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E-Book, Deutsch, 226 Seiten

Haller Schwermetall: Schweizer Krimi

E-Book, Deutsch, 226 Seiten

ISBN: 978-3-96415-060-8
Verlag: Latos Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: Wasserzeichen (»Systemvoraussetzungen)



Marika Wenger - Doktorandin der Paläontologie an der Universität Basel - findet eines Morgens die Leiche ihrer besten Freundin. Die verschwundene Diplomarbeit des Opfers und eine vorangegangene Auseinandersetzung zwischen den beiden Frauen macht Marika nicht nur in den Augen der Polizei dringend tatverdächtig.
Entschlossen ihre Unschuld zu beweisen, macht sie sich auf die Suche nach dem wahren Täter. Selbst Morddrohungen und ein zur Warnung verwüstetes Zimmer halten Marika nicht davon ab. Stets die Polizei im Nacken recherchiert sie weiter auf eigene Faust, kommt Francas Mörder immer näher und gerät dabei selbst in grösste Gefahr...
„Schwermetall“ - Ein packender Umwelt-Krimi, der über die Schweizer Grenzen hinausführt.
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1.
Mit der Schulter stieß Marika die Tür zum Mineralogischen Institut auf. Sie atmete auf, als sie in die Wärme trat, denn draußen herrschte eine eisige Kälte. Die Bise, der kalte Nordwind, blies heute ziemlich kräftig, und selbst in dem gegenüber der restlichen Schweiz einige Grad wärmeren Basel war es eiskalt. Sie wechselte den heißen Kaffeebecher von der rechten in die linke Hand. So früh am Morgen – es war kurz nach sieben Uhr - war hier nichts los. Die ersten Studenten würden frühestens in einer halben Stunde kommen. Heute Morgen war sie mit Franca um sechs Uhr zum Frühstücken verabredet gewesen. Normalerweise stand Marika nicht so früh auf, aber Franca war momentan mit ihrer Arbeit ziemlich unter Druck. Da musste sie, wenn sie ihre Freundin auch mal hin und wieder sehen wollte, früh aufstehen. Allerdings war Franca nicht erschienen. Auch als Marika an ihre Tür geklopft hatte, in der Annahme, ihre Freundin habe verschlafen, hatte sie keine Antwort erhalten. Offenbar hatte Franca die Nacht an der Mikrosonde durchgearbeitet. Rasch hatte Marika ihr Müsli heruntergeschlungen und beschlossen, zuerst zum Mineralogischen Institut zu fahren und Franca einen Kaffee vorbei zu bringen. „Guten Morgen, Marika. Sie sind aber früh dran.“ Marika fuhr herum und schaute in das freundlich lächelnde Gesicht von Agnes Stamm, der Sekretärin der Mineralogie. Sie war meistens vor allen anderen am Institut. So könne sie in Ruhe arbeiten, hatte sie einmal lachend gesagt. Marika erwiderte den Gruß. „Franca muss heute Nacht an der Sonde durchgearbeitet haben“, fügte sie an. „Die Arme“, seufzte die Sekretärin. „Professor Krüger macht ihr das Leben wirklich zur Hölle.“ „Ich wollte ihr einen Aufmunterungskaffee bringen.“ Marika hob den Kaffeebecher. „Das ist eine gute Idee. Sie wissen ja, wo die Sonde steht.“ Agnes Stamm nickte ihr zu und verschwand in einem Gang. Marika rückte ihren Rucksack zurecht und schlug den entgegengesetzten Weg ein. Tatsächlich schimmerte unter der Tür zum Raum, in dem sich die Mikrosonde befand, Licht hindurch. Marika empfand Mitleid mit ihrer Freundin. Sie konnte nicht verstehen, warum Franca dermaßen um eine Diplomarbeit bei Krüger gekämpft hatte. Natürlich war Vulkanologie für sie das ein und alles. Aber war es das wirklich wert? Unter diesen Bedingungen? Marika klopfte mit der freien Hand an. Da sie keine Antwort hörte, öffnete sie einfach die Tür. „Frühstücksservice!