Hobb | Die Tochter des Wolfs | E-Book | sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 3, 1120 Seiten

Reihe: Das Kind des Weitsehers

Hobb Die Tochter des Wolfs

Roman - Erstmals auf Deutsch
1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-641-18299-1
Verlag: Penhaligon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman - Erstmals auf Deutsch

E-Book, Deutsch, Band 3, 1120 Seiten

Reihe: Das Kind des Weitsehers

ISBN: 978-3-641-18299-1
Verlag: Penhaligon
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Sie ist seine Tochter und Erbin. Doch was das wirklich bedeutet, kann sie noch gar nicht ermessen.
Seit Jahrhunderten kontrollieren die Diener von Clerres die Weißen Propheten und sind durch deren Weissagungen zu großer Macht gelangt. Doch die nächste Weiße Prophetin ist Biene, die Tochter des Assassinen Fitz. Selbst Folter kann ihren Willen nicht brechen, denn sie weiß, dass ihr Vater nichts unversucht lassen wird, um sie zu finden. Und sie hat Recht. Fitz ist bereits auf dem Weg, und nicht einmal Drachen können ihn aufhalten ...

Robin Hobb wurde in Kalifornien geboren, zog jedoch mit neun Jahren nach Alaska. Nach ihrer Hochzeit ließ sie sich mit ihrem Mann auf Kodiak nieder, einer kleinen Insel an der Küste Alaskas. Im selben Jahr veröffentlichte sie ihre erste Kurzgeschichte. Seither war sie mit ihren Storys an zahlreichen preisgekrönten Anthologien beteiligt. Mit 'Die Gabe der Könige', dem Auftakt ihrer Serie um Fitz Chivalric Weitseher, gelang ihr der Durchbruch auf dem internationalen Fantasy-Markt. Ihre Bücher wurden seither millionenfach verkauft und sind Dauergäste auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Im November 2021 wurde ihr der renommierte World Fantasy Award für ihr Lebenswerk verliehen. Robin Hobb hat vier Kinder und lebt heute in Tacoma, Washington.
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Kapitel 2

DIE SILBERNE BERÜHRUNG

Es gibt eine merkwürdige Kraft, die jemanden überkommt, der sich seiner letzten Schlacht gegenübersieht. Die Schlacht ist nicht auf den Krieg beschränkt, ebenso wenig die Kraft auf Krieger. Ich habe diese Stärke bei alten Frauen gesehen, die an der Hustenkrankheit litten, und bei Familien davon gehört, die gemeinsam verhungerten. Sie treibt einen an weiterzumachen, über Hoffnung und Verzweiflung hinaus, vorbei an Blutverlust und Wunden in den Eingeweiden, ja sogar über den Tod selbst hinaus in einem letzten Aufbäumen, um etwas zu retten, das einem am Herzen liegt. Sie ist Mut ohne Hoffnung. Während der Kriege gegen die Roten Korsaren sah ich einen Mann, dem das Blut in einem Strahl aus dem Stumpf hervorspritzte, an dem einmal sein linker Arm gehangen hatte, und der doch mit der Rechten ein Schwert schwang, als er vor einem gefallenen Kameraden stand, um ihn zu beschützen. Bei einer Begegnung mit Entfremdeten sah ich eine Mutter über ihre eigenen Eingeweide stolpern, während sie schrie und sich an einen Entfremdeten krallte, um ihn von ihrer Tochter fernzuhalten.

Die Fernholmer haben ein Wort für diesen Mut. Finblead nennen sie ihn, das letzte Blut, und sie glauben, dass eine besondere Kraft dem letzten Blut innewohnt, das in Menschen verbleibt, bevor sie fallen. Ihren Sagen nach können Leute erst dann jene Art von Mut finden und nutzen.

Es ist eine fürchterliche Tapferkeit, und in ihrer stärksten und schlimmsten Ausprägung hält sie monatelang an, wenn man gegen eine letzte Krankheit kämpft. Oder, wie ich glaube, wenn man auf eine Pflicht zuschreitet, die den Tod zur Folge haben wird, aber völlig unausweichlich ist. Jenes Finblead erhellt alles im eigenen Leben mit einem schrecklich gleißenden Schein. Alle Beziehungen werden als das beleuchtet, was sie sind und was sie in der Vergangenheit wirklich waren. Alle Illusionen schmelzen dahin. Das Falsche wird genauso schonungslos offenbart wie das Wahre.

