E-Book, Deutsch, 428 Seiten
Hill Briefe für ein ganzes Leben
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-98952-314-2
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Roman
E-Book, Deutsch, 428 Seiten
ISBN: 978-3-98952-314-2
Verlag: dotbooks
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Melissa Hill ist eine USA-Today-Bestsellerautorin aus dem irischen County Wicklow. Ihre Romane über Familie, Freundschaft und Liebe erschienen bislang in über 26 Sprachen. Ihr Roman »Ich schenk dir was von Tiffany's« wurde von Reese Witherspoons Produktionsfirma »hello sunshine« für Amazon Prime mit dem Titel »Weihnachtsgeschenke von Tiffany« verfilmt. Die Website der Autorin: www.melissahill.info Auf Facebook: www.facebook.com/melissahillbooks Auf Instagram: @melissahillbooks Bei dotbooks veröffentlichte die Autorin ihre gefühlvollen Romane »Ich schenk dir was von Tiffany's«, »Wiedersehen in Irland«, »Der Himmel über Castlegate«, »Die Schwestern von Killiney«, »Wiedersehen in Dublin«, »Das Glücksarmband«, »Briefe für ein ganzes Leben«, »Die Freundinnen von Glengarrah«, »Der Himmel über Dublin«, und »Das kleine Café von Lakeview«.
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2. KAPITEL
Drei Wochen später
»Ich muss ein Geständnis machen.«
Leonie blickte auf, und ihr Herz sank, während sie sich fragte, was nun kommen mochte. Sie nahm an, sie hätte es besser wissen und nicht glauben sollen, dass es so einfach wäre, dass irgendetwas heutzutage so einfach wäre. »Ach ja?«
Der Makler lächelte. »Diese Wohnung ist streng genommen nicht gleich verfügbar. Aber bald, weshalb ich sie Ihnen zeige.«
»Ach so, in Ordnung.« Sie schaute sich in der Wohnung um und versuchte ihr Bestes, nicht zu interessiert zu wirken, doch in Wahrheit hatte sie sich auf den ersten Blick in die Wohnung verliebt. Nichts anderes, was sie in den letzten beiden Wochen gesehen hatte, war dem hier auch nur nahegekommen.
Die Wohnung befand sich im obersten Stockwerk eines umgebauten viktorianischen Hauses in der Green Street, einer hübschen, mit Bäumen bestandenen Gegend im Herzen von San Francisco. Das Haus lag in Gehweite von Cafés, Restaurants und unzähligen kleinen Boutiquen und Galerien, die sich in den Nebenstraßen befanden.
Die Wohnung selbst mit ihren Stuckdecken aus Eichenholz, dem verzierten Kamin und den riesigen, bis zum Boden reichenden Fenstern war warm, gemütlich und einfach voller Charakter. Aus dem Wohnzimmerfenster konnte Leonie gerade noch (wenn sie nach rechts ging und sich auf die Zehenspitzen stellte) die Golden Gate Bridge ausmachen, die sich über die Wasser der Bucht schwang, während auf der linken Seite eben noch ein winziger Zipfel von Alcatraz zu sehen war. Unter ihr senkten sich die Dächer der Nachbarhäuser wie Stufen zur San Francisco Bay hinab, in der Segelboote hell unter der Sonne aufblitzten.
Doch selbst ohne den tollen Ausblick war da einfach etwas an den alten Häusern, was sie verzauberte. Von außen war das Haus hübsch wie eine Pralinenschachtel; weiß und in einem hellen Blau gestrichen und reich verziert mit hübschen Leisten und Mustern, tief liegenden Fenstern und einer hölzernen Veranda als Eingang. Zusätzlich bezaubernd war es, dass die Nachbarhäuser in verschiedenen Pastelltönen angestrichen waren, rosa, grün und gelb, so dass sie fast wie eine Reihe Puppenhäuser aussahen. Es war eine Anordnung, wie sie typisch war für die Architektur in der Stadt und einer der Gründe, warum Leonie sich so schnell in San Francisco verliebt hatte. Sie war ganz aus dem Häuschen gewesen, dass sie sich diese Wohnung gesichert hatte.
