Haensel | Mythor 96: Duell am Hexenstern | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 96, 64 Seiten

Reihe: Mythor

Haensel Mythor 96: Duell am Hexenstern


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-9848-8
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 96, 64 Seiten

Reihe: Mythor

ISBN: 978-3-8453-9848-8
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Mythor, der Sohn des Kometen, hat in der relativ kurzen Zeit, da er für das Bestehen der Lichtwelt kämpfte, bereits Großes vollbracht. Erst war Gorgan, die nördliche Hälfte der Welt, die Szene seines Wirkens, nun ist es schon seit Monden Vanga, die von den Frauen beherrschte Südhälfte der Lichtwelt, wo unser Held von der ersten Stunde seines Hierseins an in gefährliche Abenteuer verstrickt wurde. Diese Geschehnisse nahmen ihren Anfang im Reich der Feuergöttin, wo Mythor für Honga, einen aus dem Totenreich zurückgekehrten Helden gehalten wurde. Es kam zur Begegnung mit Vina, der Hexe, und Gerrek, dem Mann, der in einen Beuteldrachen verwandelt worden war. Es folgten Kämpfe mit Luftgeistern und Amazonen, es kam wiederholt zu Mythors Gefangenschaft, zur Flucht und zu erneuten Kämpfen mit denen, die sich an Mythors Fersen geheftet hatten. Trotz aller Fährnisse hat Mythor nie sein eigentliches Ziel in Vanga aus den Augen verloren - das Ziel, seiner geliebten Fronja, der Tochter des Kometen, die er am Hexenstern in arger Bedrängnis weiß, zu Hilfe zu kommen. Inzwischen ist Mythor Fronja, der Ersten Frau von Vanga, nahe - doch auch Mythors Verderben ist nahe, in Gestalt der Amazone Burra, die seinen Kopf will. Mit ihr kommt es zum Kampf - zum DUELL AM HEXENSTERN ...

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1.


Kampflärm durchzog die weitläufigen Hallen und Säulengänge der unmittelbar an den Regenbogen angrenzenden Paläste. Einst hatten hier Zaubermütter gelebt und ihr Werk begonnen, Vanga aufzubauen. Heute kannte man nicht einmal mehr ihren Namen. Die Spuren ihres Wirkens, der Hauch ihrer Gegenwart, der selbst Jahrtausende überdauerte, war aus diesen Räumen verschwunden.

Nun wich auch die Ruhe, die den mächtigen Mauern, den marmornen Fresken und Standbildern lange Zeit hindurch anhaftete wie etwas Heiliges. Selbst die entlegensten Gemächer hallten wider vom Klirren der Schwerter, vom Schreien und den Kampfgesängen der Amazonen, denn die Kriegerinnen der Zaem kannten keine Ehrfurcht, wenn es galt, die Waffen zu schwingen.

Sie waren in einen Hinterhalt geraten. Niemand hatte damit gerechnet, während aller Blicke dem tiefvioletten Schein galten, der zwischen den pflanzenumrankten Säulen einer offenen Wandelhalle hindurch zu erkennen war. Erst als sich der Boden auftat, begriffen die Amazonen. Zu spät für eine Vielzahl von ihnen, um dem Sturz zu entrinnen, aber den anderen eine deutliche Warnung, dass man im Begriff war, die Zacke der Zaem zu verlassen.

Kriegerinnen des Krebsmonds, der Zahda also, stürmten heran. Nicht viele zwar, doch die Überraschung hatten sie auf ihrer Seite. Kaum eine der Angegriffenen vermochte die von oben herab geschleuderten Schwertlanzen abzuwehren.

Dann prallten sie aufeinander, führten die Klingen mit erbitterter Härte.

»Zaem«, hallte es durch das Gemäuer, »zerschmettere deine Gegnerinnen.«

»Weshalb sollte die Zaubermutter uns beistehen«, spottete Gorma, die Rücken an Rücken mit Gudun in vorderster Reihe focht. »Schließlich weiß sie, dass wir zu kämpfen verstehen.«

»Du hast recht«, schnaufte Gudun. »Wir wissen es, Zaem weiß es – nur die Amazonen der Zahda scheinen nie davon gehört zu haben.«

Gorma lachte lauthals auf und parierte mit ihrem Seelenschwert einen Hieb, der ihr zweifellos den linken Arm gekostet hätte, wäre sie nicht auf der Hut gewesen. In der gleichen, leicht anmutenden Bewegung schnellte sie vor, unterlief einen zweiten Stoß der Angreiferin und brachte diese durch einen Tritt zu Fall. Es genügte, die Gegnerin zu entwaffnen und ins Reich der Träume zu schicken.