Fitz-Chivalric Weitseher

Als der Geschmack der Pflanze sich in meinem Mund ausbreitete, wurde der Lärm des Aufruhrs um mich herum lauter. Ich hob den Kopf und versuchte, mit brennenden Augen klar zu sehen. Ich hing in Lants Armen, und die vertraute Bitterkeit der Elfenrinde füllte meinen Mund aus. Mein linkes Handgelenk tat mir bis in die Knochen weh. Der Schmerz war so sengend wie gefrorenes Eisen. Während die Gabe mich durchflutet hatte, um die Kinder von Kelsingra zu heilen und zu verwandeln, war meine Wahrnehmung geschrumpft, aber jetzt war ich mir des Geschreis der Menge ringsum wieder voll bewusst, da der Schall von den hoch aufragenden Wänden des eleganten Saals der Uralten widerhallte. Ich roch Angstschweiß in der Luft. Ich war im Gedränge eingezwängt. Einige Uralte kämpften darum, vor mir zurückzuweichen, während andere sich in der Hoffnung, dass ich sie heilen würde, näher heranzudrängen versuchten. So viele Leute! Hände reckten sich nach mir, begleitet von Schreien: »Bitte, bitte, nur noch einen!« Andere riefen: »Lasst mich durch!«, während sie sich vorwärtsschoben, um sich von mir zu entfernen. Der Gabenstrom, der so stark um mich herum und durch mich geflossen war, hatte sich abgeschwächt, aber er war nicht zum Erliegen gekommen. Lants Elfenrinde war die mildere Sorte, die in den Sechs Provinzen angebaut wurde, und ihrem Geschmack nach schon etwas schal. Hier in der Stadt der Uralten floss die Gabe so stark und so nah, dass ich glaubte, dass noch nicht einmal Grabenbaumrinde mich vollkommen von ihr hätte abschneiden können.

Doch es reichte. Ich war mir der Gabe bewusst, aber nicht länger als Sklave an sie gekettet. Doch die Erschöpfung, nachdem ich mich von ihr hatte benutzen lassen, ließ meine Muskeln nun ausgerechnet in dem Augenblick erschlaffen, in dem ich sie am meisten gebraucht hätte. General Rapskal hatte den Narren meinem Griff entrissen. Der Uralte umklammerte Ambers Handgelenk und hielt ihre versilberte Hand in die Luft. Dabei rief er: »Ich habe es euch ja gleich gesagt! Ich habe euch gesagt, dass sie Diebe sind! Seht euch nur ihre Hand an, von Drachensilber überzogen! Sie hat den Brunnen entdeckt! Sie hat unsere Drachen bestohlen!«

Funke klammerte sich an Ambers anderen Arm und versuchte, sie dem General zu entwinden. Das Mädchen hatte die Zähne gebleckt. Ihre schwarzen Locken tanzten wild um ihr Gesicht. Der Ausdruck schieren Entsetzens auf Ambers vernarbten Zügen lähmte mich und versetzte mich zugleich in Angst und Schrecken. Die Jahre der Entbehrung, die der Narr erduldet hatte, sprachen aus dieser starren Grimasse. Sie machten ihr Gesicht zu einer Totenmaske aus Knochen, roten Lippen und geschminkten Wangen. Ich musste dem Narren zu Hilfe kommen, doch meine Knie gaben immer wieder unter mir nach. Nimmermüd packte mich am Arm. »Prinz Fitz-Chivalric, was soll ich tun?« Ich bekam nicht genug Luft, um ihm zu antworten.

»Fitz! Steh auf!«, brüllte Lant gleich neben meinem Ohr. Es war genauso sehr eine flehentliche Bitte wie ein Befehl. Ich fand meine Füße wieder und stemmte mein Gewicht dagegen. Ich spannte mich an, erschauerte und bemühte mich, auf den Beinen zu bleiben.

Wir waren erst gestern in Kelsingra eingetroffen, und ein paar Stunden lang war ich der Held des Tages gewesen, der magische Prinz aus den Sechs Provinzen, der Ephron, den Sohn des Königs und der Königin von Kelsingra, geheilt hatte. Die Gabe war durch mich geflossen, berauschend wie Sandsegger Branntwein. Auf Bitten von König Reyn und Königin Malta hatte ich mich meiner Magie bedient, um ein halbes Dutzend drachenberührter Kinder zu behandeln. Ich hatte mich dem machtvollen Gabenstrom der ehrwürdigen Stadt der Uralten geöffnet. Durchflutet von jener betörenden Macht hatte ich zugeschnürte Kehlen geöffnet und Herzschläge stetig werden lassen, Knochen gerade gebogen und Schuppen von Augen gelöst. Manche Kinder hatte ich menschlicher gemacht, aber ein Mädchen hatte sich voll und ganz auf seinen Drachenwandel einlassen wollen, und ich hatte ihr geholfen, das zu tun.

