Güsken | Der Tod fährt Rad | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 1, 280 Seiten

Reihe: Ex-Hauptkommissar Niklas De Jong

Güsken Der Tod fährt Rad

Krimi aus Münster
1. Auflage 2016
ISBN: 978-3-95441-311-9
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Krimi aus Münster

E-Book, Deutsch, Band 1, 280 Seiten

Reihe: Ex-Hauptkommissar Niklas De Jong

ISBN: 978-3-95441-311-9
Verlag: KBV
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Münster zittert vor dem 'Bikeman'! In Münster drehen sich munter die Räder, und es dreht sich auch immer wieder alles um Mord. Seit 20 Jahren garantiert Güsken beste schwarzhumorige Unterhaltung. Die Fahrradstadt Münster ist in ihrem Nerv getroffen: Auf der Promenade ist ein radfahrender Serienmörder unterwegs - nicht nur für den Tourismus ist das ein Desaster. Obwohl die Kripo alles Menschenmögliche unternimmt, hat sie bis jetzt nicht mal den Ansatz einer Spur. Was Ex-Hauptkommissar Niklas De Jong aber nicht besonders kratzt, denn seit er den Dienst quittiert hat, hat er mit alldem nichts mehr am Hut. Er trauert stattdessen seiner Giulia nach, die der Meinung war, dass der Humor in ihrer Beziehung zu kurz kam, und ihn wegen eines Stand-up-Comedians verlassen hat. Ausgerechnet De Jong bittet Giulia eines Tages um Hilfe, weil ihr Neuer sich von Drohbriefen belästigt fühlt. Als Ex-Bulle verstehe er schließlich etwas von solchen Dingen. Alles heiße Luft, meint De Jong, aber kurz darauf wird der Komiker ermordet. Ein Opfer des Fahrradkillers, den die Presse Bikeman getauft hat? Oder nur ein Trittbrettfahrer? Ob Bulle oder Ex, De Jong muss den Mörder finden. Denn wer auch immer hinter den Morden steckt, scheint noch lange nicht damit aufhören zu wollen ...

Christoph Güsken ... wuchs in Mönchengladbach auf, studierte in Bonn und Münster und war Buchhändler in Köln. Er verfasste Texte im Geist der legendären Monty Python, u. a. für die 'Springmaus'. Seit 1995 lebt er als freier Autor in Münster, schrieb zahlreiche Krimis, einige wenig ernste Romane und Hörspiele. 'Der Tod fährt Rad' ist der erste Kriminalroman um den schrägen Ex-Hauptkommissar De Jong, der bei seiner Suche nach dem Sinn des Ganzen ständig über die schlimmsten Verbrechen stolpert.
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4. Kapitel


Wie viele andere beliebte Städte hatte Münster seine Schokoladenseite. Und wie in vielen anderen Städten verspürten betuchte Bürger das Bedürfnis, auf dieser Schokoladenseite zu wohnen. Hauseigentümer investierten in Luxusrenovierungen, erhöhten die Mieten, bis langjährige Mieter das Handtuch warfen und der Weg für die Betuchten frei war. Mit dem Geld veränderte sich das Viertel: Dönerbuden, Telefonshops und Discounter verschwanden und an ihrer Stelle schossen Luxusboutiquen, Nobelrestaurants und Fairtrade-Läden wie Pilze aus dem Boden. Sozialneider nannten das Gentrifizierung, Investoren und Immobilienmakler sprachen lieber von Verbesserung der Wohn- und Lebenswelt. Wie auch immer man es am Ende nannte, in seinen Genuss kamen nur die Betuchten, die allein zurückblieben, was wiederum dazu führte, dass die gefühlte Wohntemperatur deutlich absank. Um sich gegen sozialneidische Übergriffe zu wappnen, rotteten sich Wohnanlagen zusammen und betrauten private Sicherheitsdienste mit der Überwachung ihrer Wohn- und Lebenswelt. Außenstehende mochten sich an die Wagenburgen der Siedlertrecks im Wilden Westen des 19. Jahrhunderts erinnert fühlen, die sich gegen Angriffe feindlich gesinnter Rothäute zur Wehr setzten.

Selbst im beschaulich braven Münster existierten mittlerweile solche Wagenburgen – vor allem im Kreuzviertel waren sie anzutreffen, das unter gutverdienenden Intellektuellen immer schon hoch im Kurs gestanden hatte. Auch bei Künstlern wie Marc Oliver Mommsen.