»Jemand muss schließlich am Leben bleiben, der von unserer Stärke zu berichten weiß«, rechtfertigte sie ihr Vorgehen. Gudun nickte nur, sagte aber nichts dazu.

Rasch ebbte der Lärm ab, Zahdas Kriegerinnen standen auf verlorenem Posten. Dennoch wandten sie sich nicht zur Flucht, sondern warfen sich wütend der Übermacht entgegen.

Dann zog wieder Stille ein, unterbrochen vom Stöhnen Verwundeter und den gelegentlichen Rufen anderer Amazonen, die inzwischen in den Regenbogendom eingedrungen waren, aber nicht wagten, bis zur Lichtinsel vorzustoßen, sondern unschlüssig verharrten. Denn jener Ort mit dem Nabel der Welt, umgeben vom gefestigten Schein des Regenbogens, Symbol der uneingeschränkten Macht aller Zaubermütter, war ein geheiligter Bezirk, den zu betreten keine Kriegerin wagen durfte.

»Weiter!« Gudun streckte ihre Rechte mit dem Schwert aus und deutete auf den violetten Schimmer des Domes. »Niemand kann uns noch aufhalten. – Im Namen Zaems, das Böse muss aus Vanga getilgt werden, selbst wenn uns große Opfer auferlegt werden.« Sie meinte den Tod der Ersten Frau Fronja, und als hätten ihre Worte es heraufbeschworen, wuchsen unmittelbar vor ihr lichte Nebelschwaden auf, die sich rasch verdichteten und ein uraltes, gütig wirkendes Antlitz aus dem Nichts heraus formten.

Zahda war es, die mit lauter Stimme zu den Kriegerinnen sprach:

»Kehrt um!«, rief sie. »Ladet nicht unermessliche Schuld auf euch, indem ihr den Frevlern zum Sieg verhelft. Fronja darf nicht den Intrigen zum Opfer fallen; es werden sich Mittel und Wege finden lassen, sie zu retten, denn was soll aus Vanga, aus euch allen werden, wenn es sie nicht mehr gibt?«

Die Amazonen bargen ihre Gesichter oder wandten sich ab, manche fielen auf die Knie oder neigten ihr Haupt. Keine war da, die ihre Schwerter gegen die Vision der Zaubermutter erhoben hätte. Das war ihre Art der Ehrerbietung, ihre Weise, Achtung zu zeigen, ohne Zaem untreu zu werden.

»Ihr gebt euch stumm«, fuhr Zahda fort. »Versucht zu erkennen, dass niemand die bestehende Ordnung verändern darf, dass Vanga mit dem Leben der Ersten Frau steht oder fällt. Unsere Welt muss mit Gorgan vereint werden, wie es in den Geheimen Gesängen berichtet wird – erst dann können wir hoffen, alles Dämonische für immer zu verbannen.

Der Weg, den Zaem beschreitet, ist der falsche. Zusammen mit Fronja würden vielleicht einige Dutzend Dämonen sterben – doch vermag niemand einen See auszutrocknen, indem er mit der hohlen Hand Wasser schöpft.«

»Verführerische Worte«, flüsterte Gorma. »Nur weiß Zaem eben genau, was sie will – das war stets so.«

»Ist euer Schweigen die Antwort?«, donnerte Zahda. »Man kann Torheit auch übertreiben.«

»Wir folgen dem Schwertmond, wohin er uns führt«, erklang es aus den hinteren Reihen.

Ein Hauch von Traurigkeit legte sich auf Zahdas Antlitz, das allmählich zu verblassen begann. Sie schwieg, doch eine andere Stimme wurde laut, die offensichtlich Zeboa gehörte.

»Zieht euch zurück, Kriegerinnen, ihr würdet euer Handeln sonst eines Tages bereuen.«

*

Zitternd erhob sich das Schwert, von einem Arm geführt, der schwer war wie Blei. In gleißendem Widerschein lag grelles Licht auf der edlen Klinge – Licht, das blendete und gleichzeitig wie ein stummer Aufschrei war.

Burra schloss die Augen und atmete tief durch. Wenn sie jetzt hinsah, das wusste sie, konnte sie es nicht tun.

Worauf wartest du?

