E-Book, Deutsch, 260 Seiten
Hirneiß / Mackert / Messmer Standardabläufe in der Augenheilkunde
1. Auflage 2020
ISBN: 978-3-13-241952-0
Verlag: Thieme
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 260 Seiten
ISBN: 978-3-13-241952-0
Verlag: Thieme
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Transparente Abläufe für eine optimale Patientenversorgung
Die Implementierung von Standards verbessert nachhaltig die Versorgung der Patienten. Dieses Werk bietet Ihnen ausgewählte Klinikstandards für die wichtigsten Erkrankungen und Verletzungen in der Augenheilkunde.
Die Vorteile auf einen Blick
- Handlungssicherheit, auch für den Umgang mit Komplikationen
- strukturierter Behandlungsablauf nach evidenzbasierten Kriterien
- Unterstützung bei der Vorbereitung von Eingriffen
- Orientierungshilfe für Berufseinsteiger
- Qualitätsstandard im Behandlungsablauf
- verbesserte Patientensicherheit
Jederzeit zugreifen: Der Inhalt des Buches steht Ihnen ohne weitere Kosten digital in der Wissensplattform eRef zur Verfügung (Zugangscode im Buch). Mit der kostenlosen eRef App haben Sie die Inhalte auch offline immer griffbereit.
Zielgruppe
Ärzte
Autoren/Hrsg.
Fachgebiete
Weitere Infos & Material
1 Okuloplastik inkl. Orbita und Tränenwege
1.1 Lidoperationen
Christoph Hintschich
1.1.1 Ziel der Therapie
Korrektur von Lidfehlstellungen, Entfernung von benignen oder malignen Lidtumoren, Eingriffe zur Verbesserung des ästhetischen Erscheinungsbilds.
-
Entropium: unterscheide narbig – involutiv
-
Epiblepharon: spontane Besserung; OP oft nicht erforderlich (meist erst ab 3.–4. Lebensjahr)
-
Ektropium: unterscheide narbig – involutiv
-
Trichiasis: fehlgerichtete Zilien aus normaler Lokalisation; häufig Rezidive
-
Distichiasis: meist pigmentarme, dünne Zilien; Ursprung: Meibom-Drüsen („grey line“)
-
Ptosis: frühkindliche kongenitale Ptosis – cave: Amblyopie
-
Retraktion, Lagophthalmus: immer Hornhaut mitbeurteilen (cave: Augenoberflächenerkrankung, OSD)
-
Blepharophimosesyndrom: mehrstufiges Vorgehen – cave: Amblyopie
-
Kolobom: wenn keine OSD: abwarten, OP erst im Kleinkindesalter; bei Motilitätsstörung durch Adhäsionen, großem Defekt: fru¨he OP, cave Amblyopie!
-
Dermatochalasis: funktionelle – ästhetische OP-Indikation
1.1.2 Indikation
-
Absolut: z.B. maligner Tumor, OSD verursachende Lidfehlstellung
-
funktionell/relativ: z.B. benigner Tumor, Lidfehlstellung ohne Gefahr einer Visusbeeinträchtigung
-
elektiv (ästhetisch): z.B. Dermatochalasis, leichte involutive Ptosis
1.1.3 Vorbereitung
Aufklärungsgespräch:
-
Indikation zur OP: absolut – elektiv
-
Alternativen zu OP erläutern
-
Risiken/mögliche Komplikationen
-
operatives Vorgehen (Prinzip, keine Details)
-
Allergieanamnese bei geplanter Lokalanästhesie
-
Postoperativer Verlauf (Kühlung, Lagerung, Fadenentfernung, Nachbehandlung)
-
ausreichend Bedenkzeit bis OP (juristisch > 24 Stunden)
-
sorgfältige schriftliche Dokumentation
-
Verwendung von Aufklärungsbögen
-
wichtig: zusätzliche Inhalte handschriftlich stichpunktartig dokumentieren!
