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E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Haag Einander verstehen lernen

Wie uns verbindet, was wir sagen
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-417-01039-8
Verlag: R. Brockhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Wie uns verbindet, was wir sagen

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-417-01039-8
Verlag: R. Brockhaus
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



»So hab ich das gar nicht gemeint!« Wie oft stehen wir erschrocken vor den Scherben, die durch einen Wortaustausch entstanden sind. Analog oder digital. Das tatsächliche Herzensanliegen lässt sich durch Worte gar nicht so leicht transportieren. Dieses Buch gibt konkrete Impulse für alle, die sich nach Verbundenheit und liebevoller Kommunikation in ihrem Miteinander sehnen. Durch wertvolle Erkenntnisse aus der Gewaltfreien Kommunikation, aus Mediation und Psychotherapie lassen sich Konfliktfähigkeit und sprachliche Beziehungskompetenz einüben. Doch über allem steht für die Autorin die Gewissheit: Wir brauchen Jesus als Retter - nur durch seine Liebe kann unsere Kommunikation heil werden.

Elisabeth Haag ist Pädagogin und zertifizierte Kommunikationstrainerin ('Center for Nonviolent Communication'). Sie absolvierte zahlreiche Aus- und Weiterbildungen im psychotherapeutischen Bereich und arbeitete an verschiedenen Schulen als Beratungslehrerin. Die Haltung der Gewaltfreiheit in Kursen, Vorträgen und Übungsgruppen einzuüben ist ihr ein großes Anliegen. Sie lebt mit ihrem Mann im Bezirk Salzburg. Die beiden haben zwei erwachsene Söhne.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1
ÜBER DIE SPRACHE


Es gibt so viele verschiedene Sprachen auf der Welt, und sie alle dienen denen, die sie verstehen, zur Verständigung.

1. Korinther 14,10

Der Himmel verkündet die Herrlichkeit Gottes und das Firmament bezeugt seine wunderbaren Werke. Ein Tag erzählt es dem anderen, und eine Nacht teilt es der anderen mit. Ohne Sprache und ohne Worte, lautlos ist ihre Stimme, doch ihre Botschaft breitet sich aus über die ganze Erde und ihre Worte über die ganze Welt.

Psalm 19,2-5a

Sprache und der bewusste Umgang mit Sprache bedeuteten mir in meinem Leben schon immer viel. Mein Vater, ein Sprachwissenschaftler, und meine Geschwister hatten eine große Vorliebe, den Wörtern auf den Grund zu gehen und ihre Bedeutung und Herkunft zu suchen. Kaum ein Tag verging, ohne dass jemand ein Lexikon aus unserer großen Bibliothek holte, um einem Wort auf die Spur zu kommen. Mir gefiel das schon als Kind gut. Es faszinierte mich.

Sprache ist ein zentrales Thema unseres menschlichen Miteinanders. Aus der Bibel erfahren wir, dass Gott die Welt aus dem Nichts durch sein Wort geschaffen hat. Nur mit seinem Wort! Gott sprach, und es entstand etwas: Licht, Erde, Pflanzen, Menschen. »Nur du hast Worte, die ewiges Leben schenken«, lesen wir in Johannes 6,68. Das bedeutet, dass Sprache Leben, ewiges Leben, schaffen kann.

Ändere deine Worte – ändere deine Welt


Meines Erachtens brauchen wir einen Kulturwandel, einen Sprachwechsel. Wie oft drücken wir uns missverständlich aus, wie oft schwingt Verachtung in unserer Sprache mit oder sogar Feindseligkeit, manchmal vielleicht auch als Ausdruck von verlorener Nähe.

Wir können mit Sprache eine Verbindung herstellen, aber auch Gräben ausheben und andere von uns wegstoßen. Sarah Peyton formuliert es so:

Eine Verbindung mit anderen oder dem Selbst entsteht, wenn die Worte resonant sind, während Worte, die kritisch, wertend oder versachlichend sind, das Gehirn spalten und Wärme im Keim ersticken.9

»Bist du sicher, dass du das richtig gehört hast?«

»Du bist aber sehr empfindlich!«

»Das ist jetzt aber keine genaue Beobachtung!«

Solche Sätze mögen vielleicht sachlich richtig sein, mit einfühlsamem Zuhören haben sie aber nicht viel zu tun. Sie tragen wenig dazu bei, mit dem anderen in eine resonante, also mitfühlende und bedeutungsvolle Verbindung zu treten. Sprache aber, die Menschen nicht miteinander verbindet, gleicht eher leerem Geschwätz – und aus diesem entsteht kein Leben. Schon in den Sprüchen Salomos lesen wir: »Bloßes Gerede aber führt in die Armut!« (Sprüche 14,23).