“, rief sie, als sie ihre Freundin am Tisch erblickte. Doch Franca rührte sich nicht. Sie hatte Marika den Rücken zugewandt und saß in einer eigenartigen Haltung auf dem Stuhl. Ihr Kopf war leicht nach hinten geneigt. Ganz so, als würde sie schlafen. Das musste völlig unbequem sein. Erneut empfand Marika Mitleid für ihre Freundin. Sie ließ ihren Rucksack auf den Boden plumpsen und durchquerte den Raum. Nachdem sie den Kaffeebecher auf den Tisch gestellt hatte, wandte sie sich Franca zu. „Aufwachen!“ Mitten in der Bewegung hielt sie inne, als sie ihre Freundin erblickte. Die Haltung, in der sie auf dem Stuhl saß, sah völlig unnatürlich aus. „Franca?“ Ihre Freundin starrte sie mit weitaufgerissenen Augen an. Einzelne Äderchen waren in ihnen geplatzt. Entsetzen spiegelte sich in dem unnatürlich blass erscheinenden Gesicht wider. „Franca?“, wiederholte Marika und berührte die Schulter ihrer Freundin. „Ich bin es nur.“ Francas rechte Hand, die am Hals gelegen hatte fiel herunter, und ein roter Striemen kam darunter zum Vorschein. Hypnotisiert starrte Marika darauf. Sie war unfähig, sich zu rühren. Ihr Blick huschte zu dem Brustkorb ihrer Freundin. Kein Heben und Senken. War das möglich? Schließlich schaffte sie es doch, ihre Hand anzuheben und nach dem Puls an Francas Hals zu tasten. Die Haut fühlte sich kalt an. Und leblos. Fast wie Wachs. Auch das zu erwartende Pochen unter der Haut fehlte. Ein Schrei hallte durch die morgendliche Stille. Marikas Kopf ruckte hoch. Dann wurde ihr klar, dass sie es gewesen war, die geschrien hatte, und sie schrie erneut.   Marika stützte die Hände auf das Waschbecken und versuchte gleichmäßig zu atmen. Immer noch hatte sie den beißenden Geschmack von Erbrochenem im Mund. Sie schloss die Augen, riss sie aber sogleich wieder auf, da sie Franca vor sich sah, wie sie sie mit ihren leblosen Augen anstarrte. Marika nahm einen weiteren Schluck Wasser, was keine besonders gute Idee war. Sogleich rumorte es in ihrem Magen. Sie kämpfte gegen den Würgereiz an. Es half nichts. Im gleichen Augenblick schoss das eben getrunkene Wasser aus ihrem Mund ins Waschbecken. Es dauerte eine Weile, bis der Würgereiz abgeklungen war. Marika lehnte sich an die Wand. Ihre Speiseröhre brannte. In diesem Moment öffnete sich hinter ihr die Tür. Agnes Stamm trat neben sie und berührte ihre Schultern. „Geht es wieder?“ Marika zuckte mit den Schultern, nickte aber dann. „Die Polizei ist da und möchte mit Ihnen sprechen.“ Marika schluckte die neu aufsteigende Übelkeit herunter. „Ich kann jetzt mit niemanden reden“, brachte sie mühsam hervor. Ihre Stimme klang völlig rau. „Ich möchte niemanden sehen.“ „Ich weiß nicht, ob die Polizei das gelten lassen wird.“ Marika senkte den Kopf. „Vermutlich nicht. Ich komme gleich.“ „Sie sind in meinem Büro.