Buch, Deutsch, 341 Seiten, GB, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 512 g
Reihe: Linguistik
Buch, Deutsch, 341 Seiten, GB, Format (B × H): 148 mm x 210 mm, Gewicht: 512 g
Reihe: Linguistik
ISBN: 978-3-8322-7931-8
Verlag: Shaker
Bei dem vorliegenden Werk handelt es sich um eine bahnbrechende Arbeit zur theoretischen Sprachwissenschaft am Beispiel einer Türksprache. Es ist die erste in einer westlichen Sprache verfaßte Monographie über die grammatischen Kategorien, die unter dem Namen "genus verbi" zusammengefaßt werden und zu denen unter anderem das Passiv gehört. Dieses stellt im Sprachenvergleich eine der komplexesten und meistdiskutierten, aber auch zentralsten Kategorien dar und wurde aus diesem Grunde in den 1950er Jahren zu einem der wichtigsten Gegenstände von Noam Chomskys generativer Transformationsgrammatik. Die vorliegende Arbeit setzt sich nicht mit den theoretischen Hypothesen dieser inzwischen weitgehend marginalisierten Methode auseinander, sondern analysiert die osmanische Sprache in ihrer klassischen Periode anhand einer Vielzahl alternativer theoretischer Ansätze, unter denen strukturalistischen Perspektiven eine besondere Bedeutung zukommt.
Das Hauptverdienst der Arbeit besteht darin, für die als morphologische Klasse erkennbare Kategorie des genus verbi im Osmanischen ein Gesamterklärungsmodell zu formulieren, das die syntaktischen und semantischen Aspekte dieser Morpheme in einer globalen Zusammenschau verbindet. Diese Leistung ist deswegen wegweisend, weil die Kategorie des genus verbi in den Türksprachen sich nicht mit den Verhältnissen in anderen Sprachfamilien deckt und neben dem Passiv auch das Kausativ, Reflexiv und das sogenannte Reziprok Kooperativ umfaßt. Daher können zur Beschreibung des genus verbi in den Türksprachen keine fertigen Beschreibungsmodelle importiert werden, sondern es mußte eine eigene Theorie zum genus verbi des Osmanischen entwickelt werden. Die vorgelegte Arbeit, eine gründliche Überarbeitung der Dissertationsschrift des Verfassers, ist somit nicht nur ein Beitrag zur deskriptiven Linguistik, sondern auch zur theoretischen. Da das genus verbi in den anderen Türksprachen analogen Prinzipien folgt, sind die im Rahmen des hier vorgestellten Ansatzes erzielten Erkenntnisse prinzipiell auch dort anwendbar. Das vorliegende Buch verweist diesbezüglich auch explizit auf andere Türksprachen, indem entsprechende Beispieltexte zitiert werden.
Abgesehen von der konzeptionell-methodischen Leistung werden in dem vorliegenden Buch mit Hilfe der direkten Betrachtung bisher unerschlossenen osmanischen Primärquellenmaterials Theoreme der allgemeinen Sprachwissenschaft und turkologischen Forschung überprüft und gegebenenfalls durch eigene Stellungnahmen modifiziert. Dabei wird nicht die Terminologie der bestehenden Forschung übernommen, sondern ein komplexes und abgeschlossenes Terminologiesystem formuliert, das zahlreiche neue Termini umfaßt.
Das durch ein Literaturverzeichnis und einen Index abgerundete Werk liefert eine Basis jeglicher künftiger Forschung zum genus verbi in den Türksprachen, aber auch darüber hinaus in der an Phänomenen wie dem Passiv, Kausativ und Reflexiv interessierten Typologie- und Univeralienforschung.