Haidinger | ... und dann wurden sie Nazis. | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

Haidinger ... und dann wurden sie Nazis.

Faszination Hitler.
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-8000-8205-6
Verlag: Carl Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Faszination Hitler.

E-Book, Deutsch, 240 Seiten

ISBN: 978-3-8000-8205-6
Verlag: Carl Ueberreuter Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Zwischen Naivität und Überzeugung 'Der Adolf war für uns einfach ein toller Typ!' Was faszinierte junge Menschen der 1930er- und 40er-Jahre am 'Führer'? Warum folgten sie ihm blindlings in den Abgrund? Dieses Buch lässt Zeitzeuginnen und Zeitzeugen zu Wort kommen, die ihre Geschichten aus der Froschperspektive erzählen: Ein Hitlerjunge berichtet von Sprengstoffanschlägen, ein BDM-Mädchen schildert ihren Weg zwischen Überzeugung und Naivität, ein Widerstandskämpfer erklärt, warum er sich als Täter sieht. Selten gehörte Stimmen und unglaubliche Details - erschütternd, erhellend und unentbehrlich für das Verständnis dieser dunklen Jahre.   STIMMEN ZUM BUCH: 'Dieses Buch bietet bemerkenswerte Einblicke in das Innenleben des Nationalsozialismus und seiner verhängnisvollen Dynamik. So erscheinen zum Beispiel die Geschehnisse nach der 'Rosenkranz-Demonstration 'im Oktober 1938 bei allen notwendigen Vorbehalten gegen die mündliche Quelle zumindest in einem neuen Licht.' Univ. Prof. Dr. Karl Vocelka, Historiker, emer. Vorstand des Instituts für Geschichte der Universität Wien 'Martin Haidinger liefert ein ungewöhnliches Panorama von Täter- und Opfergeschichten ab und dringt damit tief in die Mentalitätsgeschichte 'kleiner' Nationalsozialisten und ihrer Gegner ein. Daraus lernen wir auch beklemmend viel über unsere Gegenwart und die Verführbarkeit von Menschen durch radikale Ideologien jeder Art.' Dr. Kurt Bauer, Historiker, Autor von 'Die dunklen Jahre' 'Martin Haidinger ist ein profunder Kenner der österreichischen Geschichte. Bei ihm verbindet sich ein weiter Wissenshorizont mit tiefen Einsichten.Mit Blick auf die rege Forschungstätigkeit und Berichterstattung zum Nationalsozialismus fragt er: Wie viel zu diesem Thema ist noch nötig?Seine Antwort ist überzeugend: Nach wie vor müssen wir ergründen, wie ein Unrechtssystem und Adolf Hitler als seine Verkörperung zum Mythos und Faszinosum werden konnten. In Anbetracht gefährlicher politischer Entwicklungen und der Infragestellung demokratischer Werte leistet er einen bedeutenden Beitrag zu einem Zeitpunkt, in dem die letzten Zeugen der NS-Zeit als Gesprächspartner verlorengehen.Martin Haidinger lässt sie zu Wort kommen, ruft ihre Erfahrungen in Erinnerung: Geschichte in individuellen Porträts, mit menschlichem Maß, auf Augenhöhe mit jenen, die einen Zivilisationsbruch erlebten, ohne vorschnelle Urteile und richterliche Posen - als Aufklärung und Warnung. Wichtig, notwendig, berührend!' Univ. Prof. Dr. Hannes Leidinger, Historiker, Institut für Zeitgeschichte der Universität Wien

Prof. Mag. Martin Haidinger, Historiker und Journalist aus Wien, ist Wissenschaftsredakteur beim ORF und Autor zahlreicher Sachbücher. Seit vielen Jahren widmet er sich der Vermittlung von Geschichte und Geschichten in seinen Sendungen auf Radio Ö1 und früher auf  ORF2 Wien, BR Alpha und im Deutschlandfunk. Er ist Redaktionsleiter der Ö1-Wissenschaftssendung »Science Arena«. Bei Ueberreuter erschienen: 'Wilhelm Höttl. Spion für Hitler und die USA' und '... und dann wurden sie Nazis. Faszination Hitler'.
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PROLOG


SCHON WIEDER HITLER? NEIN: NOCH IMMER!


