E-Book, Deutsch, Band 3, 176 Seiten
Reihe: Wild Claws
Held Wild Claws (3). Im Visier der Haie
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-401-80881-9
Verlag: Arena Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 3, 176 Seiten
Reihe: Wild Claws
ISBN: 978-3-401-80881-9
Verlag: Arena Verlag GmbH
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Max Held ist ein waschechter Abenteurer. In seiner Freizeit legt er sich mit wilden Tieren an, seilt sich aus selbstgebauten Minihubschraubern ab und kommt mysteriösen Geheimnissen auf die Spur - zumindest in seinen Büchern. Der Autor lebt und schreibt in Bonn.
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Das Büro von Jacks Eltern war ein rund zwanzig Quadratmeter großer Raum, in dem außer zwei Schreibtischen, einigen Regalen und einem Kühlschrank auch noch eine Kiste mit Legosteinen stand, die allerdings schon ziemlich verstaubt waren. Als Kleinkind hatte Jack hier unzählige Stunden zugebracht, während seine Eltern arbeiteten. Deshalb verband er mit diesem Ort ein beruhigendes Gefühl, das ihm Sicherheit gab. Umso mehr wurmte es ihn, unter einem Vorwand hier einzudringen und heimlich den Computer seiner Mum zu durchforsten. Aber es blieb ihm wohl nichts anderes übrig.
Er setzte sich an den Schreibtisch und startete den PC. Während der Rechner hochfuhr, warf Jack einen Blick zum Fenster hinaus auf das kleine Flugfeld mit der Start- und Landebahn. Gerade setzte eine Cessna auf, bremste ab und rollte dann gemächlich zum Hangar, in dem auch die beiden Maschinen seiner Eltern untergebracht waren. Jacks Vater arbeitete als Fluglehrer, und weil das private Fliegen in Florida sehr beliebt war, hatte er meistens alle Hände voll zu tun.
Seine Mutter Candula, die alle nur Candle nannten, war Hubschrauberpilotin, die sowohl an der Küste als auch in den Everglades regelmäßig Einsätze flog. Nebenbei unterhielten die Matthews noch einen Propellerbootverleih, bei dem auch Jack zur Hand gehen musste, wenn Not am Mann war. Zum Ausgleich besaß er ein eigenes Propellerboot, in dem er jeden Tag mit Logan und Charlotte zur Schule düste – mit fünfzig Sachen über den Sumpf. Coole Sache!
Der Computer gab einen hellen Signalton von sich. Jack stockte der Atem. Das Ding wollte ein Passwort haben!
Jack kam ins Grübeln. Die meisten Leute vergaben entweder sehr leichte Passwörter, weil sie sich schwierige nicht merken konnten. Oder sie notierten die Zugangsdaten in der Nähe des Computers, um sie immer parat zu haben. Jack untersuchte die Schreibunterlage seiner Mutter, blätterte ihren Kalender durch und inspizierte die Bildschirmrückseite … aber ein Passwort fand er nicht.
Spaßeshalber betätigte er die Enter-Taste ohne ein Passwort einzugeben. Vielleicht hatte seine Mum ja gar keins vergeben. Aber als der PC ein quäkendes Geräusch von sich gab und erneut nach dem Passwort verlangte, wurde Jack klar, dass es so leicht nicht werden würde.
*
»Setz dich doch«, bot Sheriff Malone seinem Besuch den Stuhl auf der gegenüberliegenden Seite des wuchtigen Schreibtischs an. »Willst du was trinken?«
»Nein danke«, sagte Logan und nahm Platz. Offenbar sollte nicht nur das Gebäude beeindruckend wirken, sondern auch das Mobiliar. »Ich will Sie auch gar nicht lange stören …«
»Du störst nicht«, winkte Malone fröhlich ab. »Du und deine Freunde habt immerhin zwei echt knifflige Fälle gelöst und mitgeholfen, üble Verbrecher festzunehmen.« Er hielt inne und sein Gesicht nahm einen besorgten Ausdruck an. »Habt ihr etwa was Neues? Seid ihr wieder auf Verbrecherjagd?«
»Aber nein, nicht doch«, lachte Logan.
