E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
Hunter Mehr als wilde Leidenschaft?
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7337-5582-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, 130 Seiten
Reihe: Digital Edition
ISBN: 978-3-7337-5582-9
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Für ihre Reise zu Australiens Edelsteinminen sucht Goldschmiedin Erin einen Begleiter. Da kommt ihr der attraktive Tristan nur recht! Schnell funkt es heftig zwischen ihnen. Doch plötzlich wirkt Tristan seltsam distanziert. Was belastet ihn? Und warum hat er so schlimme Albträume?
Obwohl sie von Beruf Naturwissenschaftlerin ist, hatte Kelly Hunter schon immer eine Schwäche für Märchen und Fantasiewelten und findet nichts herrlicher, als sich in einem guten Buch zu verlieren. Sie ist glücklich verheiratet, hat zwei Kinder und drückt sich gerne davor, zu kochen und zu putzen. Trotz intensiver Bemühungen ihrer Familie kann sie Sport nichts abgewinnen. Dafür liebt sie es umso mehr, im Garten zu arbeiten und sich um ihre Rosen zu kümmern. Kelly wurde in Australien geboren und unternahm ausgedehnte Reisen. Zwar genießt sie es, in verschiedenen Teilen der Erde zu leben und zu arbeiten, bezeichnet aber Australien nach wie vor als ihre Heimat.
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1. KAPITEL
Verkehr war für Erin Sinclair nichts Besonderes, egal ob Berufsverkehr, Stau, Regen oder, wie jetzt, Verkehrschaos auf dem Weg zum Flughafen. Sydney war eine große und doch malerische Stadt mit einer berühmten Brücke und beinahe unnatürlich blauem Wasser unten am Hafen. Am Montagmorgen um acht Uhr aber war Sydney vor allem eines: verstopft.
Taxifahrer wussten das.
Ihre Fahrgäste waren spät dran gewesen, aber Erin war es gelungen, sie in Rekordzeit zum Abflugterminal zu bringen. Zum Glück hatten sie kein einziges Mal bei Rot an der Ampel stehen müssen. Sie gaben ihr ein großzügiges Trinkgeld, aber wohl eher, weil sie zu sehr in Eile waren, um auf das Wechselgeld zu warten. Für ihre Fahrgäste hatte dieser Tag bisher nicht gerade ideal begonnen, für Erin hingegen schon. Nun brauchte sie nur noch eine Tour zurück in die Stadt.
Ihr Wagen war der einzige am Taxistand, aber leider war auch weit und breit kein Fahrgast in Sicht. Doch das konnte sich jeden Moment ändern, also hielt sie an und stieg aus.
Sie war vorschriftsmäßig in Schwarz gekleidet: schwarze Stiefel, eine schmal geschnittene schwarze Hose und ein schwarzes T-Shirt. Die Mütze hatte sie allerdings auf den Beifahrersitz gelegt.
Der Mann, der in diesem Moment aus dem Terminal kam, sah weniger förmlich aus, obwohl ihm Schwarz zweifellos auch sehr gut gestanden hätte. Er trug abgewetzte Stiefel, eine grüne Cargohose und ein wenig aufregendes graues T-Shirt. Seine Kleidung war allerdings das Einzige an ihm, was nicht bemerkenswert schien, ganz im Gegensatz zu dem, was sich darunter abzeichnete.
Er war breitschultrig, hatte schmale Hüften und wirkte durchtrainiert. Sein schwarzes Haar war kurz geschnitten, und seine Gesichtszüge erinnerten an einen griechischen Gott. Allerdings wirkte er müde, müder, als es nach einem langen Flug normal war. Und sehr verschlossen, was Erin nur recht war, denn sie wusste, wenn dieser Mann lächelte, wäre sie ebenso verloren wie wahrscheinlich alle Frauen.
Er sah sich kurz um und kam dann auf sie zu. Erin hob den Kofferraumdeckel. Nun war er neben ihr, und zwar so nah, dass sie direkt in seine Augen sehen konnte. Das Karamellbraun passt zu ihm, dachte Erin und griff nach seiner Leinenreisetasche.