Natürlich war das Innere altmodisch und irgendwie schmuddelig, doch nichts, was mit ein bisschen Heimwerken nicht zu ändern wäre. Der eichene Parkettboden wäre schön herzurichten, und sie konnte das Wohnzimmer mit ein paar bunten Teppichen aufmöbeln, schicke Kissen für das schäbig wirkende Sofa finden und sich für die Wände Kunstdrucke aussuchen. Die Kitchenette war klein, aber praktisch, und das Schlafzimmer neben dem Wohnzimmer war hell, geräumig und hatte jede Menge Platz für Schränke. Nicht, dass sie den brauchen würde, zumindest im Moment. Aber am wichtigsten war, dass es eine Million Mal besser war als die Schuhschachtel im Holiday Inn, und wäre es nicht wundervoll, eine Wohnung in der Stadt zu finden, die sie ihr Zuhause nennen konnte?
»Nun, ich habe gedacht, ich lasse Sie sie im Vorhinein anschauen, da ich gemerkt habe, dass nichts, was ich Ihnen gezeigt habe, passte«, sagte der Makler und setzte damit Leonies Tagträumen ein Ende. »Es ist eine tolle Gegend, sehr sicher, und wie Sie auf dem Weg gesehen haben, haben Sie außerdem den Vorteil einer privaten Zugangstür.«
Nach dem, was Leonie sehen konnte, war das Haus in drei getrennte Einheiten aufgeteilt, die alle ihren eigenen Eingang hatten. Die Wohnung im Erdgeschoss schaute aus, als ob man durch eine Seitentür neben der Garage in der Straße hineinkommen würde, während sie »ihre« Wohnung ein paar Stufen hinauf und durch eine der Nebentüren neben der Veranda betreten hatten, bevor sie die Treppe zum oberen Stockwerk genommen hatten.
»Sie haben recht, sie ist absolut perfekt«, stimmte sie zu und konnte ihre Begeisterung nicht verbergen. Aber war es nicht typisch für ihr Glück, dass sie nicht verfügbar war! »Doch Sie haben gesagt, es wohnt noch jemand hier?« Seltsam, denn es sah nicht so aus und fühlte sich auch nicht so an. Abgesehen von Staub auf den Möbeln und davon, dass es keine Anzeichen dafür gab, dass vor kurzem hier jemand gewohnt hatte, lag auch etwas Ungenutztes in der Luft, fast wie ... Verlassenheit, das ziemlich auffällig war.
»Das stimmt. Offiziell sollte ich sie Ihnen nicht mal zeigen«, erwiderte der Makler mit einem boshaften Leuchten in den Augen, »weil sie tatsächlich erst Ende des Monats auf den Markt kommt. Aber ... « Er sah sie an. »Persönlich glaube ich, dass sie irgendwie besonders ist. Die Green Street ist eine tolle Gegend, und diese alten viktorianischen Häuser trifft man nicht alle Tage. Wenn wir sie auf den offenen Markt setzen, wird sie innerhalb einer Stunde weg sein, wenn Sie also vielleicht interessiert sein sollten ... «
»Ich bin interessiert«, sagte Leonie entschieden und musste keine Sekunde länger darüber nachdenken. Diese Wohnung war perfekt, und zum Glück für sie war sie die Erste, die sie ansehen durfte. Es mochte Schicksal sein oder blindes Glück, aber in jedem Fall fühlte es sich so an, als ob endlich alles gut werden würde. »Wann kann ich einziehen?«
Später an diesem Tag rief sie Grace an, um sie über die neueste Entwicklung ihrer Wohnsituation auf dem Laufenden zu halten.
Als sie angekommen war, hatte Leonie sich bei ihrer Freundin gemeldet, um sie zu informieren, wo sie war, und es war nicht erstaunlich, dass Grace mit Verblüffung erfahren hatte, dass sie bis in die Vereinigten Staaten geflogen war.
»Du willst das wirklich durchziehen?«, hatte sie ungläubig gekeucht.
