Grünzweig / Sinclair / Schulz | Werter Genosse, die Maliks haben beschlossen... | Buch | 978-3-931135-56-0 | sack.de

Buch, Englisch, Deutsch, 368 Seiten, GB, Format (B × H): 139 mm x 215 mm, Gewicht: 571 g

Grünzweig / Sinclair / Schulz

Werter Genosse, die Maliks haben beschlossen...

Briefe 1919 - 1950
Erscheinungsjahr 2001
ISBN: 978-3-931135-56-0
Verlag: Weidle Verlag GmbH

Briefe 1919 - 1950

Buch, Englisch, Deutsch, 368 Seiten, GB, Format (B × H): 139 mm x 215 mm, Gewicht: 571 g

ISBN: 978-3-931135-56-0
Verlag: Weidle Verlag GmbH


Der Briefwechsel Upton Sinclairs mit seiner Übersetzerin Hermynia Zur Mühlen und dem Malik-Verleger Wieland Herzfelde erlaubt einen faszinierenden Einblick in das Verlagsleben der Weimarer Republik wie des Exils.
Es geht dabei nicht allein um Literatur, sondern mehr und mehr um politisches Engagement, um die ideologische Bedeutung von Sinclairs Büchern. Wenn er in seinen Romanen den Schmutz der Schlachthäuser, die Käuflichkeit der Presse oder die Voreingenommenheit der Justiz anprangert, dann ist das Dynamit auf dem Buchmarkt, und Sinclair wird nicht nur in finanzieller Hinsicht das Zugpferd des Malik-Verlages. So kommt es, daß die glühende Kommunistin Zur Mühlen mit dem moderateren Herzfelde um jedes politisch nutzbare Wort des Schriftstellers feilscht. Auch Sinclair selbst wird immer mehr genötigt, Stellung zu nehmen zur Welt- und Tagespolitik, zu seiner Rolle als Sozialist in Amerika und nicht zuletzt zu den Verlagsquerelen, die schließlich 1927 zum Bruch mit Hermynia Zur Mühlen führen. 1933 treten elementarere Dinge in den Vordergrund: die Rettung von Büchern und Unterlagen vor der Beschlagnahme und Vernichtung, dann die Eröffnung der Exilfirma in Prag. Schließlich, nachdem Herzfelde sich in New York niedergelassen hat, berichten die Briefe von den existentiellen Schwierigkeiten des Exilantendaseins und der Gründung des Aurora-Verlags, einer Art Genossenschaft, die von Ernst Bloch, Bertold Brecht, Ferdinand Bruckner, Alfred Döblin, Lion Feuchtwanger, Oskar Maria Graf, Heinrich Mann, Berthold Viertel, Ernst Waldinger und F. C. Weiskopf ins Leben gerufen wird und die Herzfelde leitet.
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Upton Sinclair (1878-1968) entstammt einer verarmten Südstaaten-Familie und verdient sich sein Studium durch das Schreiben von Trivialromanen und Witzen für Zeitungen. Für Dragon's Teeth (Drachenzähne, engl. 1942, dt. 1946) erhält er den Pulitzer-Preis.

Hermynia Zur Mühlen, geb. Gräfin von Crenneville (1883-1951), publiziert auch eigene Werke, so ihre Autobiographie Ende und Anfang (1929) oder die antifaschistischen Romane Unsere Töchter, die Nazinen (1935) und Came the Stranger. 1933 emigriert sie über Österreich und die Tschechoslowakei nach England.

Wieland Herzfelde (1896-1988) leitet von 1917 bis 1933 den Malik-Verlag. Im Prager Exil ist er bis 1939 Herausgeber der Neuen Deutschen Blätter. Danach lebt er in New York und gründet den Aurora-Verlag. 1949 übernimmt er eine Professur in Leipzig.

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Weitere Infos & Material


Hermynia Zur Mühlen an Upton Sinclair,
Frankfurt/M., 6.11.1926

Lieber Genosse,
vielen Dank für Ihren Brief und die Kopie des Briefes an die Maliks. Es ist wirklich keine Habgier meinerseits, aber ich denke doch, daß sie einen Fehler machen, wenn sie Secretary nicht in Buchform veröffentlichen. Ich habe das deutsche Manuskript einigen Genossen vorgelesen, und sie haben alle großen Gefallen daran gefunden und wollen es unbedingt kaufen, sobald es herauskommt. Außerdem herrscht hier eine so große Anbetung und Bewunderung des kapitalistischen Amerika, daß es sehr gut wäre, den Leuten die andere Seite zu zeigen und nichts bringt etwas so schnell um, wie wenn man darüber lacht. Die Maliks – nicht Herzfelde, der nicht anders kann – sind Neidhammel sie wollten das Buch nicht nehmen, da sich kleine Bücher nicht auszahlen, aber sie wollen auch nicht, daß die Bücher bei einem anderen deutschen Verlag veröffentlicht werden. Der Mann, der die meisten Anteile hält, ist der Sohn des reichsten Getreidehändlers Deutschlands, und obwohl er ein eigentlich rechtschaffener junger Mann ist, zeigt er manchmal seinen Pferdefuß und träumt von »reiner« Kunst und Literatur.