Doch selbst zu viele Worte können eine Art von leerem Geschwätz sein. Ich weiß, wovon ich hier schreibe, denn auch mir passiert es immer wieder, dass ich zu viel rede. In diesen Momenten spüre ich regelrecht, wie Energie von meinem Herzen abgezogen wird, und das fühlt sich ganz und gar nicht gut an.

Als Menschen können wir mit unseren Worten also Leben erschaffen. Gott selbst hat uns diesen besonderen Teil seines Wesens geschenkt. Natürlich können wir mit unseren Worten nichts Materielles erschaffen. Aber wir sind befähigt, Immaterielles durch unsere Sprache entstehen zu lassen. Ein freundliches Wort kann den Tag unseres Gegenübers regelrecht zum Leuchten bringen.

Es macht deswegen auch einen enormen Unterschied, ob ich einem Kind sage: »Ich liebe dich!«, oder ob ich es andauernd kritisiere. Ein Kind muss spüren und hören, dass es geliebt wird. Gerald Hüther spricht sogar davon, dass ein Kind mit einem inneren Kompass zur Welt komme, mit einem Gespür, einem tiefen Empfinden dafür, worauf es ankomme, worin seine Würde bestehe und was das Menschsein bedeute.10

Woher aber weiß ein Kind das? Und woran merkt das Gehirn, dass etwas eingetreten ist, das nicht gut ist? Oder wissenschaftlicher ausgedrückt, dass Inkohärenz eingetreten ist? Ein kleines Kind kann schließlich noch nicht aus Erfahrung wissen, was gut und richtig ist, was andere Menschen tun dürfen oder sogar müssen und was nicht, wie sie mit ihm umgehen dürfen und sollten. Doch laut Gerald Hüther leuchtet in Kindern sehr wohl ein inneres Warnsignal auf, wenn es nicht passt.11

Nicht in Form einer Vorstellung, einer Idee, einer Überzeugung oder gar einer Forderung, sondern als ein sehr zartes und das gesamte Kind durchströmendes Gefühl, eben als eine subjektive Empfindung. Das ist es, was alle Kinder schon mit auf die Welt bringen und was ihnen von Anfang an hilft, nicht alles mit sich machen zu lassen: ihr feines Gespür dafür, wie es richtig wäre, wie es selbst behandelt werden möchte und wie das Zusammenleben mit anderen gestaltet werden sollte, damit es gut – und jetzt dürfen wir den dafür passenden Begriff verwenden –, damit es menschlich, menschengemäß, also dem Menschen würdig ist.12

Sarah Peyton erklärt diesen Zusammenhang auf körperlicher Ebene folgendermaßen:

Das Verhältnis zwischen Worten und Taten wird vom Anterioren cingulären Cortex (ACC) – einem Teil des Gehirns, der zwischen dem Präfontalen Cortex und dem limbischen Teil im Gehirn liegt – anhand der Kriterien Aufrichtigkeit, Übereinstimmung, Authentizität, Integrität und Wahrheit gemessen. Diskrepanzen sind also auch eine grundlegende Ursache von Angst.13

Übereinstimmung und Authentizität sind für uns Menschen folglich wohltuend und entspannend! Und so dürfen wir zu Gestalterinnen und Gestaltern unserer Welt werden und müssen nicht länger Opfer unsere Worte bleiben. Wir können bewusst wählen, was wir sagen, um Inkohärenzen zu vermeiden, und dürfen uns selbst beobachten, um auf diese Weise mehr und mehr wahrzunehmen, wenn wir aus Angst oder einem anderen uns unangenehmen Gefühl heraus sprechen. In der Folge werden wir auch einmal schweigen, denn uns wird immer mehr bewusst werden, dass unsere Worte Macht haben.

Auch dies hat Salomo in seinen Sprüchen wunderbar auf den Punkt gebracht: »Wer gern redet, muss die Folgen tragen, denn die Zunge kann töten oder Leben spenden« (Sprüche 18,21). Unzählige Bibelverse sprechen von der Wichtigkeit der Sprache, denn Sprache schafft Wirklichkeit.

Allerdings haben unsere Worte ihren Anfang immer in unserem Kopf. So wie wir denken, reden wir. Leider lassen wir das Denken oder zumindest das bewusste Denken oftmals weg. Es fühlt sich jedoch nicht nur gut an, das eigene Leben, das Miteinander und Sprechen ins Bewusstsein zu holen, sondern es hilft auch dabei, aus der Fremdbestimmung auszubrechen, hinein ins gesunde Kommunizieren!