“ Die Sekretärin drückte Marikas Schulter erneut und verließ den Toilettenraum. Marika rutschte mit dem Rücken an die Wand gelehnt zu Boden. Sie fror. Die Polizei ... Das machte die Sache immer realer. Schließlich sprang sie entschlossen auf. Sie schwankte und umklammerte mit den Händen das Waschbecken, bis der Schwindel abebbte. Je eher sie es hinter sich brachte, desto besser. Marika spritzte kaltes Wasser ins Gesicht und atmete tief durch. Mit schweren Schritten verließ sie das WC und schlug den Weg zu Agnes Stamms Büro ein. In der offenen Tür blieb sie stehen. Drinnen warteten zwei Männer. Sie standen nebeneinander und schauten aus dem Fenster. Marika räusperte sich und klopfte an den Türrahmen. Die beiden drehten sich um. Der eine von ihnen war hager und musste Mitte fünfzig sein. Seine grauen Augen wirkten hinter der Brille übernatürlich groß. Auf seinem Schädel schimmerten weiße, millimeterlange Haarstoppeln, die den Kopf wie einen weißen Haarkranz umgaben. Die gesamte Erscheinung wirkte irgendwie unnahbar. Er verschränkte die Arme vor der Brust und musterte Marika. Von oben nach unten, wie ihr schien. Es war, als unterzöge er sie einer Prüfung. Beim Anblick des zweiten Polizisten stockte Marika der Atem. Auch er war groß und schlank, aber sehr muskulös. Er war deutlich jünger als sein Kollege – Ende zwanzig oder Anfang dreißig. Die dichten braunen Haare standen etwas vom Kopf ab. Seine dunkelbraunen Augen musterten sie ebenfalls. Aber nicht abschätzig, wie die des älteren Beamten, sondern eher interessiert. Einen Moment rührte sich niemand von ihnen, dann machte der jüngere einen Schritt auf sie zu. Marika wurde sich dessen bewusst, dass sie den Mann mit offenem Mund anstarrte und klappte ihn zu. Sofort kehrte sie in die Realität zurück und wich seinem Blick aus. „Sind Sie Marika Wenger?“, fragte der Hagere. In seiner Stimme lag eine für Marika unerklärbare Schärfe. Sie brachte keinen Ton heraus und konnte nur nicken. „Kriminalkommissariat Basel-Stadt. Ich bin Fritz Brunn und das ist mein Kollege Simon Forster. Wie uns mitgeteilt wurde, haben Sie die Leiche gefunden?“ Die Leiche! Sie hat einen Namen, dachte Marika wütend. Tränen schossen in ihre Augen. Rasch blickte sie zur Seite. „Ja“, sagte sie leise. „Wir würden Ihnen gerne einige Fragen stellen, wenn es Ihnen nichts ausmacht.“ Doch, das macht es mir, dachte sie. „Kein Problem“, antwortete sie aber stattdessen. „Bitte nehmen Sie Platz.“ Brunn wies auf einen Stuhl. Mit weichen Knien rutschte Marika auf den Holzstuhl. Dabei begegnete ihr Blick dem Forsters. Er musterte sie kurz und schritt zur Tür, um sie zu schließen. Dann setzte er sich neben seinen Kollegen, der hinter Agnes Stamms Schreibtisch Platz genommen hatte. Der Tisch stand wie eine Barriere zwischen ihnen. Marika hatte das Gefühl, auf einer Anklagebank zu sitzen. Aus seiner Jackentasche holte Forster ein kleines Notizheft und einen Stift hervor. Er nickte Brunn zu, der sogleich mit der Befragung begann. „Vielleicht dieses vorweg, haben Sie etwas verändert, als Sie den Raum betreten haben?“ „Verändert?“ „Angefasst, entfernt oder hingestellt?“ Marika schüttelte zuerst den Kopf. „Ich habe den Kaffee neben die Mikrosonde gestellt?“, sagte sie dann. „Kaffee?“, wiederholte Brunn. Die beiden Beamten wechselten einen Blick. „Ich habe Franca Kaffee mitgebracht.“ Tränen traten in ihre Augen. Sie musste blinzeln und senkte den Kopf, hob...


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