Käbisch | Tu deinen Mund auf für die Schwachen | Buch | 978-3-929351-39-2 | sack.de

Buch, Deutsch, 96 Seiten, PB, Format (B × H): 210 mm x 296 mm, Gewicht: 340 g

Käbisch

Tu deinen Mund auf für die Schwachen

Zwangssterilisation und Euthanasie während des Nationalsozialismus. Arbeitsmaterialien und Arbeitsblätter für den Geschichts-, Ethik- und Religionsunterricht
2. Auflage 2013
ISBN: 978-3-929351-39-2
Verlag: Editions La Colombe

Zwangssterilisation und Euthanasie während des Nationalsozialismus. Arbeitsmaterialien und Arbeitsblätter für den Geschichts-, Ethik- und Religionsunterricht

Buch, Deutsch, 96 Seiten, PB, Format (B × H): 210 mm x 296 mm, Gewicht: 340 g

ISBN: 978-3-929351-39-2
Verlag: Editions La Colombe


Diese Materialsammlung thematisiert die ideologisch motivierte Zwangssterilisation und Ermordung unzähliger, vermeintlich minderwertiger, Menschen während des Dritten Reiches anhand von umfangreichem Quellenmaterial, das erstmals in dieser Veröffentlichung zugänglich gemacht wird.

Biografien und Dokumente aus der Region Zwickau wurden für einen kompetenzorientierten Unterricht so aufgearbeitet, dass Schülerinnen und Schüler konkrete Arbeitsaufgaben und Arbeitsmaterialien erhalten. Dadurch werden sie in die Lage versetzt, sich in die Opfer, aber auch in die Verhältnisse, Machtstrukturen und Unterdrückungsformen im Dritten Reich sowie in die Täter hineinzuversetzen. So können sie Mitgefühl für die Opfer entwickeln, was eine wichtige, wenn auch nicht hinreichende Voraussetzung für die eigene ethische Urteilsfähigkeit ist. Empathie und Mitgefühl können aber dazu führen, persönliche Verantwortung für sich und die Gesellschaft zu übernehmen. Insbesondere geht es um die Befähigung, die Trennlinien zwischen Demokratie und Diktatur zu erkennen, das Wissen zu Geschichte und Politik des Nationalsozialismus zu erweitern, einen eigenen Standpunkten zu formulieren, sich verantwortlich in die Gesellschaft einzubringen, die Demokratie mitzugestalten und sich für den Erhalt des Rechtsstaates und den Schutz der Menschenwürde einzusetzen.

Dieses Buch will erreichen, "dass wir aus diesem schrecklichen, zutiefst beschämenden Abschnitt unserer sächsischen und deutschen Geschichte lernen. Dass wir lernen, demokratisch zu denken, zu fühlen und zu handeln. Dass wir lernen, jeden unserer Mitmenschen als Gleichen zu achten. Gleichheit und Solidarität sind die Grundlage jeder demokratischen Gesellschaft. Wo eine Gruppierung, gar der Staat anfängt, zu selektieren, ist der Weg von der Diskriminierung zur Tötung Einzelner bis zum millionenfachen Mord im industriellen Maßstab nicht weit." - so Stanislaw Tillich, Ministerpräsident von Sachsen, im Geleitwort. Einleitend beschreibt und würdigt das Buch die Arbeit zahlreicher Schülerinnen und Schüler, die in Ausstellungen, Gedenkveranstaltungen und mit der Übergabe ihrer Rechercheergebnisse an öffentliche Archive einen Beitrag zu diesem Lernprozess leisten.

Zusatzinformationen und weiteres Material im Internet: www.euthanasie-ausstellung.de

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Weitere Infos & Material


Geleitwort (Stansilaw Tillich) 5
Vorwort (Dr. Jürgen Trogisch) 7

1. Anlass, Konzeption, Geschichte und Nachhaltigkeit des Schülerprojektes 9
1.1 Wanderausstellung 9
1.2 Gedenktafel 10
1.3 Lokale Projekte und Aktenübergaben 10
1.4 Podiumsdiskussionen, Schüler werden Lehrer und Besondere Lernleistung (BELL) 12
1.5 Ein offener Brief 13
1.6 Einstimmiger Stadtratsbeschluss 13
1.7 Eine Erinnerungskultur kommt in Gang 13
1.8 Politische Würdigung und Impulse 15