Doch der Gabenfluss war zu stark, zu berauschend geworden. Ich hatte die Kontrolle über die Magie verloren und war zu ihrem Werkzeug geworden, statt ihr Herr und Meister zu bleiben. Nachdem die Kinder, die zu heilen ich mich bereit erklärt hatte, von ihren Eltern abgeholt worden waren, hatten sich andere nach vorn gedrängt. Erwachsene Bewohner der Regenwildnis, die unter lästigen, hässlichen oder lebensbedrohlichen Verwandlungen litten, hatten mich um Hilfe gebeten, und ich hatte sie mit vollen Händen ausgeteilt und war ganz in der schieren Lust des Gabenstroms aufgegangen. Ich hatte gespürt, wie mein letzter Fetzen Kontrolle riss, aber als ich mich ganz jener herrlichen Brandung und ihrer Einladung, mit der Magie zu verschmelzen, hingegeben hatte, hatte Amber den Handschuh ausgezogen. Um mich zu retten, hatte sie das gestohlene Drachensilber auf ihren Fingern enthüllt. Um mich zu retten, hatte sie mir drei sengend heiße Fingerspitzen aufs nackte Handgelenk gedrückt, sich in meinen Verstand gebrannt und mich zurückgerufen. Um mich zu retten, hatte sie sich selbst als Diebin verraten. Der heiße Kuss ihrer Finger pulsierte an der Stelle, an der sie mich berührt hatte, noch immer wie eine frische Verbrennung und ließ einen heftigen Schmerz die Knochen meines linken Arms hinauf bis in meine Schulter, meinen Rücken und meinen Hals schießen.

Welchen Schaden das jetzt bei mir anrichtete, konnte ich nicht wissen. Aber wenigstens war ich wieder in meinem Körper verankert. Ich war darin verankert, und er zerrte mich nieder. Ich hatte den Überblick darüber verloren, wie viele Uralte ich berührt und verwandelt hatte, aber mein Körper hatte mitgezählt. Jeder einzelne hatte Tribut von mir gefordert, jede Umformung hatte mir Kraft entrissen, und jetzt musste die Schuld beglichen werden. Obwohl ich dagegen ankämpfte, sackte mir der Kopf schlaff herab, und ich konnte inmitten der Gefahr und des Lärms ringsum kaum die Augen offen halten. Ich sah den Saal wie durch einen Nebel.

»Rapskal, hört auf, Euch wie ein Schwachkopf aufzuführen!« Das war König Reyn, der dem Missklang nun noch sein eigenes Gebrüll hinzufügte.

Lant verstärkte jäh seine Umarmung um meine Brust und zog mich in eine aufrechtere Haltung. »Lasst sie los!«, schrie er. »Lasst unsere Freundin los, sonst wird der Prinz jede Heilung, die er bewirkt hat, ungeschehen machen! Lasst sie sofort los!«

Ich hörte Keuchen, Wimmern, den Aufschrei eines Mannes: »Nein! Das darf er nicht!« Eine Frau kreischte: »Lasst sie los, Rapskal! Lasst sie los!«

Maltas Stimme ertönte gebieterisch, als sie rief: »So behandeln wir keine Gäste und Gesandten! Lasst sie frei, Rapskal, augenblicklich!« Ihre Wangen waren gerötet, und der Fleischkamm über ihrer Stirn leuchtete farbig.

»Lasst mich los!« Amber klang herrisch. Aus irgendeinem tiefen Brunnen des Muts hatte sie den Willen geschöpft, sich um ihrer selbst willen zu wehren. Ihr Ruf übertönte das Lärmen der Menge. »Lasst mich los, sonst berühre ich Euch!« Sie ließ ihrer Drohung Taten folgen, indem sie sich zu Rapskal aufbäumte, statt zu versuchen, ihm ihre Hand zu entziehen. Die plötzliche Umkehr der Bewegungsrichtung überrumpelte ihn, und ihre versilberten Finger kamen seinem Gesicht gefährlich nahe. Der General stieß einen Schreckensschrei aus und sprang vor ihr zurück, wobei er ihr Handgelenk losließ. Aber sie war noch nicht fertig. »Zurück, allesamt!«, befahl sie. »Macht uns Platz und lasst zu, dass ich mich um den Prinzen kümmere, denn sonst – bei Sa! – berühre ich euch wirklich!« Ihr Befehl war...


Hobb, Robin
Robin Hobb wurde in Kalifornien geboren, zog jedoch mit neun Jahren nach Alaska. Nach ihrer Hochzeit ließ sie sich mit ihrem Mann auf Kodiak nieder, einer kleinen Insel an der Küste Alaskas. Im selben Jahr veröffentlichte sie ihre erste Kurzgeschichte. Seither war sie mit ihren Storys an zahlreichen preisgekrönten Anthologien beteiligt. Mit »Die Gabe der Könige«, dem Auftakt ihrer Serie um Fitz Chivalric Weitseher, gelang ihr der Durchbruch auf dem internationalen Fantasy-Markt. Ihre Bücher wurden seither millionenfach verkauft und sind Dauergäste auf der New-York-Times-Bestsellerliste. Im November 2021 wurde ihr der renommierte World Fantasy Award für ihr Lebenswerk verliehen. Robin Hobb hat vier Kinder und lebt heute in Tacoma, Washington.



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