Hollstein / Jung / Knöbl | Handlung und Erfahrung | Buch | 978-3-593-39405-3 | sack.de

Buch, Deutsch, 381 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 140 mm x 213 mm, Gewicht: 468 g

Hollstein / Jung / Knöbl

Handlung und Erfahrung

Buch, Deutsch, 381 Seiten, Großformatiges Paperback. Klappenbroschur, Format (B × H): 140 mm x 213 mm, Gewicht: 468 g

ISBN: 978-3-593-39405-3
Verlag: Campus Verlag GmbH


Bei der Herausbildung des modernen sozialtheoretischen Denkens haben zwei Theorieströmungen eine zentrale Rolle gespielt: der amerikanische Pragmatismus und die deutsche Tradition des Historismus. Eine Zusammenführung der beiden damals unverbundenen Strömungen, so die These des Bandes, wäre historisch höchst fruchtbar gewesen. Die Autoren zeigen, wie eine vergleichende Bezugnahme noch heute revitalisierend auf die aktuelle Sozialtheorie und die empirischen Forschungsprogramme des Sozialen wirkt.
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InhaltVorwort 9EinleitungBettina Hollstein, Matthias Jung, Wolfgang Knöbl 11I. Das Erbe von Pragmatismus und Historismus:Zentrale Probleme heutiger SozialtheorieVerkörperte Intentionalität - Zur Anthropologie des HandelnsMatthias Jung 25Die kreative Rolle der ImaginationRichard J. Bernstein 51Wandlungen des Intelligenzbegriffs bei Dewey:Der Philosoph unter seinen ZeitgenossenCharles Camic 69Gerechtigkeitstheorie als Gesellschaftsanalyse:Überlegungen im Anschluss an HegelAxel Honneth 89II. Historismus und Pragmatismus:Verschränkungen, Fortführungen und KorrekturenErnst Troeltsch und John Dewey: Religionsphilosophieim Umfeld von Historismus und PragmatismusFriedrich Jaeger 107Jenseits von Gemeinschaft und Gesellschaft:Prozesse der Differenzierung und Individuierung ausSicht der Chicago School of SociologyHans-Joachim Schubert 131Das Öffentliche: John Dewey im Vergleich mit Helmuth PlessnerHans-Peter Krüger 151III. Historismus und Pragmatismus in verschiedenen disziplinären FeldernWelche Religion braucht der Mensch? Theorienreligiösen Wandels im globalen Zeitalter der KontingenzJosé Casanova 169Zur Kontingenz religiösen GewalthandelnsHans G. Kippenberg 191Historismus und Pragmatismus in Georg Jellineks"Erklärung der Menschen- und Bürgerrechte"Winfried Brugger ( ) 217Pragmatismus und wirtschaftliches HandelnJens Beckert 247IV. Zwischen Dilthey und Mead:Hans Joas und die gegenwärtige SozialtheorieMakrotheorie zwischen Pragmatismus und HistorismusWolfgang Knöbl 273Menschliche Lebensform und historische Erfahrung:Philosophische Anthropologie alsVermittlung von Historismus und InvariantenlehreKarl-Siegbert Rehberg 317Menschliches Handeln, Geschichte und sozialer Wandel:Rekonstruktion der Sozialtheorie in drei KontextenBjörn Wittrock 343Autorinnen und Autoren 377


