiv bewahrheiten, dann würden sie hier im Raum Granada fündig werden. Die beiden Nazis waren dafür mit Sonderrechten ausgestattet. Sie durften Grabungen vornehmen, wo immer es nötig schien. Privatgrundstücke stellten kein Hindernis dar, und sogar die Rekrutierung von Personal unter der Bevölkerung war ihnen seitens der Regierung von Spanien gestattet. Allerdings hatten die Wissenschaftler von Propagandaminister Göbbels den Hinweis erhalten, wenig Aufsehen in Spanien zu erregen. Hitzköpfe oder Quertreiber sollten sie dezent umgehen. Dies, verdeutlichte der Minister, sei man dem General Franco schuldig.

»Fritz, kannst du mir verraten, warum es in diesem Land so heiß ist? Wir haben Anfang Mai, und hier brennt mir die Sonne schon die Haare von der Stirn.«

Friedrich Aldebrecht, ein schlanker, drahtiger Fünfzigjähriger, rückte sich seine elegante Sonnenbrille zurecht. »Christian, du hattest schon zu Hause im Reich eine Halbglatze. Also schieb nicht alles auf die spanische Sonne.«

Der Angesprochene fuhr sich mit den gepflegten Fingern über das schüttere, graue Haar. Er war etwas älter als sein Kollege, dennoch empfand er Stolz auf seine sportliche Figur. Als Arzt und Naturwissenschaftler mit direktem Kontakt zum Führer achtete er extrem auf Fitness. »Ich will mir keinen Sonnenbrand holen, aber mit Hut sehe ich irgendwie so gedrungen aus.«

Aldebrecht, der Zoologe von der Fakultät Leipzig, seufzte. »Mal im Ernst, Christian … So langsam sollten wir erste Ergebnisse nach Hause liefern. Wir tappen ziemlich im Dunkeln, und ich bin mir gar nicht mehr sicher, ob dieser Ort hier der richtige Ausgangspunkt für die Suche ist.«

»In den Papieren stand ausdrücklich, wir sollen die Bevölkerung von Pinos Genil befragen.«

Friedrich Aldebrecht runzelte die Stirn und antwortete: »Natürlich stand das in den Papieren, aber die Hinweise aus dem Archiv sind über vierhundert Jahre alt. Vielleicht sollten wir uns direkt auf der Alhambra mal umsehen.«

Christian von Baretz nickte und blinzelte in die Sonne. »Das sollten wir in Erwägung ziehen. Aber ich würde vorschlagen, wir erhöhen den Druck auf die Bauern etwas. Irgendwie habe ich das Gefühl, die wollen uns nicht alles verraten.«

Aldebrecht strich über sein blütenweißes, kurzärmliges Hemd. »Unter uns, Christian, ich bin Zoologe, und ich befürchte ohnehin, dass sich unser Führer hier in eine fixe Idee verrannt hat. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es je eine Spezies Pferd gegeben hat, welche fliegen konnte.«

»Ich bin Arzt, und ich habe in all meinen Dienstjahren gelernt, dass in der Medizin nichts unmöglich ist. Wir haben Hinweise auf diese fliegenden Pferde, und wir werden dem Führer welche mitbringen. Davon bin ich überzeugt, Kollege.« Von Baretz lachte laut auf. »Und nun lass uns in diese Spelunke gehen, in der wir gestern den schwarzhaarigen Trunkenbold getroffen haben. Kinder und Besoffene sagen meist die Wahrheit.«

Das Wasser des Genil bildete Schaumkrönchen, als es die Gesteinsbrocken umrundete. Von den schmutzigen Fensterscheiben der düsteren Kneipe aus betrachtet vermittelte das bewegte Nass den Eindruck von Kühle.

Friedrich und Christian hatten sich an einen Holztisch gesetzt, auf dessen Oberfläche man noch die Speisereste der letzten Zecher erkennen konnte.

Der Wirt bemühte sich erst gar nicht, seine deutschen Gäste am Tisch zu bedienen. Von der Theke aus brummte er gelangweilt: »Zwei Bier?«

Von Baretz wollte aufbrausen, aber sein Kollege zwinkerte ihm zu und schüttelte fast unmerklich den Kopf.

»Richtig, Herr Wirt, zwei Bier sind gerade richtig bei dem Wetter.« Friedrich Aldebrecht hatte früh lernen müssen, Emotionen im Zaum zu halten. Dieses Attribut hatte ihm entscheidend geholfen, seine Position im Deutschen Reich zu festigen. Nicht umsonst pflegte er den direkten Umgang mit Deutschlands Führung.

Die Augen der beiden fein gekleideten Männer wanderten zur Tür. Ein Betrunkener betrat die Kneipe. Er trug Reithosen, hinkte stark und sein pechschwarzes Haar war vermutlich seit Monaten nicht mehr mit Wasser und Seife in Berührung gekommen. Der Wirt, der zwei Bier für die Deutschen zapfte, musterte den Gast mit sichtlichem Unmut.