„Der Adolf war für uns einfach ein toller Typ!“

Was faszinierte junge Menschen der 1930er- und 1940er-Jahre am „Führer“? Wie ist es zu erklären, dass so viele ihm über Millionen von Toten und Ermordeten hinweg bis in den eigenen Untergang folgten? Dieses Buch lässt einige Zeitzeuginnen und -zeugen zu Wort kommen, die ihre Geschichte aus der Froschperspektive erzählen.

Erstmals spricht ein ehemaliger Hitlerjunge offen über seine Beteiligung an terroristischen Sprengstoffanschlägen in den 1930er-Jahren und die von ihm wahrgenommenen neuen Aspekte des Sturms der Hitlerjugend auf das Wiener Erzbischöfliche Palais 1938.

Erstmals bekommen wir Einblicke in die politischen Wandlungen eines österreichischen Nationalsozialisten des linken NSDAP-Flügels um Gregor und Otto Strasser, der noch dazu ein Schulfreund des sozialistischen Dichters Jura Soyfer war.

Erstmals schildert ein BDM-Mädchen seinen Weg vom katholischen Elternhaus in die Hitler’sche Staatsjugend – zwischen Überzeugung und Naivität.

Erstmals erklärt ein Widerstandskämpfer der Gruppe des Roman Karl Scholz, warum er sich nicht als Opfer, sondern als Täter sieht.

Ratlos lassen uns die Schilderungen des SD-Agenten Wilhelm Höttl zurück, der Adolf Eichmann die Zahl von sechs Millionen ermordeten Juden entlockt haben will und im Auftrag Kaltenbrunners zu Beginn des Jahres 1945 den Amerikanern angeblich einen Sonderfriedensschluss angeboten hat.

Eindringlich erleben wir den Kriegsalltag eines österreichischen Gefreiten an der Ost- und Westfront und in der Kriegsgefangenschaft. Darin stecken selten bis nie gehörte Aspekte manchmal schier unglaublicher Geschichten.

Adolf Hitler selbst hingegen ist längst von der Person der Zeitgeschichte zur grellen Pop-Figur geworden, die in Büchern und Filmen in aller Welt unzählige Male und geradezu inflationär auftaucht. Mittlerweile hätten „berufene und noch mehr unberufene Schreiber durch unterschiedliche Konstruktionen oft ein virtuelles Hitler-Bild geschaffen, das mit der Realität kaum mehr etwas zu tun hat und das ständig zurechtgerückt und entmythisiert werden muss“, meinte einst der Doyen der Zeitgeschichtsforschung an der Universität Wien Gerhard Jagschitz (1940–2018) und schloss daraus: „Es kann gar nicht genug Hitler-Bücher geben.“

Unter den Berufenen, die in den letzten Jahren dazu publizierten, sind die Historiker Roman Sandgruber, der 2021 mit „Hitlers Vater: Wie der Sohn zum Diktator wurde“, sowie Hannes Leidinger und Christian Rapp, die 2020 mit „Hitler – prägende Jahre. Kindheit und Jugend 1889–1914“ spannende Beiträge zur Jugend des Diktators lieferten. Sie ergänzen Brigitte Hamanns (1940–2016) Klassiker „Hitlers Wien“ (1996) zu einem umfassenden Bild. In „Unser Hitler“ (2009) räumten der Jurist und Polyhistor Günther Steinbach und ich mit einigen Mythen auf: Nein, Hitler hatte keine jüdischen Vorfahren, wie es zuletzt 2022 Putins Außenminister Lawrow behauptete! Er wurde auch nicht als Schicklgruber geboren, denn sein Vater hatte zum Zeitpunkt von Adolfs Geburt am 20. April 1889 den Namen längst auf Hitler ändern lassen. Adolf Hitlers Nervosität in Sachen Herkunft lag vor allem daran, dass er nicht wusste, welcher von zwei infrage kommenden Herren namens Hiedler sein Großvater war, was sich im Ahnenpass des „Führers“ nicht gut machte.