2. Didaktische Einführung: Das Anliegen einer werteorientierten Kenntnisvermittlung 16
2.1 Historische Kompetenzen 17
2.2 Ethische Kompetenzen 17
2.3 Theologisch-religiöse Kompetenzen 17

3. Methodische Anregungen und Anmerkungen zu den Arbeitsblättern 18

4. Literaturverzeichnis 21

5. Unterrichtsmaterialien 23
M 0 Historischer Kontext 23
M 1 Sterilisation ohne gesetzliche Grundlage 29
M 2 Tauglich zum Krieg aber nicht zum Zeugen von Kindern 31
M 3 Colditzer Sonderkost 37
M 4 Erst psychiatrisiert, dann sterilisert und zuletzt vergast 41
M 5 Ein Leben ohne Mutter 48
M 6 Spurensuche nach dem Tod des Bruders 51
M 7 Kindereuthanasie 54
M 8 Dezentrale Euthanasie 57
M 9 Ein Herz für Behinderte 61
M 10 Spuren von Widerstand 64
M 11 Tu deinen Mund auf für die Schwachen 66
M 12 Dienstpflichten eines Amtsarztes 68
M 13 Irreversibel 74

6. Arbeitsmaterialien und -blätter 79

Personenverzeichnis 93


Geleitwort
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,
„Alle Menschen sind frei und gleich an Rechten und Pflichten geboren“, lautet Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte von 1948. Danach zu handeln, in diesem Sinne demokratisch zu fühlen und zu denken, das ist uns nicht in die Wiege gelegt, das müssen wir erst und immer wieder neu lernen.
Viele von uns haben das Glück, Eltern, Lehrer und andere Mitmenschen als Vorbilder zu haben, die ihre Mitbürger ohne Ansehen der Person gleich behandeln. Sie betrachten zum Beispiel chronisch kranke und behinderte Mitmenschen als vollwertige Mitglieder unserer Gesellschaft, statt sie auszugrenzen
und zu diskriminieren. Um solche Ausgrenzung, Diskriminierung, Entrechtung bis hin zum Mord geht es in diesem Arbeitsheft. Wir erfahren als Leser von Menschen, die wegen einer Krankheit oder Behinderung als „unwert“ abgestempelt, von ihren Familien getrennt, zwangssterilisiert und schließlich ermordet wurden. Wir lernen auch die Täter kennen, die in ihrer ideologischen Verblendung glaubten, sich über Andere stellen, ja sogar über das Lebensrecht anderer Menschen entscheiden zu dürfen. Ich habe vor drei Jahren bei einer Gedenkstunde in der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein viele engagierte Menschen kennengelernt, die es sich zur Aufgabe gemacht haben, die Opfer dem Vergessen zu entreißen und die Täter zu benennen. Ihnen ist es wichtig, die Erinnerung wach zu halten, um den Opfern ihre Würde wiederzugeben.
Aber es geht ihnen dabei — und das soll dieses Heft aufzeigen — um noch mehr: dass wir aus diesem schrecklichen, zutiefst beschämenden Abschnitt unserer sächsischen und deutschen Geschichte lernen. Dass wir lernen, demokratisch zu denken, zu fühlen und zu handeln. Dass wir lernen, jeden unserer Mitmenschen als Gleichen zu achten. Gleichheit und Solidarität sind die Grundlage jeder demokratischen Gesellschaft. Wo eine Gruppierung, gar der Staat anfängt, zu selektieren, ist der Weg von der Diskriminierung zur Tötung Einzelner bis zum millionenfachen Mord im industriellen Maßstab nicht weit.
Dies kann man in der Auseinandersetzung mit den Materialien dieses Heftes lernen. Ich danke dem Herausgeber und seinen Mitstreitern, die diese Materialsammlung erstellt haben und damit einen Beitrag zur Demokratieerziehung in Sachsen leisten.
Und ich wünsche mir, dass Sie, liebe Leserin, lieber Leser, bei der Lektüre nicht nur Scham und Entsetzen spüren, sondern auch in Ihren demokratischen Überzeugungen, in Ihrem demokratischen Denken
und Handeln gestärkt werden.

