E-Book, Deutsch, Band 13, 64 Seiten
Reihe: Mythor
Hoffmann Mythor 13: Althars Wolkenhort
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-9765-8
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 13, 64 Seiten
Reihe: Mythor
ISBN: 978-3-8453-9765-8
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Die Mächte der Finsternis, die einstmals die Welt beherrschten, bis sie vom Lichtboten zurückgedrängt wurden, sind wieder auf dem Vormarsch. Nachdem der Lichtbote die Welt sich selbst überlassen hatte, begannen die Kräfte des Bösen, die sich nach ihrer entscheidenden Niederlage in die Dunkelzone geflüchtet hatten, wieder zu erstarken. Inzwischen greifen sie aus der Dunkelzone, einem Ring kosmischer Trümmer, der die Welt umgibt und in eine Nord- und eine Südhälfte teilt, an und beeinflussen bereits weite Teile der nördlichen Länder und deren Bewohner. Das gilt besonders für die Caer, ein Kriegsvolk, das, von Dämonenpriestern angeführt, einen Eroberungsfeldzug beginnt und seine Nachbarn mit Feuer und Schwert heimsucht. Im Verhältnis zu den Horden der Caer ist die Zahl derer, die auf Seiten der Lichtwelt gegen die Mächte des Dunkels kämpfen, erschreckend gering. Eigentlich ist es nur ein Häuflein Tapferer und Unverzagter, das angeführt wird von Mythor, den man den Sohn des Kometen nennt. Gegenwärtig sind Mythor und seine Gefährten zu einem Fixpunkt unterwegs, an dem nach Alton, dem Gläsernen Schwert, ein weiteres Ausrüstungsstück für den Kampf gegen die Mächte des Dunkels zu finden sein soll. Der besagte Fixpunkt ist ALTHARS WOLKENHORT ...
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
2.
Der Weg führte in immer dichtere Bereiche des Waldes. Für Ortsunkundige wäre hier auch mit den Schwertern kaum ein Durchkommen gewesen, denn sobald ein paar Dornenranken abgetrennt worden waren, peitschten andere aus dem dichten Gebüsch wie vorschnellende Schlangen nach. Der Wald schien zu leben, je mehr die Gefährten sich ihrem Ziel näherten.
Nur Baumer war es zu verdanken, dass sie dennoch vorankamen. Er kannte verborgene Pfade. Nottr ging direkt hinter ihm und hielt ihn an einem Seil, mit dessen anderem Ende Baumers Hände auf den Rücken gefesselt waren. Dann und wann berührte die Spitze des Krummschwerts Baumers Nacken.
Mythor spürte eine seltsame Beklemmung. Wie sehr hatte er diesen Augenblick herbeigesehnt, und wie steinig war sein Weg hierher gewesen, nachdem er in Xanadas Lichtburg sein nächstes Ziel erfahren hatte. Jetzt spürte er keinen Triumph, keine Vorfreude. Baumers makabre Phantasie war zweifellos mit ihm durchgegangen, als er von den Schrecken berichtete, die der Wolkenhort für Menschen bereithielt. Aber er glaubte an das, was er sagte. Auch jetzt wurde er nicht müde zu warnen.
Zweifellos war sein Aufenthalt beim Wolkenhort der Grund für seinen Geisteszustand.
Fast tat er Mythor nun leid. Dann aber sagte er sich, dass sie alle vier jetzt irgendwo tot liegen würden, wären sie nicht auf der Hut gewesen. Nottrs Beinwunde hatte sich beim zweiten Hinsehen als harmlos herausgestellt. Sie verheilte bereits wieder.
Die Panflöte hatte Mythor zur Sicherheit an sich genommen, um keine unangenehmen Überraschungen mehr zu erleben.
Mythor versuchte, seine Beklemmung abzuschütteln. Die Gruft mit dem Marmorsarg der Kometenfee galt auch als verhext. Xanadas Lichtburg war ein gestaltgewordener Albtraum gewesen. Beide Hürden hatte er genommen. Herausforderungen waren dazu da, angenommen zu werden.
Und insgeheim vertraute Mythor auf sein Gläsernes Schwert, das ihn als Befugten ausweisen sollte, wenn er und die Gefährten erst einmal vor dem Wolkenhort standen.