Die eigene Herzenssprache kennenlernen


»Sie werden neue Sprachen sprechen«, lese ich in der Bibel (Markus 16,17b). Natürlich meint Jesus hier die Sprachen, die wir durch den Heiligen Geist geschenkt bekommen. Und trotzdem bedeuten diese Worte für mich auch, dass jeder Mensch herausgefordert ist, eine neue Sprache zu lernen. Eine ihm eigene Sprache, die übereinstimmt mit ihm und seinem Leben, eine Sprache, die Leben spendet.

Vielleicht kennst du den Film Englisch für Anfänger. Es ist ein indischer Kinofilm und mehr als nur ein Film über die Herausforderungen der Sprache. Mich hat er damals sehr berührt, denn er zeigt, dass Sprache erst dann wirklich ihren eigentlichen Zweck erfüllt, wenn sie zu einer Herzenssprache wird.

Der Film handelt von einer Frau namens Shashi, die mit ihrer Familie in Indien lebt. Ihr Ehemann und auch ihre Tochter machen sich immer wieder über ihr schlechtes Englisch lustig und demütigen sie, denn Shashis Muttersprache ist Hindi, und Englisch zu sprechen fällt ihr schwer.

Als Shashi nun zu den Hochzeitsvorbereitungen ihrer Nichte nach New York fliegt, beschließt sie heimlich, einen Englischkurs zu besuchen. Endlich hat sie die Möglichkeit, Englisch zu lernen, und mit jeder Unterrichtsstunde wächst ihr Selbstvertrauen mehr und mehr. Shashis Nichte bekommt aber von Shashis geheimen Unterrichtsstunden Wind. Also lädt sie heimlich den gesamten Englischkurs plus Lehrer zur Hochzeit ein.

Auf der Hochzeit hält Shashi dann eine herzerwärmende Rede, natürlich auf Englisch, wenn auch grammatikalisch nicht einwandfrei. Doch die Worte kommen aus der Tiefe ihres warmherzigen Wesens. Mit dieser Rede überrascht sie nicht nur die Gäste und rührt sie zu Tränen, auch ihr Ehemann und ihre Tochter erkennen beschämt, dass sie Shashi in der Vergangenheit nicht wertschätzend behandelt haben. Shashi dankt in ihrer Rede auch Laurent, einem Kollegen vom Kurs, der ihr ein guter Freund geworden ist und so zu ihrem neuen Selbstwertgefühl beigetragen hat. Er habe ihr geholfen, zu sich kommen zu können. Erstaunlicherweise gibt Shashi weder ihrem Ehemann noch ihrer Tochter die Schuld dafür, dass sie so schlecht behandelt worden ist, denn ihr Problem war – wie sie meint – nicht in erster Linie ihr Mann oder ihre Tochter, sondern sie selbst, weil sie nicht bei sich war.14

Dieser Film macht einmal mehr deutlich: Es hat nichts mit Liebe zu tun, alles mit sich geschehen zu lassen, sich selbst gering zu achten und nicht für die eigenen Werte einzustehen. Auf diese Weise kann keine Verbundenheit mit sich und dem jeweils anderen entstehen. Dabei bedeutet mit sich selbst verbunden zu sein auch, die eigenen Grenzen und die des anderen zu spüren und zu achten. Ist das nicht der Fall, kann eine Beziehung enorm kräftezehrend werden. In der Folge wird es immer wieder zu Verletzungen kommen, die einen aufreiben und zermürben. Meist stauen sich unausgesprochene Gefühle an und unangemessenes Verhalten wird irgendwann zur Regel. All das kann in einer Beziehung zu Verstrickungen führen, die irgendwann nur noch schwer zu lösen...


Haag, Elisabeth
Elisabeth Haag ist Pädagogin und zertifizierte Kommunikationstrainerin ("Center for Nonviolent Communication"). Sie absolvierte zahlreiche Aus- und Weiterbildungen im psychotherapeutischen Bereich und arbeitete an verschiedenen Schulen als Beratungslehrerin. Die Haltung der Gewaltfreiheit in Kursen, Vorträgen und Übungsgruppen einzuüben ist ihr ein großes Anliegen. Sie lebt mit ihrem Mann im Bezirk Salzburg. Die beiden haben zwei erwachsene Söhne.

Elisabeth Haag ist Pädagogin und zertifizierte Kommunikationstrainerin ("Center for Nonviolent Communication"). Sie absolvierte zahlreiche Aus- und Weiterbildungen im psychotherapeutischen Bereich und arbeitete an verschiedenen Schulen als Beratungslehrerin. Die Haltung der Gewaltfreiheit in Kursen, Vorträgen und Übungsgruppen einzuüben ist ihr ein großes Anliegen. Sie lebt mit ihrem Mann im Bezirk Salzburg. Die beiden haben zwei erwachsene Söhne.



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