Buch, Deutsch, 60 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 107 g
Buch, Deutsch, 60 Seiten, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 107 g
ISBN: 978-3-96146-793-8
Verlag: Diplomica Verlag
Im Rahmen der Studie wird untersucht, ob medizinische Laien, die anhand des Luxemburger Algorithmus zur Telefonreanimation angeleitet werden, einen Kreislaufstillstand zuverlässig erkennen können und anschließend eine adäquate Herzdruckmassage durchführen können. Dafür werden 43 Laien, die noch keinen Erste-Hilfe-Kurs absolviert haben, in zwei verschiedenen Experimenten von einem Disponenten der Rettungsleitstelle per Telefon angeleitet. Von zentralem Interesse ist die Zeit bis zum Beginn der Herzdruckmassage. Basierend auf den Untersuchungsergebnissen werden außerdem Vorschläge zur Optimierung der telefonischen Anleitung durch den Disponenten gemacht.
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizinische Fachgebiete AINS Notfallmedizin & Unfallmedizin (inkl. Notdienste)
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizin, Gesundheitswesen Medizinische Berufe, Gesundheitsfachberufe
- Medizin | Veterinärmedizin Medizin | Public Health | Pharmazie | Zahnmedizin Medizin, Gesundheitswesen Telemedizin, e-Health
Weitere Infos & Material
Textprobe:
Kapitel 2, Problemaufriss:
Im Jahr 2016 sind in Luxemburg 3.978 Einwohner gestorben, 50,9 % waren Männer und 49,1 % Frauen. In Luxemburg liegt die Lebenserwartung für Männer bei 78 Jahren und für Frauen bei 80 Jahren. Die häufigste Todesursache im Jahr 2016 war – wie schon in den Vorjahren – eine Herz-Kreislauf-Erkrankung, 31,8 % aller Sterbefälle waren darauf zurückzuführen. Von den 1.264 Menschen, die an einer Kreislauferkrankung verstarben, waren 596 Männer und 668 Frauen (vgl. Institut national de la statistique, Luxemburg in Zahlen, Todesursachen, STATEC, 2018).
Auch wenn in Luxemburg unterschiedliche Faktoren wie das rasche Absetzen des Notrufs, das schnelle Eintreffen der Rettungsdienste und der Einsatz von „First Respondern“ in ländlichen Gegenden das schnelle Einleiten von notwendigen Maßnahmen fördern, ist und bleibt der sofortige Beginn der Herz-Lungen-Wiederbelebung die wichtigste Maßnahme. Das nötige „Know-how“ zur Herz-Lungen-Wiederbelebung kann in Erste-Hilfe-Kursen erlernt werden, dennoch wird immer wieder festgestellt, dass, wenn der Notfall eintritt, die Zeugen sich weigern, Erste-Hilfe-Maßnahmen anzuwenden. Eine Möglichkeit, dem entgegenzuwirken, wäre es, die Zeugen in Echtzeit, nachdem der Notfall abgesetzt wurde, zur Reanimation des Patienten zu animieren bzw. zu motivieren. Dies kann durch den Leitstellendisponenten, nachdem dieser parallel die benötigte professionelle Hilfe alarmiert hat, erfolgen. In Luxemburg zeigen die Kampagnen zur Vermittlung grundlegender Wiederbelebungsmaßnahmen trotz der bemerkenswerten Anstrengungen des nationalen Ausbildungsinstituts für Rettungsdienst und Feuerwehr aufgrund einer Reihe von Umständen bei den Bürgern nur begrenzte Wirkung. Als Hauptgründe sind Zeitmangel, Angst vor Fehlverhalten, Angst das Opfer zu verletzen und ungerechtfertigte Angst vor Ansteckung zu nennen. Bis heute sind Erste-Hilfe-Kurse in Luxemburg keine Pflicht, auch nicht, wenn man wie in Deutschland den Pkw-Führerschein erwerben möchte. Die Motivation zum Erlernen grundlegender Wiederbelebungsmaßnahmen sowie zur Aufrechterhaltung des erworbenen Wissens bleibt gering. Aus diesem Grund wurden Initiativen ins Leben gerufen, bei denen mittels neuer Kommunikationstechnik, beispielsweise Mobiltelefonen, die frühe Einleitung lebensrettender Maßnahmen unterstützt wird.
