E-Book, Deutsch, Band 77, 64 Seiten
Reihe: Mythor
Hoffmann Mythor 77: Die versunkene Welt
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-9829-7
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 77, 64 Seiten
Reihe: Mythor
ISBN: 978-3-8453-9829-7
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Mythor, der Sohn des Kometen, hat in der relativ kurzen Zeit, da er für die Sache der Lichtwelt kämpfte, bereits Großes vollbracht. Nun aber hat der junge Held Gorgan, die nördliche Hälfte der Welt, verlassen und Vanga, die von den Frauen regierte Südhälfte der Lichtwelt, erreicht, wo er von der ersten Stunde seines Hierseins an in gefährliche Geschehnisse verstrickt wurde. Diese Geschehnisse nahmen ihren Anfang im Reich der Feuergöttin, wo Mythor für Honga, einen aus dem Totenreich zurückgekehrten Helden, gehalten wurde. Es kam zur Begegnung mit Vina, der Hexe, und Gerrek, dem Mann, der in einen Beuteldrachen verwandelt worden war. Es folgten Kämpfe mit Luftgeistern und mit Amazonen, es kam zu Mythors Gefangenschaft, zur Flucht und zu erneuten Kämpfen mit denen, die sich an Mythors Fersen geheftet hatten. Schließlich gelangte Mythor-Honga mit seinen neuen Gefährten auf die Insel Gavanque, wo er im Krieg der Hexen eine Schlüsselrolle spielte und Entscheidendes über Fronja, die Tochter des Kometen, erfuhr, der seine Suche gilt. Die Fahrt zum Hexenstern, die Mythor sofort antritt, da er Fronja dort in schwerer Bedrängnis weiß, kommt jedoch im Nassen Grab zu einem jähen Ende. Mythor und seine Gefährten, sowie einige von Burras Amazonen, müssen gegen eine schreckliche Gefahr angehen, die ganz Vanga zu überziehen droht. Schauplatz ihrer Kämpfe ist DIE VERSUNKENE WELT ...
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3.
Es ist die Zeit gekommen, hatte Dorgele gesagt, euch zu den Tritonen zu führen!
Die Worte der Inselbewohnerin und Tempeldienerin hallten in Mythors Bewusstsein nach, als er und die Gefährten sich nun anschickten, ihr zu folgen und die Landzunge zu verlassen, auf der sie aus tiefer Bewusstlosigkeit erwacht waren.
Ein letztes Mal blickte er sich um. Er gewahrte Kalisses vorwurfsvolle Blicke, die ihm sagten:
Traue ihr nicht mehr! Schon einmal bekamen wir solche schmeichelnden Worte zu hören!
Und wurden getäuscht, dachte er bitter. Die Verbannten der Inseln führten uns zur Tempelruine, um uns ihrer Göttin, der Anemona, zu opfern.
Fast wäre es ihr Tod gewesen. Sie konnten in die Götzenstatue fliehen, als aus heiterem Himmel die Entersegler angriffen, und fanden Yacubs unselige Brut. So wild und mordlüstern waren die nur handgroßen Nachkommen der Bestie schon gewesen, dass sie sie töten mussten, um nicht selbst getötet zu werden.
Dann, als sie nach weiteren Nestern des Ungeheuers aus der Schattenzone suchten, kam die Flut. Alle vier wären sie in den hereinströmenden Wassern ertrunken, hätten nicht Unbekannte sie im letzten Augenblick gepackt und in Sicherheit gebracht – auf die Landzunge.
Mythor hatte nur die schwache Erinnerung an ein grünlich schimmerndes, fremdartiges Gesicht, das nur einem der geheimnisvollen Tritonen gehören konnte, die die Inselbewohner gleichermaßen fürchteten und anbeteten.
Mythor verbannte alle Fragen nach dem Warum und Wieso. Zu vieles verstand er nicht. Zu vieles war geschehen und verlangte nach einer Antwort. Und diese konnten nur die Tritonen selbst geben.
Das war der Grund, weshalb er sich entschlossen hatte, Dorgele zu folgen. Diesmal sollten sie gewappnet sein und nicht mehr arglos in eine Falle laufen. Sie waren Gefangene des Nassen Grabes, von dem es hieß, dass es keine lebende Seele wieder freigegeben hatte, die es hierher verschlagen hatte.
Er aber musste weiter, nach Süden, zum Hexenstern, wo er Fronja in allergrößter Gefahr wusste.
Weiter ...