Stanislaw Tillich
Ministerpräsident Freistaat Sachsen

Vorwort
Ein wichtiges Buch zur rechten Zeit!
Was veranlasst mich zu dieser Aussage? Am 1. September 2012 wurde in der Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein das Projekt „Gedenkbuch für die Opfer der NS-‚Euthanasie‘ in und aus Sachsen“ vorgestellt. Dazu heißt es in einer Pressemitteilung: "In den nächsten vier Jahren erarbeitet die Gedenkstätte Pirna-Sonnenstein ein Gedenkbuch für alle Menschen, die den NS-Krankenmorden zum Opfer fielen. Das Buch soll diejenigen ,Euthanasie‘-Opfer verzeichnen, die aus Sachsen stammen oder in Sachsen getötet wurden. Über siebzig Jahre nach dem Beginn der Mordaktionen soll das Projekt endlich an alle betroffenen Frauen, Männer und Kinder in würdiger Form erinnern. Die Wissenschaftler des Projektes stehen bei der Suche nach jeder einzelnen Biographie vor großen Herausforderungen, da die meisten historischen Quellen nicht mehr oder nur lückenhaft vorhanden sind. Der Leiter der Gedenkstätte, Dr. Boris Böhm, hofft deshalb auf eine breite Unterstützung des Projektes in der Öffentlichkeit: „Wir bitten um die Mitwirkung von Angehörigen, Zeitzeugen und historisch interessierten Personen in ganz Sachsen. Hilfreich für uns sind alle Informationen über Patienten, die in den Jahren von 1939 bis 1945 in psychiatrischen Anstalten oder Krankenhäusern oder Krankenhäusern lebten.“ Die Gesamtzahl der sächsischen "Euthanasie"-Opfer liegt deutlich über den mindestens 14.751 Ermordeten der Tötungsanstalt Pirna-Sonnenstein 1940/41. Im Rahmen der "Kinder-Euthanasie“ und der "Medikamenten-Euthanasie“ von 1939 bis 1945 starben Menschen an vielen Orten in
ganz Sachsen. Besonders stark betroffen waren die Landesanstalten Großschweidnitz und Waldheim sowie die so genannten Kinderfachabteilungen in Leipzig und Großschweidnitz. Das Gedenkbuch soll dabei helfen, diese Schicksale von mutmaßlich über 10.000 Menschen aufzuklären.“ Um diese anspruchsvolle Aufgabe zu lösen, bedarf es vieler Menschen. Der Autor des vorliegenden Buches hat sich in seiner Region, der Stadt Zwickau, über viele Jahre zusammen mit einer Gruppe von Schülern eines Gymnasiums dieser Herausforderung gestellt: Opfer aufgespürt, ihnen ein Gesicht gegeben, den Angehörigen bei der Bewältigung beigestanden, die Täter und ihre Helfer identifiziert, die zeitgeschichtlichen Hintergründe dargestellt und einen Ort geschaffen, an denen das Gedenken einen würdigen Platz finden kann. Ich habe die berechtigte Hoffnung, dass das "Zwickauer Beispiel“ allen, die sich in den kommenden Jahren einer ähnlichen Aufgabe stellen wollen, sehr viele Anregungen und Hilfen geben kann. Darüber hinaus ist es hilfreich, dass auch die Schwierigkeiten, Probleme und Widerstände, mit denen sich eine solche Initiative auseinandersetzen muss, dargestellt werden. Besonders anregend sind jedoch die positiven Erfahrungen, die durch die intensive Einbeziehung von Schülern gemacht wurden. Dies könnte vor allem Geschichts-, Religions- und Ethiklehrer ermutigen, ein solches regionalgeschichtliches Thema in die Unterrichts- und Projektgestaltung einzubeziehen und gleichzeitig vielleicht einen Beitrag für das sächsische Gedenkbuch zu leisten.
Dr. Jürgen Trogisch
Facharzt für Kinderheilkunde, von 1970 bis 1991 leitender Arzt des Katharinenhofs Großhennersdorf, danach bis zum Ruhestand 2004 Referatsleiter für die Rehabilitation Behinderter im Sächsischen Sozialministerium


Dr. Edmund Käbisch wirkte von 1981 bis 1999 als Pfarrer am Dom St. Marien zu Zwickau und bis 2007 als Religionslehrer an verschiedenen Gymnasien der Region Zwickau. Aufgrund seiner persönlichen Erfahrungen mit der Landeskirche Sachsens und der Staatssicherheit der DDR setzt er sich vor allem in der Arbeit mit Jugendlichen für die Aufarbeitung der beiden deutschen Diktaturen des 20. Jahrhunderts ein. Die Verbrechen von Zwangssterilisation und „Euthanasie“ gehören zu den Schwerpunkten seiner Arbeit. Käbisch ist Autor zahlreicher Beiträge und Bücher zum Thema.



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