Aktuell wird in Luxemburg zur Telefonreanimation ein Algorithmus aus Belgien benutzt, der aber modifiziert wurde. Dieser in Luxemburg verwendete Algorithmus wurde bisher in keiner wissenschaftlichen Untersuchung auf seine Wirksamkeit hin untersucht. In Luxemburg leben gegenwärtig Menschen mit ungefähr 170 verschiedenen Nationalitäten. Die Bevölkerung besteht zu einem Drittel aus Nicht-Luxemburgern. In der Hauptstadt sind es sogar 69 %. Der Algorithmus zur Telefonreanimation steht dem Disponenten aktuell nur in drei Sprachen zur Verfügung (Luxemburgisch, Französisch und Deutsch), eine englische Version wäre aus Sicht der Verfassers unbedingt nötig, damit es bei der internationalen Population in Luxemburg, die zum Teil nur Englisch spricht, nicht zu Verzögerungen bei der Anwendung von Maßnahmen der Herz-Lungen-Wiederbelebung kommt.
Medizinischer Hintergrund:
Ein Herz-Kreislauf-Stillstand außerhalb des Krankenhauses ist häufig tödlich. Zwei Drittel der Herz-Kreislauf-Stillstände kommen im privaten Umfeld vor. Wenn in diesen Fällen keine Laienreanimation stattfindet, kommt es zu einer erheblichen Verzögerung der so wichtigen lebensrettenden Maßnahmen. Eine kurze Reaktionszeit bei einem Herzstillstand, der von einem Zeugen beobachtet wurde, und ein früher Zugang zur Defibrillation wurden mit besseren Überlebenschancen in Verbindung gebracht (vgl. Hostler et al., 2010, S. 826). In den aktuellen Empfehlungen des ERC (European Resuscitation Council) wird empfohlen, den Anrufer zur Laienreanimation aufzufordern und anzuleiten, da nach erfolgtem Herzstillstand die Überlebenswahrscheinlichkeit sich nach jeder Minute ohne Wiederbelebungsmaßname um 10 % verringert (vgl. Nolan et al., 2010, S. 1219 ff.). Die Telefonreanimation kann die Überlebensrate der Patienten signifikant steigern. In einer finnischen Studie wurden 373 Reanimationen in Helsinki untersucht. Es stellte sich hierbei heraus, dass durch die Telefonreanimation der Anteil der Patienten mit prognostisch günstigem Kammerflimmern erheblich zunahm. Der Anteil der Entlassungen aus dem Krankenhaus stieg für Patienten mit T-CPR von 31,7 % auf 43,1 % (vgl. Kuisma et al., 2005, S. 89 f.) In einer anderen US-amerikanischen Studie von Hoster et al. wurden 9.991 Fälle analysiert. Die Untersuchungen zeigten, dass für Patienten, bei denen die überlebenswichtigen Maßnahmen von Laien durchgeführt wurden, die Überlebensquote bei 15 % lag. Ohne diese Maßnahmen betrug diese Quote höchstens noch 10 %. (vgl. Hostler et al., 2010, S. 830).
Trotz dieses großen Potenzials wird geschätzt, dass nur ein Drittel der Patienten vor dem Eintreffen des Rettungsdienstes von solchen Gesten profitiert. Die meisten Studien berichten von Interventionsraten in der Größenordnung von 16 bis 33 % (vgl. Vukmir et al., 2003, S. 370) In der Praxis wird die kardiopulmonale Wiederbelebung häufiger von Unbekannten bzw. Fremden durchgeführt als von Bekannten oder Verwandten (vgl. Casper et al., 2003, S. 303).
Forschungsfragen:
In vorliegender Bachelorarbeit soll der Luxemburger Telefonreanimationsalgorithmus evaluiert werden. Hierzu sollen zwei Fragen beantwortet werden:
Kann anhand des Algorithmus ein Kreislaufstillstand erkannt werden?
Kann anschließend eine adäquate Reanimation eingeleitet werden?
Methodik und Vorgehen:
Zur Beantwortung der beiden Forschungsfragen wird ein Experiment mit medizinischen Laien aus der luxemburgischen Bevölkerung durchgeführt. Bei diesem Experiment werden sieben Parameter untersucht. Der zentrale Untersuchungsparameter ist die Zeit, die nach dem Absetzen des Notrufs und dem Zeitpunkt bis zur Einleitung der Herzdruckmassage vergeht. Die gesammelten Daten werden anschließend mit ähnlichen Daten aus anderen internationalen Studien verglichen.