Herren / Brodersen / Reinhardt | Internationale Organisationen seit 1865. | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, 143 Seiten

Reihe: Geschichte kompakt

Herren / Brodersen / Reinhardt Internationale Organisationen seit 1865.

Eine Globalgeschichte der internationalen Ordnung.
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-534-71478-0
Verlag: wbg Academic in Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Eine Globalgeschichte der internationalen Ordnung.

E-Book, Deutsch, 143 Seiten

Reihe: Geschichte kompakt

ISBN: 978-3-534-71478-0
Verlag: wbg Academic in Herder
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Internationale Organisationen bekommen einen immer stärkeren Einfluss auf Politik und Gesellschaft. Gerade aufgrund der fortschreitenden Globalisierung sind solche Zusammenschlüsse notwendig, sei es zur Friedenssicherung, sei es zur Lösung weltweiter Probleme wie Ernährung, Handel oder Klimaschutz. Dabei sind nicht nur die großen Zusammenschlüsse wie Völkerbund, UNO oder NATO wichtig, sondern zunehmend auch nichtstaatliche Organisationen, die NGOs.
Madeleine Herren schreibt eine Geschichte der internationalen Organisationen und der Internationalisierung von ihren Anfängen im 19. Jahrhundert bis heute. Denn bereits im ausgehenden 19. Jahrhundert fand eine Verdichtung grenzübergreifender Kontakte in bisher nicht bekanntem Ausmaß statt: Internationale Organisationen wurden gegründet, internationale Ausstellungen (Weltausstellungen) und Konferenzen markieren den Beginn der Globalisierung. Heute ist die Welt ohne den Ausgleich internationaler Interessen nicht mehr zu denken.
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II. Internationale Organisationen im langen 19. Jahrhundert
1851 Erste Weltausstellung in London 1853 Internationaler Statistikkongress (London) 1856 Internationale Donaukommission 1863/64 Internationales Komitee vom Roten Kreuz, Genfer Konvention 1865 Internationale Kommission des Leuchtturmes auf Cap Spartel 1865 Internationale Telegraphenunion 1865 Phylloxera und Rinderpest in Europa 1865 Lateinische Münzunion (Paris) 1866 Erster offizieller Besuch einer chinesischen Delegation in Europa 1867 Weltausstellung in Paris 1869 Eröffnung des Suezkanals 1872 Jules Verne, „Tour du monde en quatre-vingt jours“ 1873 Patentschutzkongress, Weltausstellung in Wien 1873 Institut de droit international 1874 Weltpostverein 1875 Int. Bureau für Maß und Gewicht 1875 Int. Staatsschuldenkommission (Konstantinopel) 1878 Weltausstellung in Paris 1883 Internationales Bureau zum Schutz des industriellen Eigentums 1884/85 Berliner Afrika Konferenz, Gründung des Freistaates Kongo 1888 Internationaler Frauenrat 1889 Zentralbureau der internationalen Eisenbahntransporte 1889 Interparlamentarische Union 1890 Internationale Union für die Veröffentlichung der Zolltarife 1899 Erste Haager Friedenskonferenz 1900 Weltausstellung in Paris 1904 Weltbund für Frauenstimmrecht 1905 International Institute of Agriculture 1905 Association internationale pour l’étude des régions polaires 1907 Zweite Haager Friedenskonferenz 1907 Union des Associations Internationales (Brüssel) 1910 Weltsprache-Amt 1. Vom Wiener Kongress zur Internationalen Telegraphenunion
Die Vorgeschichte der internationalen Ordnung des 19. und 20. Jahrhunderts beginnt mit dem Wiener Kongress. In Wien hatten sich 1814/15 ausschließlich europäische Mächte zur Neuordnung Europas nach den napoleonischen Kriegen versammelt. Der Kongress selbst war ein internationales Großereignis, doch der Kreis der Bevollmächtigten, die versteckt hinter Zensur und Geheimhaltung die wichtigen territorialen Entscheidungen trafen, war mehr als übersichtlich. Dennoch hat die Aufnahme der Wiener Kongressakte in das Weltkulturerbe der UNESCO durchaus seine Berechtigung: der Wiener Kongress, der immerhin fast neun Monate tagte, schuf mit opulenten Bildern, einer dichten Berichterstattung und rauschenden Festen eine internationale Öffentlichkeit, die bürgerliche Bittsteller, Erfinder und Künstler zu einer Reise in die österreichische Hauptstadt veranlasste. Es sollte nicht gelingen, den in Wien angedachten regelmäßigen Treffen der großen Mächte Dauer zu verleihen – die Heilige Allianz brach ebenso in sich zusammen wie der Versuch, die alte Ordnung zu restaurieren. Dennoch etablierte der Wiener Kongress ein Konsultativsystem von internationalen Treffen, das als so genanntes europäisches Konzert hundert Jahre Bestand hatte. Internationale Konferenzen unterschiedlicher Prägung sollten fortan nichts unversucht lassen, um diese Formen etablierter internationaler Zusammenkünfte zu kopieren. Diese Form der Mimikry sorgte dafür, dass