-
Unterlagen bereits beim Vorgespräch ausfüllen und dem Patienten mitgeben
-
Aufklärungsbogen mit Signatur vor OP kopieren
Fotodokumentation:
-
Übersicht, frontal, seitlich, ggf. Spaltlampe
Erhöhtes Blutungsrisiko:
-
familiäre Prädisposition/Koagulopathie
-
Koagulationshemmung
-
Thrombozytenaggregationshemmung (Medikamentenanamnese)
1.1.4 Vorbereitung unmittelbar präoperativ
Bei Lokalanästhesie:
-
i.v. Zugang, Pulsoxymetrie, EKG-Elektroden
-
ggf. Sedativum (7,5 mg Midazolam)
Hautdesinfektion mit Polyvidon-Jod-Lösung 10%:
-
2 × Desinfektionslösung
-
1 × Abwaschen mit Wasser/Ringer-Lösung
-
1 × Trocknen
Steriles Abdecken:
-
beide Augen und Mund/Nase möglichst frei lassen („Turban“)
1.1.5 Anästhesie
-
Intubationsnarkose
-
Lokalanästhesie: Bupivacain 0,5% mit Epinephrin 1:200000
-
zusätzlich Tropfanästhesie: Tetracain-AT
1.1.6 Anschließende Therapie
Postoperativ:
-
Kühlung (stoffummantelte Eis-Packs, „flexible“ Kühlbrillen)
-
Lagerung/Schlafen mit erhöhtem Oberkörper
-
topische Antibiose (AT/AS) nur bei exponierten resorbierbaren Fäden
Entlassungsbefund:
-
Visus: bei jeder Kontrolle (auch wenn Patient protestiert)
-
Spaltlampe: Hornhautoberfläche
-
Augenliddimension/-funktion
Nahtentfernung:
-
üblicherweise nach 1 Woche
Massage:
-
Verordnung von Narbensalbe
-
Anwendung frühestens 8–10 Tage nach Fadenentfernung
1.1.7 Anschließende Kontrollen
1. Tag postoperativ:
-
klinische Kontrolle, Spaltlampe
-
Verbandwechsel, ggf. Fotodokumentation
2 Tage postoperativ:
-
1. Verbandwechsel bei freien Gewebetransplantaten (Haut, Schleimhaut)
1 Woche postoperativ:
-
Entfernung der Hautfäden (gerne auch durch niedergelassenen Kollegen)
-
klinische Kontrolle mit Spaltlampe, Befunddokumentation, Foto
Ambulante Kontrolle nach 6–12 Wochen:
-
klinische Kontrolle mit der Spaltlampe: Funktionskontrolle (Lidschluss, -öffnung), Stellung, Symmetrie
-
Fotodokumentation
1.1.8 Komplikationen/Aufklärung
-
Infektion: sehr selten
-
Blutung
-
Schwellung, Hämatom
-
Wunddehiszenz
-
Über-/Unterkorrektur
-
Lidfehlstellung
-
Tränenträufeln (Epiphora)
-
Asymmetrie
-
Hornhautprobleme: OSD, Hornhautverletzung
-
Schmerzen
-
Visusminderung: bis Erblindung
-
Rezidiv
-
Re-OP
-
Transplantatabstoßung
1.1.9 Bemerkungen
Bei elektiven und ästhetischen Eingriffen besonders umfangreiche Aufklärung.
1.2 Lidkantennaht
Christoph Hintschich
1.2.1 Ziel der Therapie
Ober- oder Unterlidrekonstruktion mit Wiederherstellung der Kontinuität der Lidkante.
-
Trauma: Wiederherstellung der Lidkante
-
Tumoren nach Exzision: Wiederherstellung der Lidkante
-
Lidfehlstellungen: horizontale Lidverkürzung, z. B. Unterliderschlaffung mit Ektropium
-
umschriebene Trichiasis: Wiederherstellung der Lidkante nach Exzision des Trichiasis auslösenden Teiles
1.2.2 Prinzip
Schichtweise Adaption von vorderer und hinterer Lidlamelle unter Vermeidung einer Stufenbildung der Lidkante.
1.2.3 Indikation
-
Lazeration der Lidkante
-
Substanzdefekt des Lides einschließlich der Lidkante
1.2.4 Kontraindikationen
Zustand nach mehrfacher Nahtinsuffizienz nach Lidkantennaht (Gewebe ist ödematös und entzündlich verändert). Vorgehen: Ziehen allen Nahtmaterials, Befund abheilen lassen und – falls erforderlich – Revision im Intervall nach 6 Monaten (z.B. mit temporaler Kanthotomie zur Reduzierung der horizontalen Spannung).
1.2.5 Vorbereitung
-
Tetanusschutz prüfen bei Verletzungen
-
Tropfanästhesie: Oxybuprocainhydrochlorid AT zur Bindehaut-/Hornhautanästhesie vor Hautdesinfektion
-
Hautdesinfektion mit Polyvidon-Jod-Lösung 10%:
-
2 × Desinfektionslösung
-
1 × Abwaschen mit Wasser/Ringer-Lösung
-
1 × Trocknen
-
-
Steriles Abdecken
1.2.6 Anästhesie
Lokalanästhesie mit Bupivacain 0,5% (z.B. Carbostesin 0,5%) mit Epinephrin 1:200000: subkutane und...