Hess | Panorama und Denkmal | Buch | 978-3-8260-4511-0 | sack.de

Buch, Deutsch, Band 52, 504 Seiten, Format (B × H): 154 mm x 236 mm, Gewicht: 766 g

Reihe: Stiftung für Romantikforschung

Hess

Panorama und Denkmal

Studien zum Bildgedächtnis des 19. Jahrhunderts

Buch, Deutsch, Band 52, 504 Seiten, Format (B × H): 154 mm x 236 mm, Gewicht: 766 g

Reihe: Stiftung für Romantikforschung

ISBN: 978-3-8260-4511-0
Verlag: Königshausen & Neumann


Die vierzehn Studien des Bandes beschreiben typische Denk- und Darstellungsformen zwischen 1830 und 1900 und zeigen, wie sich im ‚Bildersaal‘ des Jahrhunderts die ästhetische und ideologische Wahrnehmung des Bildungsbürgertums verändert. Dabei wird deutlich, wie das ‚Bildgedächtnis‘ in der Kontinuität antimoderner Strömungen und Traditionen über die Wiederkehr alter Mythologie noch weit ins 20. Jahrhundert hineinwirkt.

Das 19. Jahrhundert hat ein identitätsstiftendes Zeichensystem entwickelt, in dem sich bestimmte Epochen und Landschaftsräume, Texte und Bilder als Monumente historischer Erinnerung fixieren. In ihnen verbindet sich die fortschreitende Säkularisierung vertrauter literarischer und ikonographischer Traditionen mit einer auffälligen Sakralisierung von Kunst, Literatur und Geschichte.

Im Prozess der Historisierung und Musealisierung des bildungsbürgerlichen Bewusstseins ist auch die Entfaltung der historischen und philologischen Disziplinen zu sehen, die mit dem Fortschritt der optischen Medien und Reproduktionstechniken ihre Helden und Denkmäler in ‚Bildersälen‘ inventarisieren, in Festzügen zur Schau stellen oder als Kultbilder (Goethe, Petrarca) in Galerien präsentieren.

Eine besondere Spielart des Historismus ist die archaisierende Nachahmung und Fälschung von Texten und Bildern. Durch die Beschleunigung von Raum- und Zeiterfahrung entsteht eine Dialektik von Bewegung und Stillstand, technischer Revolution und ästhetischem Konservatismus, der die vehemente Expansion der industriellen Welt in neuen Allegorien zu bannen oder durch „Geflügelte Worte“ aus dem „Citatenschatz des Deutschen Volkes“ zu dekorieren sucht.

Die Beschreibung des panoramatischen Blicks, der romantische Stereotypen konserviert und in historischen Erinnerungsräumen trivialisiert, erschließt eine widersprüchliche Geschichte der Wahrnehmung. Sie blendet um 1850 die Gegenwart zugunsten der beschworenen Vergangenheit aus und mündet mit der Entdeckung der Röntgenstrahlen, dem obszönen Blick ins Innere des Menschen und der Entschleierung seiner imago mortis am Ende des 19. Jahrhunderts in eine schockierende Tabuverletzung. Siegfrieds Wiederkehr schließlich markiert 1923 den politischen Missbrauch eines deutschen Mythos mit dem Aufstieg des Nationalsozialismus.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Panorama und Denkmal. Erinnerung als Denkform zwischen Vormärz und Gründerzeit – Bildersaal des Mittelalters. Zur Typologie illustrierter Literaturgeschichte im 19. Jahrhundert – Goethe in München. Literarische Aspekte der Geschichte und Wirkung von Stielers Dichter-Porträt – Minnesangs Ende. Über dichtende Philologen im 19. Jahrhundert – Die Bilder des Grünen Heinrich. Gottfried Kellers poetische Malerei – Die Vergangenheit als Traum. Historismus und inszenierte Erinnerung im Münchner Festzug der Künstler (1840) und in Gottfried Kellers Grünem Heinrich – Lohengrin in Weimar oder: die Spätzeit romantischer Bilder – Mont Ventoux und der Park von Vaucluse: Petrarcas Landschaften und die Bilder des 19. Jahrhunderts – Schack und Italien. Die Galerie als literarisches Spiegelkabinett – Allegorie und Historismus. Zum Bildgedächtnis des späten 19. Jahrhunderts – Pater Filucius. Wilhelm Buschs allegorische Jesuitenfabel von 1872 und der deutsche Kulturkampf – Vom Flug der Worte und Bilder. Büchmanns Citatenschatz als Medium der Bildungs- und Ideologiegeschichte – „Mein Gott, ich sehe!“ Röntgens Strahlen und die Veränderung der Wahrnehmung in der deutschen Literatur – Siegfrieds Wiederkehr. Zur Geschichte einer deutschen Mythologie in der Weimarer Republik


Günter Hess studierte Germanistik und Kunstgeschichte, lateinische und mittellateinische Philologie in München und Zürich, Promotion und Habilitation in München. 1981 -1983 Professor für deutsche Philologie in Göttingen, 1983 – 2000 Lehrstuhl für Neuere deutsche Literaturgeschichte an der Universität Würzburg. Veröffentlichungen zur Humanismus- und Barockforschung, Studien zum Verhältnis von Text und Bild und zur Sozialgeschichte der deutschen Literatur im 19. und 20. Jahrhundert.


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