die feinen formalen Unterschiede zwischen Konferenz und Kongress alsbald verwischt wurden und das internationale System des 19. Jahrhunderts fortan zweierlei Äußerungsformen kannte: das kleine, exklusive Kammerorchester des europäischen Konzerts der fünf Großmächte und ein zusehends größeres Symphonieorchester, in dem alle jene spielten, die 1814/15 noch als Bittsteller nach Wien gepilgert waren. Int. Flussregime Neben der strukturellen Legitimierung des Kongresswesens traf der Wiener Kongress eine Reihe von Entscheidungen, die über die für einen Friedenskongress üblichen territorialen Bestimmungen hinausgingen. Die Bestimmungen über die freie Binnenschifffahrt für Flüsse mit mehreren Anrainerstaaten etablierte das Prinzip der Internationalisierung der Wasserwege. Solche Bestimmungen stehen am Beginn der Regelung der Rheinschifffahrt. Das gleiche Prinzip bestimmte 1856 nach dem Krimkrieg die Gründung der Donaukommission. Diese frühen, und teilweise sogar supranationalen internationalen Organisationen existieren bis zum heutigen Tag und sind global verbreitet. Ein internationales Flussregime galt bereits im 19. Jahrhundert für den Kongo, die Entwicklung der 1972 gegründeten Organisation für die Entwicklung des Senegal Flusses (OMVS) zeigt das Entwicklungspotential dieser mit der internationalen Verwaltung von Wasser und Energie befassten Organisationsform. Mit der Ächtung des Sklavenhandels setzte der Wiener Kongress in einem weiteren Bereich neue Voraussetzungen. Das Verbot des Sklavenhandels und der Kampf gegen die Sklaverei erhielt mit dem Wiener Kongress eine internationale Legitimation, auf die sich fortan die Debatte von Missionsgesellschaften und frühen Menschenrechtsbewegungen beziehen konnte. Weltausstellungen und die Bedeutung der Statistik Trotz dieser bahnbrechenden Neuerungen des internationalen Systems blieb die internationale Ordnung des Wiener Kongresses in ihrer politisch rückwärtsgewandten Zielsetzung mehr auf die Grenzsicherung als auf Grenzüberschreitungen ausgerichtet. Dies sollte sich erst in der Mitte des Jahrhunderts ändern. 1851 eröffnete Königin Victoria in London die erste Weltausstellung. Die Ausstellung unterschied sich grundlegend von bisherigen Märkten und Industrieausstellungen. Sie war ein gesellschaftliches Großereignis, diente der Repräsentation globaler britischer Herrschaft und bewies die Vereinbarkeit ökonomischer Interessen mit Kunst und Kunsthandwerk. Schon 1851 wurde der enge Zusammenhang zwischen Weltausstellungen, internationalen Kongressen und der halboffiziellen Unterstützung von Internationalisierungsprozessen deutlich. Der belgische Statistiker Adolphe de Quételet (1796–1874) war als Jury-Mitglied nach London eingeladen worden und nutzte die Weltausstellung, um die Veranstaltung eines internationalen Statistikkongresses vorzuschlagen. Dieser fand 1853 in der fortan üblichen Zusammensetzung von Diplomaten, gelehrten Gesellschaften und Experten statt mit dem Ziel, Statistik als kosmopolitische Wissenschaft zu lancieren. Das 1885 eröffnete Internationale Statistische Institut versteht bis zum heutigen Tag die Zusammenkunft in Brüssel als Gründungskongress. Viele weitere internationale Organisationen folgten diesem Beispiel und nutzten Weltausstellungen zur Gründungsversammlung. Die Besucher der Weltausstellungen stellten also kein ausschließlich konsumierendes Publikum dar. Die internationalen Plattformen eigneten sich für Regierungen, Industrie und Gesellschaft zur globalen Repräsentation und der Demonstration neuer Technologien. Im Jahr der Londoner Weltausstellung wurde England telegrafisch mit dem Kontinent verbunden. Diese neue Kommunikationstechnologie revolutionierte die Geschäftswelt und unterstützte die Gründung von Depeschenagenturen wie die im gleichen Jahr gegründete Nachrichtenagentur von Julius Reuters. Die Telegrafie beschleunigte die Nachrichtenübermittlung und machte Information zu einer unternehmerischen Tätigkeit, setzte allerdings weitreichende Koordinations- und Standardisierungsprozesse voraus. Es kann allerdings nicht genug betont werden, dass die Telegrafie zwar entscheidend zur internationalen Organisation beitrug, aber auch grundlegende globale Ordnungsvorstellungen in Frage stellte. Die Telegrafie setzte die diplomatische Entscheidungsfindung unter einen bislang unbekannten Zeitdruck, zwang Außenministerien zu einem 24-Stunden-Dienst, erhöhte den Arbeitsaufwand durch die nun notwendige Chiffrierung und versorgte Historiker und Historikerinnen mit einer neuen Quellensorte, dem diplomatischen Telegramm. Der Informationsvorsprung der europäischen Zentren...



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