Šimkute | Weiße Schatten – White Shadows | Buch | 978-3-902851-12-3 | sack.de

Buch, Englisch, Deutsch, 125 Seiten, Format (B × H): 130 mm x 210 mm, Gewicht: 166 g

Šimkute

Weiße Schatten – White Shadows


1. Auflage 2000
ISBN: 978-3-902851-12-3
Verlag: farnblüte, edition

Buch, Englisch, Deutsch, 125 Seiten, Format (B × H): 130 mm x 210 mm, Gewicht: 166 g

ISBN: 978-3-902851-12-3
Verlag: farnblüte, edition


Dieser erste ins Deutsche übersetzte Gedichtband der bedeutenden litauisch-australischen Dichterin Lidija Šimkute lässt eine Lyrik entdecken, die dichte Atmosphären schafft – Verse, die in ihrer Knappheit, in ihrer Reduktion auf essentielle Pinselstriche kaum etwas "sagen" müssen, um viel mehr zu zeigen; die wie der Rahmen sind, der einen Raum aufspannt, in dem das Wesentliche – zwischen den Zeilen – zu spüren ist.

"Wenn man einen ersten Blick auf ein Šimkute-Gedicht wirft, wird Schweigen spürbar", schreibt ihr Übersetzer Christian Loidl. "Die Gedichte tun ihre Wirkung rascher, als das Nachdenken einsetzt." In Šimkutes Lyrik geht es um Elementares, um die Essenz: Der Mensch / die Frau angesichts von Wandel, Alleinsein, Liebe, Landschaft, Sprache und Sprachgrenzen. Themen, die weder neu noch überholt sind. Ihr Wert jedoch steht und stürzt mit der Fähigkeit, statt des Bekannten die Entdeckung zu setzen, statt der Beliebigkeit die Intensität. Šimkutes Texte verbinden Leidenschaft mit Abstraktion, Reduktion mit Konkretheit. So erschöpft sich die Sprache nicht in der Abbildung, noch verliert sie sich im Formlosen. Sie bewegt sich an der Grenze zum Verschwinden wie die Buto-Tänzerin über dem Abgrund.

"MEIN GEHEIMNIS

eine brüchige Sehnsucht

In Händen

Weiß

Zefallendes Papier."

Reicht Sprache als Ausdrucksmittel überhaupt, oder ist sie nur eine andere Art von Stummheit? – An vielen Stellen besitzt Šimkutes Dichtung eine Art von Mehrdeutigkeit, die mystische Sprache auszeichnet. Metaphysisches und Physisches sind nicht klar zu trennen, bezeichnen eins das andere. Ebenso offen sind die Grenzen zwischen Subjekt und Landschaft.

"AN MEINEN GEHEIMEN ORTEN
Schlagen die Welen des Meers

In den Wellen des Meers
fließt der Anfang."

Sakrales und Natürliches, Vitales und Spirituelles verweisen aufeinander oder sind identisch. Vielgebrauchte, bekannte Worte werden zum Vehikel des Unbekannten, so wie die Bezeichnung des Vorhandenen auf das Fehlende, die Leere verweist:

"Still

Begegne ich
Deinem Nicht-Sein

Ich berühre Gras
Blätter von Bäumen
Einen Stein

Aber sehne mich dass
Es du bist der
Mich berührt"

Christian Loidls Übersetzung ist kongenial, und mehr als das: Seine lange Seelenfreundschaft mit der Dichterin befähigt ihn, ihre Absichten an Stellen, wo die englische Sprache sie im Unklaren lässt, im Deutschen deutlicher hervortreten zu lassen, sodass die Lektüre beider Fassungen zusammen zuweilen ein drittes, vollständigeres Bild ergibt.
Eine lyrische Entdeckungsreise in archaisch-existentielle Erlebniswelten, die das Herz berühren, weil sie so schonungslos das Brechen des eigenen Herzens; die tiefe Sehnsucht nach Überwindung der durch das Ich konstituierten Trennung konfrontieren – die manchmal dort gelingt, wo das Gedicht jenseits der Worte führt.

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Weitere Infos & Material


Šimkute, Lidija
Lidija Šimkute wurde 1942 in dem kleinen Dorf Samogitia in Litauen geboren. Ihre Eltern flohen während des Zweiten Weltkriegs vor der sowjetischen Besatzung, sodass sie ihre frühe Kindheit in Vertriebenenlagern in Deutschland verbrachte. 1949 erreichte die Familie Australien, wo sie bis heute lebt. Bestebt, ihre litauische Muttersprache zu erhalten und auszubauen, belegte Šimkute zuerst Fernkurse in litauischer Sprache, Literatur, Folklore und Geschichte am Lithuanian Language Institute in Chicago und später, als es die politischen Verhältnisse zuließen, an der Universität Vilnius. Sie schreibt auf Englisch und Litauisch.

Bisher veröffentlicht wurden drei Bände in litauischer Sprache sowie sechs zweisprachige Lyrikbände. Šimkutes Werke wurden in 16 Sprachen übersetzt. Sie selbst übersetzte Weltliteratur ins Litauische, u.a. Lyrik und Prosa von Samuel Beckett, Gedichte von Jelalludin Rumi oder den gnostischen Text "Donner – der vollkommene Verstand" aus dem Nag Hammadi Konvolut (NHC VI,2).

