Joyce | Wild wie das Meer | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, Band 44, 384 Seiten

Reihe: Historical Victoria

Joyce Wild wie das Meer


1. Auflage 2019
ISBN: 978-3-7337-3730-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, Band 44, 384 Seiten

Reihe: Historical Victoria

ISBN: 978-3-7337-3730-6
Verlag: CORA Verlag
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Der Tag der Rache ist gekommen! Auf hoher See nimmt Captain Devlin O'Neill Virginia Hughes gefangen. Mit dem immensen Lösegeld, das er für die junge Plantagenbesitzerin aus Amerika fordert, will er ihren Onkel, den Earl of Eastwick, für immer ruinieren. Dann erst ist der Tod von Devlins Familie, an dem der Earl die Schuld trägt, gesühnt! Doch kaum hat er Virginia an Bord, droht sein Plan zu scheitern. Denn mit der Schönheit einer Göttin und dem Temperament einer Wildkatze weckt sie in Devlins versteinertem Herzen ein nie gekanntes Verlangen nach Liebe und Leidenschaft - das ihn verletzbar für den gnadenlosen Gegenzug seines Erzfeindes macht ...



Brenda Joyce glaubt fest an ihre Muse, ohne die sie nicht New-York-Times-Bestseller-Autorin hätte werden können. Ihre Ideen treffen sie manchmal wie ein Blitz - zum Beispiel beim Wandern, einem ihrer Hobbys neben der Pferdezucht. Sie recherchiert für ihre Historicals so genau, dass sie auch reale historische Figuren und sogar echte Zeitungsschlagzeilen von damals in ihre Romane einbinden kann. Oft verliebt sie sich beim Schreiben regelrecht in ihre Hauptfiguren.

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PROLOG

5. Juli 1798

Im Süden Irlands, in der Nähe von Askeaton Castle

Abgehetzt stürmte Gerald O’Neill in das Herrenhaus. Sein zuvor makellos weißes Hemd war rot verfärbt, die braunen Kniehosen und der dunkle Mantel starrten vor Schmutz. Blut rann ihm über die Wange und verfing sich in seinen Schnurrbarthaaren. Am Kopf und an den Händen klafften ihm offene Wunden. Sein Herz hämmerte wild in der Brust, und selbst jetzt noch hallten der Kampfeslärm und die Schreie der Sterbenden in seinen Ohren wider. „Mary! Mary, ihr müsst euch im Keller verstecken!“, rief er außer Atem.

Devlin O’Neill war zu benommen, um sich von der Stelle zu rühren. Sein Vater war mehr als einen Monat fort gewesen, hatte allerdings in regelmäßigen Abständen von sich hören lassen. Obwohl Devlin erst zehn Jahre alt war, wusste er genau, dass Krieg bevorstand. Farmer und Geistliche, Schafzüchter und Landbesitzer, einfache Bauern und Landadlige, sie alle hatten sich gleichermaßen erhoben, um die englischen Teufel ein für alle Mal zu vertreiben und das zurückzunehmen, was in Wahrheit ihnen gehörte – das fruchtbare irische Land, das man ihnen vor einem Jahrhundert widerrechtlich entrissen hatte. Nun gab es so viel Hoffnung – doch auch so viel Angst.

Devlins Herz schien einen Schlag lang auszusetzen, als er seinen Vater anstarrte. Einerseits war er erleichtert, ihn endlich wiederzusehen, andererseits verspürte er diese beklemmende Angst. Noch nie hatte Devlin ein so wildes Flackern in den Augen seines Vaters gesehen. Großer Gott!

„Ist Vater verletzt?“, wisperte ein dünnes Stimmchen neben ihm, und eine kleine Hand zog an seinem ausgefransten Ärmel.

Devlin schaute seinen jüngeren Bruder gar nicht an, denn er vermochte den Blick nicht von seinem Vater zu wenden. So viele Gedanken schossen ihm in diesem Augenblick durch den Kopf. Zu Beginn der Rebellion hatten die Aufständischen die Stadt Wexford erobert, und die ganze Grafschaft hatte gejubelt. Aber auch Niederlagen hatten nicht lange auf sich warten lassen. Jetzt waren die englischen Rotröcke überall; genau an diesem Morgen hatte Devlin von einem Hügelkamm aus Tausende marschieren sehen. Der wohl unheilvollste Anblick, den er je gesehen hatte! Ihm war zu Ohren gekommen, dass Wexford gefallen war, und eine Magd hatte erzählt, Tausende seien in New Ross gestorben. Er hatte es nicht wahrhaben wollen – bis jetzt. Mittlerweile glaubte er, dass die Gerüchte von Niederlage und Tod doch der Wahrheit entsprachen, denn zum ersten Mal in seinem noch jungen Leben sah er Furcht in den Augen seines Vaters.