Vorerst jedoch gab es nichts als dunklen Wald mit Gewächsen, die immer fremdartiger und unheimlicher wurden. Ranken lösten sich blitzschnell von Baumstämmen und schossen auf die Gruppe zu. Da Baumer als erster ging, blieb ihm schon allein aus diesem Grund nichts anderes übrig, als die unliebsam gewordenen Gäste rechtzeitig zu warnen. Mehr und mehr wurde er zum Garant für ihr Überleben. Mythor konnte sich vorstellen, wie das Ende der Bedauernswerten ausgesehen haben musste, die allein zum Wolkenhort aufgebrochen waren.
Aber wenn so viele Abenteurer und Neugierige nach ihm gesucht hatten, mussten dann nicht auch die Caer von seiner Existenz wissen und versuchen, ihn, dessen Magie der ihren entgegengesetzt war, zu zerstören?
Kam deshalb, wie Baumer immer wieder versicherte, niemand an ihn heran, geschweige denn hinein?
Mythor verscheuchte die Gedanken. Nichts war gefährlicher, als sich auf ein falsches Bild zu fixieren und dann von etwas völlig anderem überrascht zu werden.
Er konzentrierte sich wieder allein auf den Weg und sah Pflanzen, wie er ihnen bisher noch nirgendwo begegnet war. Sie gehörten nicht in diese Welt, das spürte er. Es war fremdes Leben. War es unter irgendeinem geheimnisvollen Einfluss entstanden, der vom Wolkenhort ausging? Das Gelände wurde hügelig und stieg langsam an.
Baumer blieb plötzlich stehen.
Sofort war Nottrs Klinge wieder in seinem Nacken.
»Weiter!«, knurrte der Lorvaner.
»Wartet!« Baumer deutete mit einer Kopfbewegung auf drei rötlich schimmernde Linien, die sich mitten über den schmalen Pfad zogen, von einem Dickicht ins andere. »Ich hätte nicht geglaubt, dass es schon so weit vorgedrungen ist.« Echte Angst war in seiner Stimme. »Bald wird der Weg zu Althars Wolkenhort gänzlich versperrt sein.«
»Wovon redest du?«, fragte Nottr irritiert.
Mythor, der den Abschluss der kleinen Gruppe gebildet hatte, drängte sich an Kalathee und Sadagar vorbei, bis er neben Baumer stand.
»Ihr müsst die Stränge durchtrennen«, sagte dieser. »Aber seid vorsichtig. Wer von der Säure getroffen wird, den frisst sie auf.«
Nottr stieß einen Fluch aus, trat vor und ließ das Schwert auf eine der roten Linien herabsausen. Es sprang in die Höhe, als hätte es auf Stahl getroffen, der sich unter der Berührung nach oben schnellte.
»Was ... was ist das?«, fragte er verwirrt.
»Leben«, flüsterte Baumer. »Entsetzliches Leben. Der Wolkenhort ist davon umgeben. Aber hier habe ich es noch nie gesehen.«
Mythor zog Nottr an sich vorbei nach hinten. Einen Augenblick musterte er die drei Stränge, dann schwang er Alton.
Die gläserne Klinge sauste auf die Ranke (oder um was immer es sich hier handelte) herab und durchtrennte sie mühelos. Baumers Schrei ließ ihn zurückspringen.
Die beiden Enden des durchtrennten Stranges schnellten hoch. Aus ihnen spritzte eine blutrote Flüssigkeit. Sie peitschten durch die Luft wie Schlangen, bis es an ihren Enden nur noch träge herabtropfte. Wo die Flüssigkeit Blätter oder Baumstämme berührte, bildeten sich unter feinem Zischen Dampfschwaden. Ätzender Gestank drang in die Nasen der Freunde. Entsetzt sahen sie zu, wie sich die Rinde eines mächtigen Stammes in wenigen Sekunden auflöste. Und immer noch fraß sich die Flüssigkeit tiefer in den Stamm hinein.
»Ich habe euch gewarnt«, flüsterte Baumer. »Wollt ihr immer noch weiter?«
»Ja!«, stieß Mythor zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor, machte einen Sprung nach vorne und durchtrennte blitzschnell auch die beiden anderen im Boden verlaufenden Stränge. Sofort sprang er zurück, als sie in die Höhe peitschten und ihre todbringende Säure verspritzten.
Ringsum zischte und brodelte es. Giftige Dämpfe drangen an die Nasen der Freunde. Sie wagten nicht mehr zu atmen, bis sich die Dämpfe verzogen hatten.
Alle Ranken – beziehungsweise deren Teile – lagen nun schlaff und runzlig am Boden.
