Hoffmann | Mythor 93: Hexengewitter | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 93, 64 Seiten

Reihe: Mythor

Hoffmann Mythor 93: Hexengewitter


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-9845-7
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 93, 64 Seiten

Reihe: Mythor

ISBN: 978-3-8453-9845-7
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Mythor, der Sohn des Kometen, hat in der relativ kurzen Zeit, da er für das Bestehen der Lichtwelt kämpfte, bereits Großes vollbracht. Nun aber hat der junge Held Gorgan, die nördliche Hälfte der Welt, verlassen und Vanga, die von den Frauen regierte Südhälfte der Lichtwelt, erreicht, wo er von der ersten Stunde seines Hierseins an in gefährliche Geschehnisse verstrickt wurde. Diese Geschehnisse nahmen ihren Anfang im Reich der Feuergöttin, wo Mythor für Honga, einen aus dem Totenreich zurückgekehrten Helden gehalten wurde. Es kam zur Begegnung mit Vina, der Hexe, und Gerrek, dem Mann, der in einen Beuteldrachen verwandelt worden war. Es folgten Kämpfe mit Luftgeistern und Amazonen, es kam wiederholt zu Mythors Gefangenschaft, zur Flucht und zu erneuten Kämpfen mit denen, die sich an Mythors Fersen geheftet hatten. Der Weg zum Hexenstern, wo Mythor seine geliebte Fronja, die Tochter des Kometen, in arger Bedrängnis weiß, scheint unserem Helden nun endgültig versperrt zu sein. Denn er und seine Gefährten sitzen auf der Insel Rakiav ohne jegliches Fortbewegungsmittel fest. Ähnliches gilt für große Teile von Zaems Armada, mit der die Zaubermutter, die Fronja töten lassen will, die Erstürmung des Hexensterns beabsichtigt. Die Angreifer geraten nämlich in das HEXENGEWITTER ...

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1.


Kalisse wich zurück, blankes Entsetzen in ihren Augen, den Mund weit aufgerissen. Der Anblick des Drachen war ihr so in die Glieder gefahren, dass sie Mühe hatte, das Schwert zu halten. Ihre andere, eiserne Hand zuckte abwehrend erhoben in der Luft.

»Nein!«, brachte sie krächzend hervor, während sie einen weiteren Schritt zurück machte und dabei einen Stein übersah. Sie stolperte, das Schwert fiel klirrend auf den felsigen Strand.

Der Drache brüllte seinen Triumph in die Winde, war mit einem mächtigen Satz über der Amazone und beugte sich zu ihr hinab. Mit einer der schrecklichen Pranken packte er sie um die Hüften, hob sie in schwindelnde Höhen und brachte sie ganz nahe vor seine tellergroßen Augen.

Kalisse zappelte und schrie. Ihre Fäuste trommelten auf des Drachen Nase, aus der heiße Rauchwolken stiegen. Das alles half ihr nicht. Der Drache betrachtete sie für eine Weile. Seine Knitterohren legten sich nach vorne, die wenigen Barthaare richteten sich auf. Groß und muskelbepackt war sein purpurner, mit Haarbüscheln und gelbbraunen Schecken übersäter Körper. Sein mächtiger Schädel überragte selbst die höchsten Klippen.

»Was fange ich mit dir an, Weib?«, sprach der Drache. »Röste ich dich in meinem Feuer? Werfe ich dich ins Meer, oder stecke ich dich einfach in meine Beuteltasche?«

Denn er war ein Beuteldrache, der größte und furchtbarste Beuteldrache, den diese Welt je gesehen hatte. Und alt war er, einer der letzten des Geschlechts mächtiger Drachen, die einst die Lande und die Wasser beherrschten. Auf dem Grund des Meeres, dort, wo es am tiefsten war, hatte er in seinem Ewigkeiten währenden Schlaf gelegen, bis er den Ruf jenes so arg geknechteten Wesens vernahm, das ihm zwar an Gestalt ähnlich, doch im Vergleich zu ihm ein Winzling war.

»Du schweigst, Weib?«, brüllte der Drache, dass sein heißer Atem der Amazone fast Rüstung und Kleider vom Leibe riss. »Du zitterst? Du, die nie müde wurde, meinen geliebten Sohn Gerrek zu verhöhnen, ihm das Leben schwerzumachen, ihn ...?«

»Gerrek ist nicht dein Sohn!«

Der Drache neigte den Kopf und presste die Pranke noch etwas stärker zusammen, dass die Kriegerin sich wand und nach Luft schnappte.

