E-Book, Deutsch, 0 Seiten
Hambly Star Trek - Classic: Kreuzwege
1. Auflage 2014
ISBN: 978-3-641-11748-1
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Roman
E-Book, Deutsch, 0 Seiten
ISBN: 978-3-641-11748-1
Verlag: Heyne
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Tau Lyra III ist ein geschützter Planet, den kein Raumschiff anfliegen darf, um die Entwicklung der Yoon-Zivilisation nicht zu stören. Als die Enterprise das Überwachungssystem überprüft, taucht wie aus dem Nichts ein Schiff auf und nimmt Kurs auf den Planeten. Captain Kirk lässt die Besatzung an Bord beamen und muss sich vom Kommandanten der Nautilus eine abenteuerliche Geschichte anhören. Noch größere Rätsel allerdings gibt das Schiff selbst auf: Obwohl es aus derselben Baureihe stammt wie die Enterprise scheint es schon ewig in Dienst zu sein. Kirk hat keine andere Wahl und stellt die Besatzung unter Arrest. Die Sicherheitssysteme stellen für die Nautilus-Crew jedoch kein Problem dar, und bereits nach kürzester Zeit haben sie die Enterprise übernommen. Allmählich beginnt Captain Kirk zu begreifen, dass diese Leute aus der Zukunft kommen - und diese scheint der blanke Horror zu sein ...
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Kapitel 1
Es geschah kurz nach Beginn der Nachtschicht. Zumindest waren sich alle Beteiligten später in diesem Punkt einig.
Um 19.40 Uhr, Sternzeit 6251.1, befand sich Captain James T. Kirk in der Sporthalle auf Deck Acht des Raumschiffs Enterprise. Während des Sparringskampfes mit Fähnrich Lao Zhiming – einundzwanzig Jahre alt, gedrungene Statur, schnelle Reflexe und genauso schnelle Auffassungsgabe – ertönte das Signal des internen Kommunikationssystems. Einer der Basketballspieler am anderen Ende der großen Halle nahm den Anruf entgegen.
Kurz darauf drehte der Mann sich um. »Captain?«, rief er.
Kirk tauchte unter einem Schlag weg und zog sich keuchend zurück, ohne seine Deckung zu vernachlässigen. Lao entspannte sich. »Nur der Gong hat Sie gerettet, Captain«, stichelte er grinsend.
»Mich oder Sie?«, gab Kirk spöttisch zurück und lief mit federnden Schritten zum nächsten Interkom-Anschluss, von denen es insgesamt acht im großen, hallenden Raum gab, der sich am Rand des primären Schiffsrumpfes befand. Der Captain bemerkte, dass die Basketballer ihr Spiel unterbrochen hatten, um unauffällig zu lauschen. Sie dribbelten auf der Stelle oder machten Dehnübungen, als würden sie sich lediglich eine Ruhepause gönnen. Natürlich waren sie neugierig darauf, was die Brücke dem Captain nach Dienstschluss mitzuteilen hatte.
Als er auf die Ruftaste drückte, spürte auch Kirk den zusätzlichen Adrenalinstoß nach der Anspannung des Sparringskampfes.
Lao hielt sich auf Distanz, aber auch er horchte.
»Captain?« Lieutenant Mahases tiefe Stimme klang völlig teilnahmslos. »Die Raumbojen der Föderation in der Nähe des Systems Tau Lyra melden ein nicht identifiziertes Schiff.«
»Unmöglich!«, entfuhr es Lao.
Kirk warf ihm einen kurzen Blick zu. Der junge Mann strich sich das glatte, schweißgetränkte schwarze Haar aus dem Gesicht, während er mit gerunzelter Stirn über die widersprüchlichen Fakten nachdachte.
»Wir haben erst vor drei Stunden den gesamten Sektor überprüft, Captain, kurz vor Ende unserer Schicht. Sie haben die Sensordaten selbst gesehen. Hier ist nichts. Kein Schiffsverkehr, kein Bergbau, keine Raumstationen … Nicht eine einzige Zivilisation – abgesehen von dem, was sich auf Tau Lyra Drei befindet. In so kurzer Zeit hätte nichts in die Reichweite der Raumbojen kommen können.«
»Sie vergessen den Kreuzwege-Nebel.« Der Schweiß, der allmählich auf seiner Brust trocknete, ließ Kirk leicht frösteln. Zumindest konnte er sich keinen anderen Grund vorstellen, warum ihm kalt werden sollte.