»Wieso glaubst du, dass es nicht so wäre? Grace, das war doch nicht nur eine verrückte Idee von meiner Seite.«
»Okay, ich kann einsehen, dass du eine Weile entfliehen musst, aber warum denn gleich so weit? Warum nicht einfach nach Cork oder so ziehen, dann könnte ich dich wenigstens ab und zu sehen. Ich finde San Francisco kaum auf der Karte!«
Sie klang verletzt, und Leonie empfand erneut Schuldgefühle. Grace war eindeutig immer noch sauer, weil sie Dublin ohne einen richtigen Abschied verlassen hatte. Doch damals hatte Leonie nicht den Mut gehabt, sich ihr zu stellen. Grace hätte ganz sicher versucht, ihr alles auszureden.
»Es tut mir leid«, erwiderte sie. »Es ist schwer, dich nicht in der Nähe zu haben, um zu reden, aber gleichzeitig musste ich es tun.«
»Ich weiß, aber naja, es ist einfach so extrem, Leonie. Vor etwas wegzulaufen hilft langfristig nämlich nie.« Leonie spürte einen Kloß in der Kehle. »Vielleicht, doch im Augenblick ist es die einzige Möglichkeit, die ich kenne, um damit umzugehen.«
»Aber es ist doch sicher besser, hier in Dublin bei uns zu sein. Bei den Menschen, die dich lieben und sich um dich sorgen, anstatt ganz alleine in einer großen Stadt, wo sich niemand um dich schert?«
»So ist es nicht, die Leute hier sind nett«, entgegnete sie und dachte an den hilfsbereiten Makler, der für sie die perfekte Wohnung gefunden hatte, und an Carla vom Empfang im Holiday Inn, mit der sie in den letzten Wochen so etwas wie Freundschaft geschlossen hatte. »Alle sind echt freundlich.«
Seit ihrer Ankunft vor drei Wochen fühlte sie sich in San Francisco sehr wohl. Der hinreißend blaue Himmel und die helle kalifornische Sonne hoben ihre Laune sofort, und obwohl es so geschäftig und hektisch wie in jeder anderen Stadt war, hatte sie doch auch einen entspannten, künstlerischen Nerv an sich. Deshalb ja, natürlich fühlte sie sich manchmal einsam und vermisste alles und alle, die sie hinter sich gelassen hatte, aber darum ging es doch teilweise auch, oder?
An diesem Nachmittag hatte sie den Mietvertrag für die umgebaute viktorianische kleine Wohnung unterzeichnet und würde Ende des Monats dort einziehen.
»Wie lange gedenkst du denn zu bleiben?«, fragte Grace. »Nun, der Mietvertrag für die Wohnung gilt für sechs Monate mit der Möglichkeit der Verlängerung danach, deshalb weiß ich es nicht. So lange wie es dauert, nehme ich mal an.«
»Sechs Monate?«, schrie Grace auf.
»Hast du denn geglaubt, ich würde nur ein paar Wochen bleiben und dann den Schwanz einziehen und zurückkommen? Was hätte es denn dann für einen Sinn?«
»Nun, ich könnte nicht alles einfach so aufgeben und mein ganzes Leben so verlassen. Versteh mich nicht falsch«, fügte Grace schnell hinzu, »ich weiß, es gibt einen sehr guten Grund, aber es scheint alles so ... drastisch zu sein.« Als Leonie nichts erwiderte, fuhr sie fort: »Es ist nur, du bist normalerweise so ruhig und gefasst. Ich denke mal, ich habe einfach nicht erwartet, dass du so reagieren würdest.«
»Ruhig und gefasst, wenn es um die Probleme der anderen geht, vielleicht«, gab Leonie sarkastisch zurück.
Aber wenn es um ihr eigenes Leben ging, war sie doch immer eine völlige Katastrophe gewesen, oder? Und ja, herzukommen mochte impulsiv gewesen sein, doch gleichzeitig fühlte es sich richtig an.
»Nun, okay, du hast also eine Wohnung gefunden, toll. Zumindest werde ich in den nächsten sechs Monaten wissen, wo du bist. Aber was wirst du denn jetzt machen? Du kannst dich doch nicht alleine in deiner Wohnung verstecken.«
»Ich denke, nun, da ich eine Basis habe, werde ich anfangen, nach einem Job zu suchen.«
Kurz bevor sie Dublin verlassen hatte, hatte Leonie ihren Job bei Xanadu Event Management gekündigt und das freundliche Angebot ihres Chefs abgelehnt, die Stelle offenzuhalten, bis sie zurückkam, weil sie sich nicht sicher war, ob sie...




