E-Book, Deutsch, 480 Seiten
Hector FASZINATION SCIENCE-FICTION
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-95765-743-5
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Die fantastischen Welten der Zukunft
E-Book, Deutsch, 480 Seiten
ISBN: 978-3-95765-743-5
Verlag: p.machinery
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der in Simmersfeld lebende Dr. Robert Hector (* 1956 in Saarlouis) ist Internist und Sportmediziner. Der Erfinder der »Hector-Diät« studierte von 1977 bis 1983 Medizin in Homburg. 1985 promovierte er mit einem Thema über die Umweltbelastung durch die Verwendung radioaktiver Stoffe in der Medizin. Seit 1994 ist er als hausärztlicher Internist im Nordschwarzwald tätig. Hector gilt als ausgewiesener Experte für Science-Fiction, Futurologie und Kosmologie - wobei die Perry-Rhodan-Serie einen Schwerpunkt bildet - und hat in diesen Themenbereichen eine große Anzahl von Aufsätzen verfasst.
Autoren/Hrsg.
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Geschichte der Science-Fiction
Die klassischen Darstellungsformen der Science-Fiction sind der Roman (auch die Kurzgeschichte) und der Kinofilm. Hinzu kommen Comics (»Superman«, »Batman«, »Spider Man«, »X-Men«) und Fernsehserien (»Star Trek«, »Battlestar Galactica«), aber auch Medien wie die Musik, Kunst (hierzu zählen Coverzeichner und Illustratoren) oder Games. Zunehmend treten Überschneidungen auf, Romane werden verfilmt, Fernsehserien, Comics oder Games werden fürs Kino adaptiert. Der Ideenkern der SF entstammt jedoch dem Roman.
Vorläufer der SF – Gilgamesch, Odysseus und andere Reisende
Der Mensch träumte schon immer von fantastischen Abenteuern, die ihn in Gebiete außerhalb seiner realen Umwelt führten. Uralte Mythen und Märchen zeugen von diesen Träumen, die sich schließlich auch in der Literatur niederschlugen. Wundersame Reisen, exotische Lebewesen und unglaubliche Ereignisse finden sich bereits in frühen Werken der Weltliteratur. Das babylonische Gilgamesch-Epos beschreibt eine fantastische Reise, die unter anderem die Suche nach der Unsterblichkeit sowie die Zerstörung der Welt durch eine Flutkatastrophe zum Thema hat. Aus Indien stammen die Upanishaden, Geheimlehren, welche die Mysterien der Schöpfung ergründen. Homer berichtet in seinem Heldenepos »Odyssee« von einer fantastischen Reise, einer Irrfahrt durch das Labyrinth innerer Leidenschaften und weltlicher Gefahren.
Im 4. Jahrhundert vor Christus schilderte der griechische Philosoph Plato in »Politeia« das erste utopische Staatsgebilde, das uns heutzutage allerdings eher als totalitäres Regime erscheint. Im Jahre 165 n. Chr. erzählte Lukianos von Samosata in seiner »Wahren Geschichte« von einer Reise zum Mond. Dantes »Göttliche Komödie«, in den Jahren 1312–1321 gedichtet, enthält Erörterungen verschiedener politischer Idealstaaten, Überlieferungen von Orten der Verdammten und der Seligen, und berichtet von der Suche nach dem vollkommenen Königreich sowie von einer Vision der völlig gerechten Stadt Gottes.
Thomas Morus verfasste 1516 den ersten modernen Staatsroman »Utopia«; Thema war ein idealer Staat auf der fiktiven Insel Utopia. Thomas Campanella schrieb in den Kerkern der spanischen Monarchie 1623 die Utopie von der »Sonnenstadt« (»La città del Sole«) nieder. 1627 schilderte Francis Bacon in »The New Atlantis« einen Idealstaat in der Südsee, in dem unter anderem Flugzeuge und Unterseeboote vorkommen.
