Buch, Deutsch, Band 57, 370 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 142 mm x 214 mm, Gewicht: 464 g
Reihe: Geschichte und Geschlechter
Revisionen der neueren deutschen Geschichte
Buch, Deutsch, Band 57, 370 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 142 mm x 214 mm, Gewicht: 464 g
Reihe: Geschichte und Geschlechter
ISBN: 978-3-593-38382-8
Verlag: Campus Verlag GmbH
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Wissenschafts- und Universitätsgeschichte
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Weltgeschichte & Geschichte einzelner Länder und Gebietsräume Deutsche Geschichte
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtswissenschaft Allgemein Historiographie
- Geisteswissenschaften Geschichtswissenschaft Geschichtliche Themen Mentalitäts- und Sozialgeschichte
Weitere Infos & Material
VorwortKaren Hagemann und Jean H. QuataertEinführung: Geschichte und GeschlechterGeschichtsschreibung und akademische Kultur in Westdeutschland und den USA im VergleichKaren Hagemann und Jean H. Quataert1. Nation, Identität und GeschlechtNationalgeschichtsschreibung und historische Frauen- und GeschlechterforschungAngelika Schaser2. Krieg, Militär und MainstreamGeschlechtergeschichte und MilitärgeschichteKaren Hagemann3. Blinde FleckenDas Deutsche Reich und seine Kolonien in geschlechtergeschichtlicher PerspektiveBirthe Kundrus4. Das Private ist politischGeschlecht, Politik und Protest in der neuen deutschen GeschichteBelinda Davis5. Klasse, Staatsbürgerschaft und WohlfahrtsstaatGeschlechtergeschichte als BegriffsgeschichteKathleen Canning6. Religion und GeschlechtEin historiographischer Überblick zur neueren deutschen GeschichteAnn Taylor Allen7. Juden, Frauen und DeutscheJüdische und deutsche Geschichtsschreibung in transatlantischer PerspektiveBenjamin Maria Baader8. Geschlecht, Gedächtnis und GeschichtsschreibungDie Historiographie zum Dritten Reich und zum HolocaustClaudia A. Koonz9. Sexualität, Körper und das große UnbehagenKontinuitäten und Brüche in der deutschen Geschichte des 20. JahrhundertsAtina Grossmann10. Unbenannt und allgegenwärtigDie Familie in der deutschen ZeitgeschichtsschreibungRobert G. MoellerAutorinnen und AutorenNamensregisterSachregister
Der vorliegende Band bilanziert in transatlantischer Perspektive den Einfluss der Frauen- und Geschlechterforschung auf die Geschichtsschreibung zur neueren deutschen Geschichte. Die Beiträge von elf renommierten amerikanischen und deutschen Historikerinnen und Historikern analysieren anhand von Fallstudien zu Schlüsselthemen der deutschen Geschichte den Wandel der Historiographie in den letzten vier Jahrzehnten und vergleichen die Forschungsentwicklung und den Forschungsstand in der Bundesrepublik Deutschland und den Vereinigten Staaten. Eingehend wird für zentrale Forschungsfelder der deutschen Geschichte verglichen, inwieweit die Theorieansätze, Methoden und Themen der Frauen- und Geschlechtergeschichte jeweils Eingang in die Forschung und Geschichtsschreibung gefunden haben. Durch diesen komparativen Ansatz werden die Auswirkungen unterschiedlicher institutioneller Rahmenbedingungen und Professionalisierungsanforderungen sowie historiographischer Traditionen erkennbar. Ferner kann auf diese Weise das Zusammenspiel der unterschiedlichen Faktoren, die eine Integration der Frauen- und Geschlechtergeschichte in die Disziplin behinderten und förderten, und dessen Wandel sichtbar gemacht werden.Die neuere deutsche Geschichte erweist sich für eine solche Analyse des 'Gendering', das heißt des Um- und Neuschreibens der sogenannten 'allgemeinen' Geschichte aus der Geschlechterperspektive, in mehrfacher Hinsicht als ergiebig. Die deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, die im Zentrum des vorliegenden Buches steht, wirft viele Fragen auf, die auch für Historikerinnen und Historiker anderer Länder von zentraler Bedeutung sind. Dazu gehören: die sozialen und politischen Verwerfungen in Folge der Industrialisierung und der Herausbildung eines Nationalstaats, die Ambivalenzen, Paradoxien und Widersprüche der gesellschaftlichen Modernisierung, die Konflikte und Spannungen um die Durchsetzung des politischen, sozialen und zivilen Staatsbürgerrechts für verschiedene soziale Schichten sowie für Männer und Frauen, die Rolle von Massengewalt und Genozid in der modernen Geschichte und die Auswirkungen von zwei Weltkriegen sowie des Kalten Krieges auf die Geschlechterverhältnisse. Angesichts der Extreme, die die moderne deutsche Geschichte prägten, haben sich die hierzu arbeitenden Historikerinnen und Historiker in den letzten vier Jahrzehnten intensiv mit der Problematik von Gewalt und Krieg, von Opfern und (Mit-)Tätern, von Erfahrung, Erinnerung und kollektivem Gedächtnis sowie Schuld, Sühne und Wiedergutmachung auseinandersetzen müssen. In der Folge waren und sind die theoretischen und methodologischen Debatten, die zur modernen deutschen Geschichte geführt werden, auch für die Geschichtsschreibung anderer Länder anregend. Die deutsche Geschichte bietet darüber hinaus die einzigartige Gelegenheit, die Bedeutung von Geschlechterdifferenzen und Geschlechterverhältnissen unter den Bedingungen höchst unterschiedlicher politischer Regime und Systeme auszuloten - der repräsentativen Monarchie, der parlamentarischen Republik sowie der nationalsozialistischen und sozialistischen Diktatur.Hinzu kommt, dass die deutsche Historiographie bei der internationalen Entwicklung der Disziplin zu einer akademischen Profession eine gewichtige Rolle gespielt hat. Geschichte als Wissenschaft geht in ihren Anfängen in nicht unerheblichem Maß auf die deutschen Forschungstraditionen des Historismus zurück. Deren bekanntester Vertreter ist Leopold von Ranke (1795-1886), der von 1825 bis 1871 als Professor der Geschichte an der Berliner Universität lehrte und von vielen als einer der Gründerväter der westlichen Geschichtsschreibung betrachtet wird. Der historistische Ansatz maß der Forschung in Archiven und der Lektüre und Interpretation von Primärquellen große Bedeutung bei, betonte die Wichtigkeit einer sorgfältigen Ausbildung der angehenden Historiker in universitären Seminaren und erklärte zudem die Herausbildung des aufkommenden Nationalstaats zum