»Alle Beuteldrachen dieser Welt sind meine Kinder!«, donnerte des Drachen Stimme über Land und Meer. »Auch wenn ich zugeben muss, dass es mich betrübt, sie so winzig zu sehen.«

»Aber es gibt nur einen Mandaler!«, jammerte das Weib. »Nur einen einzigen, verstehst du?«

»Und der ist dir schon zuviel, oh, ich weiß! Gerade das macht ihn noch kostbarer. Aber ich bin bereit, dein jämmerliches Leben zu schonen, wenn du gelobst, ihm von heute an eine demütige Dienerin zu sein.«

»Ich gelobe es!«, rief Kalisse unter Tränen. »Ich will alles tun, was du sagst! Ich kraule ihm auch seinen Ziegenbart, wenn's sein muss! Aber gib mich frei!«

Da lachte der Drache, und behutsam setzte er die Amazone auf der allerhöchsten Klippe ab.

»Nun sieh zu, wie du von dort herunterkommst, Weib!«, rollte seine Stimme weit über das Meer. Noch einmal blies er sein Feuer in den Himmel, um sich sodann umzuwenden und mit mächtigen Schritten zurück in die Fluten zu steigen.

Kalisse aber saß verzweifelt auf der Klippe. Keiner der Gefährten befand sich in Rufweite, und selbst sie hätten der Amazone nicht von der Klippe herabhelfen können.

»O Gerrek!«, klagte Kalisse bitter. »Jetzt erst sehe ich ein, welch Unrecht ich dir getan habe. Ich kann mit dieser Last nicht mehr leben. Ich stürze mich in die Tiefe und ...«

*

»Nein!«

Gerrek schrak aus seinen Träumen auf, machte einen gewaltigen Satz in die Höhe und wirbelte zwei-, dreimal um die eigene Achse.

»Kalisse! Wo steckst du? So antworte doch, Kalisse!«

Er sah sie nicht, sah keinen der Freunde. Er hatte sich hierher, irgendwo zwischen den Klippen an der Ostküste Rakiavs, zurückgezogen, um Mythors Verzweiflung nicht mehr mit ansehen und sich die Flüche der Amazonen und Inselweiber nicht länger anhören zu müssen. Langsam dämmerte der neue Tag herauf, doch das noch herrschende Halbdunkel bereitete dem Mandaler keine Schwierigkeiten. Er konnte auch in der Nacht sehen.

Schlimmer war, dass er nicht wusste, ob er wirklich nur geträumt hatte. Sicher, irgendwann musste ihn die Müdigkeit übermannt haben, und er war eingeschlafen.

»Unsinn«, versuchte er sich zu beruhigen. »Es muss ein Traum gewesen sein, ein wunderschöner Traum, bis auf das Ende. Es gibt keine anderen Beuteldrachen, schon gar keine so großen ... und ...«

Wirklich nicht?

Was hatte Mythor noch gesagt? Dhogur, der der Südwind fast zum Verhängnis geworden wäre, sei einer der letzten, vielleicht der allerletzte jener mächtigen Drachen, die einst diese Meere beherrschten. War es denn da so ausgeschlossen, dass es neben Dhogur noch andere gab – Drachen mit Knitterohren, einem Ziegenbart, purpurroter, scheckiger Haut und einem Bauchbeutel?

Nicht, dass er Kalisse die Zurechtweisung nicht gegönnt hätte. Doch dass sie sich um seinetwillen das Leben nehmen wollte ...

»Es sind die gleichen Klippen«, murmelte er. »Wahrhaftig die gleichen wie in meinem ... Traum. Dort oben müsste Kalisse jetzt hocken. Aber sie ist nicht da.«

Weil sie schon gesprungen war?

Gerrek verstand so vieles nicht mehr, was ihm und den Freunden in der letzten Zeit widerfahren war. Nichts schien mehr mit rechten Dingen zuzugehen. Und sosehr er nun auch versuchte, sich einen Traum einzureden, so wenig vermochte ihn dies zu trösten. Wenn Kalisse wahrhaftig den Tod gefunden hatte, würde er den anderen niemals mehr unter die Augen treten dürfen.

»Kalisse!«, rief er wieder.

Nur die heranrollenden Wellen antworteten ihm. Gerrek überlegte, ob er Mythor oder Scida zu Hilfe holen oder zuerst einmal nachsehen sollte, ob Kalisse nicht doch bei ihnen war. Dann schüttelte er sich. Er musste sich Gewissheit verschaffen, hier und jetzt.