Drängend die Stimme in ihr, befehlend und unnachgiebig zugleich, hart und eisig und doch gleichzeitig unendlich vertraut. Burra konnte nicht anders als zu gehorchen. Denn sie selbst hatte Schuld auf sich geladen, indem sie das Vertrauen der Zaubermutter hinterging.

Singend schnitt Dämon durch die Luft. Ein durchdringendes Kreischen hob an, als die Klinge auf den Schrein traf, indes währte es nur den Bruchteil eines erschreckten Herzschlags.

Mit heftigem Ruck, beinahe widerwillig, riss Burra ihr Schwert zurück. Sie taumelte, hastete davon, ohne sich umzuwenden. Denn Fronja war tot – nicht aufgezehrt von der Macht eines Dämons, sondern gemeuchelt von der Hand einer Kriegerin, verraten von Zaubermüttern ...

Vor Burra wallten blutrote Schleier, die dichter wurden, je weiter sie kam, die nach ihr zu greifen schienen und sie schließlich einhüllten. Die Amazone erschrak unter einer flüchtigen Berührung. Als sie aufsah, gewahrte sie Zaems Vogelgesicht unmittelbar vor ihr; die Augen der Zaubermutter schienen sie durchbohren zu wollen.

Burra fand rasch in die Wirklichkeit zurück. Immerhin war es nicht das erste Mal, dass sie glaubte, Fronja gegenüberzustehen und zu tun, was von ihr verlangt wurde. Seit Zaem ihr dieses Erlebnis vermittelt hatte, brach es immer wieder in ihr auf, und stets wurde das Empfinden dabei stärker. Burra hatte nie gezögert, eine Gegnerin im Kampf niederzustrecken.

Aber Fronja war keine Widersacherin.

Fronja war die Frau, deren Träume Vanga zusammenhielten.

Wenn sie von den Mächten der Schattenzone bedroht wurde, musste man versuchen, ihr zu helfen. Erst nachdem alle Mittel der Weißen Magie versagt hatten, durfte Zaem ihr Vorhaben ausführen.

Der fordernde Druck knochiger Finger auf ihrer Schulter ließ Burras Gedanken schwinden. Es war vermessen, anzunehmen, dass jemand wie Zaem nicht sämtliche Möglichkeiten erwogen hatte.

»Du bist abweisend geworden, Burra. Was macht dir zu schaffen?«

»Nichts«, erwiderte die Kriegerin schnell – vielleicht etwas zu schnell, wie sie sogleich erkannte.

»Du lügst!«

Was sollte sie sagen? Wusste Zaem inzwischen, dass Mythor noch unter den Lebenden weilte und keineswegs unter den Trümmern der zusammenbrechenden Tempelkuppel gestorben war?

»Ich warte seit Tagen«, hörte Burra sich sagen. »Lass mich endlich tun, wofür du mich bestimmt hast.«

Täuschte sie sich, oder war das rote Leuchten ringsum heller geworden? Das mochte bedeuten, dass man sich der Lichtinsel näherte und damit Fronjas Schrein.

Rot war die Farbe des Blutes, der Liebe, der Leidenschaft ... Die Kriegerin fühlte, wie sie mehr und mehr von Stimmungen ergriffen wurde, die ihr fremd waren, vor denen sie sogar erschrak. Es mussten die Kräfte der Weißen Magie sein, die diesem unbegreiflichen Regenbogen innewohnten.

»Führe mich zur Lichtinsel, damit ich Fronja erlösen kann!«

»Bezähme dich, Burra von Anakrom. Du solltest wissen, dass Ungeduld die Schwäche der Toren ist.«

»Weshalb bislang die Hast, wenn nun Tage ereignislos verstreichen?«

»Mag sein«, erwiderte Zaem hart, »dass manches sich verändert hat.«

»Stehen nicht meine Kriegerinnen im Begriff, den Hexenstern zu erobern? Was hindert uns noch?«

»Komm!« Die Zaubermutter schritt auf die Wände ihres »Zimmers« zu, eines der zwölf in jedem »Haus«, von denen insgesamt einundzwanzig im Regenbogendom existierten, und in denen unter anderem der Hexenrat abgehalten wurde. Hier gab es keine streng abgegrenzten Einflussbereiche wie überall sonst auf Vanga.

Eine seltsame Atmosphäre umfing Burra, eine Mischung aus Geborgenheit, die Zuversicht und Glück vermitteln wollte, und einer Fremdartigkeit, die beinahe abstoßend wirkte.

Von einem Augenblick zum anderen verschwand Zaem, ohne dass sie bemerkt hätte, wohin. Die Amazone...



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