EinleitungBettina Hollstein, Matthias Jung, Wolfgang KnöblAls der Historiker H. Stuart Hughes 1958, also vor gut 50 Jahren, sein Buch Consciousness and Society. The Reorientation of European Social Thought 1890-1930 veröffentlichte, wurde erstmals eine bis dato bestehende Lücke in der ideengeschichtlichen Literatur geschlossen: Hughes war es mit seinem Buch - das im Übrigen eine gewisse Parallele und vielleicht sogar Nähe zu Talcott Parsons' etwa zwei Jahrzehnte zuvor erschienenem frühen soziologischen Meisterwerk The Structure of Social Action erkennen lässt - gelungen, die nationalen Verengungen der Ideengeschichte aufzubrechen und dabei eine dezidiert europäische Perspektive einzunehmen, die im Ergebnis zu einem erstaunlich kohärenten Befund führte: Er konnte zeigen, dass europäische Intellektuelle und Sozialwissenschaftler in der von ihm beschriebenen Zeit mit ähnlichen Problemen kämpften, vormals gehegte Rationalitätsannahmen über menschliches Handeln hinterfragten, das Zusammenspiel zwischen ideellen und materiellen Faktoren im historischen Prozess ausloteten und die Frage der Steuerung politischer Entwicklungen mit bislang unbekannter Schärfe diskutierten. Wie Hughes' Studie nahelegt, zeichneten sich die Denkstrukturen von Bergson, Durkheim, Freud, Pareto, Sorel, Max Weber und anderen nicht zuletzt dadurch aus, dass sie zwar gegen andere Positionen mit ungeheurem Scharfsinn polemisierten, dass in ihren Werken aber gleichzeitig ungelöste Probleme und antinomische Züge unverkennbar blieben, die dafür verantwortlich sind, dass die Deutungen dieser damaligen "Meisterdenker" auch heute noch zu höchst unterschiedlichen Einschätzungen führen.Heute ist die enorm verdienstvolle Arbeit von Hughes in vielerlei Hinsicht veraltet, unter anderem weil die mittlerweile erschienene Spezialliteratur zu den von Hughes untersuchten Autoren andere inhaltliche Akzentsetzungen nahelegt. Seine Urteile über manche der von ihm diskutierten Autoren sind insofern revisionsbedürftig. Methodisch ist natürlich darauf zu verweisen, dass Hughes' Versuch einer Europäisierung der Ideengeschichte nicht der Endpunkt sein konnte, weil es - und dies wurde vor allem seit den 1980er Jahren etwa durch die Arbeiten von James Kloppenberg, Daniel T. Rogers, Friedrich Jaeger und anderen immer deutlicher - einen nicht unerheblichen intellektuellen Austausch zwischen den USA und Europa gegeben hat, von dem nicht nur die Nordamerikaner, sondern auch die Europäer profitierten. Um nur ein Beispiel zu nennen: Die in dieser Zeit entflammende starke religionssoziologische und -philosophische Debatte in Frankreich und Deutschland ist ohne die Einbeziehung der Rezeption der Arbeiten von William James nicht zu verstehen, wie dies auch schon Hughes anerkennen musste.Dennoch ist unverkennbar, dass Analysen zum intellektuellen Transfer zwischen den USA und Europa noch immer vergleichsweise selten sind. Obwohl einzelne Felder dieser transatlantischen Beziehung mittlerweile gut erforscht sind (etwa der Austausch sozialpolitischer und bürgerlicher Reformideen), lässt sich ein Gesamtbild noch nicht entwickeln, zumal andere Aspekte noch gar nicht berührt sind. Zudem taucht ein weiteres Problem in dieser Transferliteratur auf: Zu schnell ist man oft geneigt, die Ähnlichkeiten herauszuarbeiten, weshalb die durchaus vorhandenen scharfen Differenzen gar nicht mehr erkennbar werden, so dass letztlich unerklärbar ist, warum sich auf beiden Seiten des Atlantiks doch höchst unterschiedliche Wissenskulturen und disziplinäre Eingrenzungen entwickeln konnten. Ein allzu transferzentrierter Blick auf vermeintliche Konvergenzen hat zudem den Nachteil, dass man die Einseitigkeiten der jeweiligen Disziplinentwicklung gar nicht mehr zu Gesicht bekommt, man also übersieht, wie sehr sich die jeweiligen Denktraditionen hätten ergänzen und berichtigen können, wenn sie denn tatsächlich mehr voneinander Notiz genommen hätten. Genau dieser letzte Punkt steht im Mittelpunkt dieses Bandes: Unsere zentra


Bettina Hollstein, Dr. rer. pol., ist wiss. Referentin am Max- Weber-Kolleg der Universität Erfurt. Matthias Jung ist Professor für Moral- und Rechtsphilosophie an der Universität Koblenz-Landau. Wolfgang Knöbl ist Professor für vergleichende Sozialwissenschaften an der Universität Göttingen.


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