„Ist Vater verletzt?“, fragte Sean abermals mit bebender Stimme.

Devlin wandte sich seinem Bruder zu. „Ich glaube nicht“, log er, denn er wusste, dass er jetzt tapfer sein musste, zumindest in Seans Gegenwart. Doch die Angst legte sich wie eine unsichtbare Klaue um seinen Hals. Da eilte seine Mutter die Stufen hinunter, die kleine Schwester auf dem Arm.

„Gerald! Gott sei Dank, ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht“, rief sie. Ihr Antlitz war von einer geisterhaften Blässe überzogen.

Gerald O’Neill packte seine Frau energisch am Arm. „Geh mit den Kindern in den Keller“, drängte er sie schroff. „Jetzt, Mary!“

Ihre blauen Augen füllten sich mit Tränen, als sie ihren Mann anstarrte. „Du bist verletzt?“

„Tu, was ich dir sage“, rief er und zerrte seine Frau durch die Eingangshalle.

Die kleine Meg auf dem Arm begann zu weinen.

„Und sorge dafür, dass sie still ist, um Himmels willen“, fügte er genauso schroff hinzu. Er warf einen Blick über die Schulter auf die offen stehende Haustür, als erwartete er jeden Moment die englischen Soldaten.

Mary drückte das kleine Kind an ihre Brust. „Was wird aus uns, Gerald?“ Mit gedämpfter Stimme fügte sie hinzu: „Was geschieht mit dir?“

Ihr Mann hingegen riss bereits die Kellertür auf, die hinter einem Gobelin verborgen war. „Alles wird gut“, erwiderte er gehetzt. „Dir und den Kindern wird nichts geschehen.“

Entgeistert suchte sie seinen Blick, Tränen liefen ihr über die Wangen.

„Ich bin nicht verletzt“, setzte er mit belegter Stimme hinzu und gab ihr einen flüchtigen Kuss. „Jetzt geht in den Keller und bleibt so lange dort unten, bis ich euch rufe.“

Mary nickte und stieg eilig die Stufen hinab. Devlin stürmte auf seinen Vater zu, als Kanonendonner die Wände erzittern ließ. „Vater! Nimm mich mit – ich kann dir helfen. Ich kann schießen …“

Gerald O’Neill wirbelte auf dem Absatz herum und versetzte seinem Sohn eine schallende Ohrfeige, sodass der Junge den Halt verlor und unsanft mit dem Hinterteil auf dem harten Steinfußboden landete. „Tu, was ich sage“, schimpfte er, und während er zurück durch die Halle eilte, rief er noch: „Und kümmere dich um deine Mutter, Devlin.“

Dann fiel die schwere Haustür ins Schloss.

Verzweifelt blinzelte Devlin die Tränen der Erniedrigung fort und spürte plötzlich, dass Sean ihn erwartungsvoll ansah. In den blassgrauen, vor Schreck geweiteten Augen seines jüngeren Bruders lagen unausgesprochene Fragen. Zitternd wie ein kleines Kind kam Devlin wieder auf die Beine. Es stand außer Frage, was er jetzt tun musste. Niemals zuvor hatte er sich den Anordnungen seines Vaters widersetzt, aber er wollte nicht, dass sein Vater den Rotröcken allein entgegentrat, die er am Morgen erspäht hatte.

Sollte sein Vater sterben müssen, so würde er mit ihm sterben.

Eine quälende Angst nagte an ihm. Schwer atmend wandte er sich seinem kleinen Bruder zu und zwang sich, wie ein Mann zu sein. „Lauf mit Mutter und Meg in den Keller. Geh jetzt“, bedeutete er Sean leise, aber bestimmt. Ohne abzuwarten, was sein Bruder tun würde, rannte Devlin durch die Eingangshalle und stieß die Tür zur Bibliothek seines Vaters auf.