Eine Mondreise ist das Thema von Johannes Keplers »Somnium« (1634, »Der Traum, oder: Mond-Astronomie«), wobei der Astronom dem Leser auch (damals) neuere wissenschaftliche Erkenntnisse nahe bringt. Ein junger Astronom schildert, wie er einen Dämon kennenlernt, der ihm von einer Mondreise berichtet. Der Geist beschreibt nicht nur die Reise, sondern auch die Bedingungen auf dem Erdtrabanten, etwa Böden und Klima sowie die dortigen Lebewesen. Dieser erst nach Keplers Tod veröffentlichte Text, den dieser angeblich in nur zwei Nächten schrieb, kann als erste Science-Fiction-Erzählung der Literaturgeschichte betrachtet werden.
In den Jahren 1650 bis 1662 veröffentlichte Cyrano de Bergerac seine Raumfahrtgeschichten »Mondstaaten und Sonnenreiche«; der Held befestigt darin eine Anzahl kleiner Fläschchen voller Tau an seinem Körper, woraufhin ihn die Sonne mitsamt Tau ansaugt, sodass er Mond und Sonne erreicht. Jonathan Swift verschmolz in »Gullivers Reisen« (1726), in dem Zwerge und Riesen auftraten, meisterlich Fantasie und Wirklichkeit; die Kombination von kindlicher Heiterkeit und bitterer Satire gaben diesem Werk seine Weltgeltung. Voltaire schilderte in »Micromégas« (1752) den Besuch zweier Riesen vom Sirius und Saturn auf der Erde.
Die Hauptelemente dieser Vorläuferformen der SF waren die fantastische Reise und das Utopia. Häufig wiesen die Autoren durch die Schilderung paradiesischer Zustände in einer fremden Welt auf die Missstände im eigenen Land hin.
Das 19. Jahrhundert – Shelley, Verne und andere Träume
Im späten 18. und frühen 19. Jahrhundert waren innerhalb der fantastischen Literatur Horrorgeschichten sehr beliebt. In England war zu dieser Zeit die »Gothic Novel« (Schauerroman) sehr populär, den Inhalt bildeten Schauergeschichten über Mönche, Räuber, Geister, Mord und Folter. Beispiele waren »The Castle of Otranto« (1765) von Horace Walpole sowie »The Mysteries of Udolpho« (1794) von Mrs. Radcliffe.
Ein Analogon zur Gothic Novel war in Deutschland die »Schwarze Romantik«. E. T. A. Hoffmann, der bekannteste Vertreter dieser Richtung, schrieb unter anderem »Die Elixiere des Teufels« (1815) und »Der Sandmann« (1816); in letzterer Geschichte trat mit der Puppe »Olympia« ein Vorläufermodell der Roboter auf.
Die beiden wichtigsten Schriftsteller des fantastischen Genres im frühen 19. Jahrhundert waren Mary Shelley und Edgar Allan Poe, beide noch der Gothic Novel verhaftet. Mary Shelley schrieb 1818 den inzwischen legendären »Frankenstein«. Ein verrückter Wissenschaftler erzeugt künstliches Leben und will sich mit Gott auf eine Stufe stellen. Dr. Victor Frankenstein flickte sein Monster aus Leichenteilen zusammen; aus immunologischer Sicht sicherlich ein fragwürdiges Unternehmen. Edgar Allan Poe war ein Pionier der Kurzgeschichte und Meister psychologisch untermauerter Horrorszenarien. Einige seiner Storys enthielten auch SF-Elemente: »The Unparalleled Adventures of Hans Pfaal« (1835, »Hans Pfaals Mondfahrt«) oder »The Narrative of Arthur Gordon Pym« (1838, »Der Bericht des Arthur Gordon Pym aus Nantucket«). Pym ist ein Seefahrer, der an Bord eines Schoners in die Antarktis reist und dort eine rätselhafte Insel findet, in der alles schwarz erscheint.
Die Auswirkungen der industriellen Revolution und die Fortschritte auf wissenschaftlich-technischem Gebiet begannen auch, sich im Alltagsleben der Menschen niederzuschlagen. Die durch Landwirtschaft und Großfamilie bestimmte Gesellschaftsstruktur geriet ins Wanken, Industriereviere entstanden, in denen die Menschen unter unwürdigen Bedingungen arbeiten und leben mussten. Der gesellschaftliche Wandel führte zu sozialen Verwerfungen, die Entstehung sozialistischer Ideen war die Folge. So entstanden in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts einige bemerkenswerte Sozialutopien.