Durfte er nun an sich selbst und an Fronja denken, wo er doch wusste, welche furchtbare Gefahr der Lichtwelt durch Yacub und seine Brut drohte? Galt es nicht, dafür zu sorgen, dass nicht einer von Yacubs Nachkommen Tod und Verderben über Vanga bringen konnte?
Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Irgendwo im Nassen Grab wusste er Yacub selbst, und gewiss wäre er Dorgele nicht gefolgt, hätte er den gehörnten Echsenschädel gesehen, der ganz kurz nur einige Steinwürfe entfernt aus dem Wasser getaucht war.
So gab er sich ganz der Hoffnung hin, bald schon Licht ins Dunkel zu bringen, das ihn umgab, in den Wasserbewohnern vielleicht gar Helfer im Kampf gegen Yacub zu finden.
Scida stieß ihn mit dem Ellbogen an und riss ihn aus seinen Gedanken.
Sie deutete auf Dorgele, die einige Schritte vorausging und ihnen den Rücken zuwandte.
»Du fragst nicht einmal, wohin sie uns bringt«, flüsterte die alternde Amazone. »Dein Vertrauen zu ihr muss ja grenzenlos sein.«
Scida war verbittert und mehr denn je in Sorge um ihren »Beutesohn«. In Sorge war auch Gerrek, doch mehr um sein eigenes Wohlbefinden.
»Sag's ihm nur, Scida!«, knurrte der Mandaler. »Für ihn ist es ja ganz natürlich, zu den Tritonen ins Meer hinabzusteigen! Er liebt das Wasser ja! Aber denkt er dabei an mich, der ihm ein ums andere Mal sein kostbares Leben rettete?«
»Wir alle denken an nichts anderes«, seufzte Kalisse. »Nur an dich und das Wasser, du verzauberter Prinz!«
Gerrek knurrte etwas Unverständliches in ihre Richtung und jammerte beleidigt: »O Welt der Ungleichheit! Für euch männerverachtende Weiber gibt's nur noch Honga! Für Honga gibt's nur Fronja! Wer denkt an mich?«
»Yacub!«, versetzte Kalisse.
Dorgele blieb stehen, bis die Gefährten mit ihr auf gleicher Höhe waren. Ein Pfad führte einen flachen Hügel hinauf. Von einer Siedlung der Verfemten war noch nichts zu erkennen. Nur der Wind brachte den mittlerweile sattsam bekannten Fisch- und Fäulnisgeruch heran.
»Seid nicht so ungeduldig«, sagte Dorgele. »Niemand braucht ins Wasser zu gehen.«
»So?«, fragte Gerrek. »Dann kommen die Tritonen an Land?«
Sie schüttelte den Kopf.
»Wartet ab. Bald werdet ihr die Antworten erfahren.«
»Warum gibst du sie uns nicht?«, wollte Scida wissen. »Du darfst es nicht, wie? Du bist doch eine Tempeldienerin. Gibt es andere, die dir zu gebieten haben?«
»Nur die Göttin!«, sagte die Ausgestoßene. Es war offensichtlich, dass sie nicht länger darüber reden wollte. Sie wandte sich um und schritt den Hügel hinauf.
Murrend folgte ihr Gerrek. Mythor schwieg.
Auf der Hügelkuppe angekommen, sahen die Gefährten ein einsam gelegenes Gehöft in einem Tal. Mehrere Gestalten hatten sich dort versammelt und warteten offensichtlich bereits ungeduldig. Dorgele winkte ihnen zu und beschleunigte ihre Schritte.
Unwillkürlich, die Geschehnisse der letzten Nacht erinnernd, legte Scida die Hände auf die Griffe ihrer Schwerter. Kalisses Miene verfinsterte sich. Mythor begann zu ahnen, dass er große Mühe haben würde, die Amazonen vor unüberlegtem Tun zu bewahren. Sie waren Kämpferinnen und gewohnt, selbst über sich zu bestimmen und eher Befehle zu geben, als auszuführen – schon gar nicht von den ins Nasse Grab Verbannten.
»Ruhig«, flüsterte er ihnen zu. »Wartet ab.«
Sie erreichten das Gehöft. Wie bei ihrer ersten Begegnung mit den Inselbewohnern, zeigten sich jene, die sie erwarteten, fast demütig. Blicke aus glasigen Augen richteten sich auf sie. Mythor zählte ein Dutzend der zum Teil grünhäutigen Menschen, zwischen deren Fingern und Zehen sich bereits Ansätze von Schwimmhäuten zeigten. Wie die anderen, die sie in der Tempelruine offenbar hatten opfern wollen, trugen sie nichts am Leib als einfache Lendenschurze.