Er hatte nur noch ein Ziel vor Augen. Geschwind lief er zu dem Musketenständer hinter dem schweren Schreibtisch und blieb entsetzt davor stehen. Ungläubig starrte er auf die leeren Ausbuchtungen für die Gewehrläufe.

In diesem Moment hörte er die Soldaten.

Vielstimmiges Rufen und das Wiehern von Pferden drangen zu den Jungen ins Haus. Deutlich war das Klirren der Säbel zu vernehmen. Ganz in der Nähe wurde eine Kanone abgefeuert, einzelne Pistolenschüsse überlagerten die fernen Gewehrsalven. Langsam wandte Devlin sich um und schaute seinen Bruder an. Seans Gesicht war vor Angst verzerrt – dieselbe namenlose Angst ließ Devlins Herz so wild in seiner Brust pochen, dass er kaum noch zu atmen vermochte.

Devlin war kaum in der Lage, einen zusammenhängenden Satz hervorzubringen. „Geh in den Keller“, drängte er den kleinen Bruder schließlich. Er musste seinem Vater helfen. Er konnte ihn doch nicht allein sterben lassen!

„Ich lasse dich nicht allein gehen.“

„Du musst dich um Mutter und Meg kümmern“, sagte Devlin und eilte zu der Bank, die unter dem Musketenständer stand. Schon riss er die Kissen von der Sitzfläche und stemmte den schweren Deckel hoch. Er konnte es nicht fassen – Vater hatte dort immer eine Pistole für den Notfall aufbewahrt, aber nun lag da nur ein kleiner Dolch. Eine einzelne, nutzlose Stichwaffe!

„Ich komme mit dir“, sagte Sean mit tränenerstickter Stimme.

Devlin nahm den Dolch an sich, zog die Schublade des Schreibpults auf und griff nach dem scharfen Brieföffner, den er Sean reichte.

Plötzlich fiel sein Blick auf die alte, stellenweise angelaufene Ritterrüstung in der Ecke der Bibliothek. Devlin rannte zu der Rüstung, dichtauf gefolgt von seinem atemlosen Bruder. Mit aller Kraft entriss er dem eisernen Handschuh das Schwert, wobei die ganze Rüstung scheppernd in sich zusammenstürzte.

Devlin fühlte neuen Mut in sich aufsteigen. Das Schwert war zwar alt und rostig, aber es war immerhin eine Waffe, Gott sei Dank. Ehrfürchtig berührte er die zweischneidige Klinge und hielt erschrocken den Atem an, als Blut aus seiner Fingerspitze quoll.

Wieder wurde eine Kanone abgefeuert. Diesmal erzitterte das ganze Haus, und in der Eingangshalle zersprangen die Fensterscheiben. Eingeschüchtert starrten die Jungen sich mit schreckgeweiteten Augen an.

Devlin befeuchtete seine Unterlippe. „Sean. Du musst bei Mutter und Meg bleiben.“

„Nein.“

Devlin war im Begriff, seinen kleinen Bruder in der gleichen Weise zur Vernunft zu bringen, wie er es kurz zuvor am eigenen Leib erfahren hatte. Doch insgeheim war er erleichtert, den englischen Horden nicht allein entgegentreten zu müssen. „Gehen wir“, raunte er Sean entschlossen zu.

Der Kampf tobte jenseits der Weizenfelder, die bis an die eingefallenen äußeren Mauern von Askeaton Castle heranreichten. Im Schutz der Pflanzen rannten die Jungen durch das Feld, bis sie das andere Ende erreichten.

Hunderte, nein, Tausende von rot uniformierten Soldaten kämpften gegen eine zerlumpte Schar von Iren. Die englischen Truppen waren mit Musketen und Säbeln ausgerüstet, die Iren hatten sich zumeist mit langen Piken bewaffnet. Sprachlos musste Devlin mit ansehen, wie seine Landsleute geradezu hingeschlachtet wurden. Sein Inneres krampfte sich schmerzlich zusammen. Er war zwar noch jung, aber er wusste ein Gemetzel von einer geordneten Schlacht zu unterscheiden.

„Vater“, brachte Sean flüsternd hervor.

Devlin folgte dem Blick seines Bruders. Im selben Moment sah er einen Mann auf einem grauen Pferd, der seinen Säbel wie ein Irrsinniger schwang...



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