1862 schrieb Edward G. Bulwer-Lytton »The Coming Race« (»Das Geschlecht der Zukunft«): Ein Mann stürzt in einen Kohleschacht und findet tief unter der Erdoberfläche eine menschenähnliche Rasse, die in einer beleuchteten Höhle lebt. Diese Wesen verfügen über Luftfahrzeuge, Waffen und grandiose Bauwerke. Zur Energieversorgung benutzen sie die Kraft »Vril«, die eine Einheit des natürlichen Energiegefüges darstellt.
Samuel Butler schilderte in »Erewhon« (1872) eine Welt, deren Bewohner der Technik negativ gegenüberstanden. Butlers Roman war eine Satire auf das viktorianische England, wobei seine Gedanken über die Wechselbeziehungen zwischen Krankheit und Verbrechen, Religion und Geschäft sowie zu den Auswirkungen der Technisierung prophetischen Charakter hatten.
Edward Bellamy beschrieb in »Looking Backward« (1888, »Ein Rückblick aus dem Jahr 2000 auf das Jahr 1887«) eine utopische amerikanische Zukunftsgesellschaft, in der jeder seinen gerechten Lohn erhält; die Verschmelzung von sozialistischen, christlichen und kapitalistischen Idealen erscheint heute etwas naiv.
Thomas Hardy griff in seinem Werk Darwins Evolutionsgedanken auf. In »The Dynasts« (1904) wagte er evolutionäre Spekulationen, die sich mit dem Wachstum von Bewusstsein und Intelligenz befassten.
In den Romanen von Jules Verne (1828–1905) spiegelte sich die technische Aufbruchstimmung des 19. Jahrhunderts wider. Naturwissenschaftlicher und technischer Fortschritt schienen alles zu ermöglichen, etwa Reisen ins Erdinnere, in die Tiefsee, zum Mond oder durch das Sonnensystem. In späteren Jahren wich allerdings seine Technik-Euphorie einer zunehmenden Skepsis, Mensch und Gesellschaft gingen mit der Technik unter, wie in dem Spätwerk »Robur, Herr der Welt« beschrieben.
Eher in den Bereich der Fantasy gehören die beiden wunderbaren Bücher Lewis Carrolls »Alice im Wunderland« (1865) und »Alice hinter den Spiegeln« (1872). Das Mädchen Alice unternimmt Reisen in andere Dimensionen, erlebt dabei unmögliche Situationen und begegnet erstaunlichen Tieren mythologischen Ursprungs.
In die dunklen Tiefen der gespaltenen Psyche stieg Robert Louis Stevenson mit dem Horrorroman »Dr. Jekyll and Mr. Hyde« (1886). Ein angesehener Bürger verwandelt sich unter dem Einfluss einer Droge, die sein negatives Ich dominieren lässt, in eine Bestie.
Edwin A. Abbott beschrieb in »Flatland« (1884) eine Welt, deren Bewohner in einem zweidimensionalen Kontinuum leben. Von Mark Twain stammt die humorvolle Zeitreisegeschichte »A Connecticut Yankee in King Arthur’s Court« (1889).
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts wuchs in den USA und Europa das Bedürfnis nach ablenkender Unterhaltung. Neue Zeitschriften erschienen, viele der großen Tageszeitungen wurden gegründet, das erste moderne Unterhaltungsmagazin (»Strand«) kam 1890 auf den Markt.
Mit der Veröffentlichung von »The Steam Man of the Prairies« im Jahre 1868 begann in den USA eine Phase, in der Science-Fiction im Dime-Novel-Format veröffentlich wurde, als Groschenroman in billiger Massenproduktion. Ein Beispiel war die »Frank Reade«-Reihe, die von 1876 bis 1898 lief. Die meist jugendlichen Leser wurden mit seltsamen Erfindungen konfrontiert. Es war die Zeit, in der Thomas Alva Edison zum Nationalhelden avancierte. Um die Jahrhundertwende wurden die Dime Novels durch die »Pulps« verdrängt, billige, auf holzhaltigem...