„Das mache ich schon“, sagte er mit tiefer, leiser Stimme.
„Ist das so ’n Macho-Ding?“, fragte sie herausfordernd.
„Nun, ich würde sagen, es ist eher ein Gewichtsding“, konterte er schlagfertig. Und dabei warf er ihr einen kurzen Blick zu, der ihr bis ins Mark fuhr. „Sie sehen nicht gerade groß und kräftig aus.“
Erin strich sich eine Strähne ihres kurzen braunen Haares aus der Stirn. Sie war knapp einssechzig und recht schlank, na und? Aber kräftig, und sie konnte auf keinen Fall leiden, wenn sie auf ihre Körpergröße angesprochen wurde!
Als er den Kofferraum wieder geschlossen hatte, war sie bereits um den Wagen herumgegangen und hielt ihm die Tür auf. Der Anflug eines Lächelns huschte über sein Gesicht. Offensichtlich war er es nicht gewohnt, dass man ihm Autotüren aufhielt.
„Sind Sie sicher, dass Sie eine Limousine wollen?“, fragte sie spitz. „Die normalen Taxis stehen da drüben.“
Er blickte zu der langen Reihe von wartenden Wagen. „Komm ich mit einer Limousine schneller in die Stadt?“
„Nein, aber bequemer.“
Da war wieder dieses angedeutete Lächeln.
„Ich kann Ihnen drei verschiedene Zeitungen und frischen Kaffee anbieten.“
„Anständigen Kaffee?“, fragte er.
„Außergewöhnlich guten.“
„Okay, Espresso, schwarz, zwei Stück Zucker“, sagte er und stieg ein.
Sie schloss die Tür und ging um die Kühlerhaube herum zur Fahrerseite. „Wohin?“
„Albany Street, Double Bay.“
Schön. Sie nahm ihr Handy, gab seine Kaffeebestellung auf und bog in den Verkehr ein. „Welche Zeitung? Ich habe Sydney Morning Herald, The Australien oder Financial Review.“
„Keine, danke.“
„Musik?“
„Nein.“
Okay. Er sah nicht aus, als wollte er sich unterhalten, aber sie versuchte es trotzdem. „Von wo kommen Sie gerade?“
„London.“
„Waren Sie länger da?“ Seinem Akzent nach musste er Australier sein.
„Sechs Jahre.“
„Sechs Jahre in London? Ohne Unterbrechung? Kein Wunder, dass Sie müde aussehen.“
„Vielleicht nehme ich doch eine Zeitung.“ Ihre Blicke begegneten sich im Rückspiegel.
„Heißt das, Sie wollen nicht reden?“
„Stimmt.“
Sie gab ihm den Sydney Morning Herald. Vielleicht war er ein Profisportler, der nach dem letzten verpatzten Spiel seiner Mannschaft in Europa nach Hause zurückkam. Möglicherweise hatte er einen Elfmeter verschossen und war verzweifelt. Ja, das könnte es sein. „Sind Sie Fußballspieler?“
„Nein.“
„Dichter?“
„Nein.“ Er schlug die Zeitung auf und raschelte laut mit den Seiten.
Na schön. Sie sollte ihren launischen Fahrgast vergessen und sich aufs Fahren konzentrieren. Kein Problem.
Fünf Minuten später hielt Erin vor dem Café Siciliano, ließ das Rückfenster herunter, und eine kurvenreiche junge Kellnerin reichte dem Mann einen Espresso in einem Kunststoffbecher sowie zwei Zuckerpäckchen. „Der Zucker ist schon drin“, sagte die Kellnerin. „Der hier ist extra, für den Fall, dass Sie noch mehr möchten.“
„Sie sind ein Engel“, entgegnet er in dieser sanften, tiefen Stimme, und die junge Frau lächelte und wurde rot.
Erin drückte einen der Knöpfe am Armaturenbrett und beobachtete, wie die getönte Seitenscheibe hinauffuhr. Sie hatte er keinen „Engel“ genannt, und dabei verdankte er den Kaffee eigentlich ihr. Undankbarer Kerl!