»Aber dort …«, begann Lao, verstummte dann aber. Er war noch jung, ein Fähnrich, der erst vor kurzem die Akademie verlassen hatte. Doch Kirk wusste schon jetzt, dass er eines Tages zu den besten Captains von Starfleet gehören würde.
»Sie wollen sagen, dass es dort nichts gibt?«, vervollständigte Kirk den Einwand des jungen Mannes und bedachte ihn mit einem schiefen, ironischen Grinsen, das sowohl seinen eigenen Erinnerungen als auch den naiven Vorstellungen des Fähnrichs über die Zuverlässigkeit von Messwerten in kaum erforschten Regionen des Weltraums galt. »Zumindest nichts, von dem wir wüssten, Fähnrich.«
Er drehte sich um und schlug noch einmal mit dem Handballen auf die Ruftaste. »Wir sind unterwegs.«
»Es handelt sich eindeutig um ein Schiff, Captain.« Lieutenant Tonia Barrows schaltete die Fernbereichsensoren auf maximale Vergrößerung, während Kirk das Bild auf den kleinen strategischen Monitor in der Armlehne seines Kommandosessels holte. Doch die Anzeigen waren ihm zu ungenau, da sie alles ignorierten, was außerhalb der Reichweite eines Photonentorpedos lag. Also stand er auf und trat neben die Navigatorin der Nachtschicht. Mr. Spock, der in seinem Quartier gelesen hatte, als die ungewöhnliche Ortung gemeldet worden war, verließ die Hauptcomputerstation, um sich zum Captain zu gesellen.
Grüne Lichtpunkte schwebten vor dem onyxschwarzen Hintergrund des Bildschirms. Ein blassgelber Nebel deutete den äußersten Rand der Kometenwolke des Sterns Tau Lyra an, während der Stern selbst noch zu weit entfernt war, um auf der Darstellung sichtbar zu werden. Der kleine blinkende Punkt war die Raumboje, die den Alarm ausgelöst hatte. Sie stand weit außerhalb der Kometenbahnen. Ein weiterer Lichtpunkt, der wie eine Ameise über die Mattscheibe kroch, war das näher kommende Raumschiff.
»Wie es aussieht, halten sie Kurs auf Tau Lyra, Captain«, sagte Barrows und blickte zu Kirk auf. Sie war eine hübsche und kompetente schwarzhaarige Frau, die im Ruf stand, eine gerissene Pokerspielerin zu sein. In den vier Jahren und neun Monaten dieser Mission der Enterprise waren viele Besatzungsmitglieder gekommen und gegangen, doch Barrows gehörte zu der kleinen Gruppe jener Leute, die von Anfang an dabei gewesen waren.
Da die Nachtschicht mit einer kleineren Brückenbesatzung arbeitete, hatte sie die Aufgaben des Piloten und des Navigators übernommen. »Jedenfalls gibt es in der Nähe nichts anderes, zu dem sie unterwegs sein könnten. Sie bewegen sich mit hoher Unterlichtgeschwindigkeit.«
»Aus welcher Richtung kommen sie?«
»Aus dem Kreuzwege-Nebel, Captain.«
Kirk schwieg einen Moment, während er die Situation einzuschätzen versuchte. Er konnte spüren, wie angespannt die Brückenbesatzung war. Diese Männer und Frauen waren ihm nicht so vertraut wie die Gruppe der Tagesschicht, auch wenn er nach Möglichkeit an jedem Abend einige Stunden auf der Brücke verbrachte. Er wusste, dass das Schiff während seiner Abwesenheit bei dem großen, unkomplizierten Lieutenant Winfield in guten Händen war. Er sah, wie der technische Offizier einen besorgten Blick mit Lieutenant Mahase austauschte, und er fühlte das Gewicht des bedrückenden Schweigens, während Dykstra an der technischen Station arbeitete. Er glaubte fast, die leichte Beschleunigung des Pulsschlags aller Anwesenden hören zu können – vielleicht nur mit Ausnahme des unerschütterlichen Mr. Spock.
