Haupt | Wege durch finstere Zeiten | Buch | 978-3-03867-107-7 | sack.de

Buch, Deutsch, 356 Seiten, Format (B × H): 138 mm x 226 mm, Gewicht: 860 g

Haupt

Wege durch finstere Zeiten

Afghanische und Schweizer Texte über Flucht und Asyl
1. Auflage 2025
ISBN: 978-3-03867-107-7
Verlag: Brotsuppe, Verlag Die

Afghanische und Schweizer Texte über Flucht und Asyl

Buch, Deutsch, 356 Seiten, Format (B × H): 138 mm x 226 mm, Gewicht: 860 g

ISBN: 978-3-03867-107-7
Verlag: Brotsuppe, Verlag Die


Die schrecklichen Bilder von Menschen auf der Flucht, Verfolgten und Vertriebenen, die verzweifelt versuchen, sich in Sicherheit zu bringen, gehen uns seit Jahren nicht mehr aus dem Kopf. Angesichts dieser Tragödie reagieren viele mit Rat- und Hilflosigkeit.
Wie es auch anders gehen könnte, zeigt diese Anthologie. Über 50 afghanische Autor:innen und ihre Schweizer Kolleg:innen schreiben über Flucht und Asyl. Die hier präsentierten Texte stehen in Zusammenhang mit der von Sabine Haupt initiierten und koordinierten PEN-Aktion zur Rettung hochgefährdeter afghanischer Intellektueller (Schriftstellerinnen, Journalisten, Universitätsdozentinnen, Menschen- und Frauenrechtsaktivisten, Juristinnen), mit der von 2021 bis 2025 fast hundert Afghan:innen nach Europa kamen.
Um diese aussergewöhnliche Aktion, an der ein ganzes Netzwerk von ehrenamtlichen Helfer:innen, darunter auch viele Schweizer Schriftsteller:innen, beteiligt ist, zu dokumentieren, gibt sie diese Anthologie mit Beiträgen afghanischer und Schweizer Autor:innen heraus. Illustrationen von afghanischen Künstler:innen ergänzen die Texte. Bei dem Projekt geht es auch darum, den afghanischen Kolleg:innen, die in ihrer Heimat bekannt waren und zum Teil grosse Reputation genossen, wieder zu einer gewissen Sichtbarkeit zu verhelfen.

Haupt Wege durch finstere Zeiten jetzt bestellen!

Zielgruppe


Erwachsene


Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Leseprobe.
Milena Moser
Es ist noch ganz dunkel so früh am Morgen, mein Termin muss der erste an diesem Tag sein. Ich habe Angst, natürlich habe ich Angst, wer hat keine Angst vor einem Termin bei der Einwanderungsbehörde? Der Taxifahrer spürt das. Wir kommen ins Gespräch. Er selbst ist vor vierzehn Jahren eingewandert, aus Tibet. Das sei damals nicht so schwierig gewesen, eine andere Zeit, ein anderer Präsident. Ausserdem »mochten damals alle den Tibet.« Er fragt, wo ich herkomme, und als ich sage »aus der Schweiz«, hält er den Daumen hoch. »Dann sollten Sie kein Problem haben.« Er schweigt eine Weile, dreht sich zu mir um, lächelt: »Stellen Sie sich vor, Sie kämen aus Afghanistan!« […]

Farahnaz Bawar
[…] Das Wort »gerettet« ist für mich sehr schmerzlich. Vielleicht bin ich unter Millionen afghanischer Frauen diejenige, die am meisten Glück hatte, weil sie gerettet wurde, aber Millionen anderer Frauen sitzen noch immer im häuslichen Gefängnis ihres Ehemannes oder Vaters unter der tyrannischen, frauenfeindlichen Herrschaft der Taliban und verfluchen ihr Frausein. Ich bin froh, dass ich gerettet wurde, aber der Schmerz, den ich wegen der Frauen meines Landes empfinde, lässt mich nicht mehr los. […]

Martin R. Dean

Er hiess Adil und war aus Syrien gekommen. Mit flackernden Blick sass er mir gegenüber, nicht ängstlich, nicht forsch, sondern abwartend und letztlich verschlossen. Ich hatte ihn schon mehrmals in Rodersdorf besucht, wo er zusammen mit zwei anderen Geflüchteten in einer Bruchbude am Rande eines Feldes wohnte, nur wenige Schritte von der französischen Grenze entfernt. Es gab keine Fotos an den Wänden, keine Hinweise auf seine Geschichte auf seinem Nachttisch.

Azim Basharmal
[…] Mein Vater schrieb seine Erinnerungen in drei Bänden nieder. Doch die politische Lage und die Sicherheitslage liessen eine Veröffentlichung nicht zu. Da er nun krankheitsbedingt im Krankenhaus liegt, hat er mir seine Bücher geschickt, damit ich sie überarbeite und wenn möglich in einem anderen Land veröffentliche. Jedes Mal, wenn ich die Seiten des Buches umblättere, kehre ich in meine Kindheit zurück und damit in die Jahre, in denen ich Angst davor hatte, dass die Armee, Kriege und Milizen unser Haus verwüsten. Aber ich verstand nicht, warum. Ich hatte Angst, wusste aber nicht, was los war. Hin und wieder verschwand mein Vater. Aber ich wusste nicht, warum er fehlte. Es hiess, mein Vater würde verhaftet werden. Aber ich wusste nicht, warum er verhaftet wurde. Ich hörte, dass Menschen getötet wurden; aber ich wusste nicht, warum sie getötet wurden. […]


Haupt, Sabine
Sabine Haupt ist Schriftstellerin und emeritierte Professorin für allgemeine und vergleichende Literaturwissenschaft. Neben zahlreichen wissenschaftlichen Publikationen hat sie mehrere Romane und Erzählbände veröffentlicht, zuletzt »Lichtschaden. Zement« (2021) sowie »Die Zukunft der Toten« (2022). Sie engagiert sich für verfolgte Autor:innen, insbesondere für bedrohte Schriftstellerinnen und Schriftsteller aus Afghanistan.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.