Obwohl er in zahlreichen Interviews schon oft damit geliebäugelt hatte, an die Elbe zu ziehen, hatte er angesichts eines Penthauses mit weitem Blick über das Münsterland – im Werbeprospekt war von »Wohnen wie in der Toskana« die Rede gewesen – nicht widerstehen können.

Als de Jong anrief, meinte Mommsen, dass er am besten jetzt gleich vorbeikommen solle, da der Rest der Woche inklusive Wochenende für Proben draufgehen würde.

Niklas de Jong klingelte gegen elf Uhr. Er kannte Mommsens Wohnung, weil er einmal mit Giulia zum Abendessen hier eingeladen gewesen war – noch bevor die beiden ein Paar geworden waren beziehungsweise er davon Wind bekommen hatte. Das hatte für ihn den Vorteil, dass er, nachdem er hineingebeten worden war, die vielen Fernsehpreise auf dem Kaminsims und die geschmackvoll gerahmten Plakate mit Ankündigungen von Jubiläumsauftritten nicht mehr zu bestaunen brauchte und sich gleich auf die Dachterrasse führen lassen konnte, um den Blick auf die westfälische Toskana zu genießen.

»Nehmen Sie Platz, Herr Kommissar. Ich weiß gar nicht: Hatten wir nicht Du gesagt?«

»Hauptkommissar«, sagte de Jong, da es seiner Ansicht nach schon mehr als genug war, dass der Kerl Giulia duzte.

»Na schön, Hauptkommissar«, amüsierte sich der Comedian spöttisch.

»Ex-Hauptkommissar, um genau zu sein.«

Jetzt amüsierte er sich nicht mehr. »Orangensaft?«, fragte er. »Oder ein Mineralwasser?«

Marc Oliver war auffällig klein und spindeldürr, eigentlich überhaupt nicht Giulias Typ. Er trug ein dunkelblaues, fast schwarzes Hemd, eine helle Sommerhose und vor allem sein berühmtes charmantes, überaus gewinnendes Lächeln. Diese Lächeln war Mommsens Geheimwaffe, es brachte so gut wie alle Menschen dazu, ihn sympathisch zu finden. Ein diabolisches Lächeln, wie de Jong fand, denn er selbst hatte Mühe, ihm zu widerstehen, wehrte sich allerdings mit allen Mitteln dagegen, denn man konnte ja wohl davon ausgehen, dass Giulia dem Mann wegen dieses Lächelns verfallen war.

»Ich bin hier, weil Giulia mich darum gebeten hat«, erklärte er betont zugeknöpft mit dem Glas Orangensaft in der Hand. »Es geht um Briefe, die Sie erhalten haben …«

»Ach die!« Mommsen lachte gewinnend. »Die gute Giulia, sie macht sich immer so schnell Sorgen.«

Die gute Giulia also. »Tja dann«, meinte de Jong, stellte den Saft auf den Tisch und machte Anstalten, sich zu erheben. Wenn alles nur falscher Alarm war, dann gab es auch keinen Anlass, weiter Zeuge dieser Selbstbewunderung zu sein …

Aber der Comedian war schneller als er, sprang auf, verschwand in der Wohnung und kehrte gleich darauf mit einem Bündel Blätter in der Hand zurück. »Da haben wir sie auch schon.«

De Jong zuckte mit den Achseln und setzte sich wieder. »Na schön.«

»Ich muss dir nicht sagen«, ging Mommsen wieder zum Du über, »dass ich nicht immer so berühmt war.«

Nein, das musste er nicht. De Jong war über die gesamte Karriere seines Gegenübers im Bilde, nicht weil er sich so brennend für den Comedian interessierte, sondern aus einem unstillbaren Gefühl der Eifersucht heraus, das ihn unablässig nach dem berühmten Etwas suchen ließ, das Giulia an diesem Mann gefunden hatte und nicht an ihm. So wusste er beispielsweise, dass Mommsen zu den Prominenten gehörte, die sorgfältig das Image pflegten, im Privatleben »ganz anders« zu sein. Was für Mommsen bedeutete, dass er nicht immer und überall unter dem Zwang stand, Pointen abzusondern, sondern innerhalb seiner eigenen vier Wände eine vielschichtige Persönlichkeit besaß, die eine ernste und nachdenkliche Seite hatte. Eine bescheidene hatte er jedenfalls nicht, wie der Ex-Kommissar fand.

»… aber mit dem Fernsehen kommt der Erfolg praktisch von selbst.«

»Klar«, brummte de Jong.