Als er zu seinem Sessel zurückkehrte, wich ihm der Vulkanier nicht von der Seite. »Wann ist das letzte Schiff in der Umgebung des Kreuzwege-Nebels verschwunden?«
»Vor drei Komma sieben Standardjahren, Captain. Es war der Föderationsaufklärer Harriet Tubman, der mit einer zwölfköpfigen Besatzung von Starbase Zwanzig aufbrach. Davor gab es einen unbestätigten Bericht über ein Freihändlerschiff namens Sagittarius, das zuletzt in dieser Gegend gesehen wurde. Zusätzlich sind drei der Wachbojen der Föderation, die am Rand des Sternsystems Tau Lyra stationiert wurden, spurlos verschwunden, genauso wie drei automatische Drohnen, die vom Wissenschaftsinstitut der Föderation in den Nebel geschickt wurden, um festzustellen, ob sich darin tatsächlich eine Turtledove-Anomalie befindet.«
»Und das alles haben Sie auswendig gelernt, damit Sie es fehlerfrei aufsagen können?« Die Türen des Turbolifts glitten mit einem leisen Zischen zu, als Dr. McCoy an die andere Seite von Kirks Kommandosessel trat und den vulkanischen Wissenschaftsoffizier mit einem sarkastischen Glitzern in den blauen Augen musterte.
Spock richtete sich kaum merklich auf, bevor er antwortete. »Da unsere derzeitige Mission darin besteht, weitere Sonden mit Messinstrumenten in den Nebel zu entsenden, hielt ich es für logisch, mich mit den potentiellen Gefahren dieses Phänomens vertraut zu machen. Der Sektor Sechs ist größtenteils unerforscht. Die Sternkarten, die wir heute Vormittag anfertigten, sind die ersten neuen Daten seit der Erkundung durch vulkanische Schiffe vor fünf Jahrhunderten. Außerdem wurde die Region damals als p'laaka klassifiziert – als unsicher aufgrund unvorhersehbarer Ereignisse. Seit dieser Zeit scheint der Kreuzwege-Nebel weder seine Größe noch seine relative Position in einem ungewöhnlichen Maß verändert zu haben. Er ist eine Anomalie, aber keine Gefahr.«
»Solange man sich nicht zu nahe heranwagt«, brummte McCoy.
Spock hob eine Augenbraue. »Dieselbe Feststellung könnte jemand treffen, der einen Schleimteufel in seiner Badewanne entdeckt. Obwohl die Daten bruchstückhaft sind, gibt es keinen Grund zu der Annahme, dass die Warnung vor diesem Sektor wegen des unerklärlichen Verschwindens von Schiffen ausgesprochen wurde. Nach dem Verschwinden der Harriet Tubman hat die Föderation den Nebel zur ständigen Gefahrenzone erklärt. Deshalb die Erkundungsdrohnen.«
Ganz zu schweigen von der üblichen Warnung vor allen Planeten, ob bewohnt oder nicht, innerhalb eines Radius von fünf Parsec rund um eine Anomalie, dachte Kirk unbehaglich.
»Für diesen Sektor ist in zwei Jahren eine organisierte Erkundung geplant«, sagte Fähnrich Lao. Er war kurz nach Kirk auf die Brücke gekommen und rückte genauso wie der Captain immer wieder seine goldene Uniformjacke zurecht. Sein feuchtes Haar war zurückgekämmt, und seine Augen leuchteten bei der Aussicht auf eine solche Mission. »Ich würde mir sehr gerne das Planetensystem einmal genauer ansehen, das wir heute früh am Rand des Nebels entdeckt haben. Wenn man mich lassen würde.«
Kirk grinste, als er den mitreißenden Eifer in Laos Worten hörte. »Da Sie jetzt einer der ganz wenigen Fähnriche sind, die sich jemals in Sichtweite einer Anomalie aufgehalten haben, wird man Sie wohl kaum übergehen können.«
»Falls Starfleet die nötigen finanziellen Mittel auftreiben kann«, knurrte McCoy zynisch.
»Leider habe ich keine ausreichenden Informationen über die Haushaltsplanung von Starfleet«, sagte Spock. »Solange keine solche Expedition ausgerüstet werden kann, bleiben unsere Daten...