Der Sheriff atmete erleichtert auf. »Ein Glück. Eure Eltern haben das nämlich verboten. Nach dem letzten Fall hat mir deine Mum die Hölle heißgemacht, ich kann dir sagen … Viele ihrer Flüche kannte ich noch gar nicht, einige habe ich mir sogar notiert, man weiß ja nie, wozu man die nicht noch mal gebrauchen kann.« Er grinste breit.
»Das ist doch mal wieder typisch«, ertönte eine laute Stimme von draußen. »Amerikas Bürger werden bedroht, aber die Polizei tut nichts. Was bleibt einem da anderes übrig, als sich selbst zu schützen?«
Logan warf einen Blick über seine Schulter, wo er durch die Glasscheibe von Malones Büro den Mann mit Bart und Sonnenbrille dabei beobachtete, wie er von seinem Stuhl aufsprang und wutschnaubend das Departement verließ.
»Da kannst du mal sehen, mit was für Leuten wir es hier immer wieder zu tun haben«, seufzte Malone.
»Er hat von Aliens gesprochen«, sagte Logan.
»Die vor der Küste von Miami Beach mit ihrem Ufo ins Wasser gestürzt sind«, ergänzte Malone. »Dafür sind ja eigentlich die Kollegen aus Miami zuständig. Aber nachdem der Kerl bei denen abgeblitzt ist, versucht er es jetzt bei uns.« Malone schüttelte den Kopf. »Spinner.«
»Da ist also nichts dran?«, fragte Logan.
»An einem abgestürzten Ufo?« Malone zog überrascht die Brauen hoch. »Glaubst du so was?«
Logan zuckte mit den Schultern. »Eigentlich nicht. Aber wenn jemand so davon überzeugt ist …«
Der Sheriff winkte ab. »Ich glaube nicht an Ufos. Aber selbst wenn es welche gäbe, die noch dazu vor unserer Küste abstürzen, hätten das doch sicher noch mehr Leute beobachtet als nur dieser Ufo-Fanatiker. Mr Lee vom Leuchtturm zum Beispiel, der hat die Küste schließlich im Blick. Aber niemand hat etwas gesehen. Nur dieser Wilson. Und jetzt sollen wir losfahren und Aliens suchen, die sich unter die Bevölkerung gemischt haben?« Sheriff Malone seufzte tief. »Als hätte die Polizei nichts Besseres zu tun.« Damit lehnte er sich zurück und verschränkte die Hände hinter dem Kopf. »Kommen wir lieber zu dir, Logan. Was kann ich für dich tun?«
»Wir führen eine Befragung durch, für den Politik-Unterricht«, sagte Logan und zog Schreibblock und Kuli aus seinem Rucksack. »Wir sollen herausfinden, wie Behörden arbeiten. Und ich habe die Polizei bekommen.«
»Aha.« Malone nickte knapp. »Und was willst du wissen?«
»Ja, also … ich habe mir einen Fall ausgedacht. An dem würde ich gerne zeigen, wie Polizisten ermitteln.«
»Und was ist das für ein Fall?«
»Ich habe mir überlegt …« Logan schöpfte Atem. »Also wenn ein Boot mit Drogen vor Miami Beach kentert: Wie verhält sich die Polizei gegenüber der Öffentlichkeit?«
Malone runzelte die Stirn. »Ein Boot mit Drogen? Wie kommst du denn auf so was?«
»Ist bloß ein Beispiel«, sagte Logan. »Könnte auch was anderes sein, Waffen zum Beispiel. Oder Bomben. Nehmen wir der Einfachheit halber eine Atombombe. Wenn also knapp hundert Meter vom Strand entfernt ein Schiff mit einer Atombombe kentert: Erfährt die Bevölkerung davon? Oder kehrt die Polizei den Vorfall unter den Teppich?«
*
Jack betätigte die Enter-Taste und erneut ertönte der quäkende Ton. Bei der nächsten falschen Eingabe wird der Computer gesperrt, verkündete ein Schriftzug unter der Eingabemaske. Jack fluchte. Wenn der Computer gesperrt war, wüssten seine Eltern sofort, dass er sich daran zu schaffen gemacht hatte. Nur wenn er das richtige Passwort fand, würde der Computer entsperrt werden und die Angabe, dass es bereits zwei Fehlversuche gegeben hatte, verschwinden.
