Hohlbein | Horus | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 704 Seiten

Hohlbein Horus

Roman
1. Auflage 2010
ISBN: 978-3-8387-0615-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Roman

E-Book, Deutsch, 704 Seiten

ISBN: 978-3-8387-0615-3
Verlag: Bastei Lübbe
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



London, 1888. Ein Schiff läuft in den Hafen ein. Der einzige Passagier an Bord ist eine Frau - rätselhaft, anmutig wie eine Katze und mit einer Haut schwarz wie die Nacht.

Sie nennt sich Bast. Sie und ihre Familie umgibt ein uraltes, düsteres Geheimnis. Einst waren sie Götter. Noch immer sind sie mehr als gewöhnliche Sterbliche, und ihre Gefühle sind übermenschlich. Liebe treibt sie, Hunger brennt in ihnen, und Hass legt sich über die Stadt wie die Schwingen eines riesigen Falken. Das Zeichen des Horus.

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(S. 467-468)

Jemand hatte die Tür des Ten Bells repariert, aber die Arbeit hatte sich nicht gelohnt. Bast machte sich nicht die Mühe, nach der Klinke zu greifen, sondern schaffte das Hindernis kurzerhand mit einem Tritt aus dem Weg, zusammen mit dem vierschrötigen Kerl, der mit vor der Brust verschränkten Armen davor gestanden und versucht hatte, sie aufzuhalten. Vielleicht hatte er es auch gar nicht versucht, sondern nur im falschen Moment eine falsche Bewegung gemacht, und vielleicht nicht einmal das, sondern einfach das Pech gehabt, da zu sein … Bast war es egal. Sie hatte keine Zeit für solche Spielereien.

Die Tür flog nach innen, wo sie gegen die Wand krachte und zerbarst, und ihr unglückseliger Bewacher in die entgegengesetzte Richtung und gegen einen Tisch, den er zusammen mit den daran sitzenden Zechern zu Boden riss.

Bast sah nicht einmal hin, sondern war mit einem einzigen zornigen Schritt durch die Tür und steuerte den Tresen an. Das Lokal war bereits voll besetzt, obwohl es noch nicht einmal sieben war; und ihr rüdes Eintreten ließ ein Dutzend Gäste erschrocken von ihren Plätzen aufspringen, und noch mehr verdutzt in ihren Gesprächen innehalten und die Köpfe in ihre Richtung drehen.

Bast hatte ihre Waffe nicht gezogen, aber ihr Mantel stand offen und flatterte wie ein Paar riesiger schwarzer Fledermausflügel hin und her; sodass jedermann das gut armlange Schwert sehen konnte, das an ihrem Gürtel hing – und wenn schon nicht das, so sorgte doch die beinahe sichtbare Woge von Zorn, die ihr vorauseilte dafür, dass sich ihr niemand in den Weg stellte. Den Einzigen, der mutig – oder betrunken – genug war, es dennoch zu versuchen, schmetterte sie mit einem Rückhandschlag aus dem Weg, der ihn vermutlich ein paar Zähne kostete, den sie selbst aber nicht einmal wirklich bemerkte.

Noch bevor er ganz zu Boden gestürzt war, hatte Bast die Theke erreicht. Wie sie erwartet hatte, stand Red dahinter und bediente die Gäste, und aus irgendeinem Grund schien er der Einzige im ganzen Ten Bells zu sein, dem ihr Eintreten nicht aufgefallen war. Er drehte sich zu ihr herum und setzte dazu an, sie nach ihren Wünschen zu fragen, und Bast ließ ihm nicht einmal Zeit, seine Verblüffung bei ihrem unerwarteten Anblick zu verarbeiten, sondern packte ihn mit beiden Händen an der Brust seines zerschlissenen Hemdes und zerrte ihn halbwegs über die Theke.

»Wo ist sie?«, fuhr sie ihn an. »Ist sie oben, in deinem Zimmer?«Red begann in ihrem Griff zu zappeln und komische, keuchende Laute auszustoßen. Er hätte nicht einmal antworten können, wenn er es gewollt hätte, denn Basts Griff schnürte ihm die Luft ab. Aber sie hörte Geräusche hinter sich: Aus den ersten Schreckensrufen war inzwischen fast ein kleiner Tumult geworden. Stühle fielen um, ein Glas zerbrach klirrend, und Schritte näherten sich. Bast spürte plötzlich die Nähe eines Mannes und seine enorme Gewaltbereitschaft, trat nach hinten aus und wurde mit einem schmerzerfüllten Grunzen und dem befriedigenden Geräusch brechender Knochen belohnt.Sie lockerte ihren Griff wenigstens weit genug, damit Red wieder atmen konnte.



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