„Elfen können keine Engel sein“, erklärte er. „Das sind zwei verschiedene Fantasiewelten.“
„Hmm“, machte sie. „Schön, dass wir das nun geklärt hätten.“
Er hatte fantastische Augen, und bei seinem Gesicht stockte einem der Atem. Sie bog etwas abrupter als sonst auf die Straße ein. Schluss mit dem freundlichen Getue. Es war Zeit, dass sie ihren Fahrgast zum Ziel brachte.
Und dann stotterte der Motor. Das hörte sich gar nicht gut an. Er stotterte noch ein bisschen mehr, als sie um die nächste Ecke und in eine Seitenstraße fuhr. Da gab der neueste Luxus-Mercedes dann endgültig seinen Geist auf.
„Wir scheinen anzuhalten“, sagte er.
Ach, jetzt wollte er auf einmal reden! „Trinken Sie Ihren Kaffee“, sagte sie und versuchte, den Motor zu zünden, der japste und keuchte.
„Könnte was mit der Benzinzufuhr sein“, mutmaßte er.
„Es könnte alles Mögliche sein.“ Erin trommelte mit den Fingern auf dem Lenkrad und überlegte. Eines nach dem anderen. „Ich rufe Ihnen einen anderen Wagen.“
„Nein. Machen Sie die Kühlerhaube auf, und wir sehen nach.“
„Sind Sie Kfz-Mechaniker?“
„Nein, aber ich kenne mich mit Autos aus.“
„Schön für Sie.“ Erin mochte Autos. Aber sie hatte keine Ahnung, was man mit ihnen anstellte, wenn sie nicht mehr fuhren. Dennoch öffnete sie die Motorhaube und stieg aus. Beide starrten auf den makellos sauberen Motor.
„Und was wollen Sie ohne Werkzeug anfangen?“
„Die Leitungen und Drähte überprüfen“, antwortete er und machte sich mit einem Selbstbewusstsein ans Werk, das irgendwie beruhigend war. Er hatte schöne Hände, die aussahen, als könnten sie stark und sanft sein. Er trug weder einen Ring noch eine Armbanduhr.
„Und ich dachte, es gäbe keine Ritterlichkeit mehr.“ Da sie nichts tun konnte, lehnte sie sich an den Kühlergrill und wartete. „Retten Sie oft Menschen? Sind Sie vielleicht bei der Feuerwehr oder so ähnlich?“
„Beurteilen Sie Männer immer nach ihren Berufen?“, fragte er abwesend, während er ganz mit dem Motor befasst schien.
„Nicht immer. Manchmal beurteile ich sie auch danach, wie sie aussehen oder wie sie reden, aber das sind oft ziemlich unzuverlässige Anhaltspunkte.“
„Kann ich mir vorstellen.“
„Und dann gibt es ja auch noch die Sternzeichen“, sagte sie nachdenklich.
„Sie machen sich tatsächlich ein Bild von jemandem, das Sie nur an dessen Geburtstag festmachen?“ Wenigstens beachtete er jetzt sie und nicht den Motor.
„Na, irgendwie muss man ja anfangen, so schwer, wie Männer einzuschätzen sind.“
„Schon, aber muss das bei der Astrologie sein?“
„Ich glaube, Sie sind Skorpion. Launisch, tiefgründig …“ Unglaublich gut im Bett. Allein der Gedanke machte sie nervös. „Aber ich kann mich irren.“
„Sie irren sich wahrscheinlich oft.“
Immerhin hatte er nicht direkt gesagt, dass sie bei ihm falschlag. „Dann sind Sie Skorpion? Wusste ich’s doch!“
Er sah sie an. „Das heißt gar nichts.“
„Es heißt, ich kann mir ein grobes Bild machen, solange ich keine weiteren Informationen bekomme – zumindest in der Theorie.“ Nach einer kurzen Pause fügte sie hinzu: „Wir passen übrigens ziemlich gut zusammen.“
„Schwer vorstellbar“, murmelte er.
Erin unterdrückte ein Kichern. „Tja, jedenfalls ist es ein Segen, dass Sie nur gut aussehen und nicht auch noch charmant sind, sonst würde ich womöglich dahinschmelzen.“
Plötzlich lächelte er, und ihr...