Wir sind alle sehr begeistert von Ihrer Idee, im nächsten Jahr herüberzukommen. Die Maliks hoffen, daß Sie für sie Vorträge halten werden sprechen Sie genug Deutsch, oder würden Sie einen Dolmetscher brauchen? Sie müssen die Maliks verpflichten, Ihnen eine gewisse Summe für die Vorträge zu garantieren sie oder besser gesagt der Hauptaktionär haben dafür wirklich genug Geld. Ich stimme Ihnen zu, daß Mammonart vor Oil! veröffentlicht werden sollte. Aber ich komme mit dem neuen Malik-Verlag nicht so gut aus wie mit dem alten, und ich kann ihnen das nicht begreiflich machen, ich war froh, daß Sie ihnen diesbezüglich geschrieben haben.
Bitte schicken Sie Ihre Wahlkampfrede.

Mit allen guten Wünschen und freundlichen Grüßen
Hermynia Zur Mühlen

Upton Sinclair an Hermynia Zur Mühlen,
13.1.1928

Liebe Genossin,
ich habe Ihren Brief vom 27. Dezember erhalten, und ich möchte mehrere Mißverständnisse Ihrerseits aufklären. Natürlich würde ich auf niemanden hören, der Interesse daran hat, Sie als meine Übersetzerin zu ersetzen. Mehrmals haben mir Freunde geschrieben, und ich habe mehrere Male deutsche Freunde hier gebeten, einige der Bücher zu lesen und mir ihre Meinung zu sagen. Schließlich habe ich in der Sache an die Maliks geschrieben – ich möchte, daß Sie wissen, daß nicht sie es waren, die mich auf die Idee gebracht haben. Genosse Herzfelde hat mir einen außerordentlich freundlichen und rücksichtsvollen Brief geschrieben – das heißt freundlich und rücksichtsvoll Ihnen gegenüber. Ich glaube, daß er Ihnen gegenüber fair eingestellt ist und daß Sie falsch liegen, wenn Sie denken, daß er ihnen feindlich gesinnt ist. Er hat die Probleme der Übersetzung von Mammonart Ihrer schlechten Gesundheit und der Tatsache, daß Sie zur Eile gedrängt wurden, zugeschrieben. Er hat mir einige Seiten von Mammonart und Oil! mit seinen Korrekturen als Beispiele geschickt, und diese habe ich an einen deutschen Literaten weitergegeben, der gerade Südkalifornien besuchte. Ich wußte nichts von den Verträgen, die zwischen Ihnen und dem Malik-Verlag bestehen, und es stimmt nicht, daß sie um mein Manuskript gebeten haben, ohne es Ihnen mitzuteilen. Es war sehr schwer für mich zu entscheiden, was getan werden sollte. Was dringlich erschien, war eine Serienveröffentlichung von Boston, um das Copyright zu schützen. Aber nicht einmal darüber wußte ich Bescheid, also habe ich geschrieben, daß ich die Angelegenheit Genossen Herzfelde übergeben würde. Ich bin gänzlich damit einverstanden, daß Genosse Herzfelde Ihnen die Übersetzungen überträgt, vorausgesetzt, daß ein solches Arrangement die Zustimmung der Zeitschrift oder Zeitung findet, die das Buch in Serienform veröffentlichen soll. Ich werde eine Kopie dieses Briefes an Genossen Herzfelde schicken, damit er keinen Zweifel über meinen Standpunkt hat. Ich möchte unbedingt, daß Boston gut übersetzt wird, weil ich weiß, daß es sich gut verkaufen wird. Ich kann in den Meinungsverschiedenheiten zwischen Ihnen und Genossen Herzfelde unter den Bedingungen des zweifachen Handikaps, der Fremdsprache und der Entfernung, wo ein Briefwechsel sechs Wochen dauert, keinesfalls den Schiedsrichter spielen. Sie werden verstehen, daß ich in dieser Hinsicht sogar in einer noch schlechteren Position als Bernard Shaw bin.

Lassen Sie mich noch folgendes sagen: Ich habe erst in den letzten beiden Wochen begriffen, daß das Übersetzen meiner Bücher eine profitable Angelegenheit ist. Ich bin es nicht gewohnt, über meine Bücher in dieser Weise zu denken, und ich war so sehr mit meinem neuen Roman beschäftigt, daß mir alles andere unwirklich erscheint. Als ich nachsehen wollte, was die Maliks an Tantiemen zahlen, stellte ich fest, daß ich keine Unterlagen habe.

Ich möchte noch einmal wiederholen, daß Genossen Herzfeldes Briefe über Sie voll von sehr freundlichen und äußerst taktvollen Äußerungen waren und daß ich mir sehr wünsche, daß Sie sich mit ihm unter dieser Voraussetzung einigen könnten. Es stimmt absolut, daß ich für Sie große Wertschätzung empfinde und auch Dankbarkeit für das, was Sie getan haben, um meine Bücher in Deutschland bekannt zu machen. Aber in der Angelegenheit Ihrer Meinungsverschiedenheiten mit Genossen Herzfelde fühle ich mich aufgrund des oben Erklärten hilflos. Es scheint mir, daß in einem Fall, in dem ich mich zwischen persönlicher Dankbarkeit und dem Interesse der Bücher entscheiden muß, die Bücher an erster Stelle kommen sollten, und das nicht aus Gründen der Selbstsucht, sondern wegen allem, was sie für die Sache leisten können, an der wir beide interessiert sind. Ich hoffe, Sie werden meine Position verstehen und auch, daß ich versuche, nach bestem Wissen zu handeln.

Mit freundlichen Grüßen
Upton Sinclair



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