»Das heißt natürlich nicht, dass ich nicht gut bin.« Wieder das einnehmende Lächeln, das de Jong gegen seinen Willen dazu veranlasste, ihm diese Lobhudelei durchgehen zu lassen. Er konnte sich gerade noch zurückhalten, den Mund zu einem bestätigenden Grinsen zu verziehen.

»Nein«, fuhr der andere fort, »ich weiß, dass ich einer der besten bin. Nur damit du nachvollziehen kannst, dass ich mich mit so einem Scheiß«, endlich überließ er die Papiere de Jong, der schon lange die Hand nach ihnen ausgestreckt hatte, »nicht herumschlagen muss.«

De Jong entfaltete das erste Blatt. Ein Brief. Er las vor: »Du hast mich nackt ausgezogen, damit alle mich anstarren können. Hier stehe ich nun, also nimm mich …«

Der Comedian riss de Jong das Blatt aus der Hand. »Sorry, das ist was ganz anderes«, meinte er.

»Was sagt denn die gute Giulia dazu?«

Mommsen zuckte mit den Schultern. »Schon mal was von Fanpost gehört, Herr Ex-Kommissar? Ich habe auch BHs in allen Größen, getragene Tangaslips – was immer Sie wollen.«

»Nein danke, kein Bedarf.« Das zweite Blatt war auch ein Brief, anonym zwar, aber in einer gestochen ordentlichen Handschrift verfasst.

Sehr geehrter Marc Oliver,

früher habe ich geglaubt, du weißt nicht, was du tust, und ich habe dir verziehen. Aber du weißt es genau und tust es trotzdem. Deshalb noch einmal meine Warnung: Hör auf, diesen Menschen Gewalt anzutun, indem du sie zum Lachen bringst, du riskierst nämlich, dass es dir sonst genauso ergeht.

P.S.: Bitte, mach nicht den Fehler, mir zu unterstellen, dass ich es nicht ernst meinen würde.

Mommsen langte hinter sich und warf einen Stoffteddybären auf den Tisch, in dem ein Messer steckte. »Das war auch in dem Brief.«

»Wie kuschelig!«

»Ich hab auch ein Schweinchen ohne Kopf und einen Stoffhasen, dem man die Ohren abgeschnitten hat.«

Niklas de Jong mochte keinen Humor haben, aber er war nicht schwer von Begriff und erkannte sofort, wenn sich eine Chance bot, den Ball ins gegnerische Tor zu spielen. »Den Menschen Gewalt anzutun, indem du sie zum Lachen bringst – das ist ein Scherz«, sagte er grinsend und ließ das Blatt sinken. »Von Ihnen, nicht wahr? Gar nicht mal schlecht.«

Der Comedian aber verzog keine Miene und das nicht etwa deshalb, weil es in seinen Kreisen nicht schicklich war, über die eigenen Witze zu lachen. »Lesen Sie die anderen auch.«

Na schön, dachte de Jong, der die anderen Blätter überflog, immerhin hatte er das mit der Duzerei endlich kapiert. Der Ton in den Schreiben wurde rauer, Mommsen wurde offen mit Mord gedroht. Fotomontagen lagen bei, die den bekannten Comedy-Star erschossen, erschlagen oder erdrosselt zeigten. Wenn ich noch einmal über einen Ihrer Gags lachen muss, sind Ihre Tage gezählt. Gez. Miss G. Burth.

»Miss G. Burth«, sagte er kopfschüttelnd.

»Ich finde das nicht komisch«, bekräftigte Mommsen.

»Haben Sie denn schon mal nachgesehen, ob sie im Telefonbuch steht?«

»Wozu denn? Wer unterschreibt denn einen Drohbrief mit seinem Namen?«

»Genau. Außerdem kann man so was doch ganz leicht auf dem PC herstellen.« Der Ex-Kommissar deutete auf die...


Christoph Güsken

… wuchs in Mönchengladbach auf, studierte in Bonn und Münster und war Buchhändler in Köln. Er verfasste Texte im Geist der legendären Monty Python, u. a. für die "Springmaus". Seit 1995 lebt er als freier Autor in Münster, schrieb zahlreiche Krimis, einige wenig ernste Romane und Hörspiele. "Der Tod fährt Rad" ist der erste Kriminalroman um den schrägen Ex-Hauptkommissar De Jong, der bei seiner Suche nach dem Sinn des Ganzen ständig über die schlimmsten Verbrechen stolpert.



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