So machte er sich daran, eine weniger hohe und steile Klippe zu erklimmen, die weit ins Meer hinausragte.

Es dauerte ihm viel zu lange, bis er endlich oben auf der Klippe stand. Die Gischt schäumte fast bis zu ihm hoch. Dort unten in den tobenden Fluten war nichts zu erkennen. Aber hatte er das denn erwarten dürfen?

Verzweifelt drehte der Mandaler sich um – und zuckte heftig zusammen.

Er sah nicht Kalisse, doch stattdessen ein Dutzend Amazonen, die sich hinter einem Felsenhügel an den Lagerplatz der Freunde anschlichen, der von der Klippe aus nicht zu sehen war. An der Absicht der fremden Kriegerinnen konnte jedoch kaum ein Zweifel bestehen, und als Gerrek die Augen zusammenkniff, erkannte er sie als das, was sie waren – Horsiks!

Nur die Horsik-Amazonen trugen ihr Haar wild zerzaust, behängten sich mit allem möglichen Plunder und steckten in Kleidern und Rüstungen, die jede andere Kriegerin nicht einmal mit zwei Fingern angefasst hätte.

Gerrek legte sich flach auf den Bauch in der Hoffnung, von den Horsiks nicht bereits selbst erspäht worden zu sein. Diese Weiber hatte er nicht nur seit dem Kampf um die Burg Narein in unguter Erinnerung. Es waren Horsik-Amazonen gewesen, die in Lacthys Auftrag einen Hinterhalt für die Südwind errichtet hatten. Ranky allein war es zu verdanken, dass das Schiff nicht versenkt worden war.

Gerrek musste daran denken, weshalb er eigentlich hier war. Scida hatte ihre alte Todfeindin Lacthy zum Duell gefordert, das auf dieser verlassenen Insel Rakiav hatte ausgetragen werden sollen. Bevor es dazu kommen konnte, war das Gesicht der Zaem abermals am Himmel erschienen und hatte die Flotte zu noch größerer Eile angehalten. Josnett, die Schiffsführerin der Südwind, war daraufhin nicht länger bereit gewesen, auf den Ausgang des Duells zu warten. Scida, Mythor, Kalisse, Burras Amazonen, die Inselweiber und er, Gerrek, waren also in Booten hierhergebracht worden, um auf Lacthy zu warten, deren Schiff, die Seejungfrau, als einziges zurückblieb, als die Südwind mit der übrigen Flotte Fahrt aufnahm und am südlichen Horizont im Dunkel der Nacht verschwand.

Doch sie hatten umsonst gewartet. Kaum dass die anderen Schiffe außer Sichtweite gewesen waren, hatte auch die Seejungfrau die Segel gesetzt. Lacthy war feige geflohen.

Aber nicht, dachte Gerrek wütend, ohne uns ein mit Horsik-Weibern besetztes Schiff geschickt zu haben! Im Schutz der Dunkelheit musste es in einer Bucht vor Anker gegangen sein, und nun schickten sich die Amazonen an, Lacthy ein für allemal von Scida zu befreien. Und nicht nur das. Keiner der Gefährten sollte am Leben bleiben, damit Lacthys Tücke niemals ruchbar wurde.

Er musste die Freunde warnen, solange noch Zeit war. Kalisse und der Traum waren vergessen. Vorsichtig kletterte Gerrek an der dem Meer zugewandten Seite der Klippe hinab, bis ihn die Gischt vom Fels zu spülen drohte. Dann erst wagte er es, sich auf einer schmalen Leiste wieder landeinwärts zu bewegen.

Gerrek begann zu rennen, stolperte über den hin und her schwingenden Rattenschwanz und raffte sich leise fluchend auf. Wie eine Ewigkeit kam es ihm vor, bis er endlich zwischen zwei Klippen hindurch war und den Lagerplatz der Freunde am Strand vor sich sah.

Und Kalisse war bei ihnen!

Sie hockten um ein wärmendes Feuer in Grüppchen beisammen und brüteten finster vor sich hin. Ranky und ihre Inselweiber schienen zu schlafen. Gerrek spähte gehetzt landeinwärts, suchte in der Dämmerung nach den Köpfen der Horsiks. Nicht einmal eine Klinge sah er blitzen. Aber sie waren da. Er hatte sie mit eigenen Augen gesehen.

Er hatte...



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