Aber Jack hatte noch immer keine Ahnung, wie er das Passwort finden sollte. Bei Milliarden möglicher Kombinationen war die Wahrscheinlichkeit, dass er durch Raten die richtige wählte, verschwindend gering. Also musste er kombinieren – wie ein Detektiv. Und dazu musste er sich in die Lage seiner Eltern versetzen.
Candle und Bob waren immer ziemlich gut organisiert, deshalb würden sie sicher nicht irgendein beliebiges Passwort wählen, sondern sich etwas dabei denken. Allerdings waren sie auch sehr vergesslich, weshalb sie eins nehmen würden, mit dem sie etwas verbanden, damit sie sich daran erinnerten, wenn sie im Stress waren und den Kopf voll anderer Dinge hatten. Außerdem waren Jacks Eltern fröhliche Menschen, deshalb würden sie ein Wort wählen, das ihnen ein Lächeln ins Gesicht zauberte, wenn sie morgens ins Büro kamen und mit der Arbeit begannen. Da es sich um den Computer seiner Mum handelte, überlegte Jack, was Candle gernhatte: Blumen, Schlagsahne, Hubschrauber … aber auch laute Musik. Handelte es sich beim Passwort um den Namen ihres Lieblingsmusikers? Wer war das noch mal? Oder hatte sie als Zugangsberechtigung den Namen ihrer Lieblingssahne McPearl gewählt? Oder doch eher den Spitznamen ihres Helis? Hyazinthe?
Jack seufzte. Jede dieser Möglichkeiten kam infrage. Und jede war so gut wie die anderen. Es gab keinen Grund, warum Hyazinthe wahrscheinlicher sein sollte als McPearl. Auf diese Weise würde er das Passwort nicht herausfinden. Jack hatte nur eine Chance, wenn seine Mum eins gewählt hatte, das einzigartig war und sich von allen anderen abhob. Also abgesehen von Sahne, Musik und Helikoptern: Was hatte seine Mum am allerliebsten? Vermutlich Dad. Lautete das Passwort also Bob? Beziehungsweise Robert? So hieß sein Vater nämlich mit Vornamen, Bob war die Kurzform.
Jack versuchte, sich in seine Mum hineinzuversetzen. Wenn ich sie wäre, worauf würde ich auf keinen Fall verzichten wollen? Was wäre mir das Allerwichtigste auf der ganzen Welt? Und wofür würde ich nicht zögern, mein Leben herzugeben?
Plötzlich wusste er es. Weil seine Mum ihm genau das immer und immer wieder gesagt hatte. So wie es vermutlich jede Mutter ihrem Kind sagte. Jack legte die Finger auf die Tastatur und gab Jacob ein. Als er die Enter-Taste betätigte, ertönte kein Quäken. Stattdessen wurde der Computer entsperrt. Und Jack war im System.
*
Logan hatte nicht damit gerechnet, die Polizeistation so schnell wieder zu verlassen. Aber nach seiner Frage mit der Atombombe hatte Sheriff Malone plötzlich einen wichtigen Anruf bekommen und keine Zeit mehr und bat seinen Besucher daher zu gehen. Eine Antwort auf die Frage, ob die Polizei von der untergegangenen Jacht wusste, hatte Logan nicht bekommen.
Er warf einen Blick auf die Uhr. Erst in vier Stunden würde er sich mit Jack und Charlotte am Anleger treffen. Was sollte er bis dahin tun? Ins Café setzen und Frozen Joghurts in sich reinschaufeln, bis er Bauchschmerzen bekam? Sicher nicht. Aber in welche Richtung sollte er ermitteln? Wer könnte das Boot noch...