Šimkute hält zweisprachige Lesungen in vielen Ländern. Ihre Gedichte bildeten die Grundlage für Theater- und Tanzproduktionen in Europa und Australien. Sie erhielt mehrere Lyrik-Stipendien. 2004 war ihr Gedicht "My father" in der engeren Auswahl (shortlist) für das "Gedicht des Jahrtausends" am Poetry Festival in Australia.

Weitere Informationen siehe www.ace.net.au/lidija/biograph.htm

Loidl, Christian
Christian Loidl (*1957 in Linz, + 2001 in Wien) war einer der bedeutendsten österreichischen Sprach- und Performancekünstler des ausgehenden 20. Jhdts. Nach dem Studium der Germanistik und Psychologie lebte er als freischaffender Dichter in Wien. Sein Werk umfasst Beiträge für den Rundfunk, Feuilletons, Prosa und Übersetzungen, vor allem aber Lyrik, die er im Lauf seines Lebens in immer neue experimentelle Bereiche hinein weiterentwickelte.

Kennzeichnend für Loidls Schaffen ist die völlige Kongruenz seiner dichterischen Intention mit seinem persönlichen spirituellen Streben. Leben und Werk verschmolzen in seiner Person zu einer existentiellen Einheit: Geschult am Buddhismus im besten Wortsinn ging es ihm in allem, was er schrieb, um ein Erwachen aus dem Zustand konditionierter Denk- und Wahrnehmungsmuster, um das Zerplatzen der aus Wiederholungen von Gewohntem, bereits Bekanntem konstruierten "Wirklichkeitsblase". Poesie war für ihn kein normiertes Schönheitsideal, sondern der Seinszustand unmittelbar er- und gelebten Lebens. Dorthin wollen seine Texte geistige Türen öffnen.

Wegweisend war für ihn die im Mekka der damals florierenden Beat-Generation, der Jack Kerouac School of Disembodied Poetics in Boulder (USA) Ende der 80er-Jahre, gewonnene Erkenntnis, dass Kreativität ein lernbarer Prozess ist, und zwar im Sinn eines inneren Raums, in den der Mensch mit geeigneten Bewusstseinstechniken absichtlich eintreten kann, um "das Gedicht, das mich freut" nicht zu suchen, sondern zu finden. Dies machte Loidl zum Mitbegründer des Literarischen Salons Praterstraße (1988) sowie der Schule für Dichtung in Wien (1991). Beide Institutionen existieren bis heute.

Christian Loidl war Mitglied der Grazer Autorinnen/Autorenversammlung und des Literaturkreises Podium. Als begnadetem Performer stand für ihn dem gedruckten Text von Anfang an der "verkörperte", performte Text als gleichwertige, eigenständige Darstellungs- und Rezeptionsweise zur Seite: Neben seinen legendären Auftritten auf österreichischen Bühnen war er akklamierter Protagonist bei Poesie-Festivals in ganz Europa sowie Lateinamerika. Enge Kooperationen verbanden ihn mit Musikern wie Beat Furrer, Bernhard Lang, Christoph Herndler, Marwan Abado, Otto Lechner, Wolfgang Musil, Martina Cizek oder Helmut Neundlinger, mit denen er vielfach auch live auftrat.

Am Abend des 16. Dezember 2001 verunglückte Christian Loidl im Lauf einer außer Kontrolle geratenen schamanischen Reise.

Zu Loidls Lebzeiten erschienen die Gedichtbände "weisse rede", "falsche prophezeiungen", "farnblüte" und "pupille", der Prosaband "Wiener Mysterien", der Experimentaltext "ICHT" sowie auf Tonträgern "wir müssen leise sein wie pfirsiche", "mortu tombu miyi" und "bei uns dahoam", sowie vom ihm noch vorbereitet, aber erst 6 Tage nach seinem Tod "schwarzer rotz – Echos auf H.C. Artmann" (mit Messerschnitten von Jo Kuehn), heute alle erhältlich in der edition farnblüte, sowie die Übersetzungen "radio sermonettes" (Hakim Bey, edition selene, 1996), "Skandal. Essays zur islamischen Häresie" (Peter Lamborn Wilson, edition selene 1997, heute edition farnblüte). "Weiße Schatten. White shadows" (Lidija Simkute, edition selene, 200l; heute edition farnblüte)

Nach seinem Tod erschienen die Übersetzung "Ein Kreis vollendet sich. Full circle" (von Ruth Weiss, edition exil, 2002), "Schale aus Schlaf", Gedichte aus dem Nachlass (Hrsg.: Eva Lavric, edition farnblüte 2008), "nachtanhaltspunkte. haiku, notate" aus dem Nachlass (Hrsg.: Leopold Federmair, Leykam, 2008), das Hörspiel "Das unrettbare Ich des Hermann Bahr" (edition farnblüte, 2010) sowie die Sammelbände "Gesammelte Gedichte" (Hrsg.: Eva Lavric, Jaan Karl Klasmann; Klever Verlag 2011) und "Magie im sinnlosen Universum – Gesammelte Prosa aus dem Nachlass" (Hrsg.: Eva Lavric, Klever Verlag 2017)

Literaturwissenschaftliches zu Christian Loidl: Leopold Federmair / Helmut Neundlinger (Hrsg.): Christian Loidl (1957-2001). Beiträge zu Leben und Werk des Dichters. Linz: StifterHaus 2007



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