»Weiter!«, drängte Mythor. Nottr sah ihn unsicher an. Außer Dämonen und Schwarzer Magie fürchtete er nichts auf der Welt – nichts, das er begreifen konnte. Aber dies hier ...
»Hast du nicht gehört?«, fuhr er Baumer an und drückte ihm die Schwertspitze in den Nacken. »Du sollst weitergehen!«
Der ehemalige Hofnarr ergab sich jammernd in sein Schicksal. Es war nun offensichtlich, dass er lange nicht mehr den Weg nach Althars Wolkenhort genommen hatte.
Mythor rätselte darüber nach, was Baumer mit seinen Worten gemeint haben könnte, der Wolkenhort sei von »entsetzlichem Leben« umgeben, das sich nun schon bis hierher ausgebreitet hatte.
Tatsache war, dass diese Rankengewächse und die blutrot schillernden Blumen tief im Gebüsch nicht hierhergehörten. Sie passten nicht in die Landschaft, ebenso wenig wie die peitschenden Ranken. Tief im Süden hatte Mythor ähnliche Gewächse gesehen. Im kalten Norden waren sie normalerweise nicht lebensfähig. Irgendetwas musste sie speisen.
Mythor blieb unwillkürlich stehen und stocherte, einem Impuls folgend, mit der Spitze Altons im Boden des Pfades herum. Die Freunde sahen ihn fragend an, als er sich hinkniete und mit den Händen vorsichtig weitergrub.
Kaum mehr als eine Handbreit tief fand er hauchdünne violette Fäden, die den Waldboden wie Adern durchzogen. Wo er sie durchtrennte, sickerte gelbliche Flüssigkeit aus ihnen und wurde vom Humus aufgesaugt. Mythors Hand zuckte instinktiv zurück, aber nicht schnell genug. Zwei dicke Tropfen befanden sich auf seinem Handrücken, aber diesmal gab es keine Verätzungen.
Mythor wischte sich die Hand an den gelben Blättern einer schon fast kahlen Eiche ab.
Er nickte stumm vor sich hin und gab Nottr ein Zeichen, weiterzugehen.
»Willst du uns vielleicht erklären, wozu diese ... diese Experimente gut sein sollen?«, fragte Sadagar.
»Es steckt im Boden«, sagte Mythor nachdenklich.
»Was?«
Mythor zuckte die Schultern.
»Vielleicht bekommen wir die Antwort beim Wolkenhort.«
Schweigend gingen sie weiter. Die fremdartigen Gewächse verschwanden so schnell wieder, wie sie aufgetaucht waren. Es war, als bildeten sie Inseln im normalen Wald oder einen Ring um etwas.
Der Weg wurde immer steiler, bis Baumer vor zwei Eichen stehenblieb, deren Äste ineinander verflochten waren. Dahinter war nackter Fels zu sehen.
»Jetzt müssen wir klettern«, sagte der ehemalige Hofnarr.
»Kannst du uns nicht um die Felsen herumführen?«, fragte Nottr.
»Nicht, wenn ihr zum Wolkenhort wollt.« Baumer deutete mit dem Kopf nach oben. »Er steht auf diesem Berg.«
»Gibt es keinen anderen Weg hinauf?«, wollte Mythor wissen.
»Von der anderen Seite aus«, gab Baumer zu. »Das aber würde bedeuten, dass wir einen Umweg machen müssten, der uns viel Zeit kostet und der gefährlich ist.«
Nottr fluchte. Mythor warf Kalathee einen fragenden Blick zu.
»Ich schaffe es«, versicherte sie schnell.
Mythor blickte zum Himmel auf. Er war klar, und die Sonne hatte ihren Höhepunkt bereits erreicht. Zweifellos war es besser, den Wolkenhort noch bei Tag zu erreichen als bei Nacht.
»Na schön«, sagte er. »Baumer, du kletterst voran.«
»Es ist nicht mehr weit«, beeilte das Männchen sich zu versichern. »Ihr könnt es nun allein schaffen. Nur an diesen Felsen hoch. In einer Stunde seid ihr am Ziel – spätestens.«
»Du kletterst voran!«, knurrte Nottr.
*
Entweder saß Baumer die Angst so sehr im Nacken, dass er es nicht erwarten konnte, am Ziel der ihm unheimlich gewordenen Fremden von ihnen freigelassen zu werden und schnellstens umkehren zu können, oder er...