Doch die Bewohner des Gehöfts schienen weit aufgeschlossener als jene in Icearran. Sie begannen, auf Dorgele einzureden, und die Priesterin hatte alle Mühe, sie zurückzuhalten.
Sie führte Mythor, Scida, Kalisse und Gerrek in eine große Wohnstube mit zwei langen Tischen, auf denen schon Speisen und Getränke auf sie warteten. Die Verfemten waren um sie herum, reichten ihnen Krüge mit Wein und Fisch.
Sie trugen keine Waffen, was nicht ausschloss, dass andere in Verstecken lauern mochten. Mythor blieb wachsam. Er versuchte, in den Gesichtern der Grünhäutigen zu lesen und geflüsterte Worte aufzuschnappen.
»Sie sind zum zweiten Mal aus der Tiefe gestiegen!«, hörte er.
»Die Meermutter hat sie freigegeben!«
»Sie haben ihren Auftrag erfüllt!«
Mythor wurde hellhörig. Dennoch nahm er sich die Zeit, seinen Hunger und Durst zu stillen, ehe er Dorgele zu sich winkte. Auch Scida und Kalisse griffen zu und schienen ihren Argwohn zu vergessen, bis sie halbwegs gesättigt waren. Der Fisch war nicht gerade eine Köstlichkeit, doch er reichte aus, um die knurrenden Mägen zum Verstummen zu bringen.
Dorgele kam heran. Kurz vor Mythor blieb sie stehen.
Die anderen Verfemten hörten auf zu reden. Abwartend blieben sie um den Tisch herum stehen. In diese plötzliche Stille hinein fragte Mythor:
»Ich denke, dass es nun an der Zeit ist, zu reden, Dorgele. Was hat es mit dem Auftrag auf sich, den wir angeblich erfüllt haben?«
Die Tempeldienerin nickte.
»Im Kulthaus«, begann sie mit gedämpfter Stimme, »sagte ich euch, dass euch die große Gunst zuteil werden solle, von der Meermutter selbst auf eine Probe gestellt zu werden.«
»Ja«, knurrte Scida. »Du wolltest uns ihr opfern!«
Dorgele blickte an ihr vorbei.
»Diese Probe bestand darin, das Böse zu bekämpfen, das in unsere Welt eingedrungen ist. Es kam vor vielen Tagen, als die Entersegler über den Inseln auftauchten und unsere Städte zu verwüsten begannen. Die Tritonen aber wussten, dass nicht sie die größte Gefahr für uns waren. Etwas noch Schrecklicheres hatte sich im Nassen Grab eingenistet und begonnen, es mit dämonischem, neuem Leben zu verseuchen.«
»Yacubs Brut«, entfuhr es Mythor. Ungläubig starrte er die Inselbewohnerin an. »Deshalb also brachtet ihr uns zur Ruine? Um Yacubs Nest auszuheben? Wir sollten gar nicht geopfert werden?«
Irritiert erwiderte sie seinen Blick.
»Natürlich nicht! Ich sagte, ihr solltet auf die Probe gestellt werden. Ihr habt sie bestanden, indem ihr das schreckliche Leben auslöschtet, das Yacub gebar, wir ihr den Unheimlichen wohl nennt. Ihr konntet die Hoffnungen rechtfertigen, die die Meermutter in euch setzte, und die Omen begannen sich zu erfüllen.« Ihr Blick verfinsterte sich. »Doch es gibt viele Stätten gleich jener unter der Statue, viele Nester des Unheils. Indem ihr eines zerstörtet, zeigtet ihr euch als Freunde der Tritonen, und das Meervolk ließ euch seinen Dank zuteil werden, als es euch vor der Flut rettete. Nun, da ihr euch bewährt habt, wünschen die Tritonen die Begegnung mit euch.«
Mythor begriff.
Seit undenklich langer Zeit beherrschten die Nachfahren der ehemaligen Bewohner des versunkenen Reiches Singara diese Gewässer. Nun waren auch sie von Yacub und seiner Nachkommenschaft bedroht. Es war möglich, dass sich einige der Nester an Orten befanden, an denen die Tritonen die Gefahr selbst zu bannen mächtig waren. Jene aber, die sich an Land befanden, konnten sie nicht erreichen, und die Herzen der Inselbewohner waren zu sehr mit Furcht erfüllt, als dass sie ihnen tatkräftige Helfer hätten sein können.
Dann waren er und die Gefährten erschienen, ins Nasse Grab getrieben in der gestorbenen und auf den Meeresgrund gesunkenen Lumenia. Die Tritonen hatten die...