»He, Cortéz«, schnauzte er den kleinen braun gebrannten Spanier an. »Am besten drehst du wieder um. Ich gebe dir nichts mehr zum Saufen. Du kannst ohnehin nicht bezahlen.«

Der schmuddelige Mann blickte den Wirt gelangweilt an. »Gib nicht so an, elender Halsabschneider. Wäre dein Vater nicht vor einem Jahr gestorben, hättest du die Kneipe nicht geerbt und könntest den armen Menschen nicht das Geld aus der Tasche ziehen.«

Der Wirt umrundete den schäbigen Tresen und brachte die Biergläser zu seinen Gästen, die diese Szene interessiert verfolgten.

»Eduard Cortéz, verschwinde aus meiner Gaststube. Ich sag es dir nicht noch einmal.«

Von Baretz, der zusammen mit seinem Kollegen zu Hause bereits die spanische Sprache erlernt hatte, mischte sich ein. »Aber Herr Wirt, bringen Sie diesem netten Herrn doch ein Gläschen Rotwein. Sie dürfen es gern auf unsere Rechnung schreiben.« Mit einer ausladenden Geste lud er den betrunkenen Spanier ein, sich zu setzen.

Cortéz betrachtete die Deutschen misstrauisch, denn sie verrieten sich durch ihre elegante Kleidung als Ausländer. »Die Einladung nehme ich gern an«, antwortete er dennoch lallend. »Aber ein Weinbrand wäre mir viel lieber als dieser verdünnte Wein, den der Wirt hier ausschenkt.«

Ein Hauch von Pferdeduft entstieg seinen Klamotten, als er sich am Tisch der beiden Wissenschaftler niederließ.

»Sie sind Reiter?«, fragte von Baretz interessiert.

»War ich mal«, brummte Cortéz missmutig.

Der Wirt brachte ein Wasserglas voll mit stark riechendem Alkohol. »Ich habe gleich eine größere Portion eingeschenkt für diesen Saufkopf. Das geht dann auch auf Ihre Rechnung, meine Herren.«

Eduard Cortéz griff nach dem fleckigen Glas. Seine Hände zitterten. Dann stürzte er einen großen Schluck der braunen Flüssigkeit hinunter und wischte sich fahrig über die rissigen Lippen.

»Das tut gut. Vielen Dank meine Herren.« Seine blutunterlaufenen Augen wanderten über die Gesichter der Gönner. »Sie sind nicht von hier, oder?« Als keine Antwort kam, setzte er nach. »Deutsch? … Habe ich recht, Sie kommen aus Deutschland?«

Aldebrecht nickte bedächtig. »Sie haben die Frage meines Kollegen noch nicht erschöpfend beantwortet. Arbeiten Sie mit Pferden?«

Eduard Cortéz führte das Glas mit dem Weinbrand erneut an seine Lippen. »Ich bin ein dreckiger Pferdeknecht«, sagte er desillusioniert. »Verdiene mir mein Geld mit dem Einfahren und Zureiten von Pferden. Aber meistens miste ich Ställe aus, um nicht zu verhungern.«

Von Baretz schaute ihm tief in die Augen. »Das ist ja interessant. Dann können Sie uns sicherlich Informationen liefern. Wir sind auf der Suche nach einigen ganz speziellen Pferden.«

»Da kann ich Ihnen nicht weiterhelfen, meine feinen Herren«, witzelte Cortéz und lachte uncharmant. Seine Zähne waren gelb vom Rauch ungefilterter Zigaretten, und sein Atem roch nach billigem Schnaps. Er tastete erneut nach dem Glas, da stoppte ihn von Baretz mit einem hastigen Griff.

»Nicht so schnell, mein spanischer Freund«, zischte er gefährlich leise. »Noch haben wir nicht gesagt, was genau wir suchen.«

Eduard Cortéz wirkte verwirrt. Was bildeten sich diese beiden Deutschen eigentlich ein? Grob zog er seine Hand weg und schickte einen zornigen Blick quer über den Tisch. »Über Pferde will ich aber nicht reden.«

Von Baretz sprang auf, packte die Stuhllehne seines Gegenübers und stieß diese nach hinten. Mit einem dumpfen Aufprall landete der Betrunkene auf dem schmierigen Steinfußboden. Der Wirt erschrak, er mischte sich jedoch nicht in die Szene ein.

»Aber mein Kollege und ich wollen uns mit dir darüber unterhalten, Kumpel. Ich denke, du erhebst dich jetzt, setzt dich wieder brav an diesen Tisch, und dann führen wir drei einen netten Plausch.«

Cortéz’ Nase begann wegen des Aufpralls zu bluten. Umständlich erhob er sich. Auf den dunklen Fliesen blieben Blutspritzer zurück. Außerdem hatte er Probleme mit dem linken Bein, es wirkte verkrüppelt. In seinem Gesicht stand Schmerz.

Aldebrecht richtete ungerührt das Wort an den kleinen Spanier. »Haben Sie da eine Verletzung?«

»Sie sind ja von der schnellen Sorte, warum glauben Sie denn, dass ich mit Ihnen nicht über Pferde reden will?« Einen Moment...



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