Sonstiges, Deutsch, mit 1 Booklet, Format (B × H): 123 mm x 141 mm, Gewicht: 112 g
Homer - Sophokles - Aristophanes - Xenophon - Thukydides - Platon
Sonstiges, Deutsch, mit 1 Booklet, Format (B × H): 123 mm x 141 mm, Gewicht: 112 g
ISBN: 978-3-487-11807-9
Verlag: Olms Georg AG
Das Altgriechische unterschied sich in Aussprache und Vortragsweise von
den uns geläufigen modernen Sprachen in zweifacher Hinsicht. Während im
Deutschen, Französischen, Englischen, Italienischen, auch im Neugriechischen,
alle Silben von ungefähr gleicher Länge sind, unterschied das Altgriechische
scharf zwischen kurzen und langen Silben, welche etwa doppelt so
lang gesprochen wurden wie die kurzen Silben. So ergab sich für jedes Wort
und jede Wortfolge ein bestimmter Rhythmus im musikalischen Sinne, eine
bestimmte Folge langer und kurzer Noten. Diese Folge war ungeregelt in der
Prosa, der ungebundenen Rede; Poesie, gebundene Rede, entstand, wenn die
einzelnen Worte so gefügt wurden, daß eine kunstmäßig geregelte Folge kurzer
und langer Silben, d.h. kurzer und langer Noten, und damit ein bestimmter
musikalischer Takt herauskam. Folgten regelmäßig einzelne kurze und lange
Silben aufeinander, oder, so ergab sich ein 6/8-Takt. In diesem sind
also Iamben und Trochäen vorzutragen. Folgten regelmäßig auf eine lange
Silbe (Note) zwei kurze Silben (Noten) oder eine lange, also oder
oder, so ergab sich ein 4/4-Takt. In ihm also sind Daktylen und Anapäste
und Spondeen zu sprechen. Das weiß man von jeher. Tatsächlich aber werden
gemeinhin – aus dem Geist der deutschen Sprache heraus, die kein Differenzieren
von langen und kurzen Silben kennt – Daktylen im 6/8, Iamben und
Trochäen im 2/4- oder 4/4-Takt gelesen. Päonische Verse gar (Kretiker und
Bakcheen) bekommt man kaum jemals im richtigen, d.h. im 5/8-Takt zu hören.
Schwerer noch als im Rhythmus ist in der Betonung das Richtige zu treffen.
Die Akzente, die alle (oder fast alle) griechischen Worte tragen, bedeuten
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nicht, daß die so „betonten“ Silben stärker, sondern daß sie musikalisch höher
zu sprechen sind (was nicht ausschließt, daß die musikalische Erhöhung auch
eine stärkere Betonung nach sich zieht). Eine den Akut tragende Silbe ist höher
zu sprechen als die vorangehenden Silben, und in einer den Zirkumflex
tragenden Silbe steigt und fällt der Ton. Beides, die wechselnde Folge langer
und kurzer Noten und das musikalische Steigen und Fallen des Tones, muß
der griechischen Sprache einen ausgesprochenen musikalischen Charakter gegeben
haben, sowohl der Prosa wie, noch ausgeprägter, der Poesie mit ihren
festen musikalischen Rhythmen. Nur wenn man die Accente musikalisch versteht
und spricht, wird die schon dem aufmerksamen Schüler auffallende Unstimmigkeit
behoben, daß die Akzente, die man in der Prosa sorgfältig zu beachten
lehrt, beim Vortrag von Versen gänzlich unbeachtet gelassen werden.
Damit der Hörer dem Vortrag besser folgen kann, sind der CD die vorgetragenen
Texte beigegeben und für Hörer, deren griechische Kenntnisse schon
etwas verblaßt sind, eine (ziemlich wörtliche) Übersetzung.
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Alte Geschichte & Archäologie Geschichte der klassischen Antike Griechische Geschichte
- Geisteswissenschaften Literaturwissenschaft Klassische Literaturwissenschaft Klassische Griechische & Byzantinische Literatur
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Kultur- und Ideengeschichte