Sein Vater hatte den am 20. April 1889 in Braunau geborenen Sohn auch nicht zum Diktator herangeprügelt, denn körperliche Züchtigungen gehörten damals leider zu den gängigen Erziehungsmethoden, doch nicht jedes dieser Kinder wurde dann zum „Faschisten“.

In seinen Jugendjahren in Wien war Hitler nicht so bitterarm wie oft behauptet wird. Das Männerheim in der Meldemannstraße 27 war mit einem Mietpreis von wöchentlich 2,50 Kronen nicht etwa ein Obdachlosenasyl, sondern schlicht eine Absteige für Junggesellen.

Wie antisemitisch er bereits vor dem Ersten Weltkrieg eingestellt war, ist nicht restlos geklärt. Als erwiesen dürfte gelten, dass er sich bis zu seinem Tod einen Hass auf das multikulturelle Wien erhalten hat, wo er in mehrfacher Hinsicht persönlich gescheitert war. Das bodenständigere Linz in Oberösterreich hingegen liebte er und wollte es zu einem Zentrum von Kunst und Kultur – wie er sie verstand – machen.

Posthume Psychogramme von Hitler gibt es einige. Sicher litt er jedenfalls an einer Frustrationsintoleranz, die es ihm unmöglich machte, Niederlagen zu ertragen und angemessen darauf zu reagieren. Da kam ihm die „gekränkte Masse“ des deutschen Volkes gerade recht, zu der er eine Beziehung auf Augenhöhe aufbauen konnte. Denn Adolf Hitler war ein zutiefst durchschnittlicher Mensch, durch und durch kleinbürgerlich geprägt. Wenn Hannah Arendt im Zusammenhang mit Eichmann von der „Banalität des Bösen“ gesprochen hat, so trifft das auf Hitler mindestens genauso zu, mochte er sich auch noch so sehr als der „Starke von oben“ empfinden, den völkische Esoteriker wie Guido von List und Lanz von Liebenfels schon länger herbeifantasiert hatten.

Die aktuellste Analyse liefert der Psychoanalytiker und Publizist Walter Hoffmann, Autor des Buches „So sind wir! Sind wir so? Der Mensch zwischen Wunsch, Wahn und Wirklichkeit“ (2024), und der an seinem nächsten Werk arbeitet, „Sein Kampf“, einem Psychogramm Hitlers und jenem „Ungeist, der in den Abgründen der menschlichen Seele brodelt und unter bestimmten Bedingungen freigesetzt werden kann“.

Hoffmanns Befund:

„Nach der Niederlage im Ersten Weltkrieg fühlte sich das Bürgertum in Deutschland und Österreich gedemütigt und seiner Macht beraubt. Die Schmach der Niederlage nagte am Selbstverständnis; der Wunsch nach Vergeltung wuchs. Viele sehnten sich nach einer Führungsfigur, die das erlittene Trauma tilgen und den verlorenen Glanz wiederherstellen sollte.

Es erscheint bezeichnend, dass Hitler weder dem Adel noch dem liberalen Großbürgertum oder intellektuellen Zirkeln entstammte. Sein Denken und seine kulturellen Ideale wurzelten vielmehr im kleinbürgerlichen Milieu, dessen emotionale Sprache er virtuos zu nutzen wusste. Hitler selbst verkörperte den Typus der gescheiterten Existenz: Sein Misserfolg in der Realschule deutete auf begrenzte intellektuelle Fähigkeiten hin, während seine Schwäche bei der Darstellung menschlicher Gesichter künstlerische Grenzen aufzeigte. Zwar beherrschte er die technische Wiedergabe von Architektur, doch fehlte ihm jene schöpferische Kraft, die echtes künstlerisches Schaffen auszeichnet. Auf den Punkt gebracht lässt er sich durch die Redewendung ‚Mehr Schein als Sein‘ hervorragend charakterisieren.

Seine Persönlichkeit ließe sich auf eine einfache Formel bringen: Er war ein Meister der Fassade, hinter der sich neben intellektueller Leere nur kleinbürgerlicher Hass und Niedertracht verbargen.“

Zunächst war Hitler ein Populist in Reinform. Mochte er auch als „Starker von oben“ scheinen, erkannte er vor allem die Frequenzen seiner Zeit und bündelte sie zu einem giftigen Amalgam von Feindbildern, allen voran den schrill übersteigerten Antisemitismus.

Die meisten Deutschen und Österreicher störte das nicht, der Judenhass musste nicht erst erfunden, sondern nur angeheizt werden. Er reichte tief in die Geschichte zurück und weit über die deutschen Grenzen hinaus.

Laut dem Historiker Götz Aly schuf Hitler eine „Gefälligkeitsdiktatur“, die 95 Prozent der Deutschen begünstigte. „Sie empfanden den Nationalsozialismus nicht als System der Unfreiheit und des Terrors, sondern als Regime der sozialen Wärme, als eine Art Wohlfühl-Diktatur. Sozialreformen, eine für den kleinen Mann rücksichtsvolle Steuerpolitik und die vielfach – oft auf Kosten anderer – gebotenen Möglichkeiten des Aufstiegs sorgten für steigende oder zumindest konstante Werte auf dem politischen Stimmungsbarometer.“

So interpretiert der Hamburger „Spiegel“ Alys Analyse und das würde auch schlüssig erklären, wie die Bürger des Dritten Reiches bei der Stange gehalten werden konnten, solange der „Laden lief“. Dass das alles zulasten der Verfolgten, vor allem der Juden, ging und auf einen finanziellen Hazard hinauslief, der auf eine Kriegswirtschaft zusteuerte, wurde von den meisten Deutschen zumindest billigend in Kauf genommen und mündete schließlich im beispiellosen Zivilisationsbruch der Shoa und grausamer Kriegsverbrechen.

Dieses Buch soll nun nicht zum tausendsten Mal biografische Details im Leben Hitlers aufbacken, sondern vor allem jene analysieren, die von ihm fasziniert waren und ihm fanatisch anhingen.

Als probates Fallbeispiel dienen uns Österreich und seine Einwohner. Sie sahen sich damals aus...


Haidinger, Martin
Prof. Mag. Martin Haidinger, Historiker und Journalist aus Wien, ist Wissenschaftsredakteur beim ORF und Autor zahlreicher Sachbücher. Seit vielen Jahren widmet er sich der Vermittlung von Geschichte und Geschichten in seinen Sendungen auf Radio Ö1 und früher auf  ORF2 Wien, BR Alpha und im Deutschlandfunk. Er ist Redaktionsleiter der Ö1-Wissenschaftssendung »Science Arena«. Bei Ueberreuter erschienen: „Wilhelm Höttl. Spion für Hitler und die USA“ und „… und dann wurden sie Nazis. Faszination Hitler“.

Prof. Mag. Martin Haidinger, Historiker und Journalist aus Wien, ist Wissenschaftsredakteur beim ORF und Autor zahlreicher Sachbücher. Seit vielen Jahren widmet er sich der Vermittlung von Geschichte und Geschichten in seinen Sendungen auf Radio Ö1 und früher auf  ORF2 Wien, BR Alpha und im Deutschlandfunk. Er ist Redaktionsleiter der Ö1-Wissenschaftssendung »Science Arena«. Bei Ueberreuter erschienen: "Wilhelm Höttl. Spion für Hitler und die USA" und "… und dann wurden sie Nazis. Faszination Hitler".



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