Kaiser | "Ich bin ein Musikus." | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

Kaiser "Ich bin ein Musikus."

Über Mozart. Eine biographische Annäherung
2. Auflage 2020
ISBN: 978-3-7519-7511-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Über Mozart. Eine biographische Annäherung

E-Book, Deutsch, 288 Seiten

ISBN: 978-3-7519-7511-7
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



"Ich bin ein Musikus." Es gibt viele Biographien zu Wolfgang Amadé Mozart und seinem Werk. In diesem Buch geht es vor allem um das Leben, weniger um das Werk des berühmten Komponisten der Wiener Klassik und um dessen Interpretation und Bedeutung. Es geht um die Hintergründe, vor denen Mozarts phänomenales Werk entstand: um sein Leben und um eine Zeit, die uns heute ähnlich fern zu sein scheint wie die Reformationszeit. Für alle, die sich für die Wiener Klassik, für Musikbiographien und für die Geschichte allgemein interessieren.

Dr. theol. Thomas O. H. Kaiser, geb. Müller (Jg. 1963), Dipl. Theol., ist Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Klettgau/Baden.

Kaiser "Ich bin ein Musikus." jetzt bestellen!

Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


Vorwort
Im Februar dieses Jahres bin ich zum ersten Mal ein paar Tage lang in Wien gewesen. Wie schon die Jahre zuvor, so war ich auch diesmal mit einer kleinen Gruppe unterwegs. Es war eine Bildungsreise: Seit einigen Jahren veranstaltet die Evangelische Kirchengemeinde Klettgau, in der ich seit 2008 als Pfarrer arbeite, in Zusammenarbeit mit der Evangelischen Kirchengemeinde Kadelburg und dem Evangelischen Kirchenbezirk Hochrhein eine Städtetour für kulturell interessierte Jugendliche und Erwachsene. Ich war, abgesehen von einem kurzen Zwischenstopp am Wiener Hauptbahnhof vor dreißig Jahren, zuvor noch nie in Wien gewesen und kannte die Stadt nicht. Deshalb war ich total überrascht: Die Hauptstadt Österreichs, so wurde mir plötzlich klar, ist über 400 Jahre lang der Nabel der Welt gewesen! Kein anderer Name ist mit Wien so verbunden wie das Geschlecht der Habsburger: Maximilian I., Karl V., Franz I. Stephan und Maria Theresia, Franz Joseph I. und Elisabeth (gen. Sisi): Die Kaiser von Österreich und mitunter auch ihre Frauen lenkten jahrhundertelang die Geschicke der Alpenrepublik, Europas und der Welt – weniger durch Kriege, als vielmehr auf dem Wege einer machtstrategischen Heiratspolitik. Ich bin im Laufe meines Lebens schon in vielen Weltmetropolen gewesen – aber Wien gehört für mich nach diesem kurzen Besuch mit zu den schönsten, sehens- und liebenswertesten europäischen Städten! Das liegt vor allem daran, dass Wien eine Stadt der Kultur ist, eine Stadt der Kunst und der Musik. Kirchen wie der Stephansdom oder die Karlskirche, Museen wie das Hundertwasser-Museum, das Obere Belvedere, die Hofburg, Schloss Schönbrunn, Museen wie das `momuk´ oder die `Albertina´, Theater wie das `Burgtheater´, Cafés wie das `Hawelka´, das `Central´ oder das `Sacher´, dazu zahlreiche Restaurants, ein gut funktionierendes Transportsystem, eine niedrige Kriminalitätsrate und ein gewisses `Savoir vivre´ – das alles hat ein besonderes Flair und bescherte uns einen äußerst angenehmen Aufenthalt. Nicht umsonst zählt Wien derzeit (2020) zu den lebenswertesten Städten der Welt! Für mich verband sich mit dem Namen Wien schon zuvor vor allem die Zeit der `Wiener Klassik´2 – also jener Musikepoche, die von ca. 1770 bis 1825 die Musik revolutionierte. Neben Wolfgang A. Mozart ist die `Wiener Klassik´ eng verbunden mit den Namen Joseph Haydn3 und Ludwig van Beethoven4 . Gegen die damalige Modemusik setzte diese Trias neue bis heute hörbare und gern gehörte Formen: die Symphonie, das Streichquartett und die Klaviersonate. Formale Grundlage der `Wiener Klassik´ war die Sonatenhauptsatzform – Exposition, Durchführung, Reprise, Coda.5 Hinzu kam die motivisch-thematische Idee über allem (das Menuett als letzten Rest der barocken Suite hat die Wiener Klassik dann als `Scherzo´ absorbiert). Seit meiner Jugend höre ich diese klassische, der europäischen Aufklärung verbundene Musik ausgesprochen gerne. Ein besonderer Höhepunkt dieser Wien-Reise war für mich der Besuch des Mozarthauses in der Domgasse 5 unweit des Stephansdoms6. Mozart und seine Familie bewohnten diese Räume von Ende September 1784 bis Ende April 1787. Seither hat das Haus eine bewegte Geschichte erfahren: Zuletzt waren die `Erinnerungsräume´ anlässlich Mozarts 150. Todestag 1941 von den Nazis politisch instrumentalisiert worden.7 Die Nazis hatten sich Mozarts bemächtigt: Die österreichischen Juden waren von den Feierlichkeiten in Wien ausgeschlossen. Sie wurden vom Staat gezwungen, in der Öffentlichkeit den berüchtigten gelben `Judenstern´ zu tragen, durften keine Parkbänke mehr benutzen und auch nicht in die Oper und ins Theater gehen. Nach all den staatlichen rassistischen Diskriminierungen und Entrechtungen wurden sie zum Schluss in Konzentrationslager verschleppt und ermordet. 1945 waren dann auch in Österreich, das Hitlers `Anschluss ans Reich´ begrüßt hatte, die Nazi-Herrschaft und der Krieg vorbei und Österreich wurde zur Demokratie. Jetzt galt es auch für die Mozart-Rezeption einen neuen Ansatz zu finden – am 27. Januar 1956 wurde im demokratischen Österreich Mozarts 200. Geburtstag mit Feierlichkeiten begangen. Doch im Blick auf die Mozart-Gedenkstätte kam es erst 1978 zu einer Erweiterung und einer konzeptionellen Neuausrichtung. Anlässlich von Mozarts 250. Geburtstag dann wurde das Mozarthaus erneut großförmig renoviert und 2006 der Öffentlichkeit in neuem Gewand vorgestellt: Im ersten Stock befindet sich heute die einzige in Wien erhalten gebliebene Wohnung, die nachweislich von der Familie Mozart bewohnt worden war. Der 27jährige Wolfgang A. Mozart war mehrfach umgezogen – es wurden elf Umzüge in zehn Wiener Jahren –, bis seine 22jährige Gattin und er eine Wohnung gefunden hatten, die sie als standesgemäß betrachteten und die ihren Ansprüchen entsprach. Häufige Umzüge waren damals nichts Ungewöhnliches, man mietete meistens möblierte Wohnungen. Es war die vornehmste, größte und teuerste Wohnung, die Mozart, von je her mit einem Hang zum Luxus behaftet, im September 1784 hier bezog und bis Ende April 1787 bewohnte, und lag weit über dem Durchschnitt der Wohnungsverhältnisse der Wiener Bevölkerung. In keiner anderen blieb er so lange wie in der Domgasse 5 – zweieinhalb Jahre! Ich fuhr wie die meisten Tourist*innen mit dem hausinternen Aufzug hoch und begann die Besichtigung im 3. Stock des Hauses. Dort war das Thema `Wien zur Zeit Mozarts´ und besonders die Lebensweise von damals wurde beschrieben. Dann arbeitete ich mich übers Treppenhaus nach unten vor, d. h., es ging über `Mozarts musikalische Welt´ bis hin zur Mozartwohnung im 1. Stock: vier Zimmer, zwei Kabinette, Küche – wobei die Zimmeraufteilung der Mozarts nach über 230 Jahren heute nicht mehr ganz klar ist. Die Wohnung ist heute (2020) unmöbliert; Originalmobiliar ist keines mehr vorhanden. Originalmanuskripte werden aus konservatorischen Gründen nicht länger als drei Monate ausgestellt. Daher waren nur Faksimiles zu sehen; persönliche Gegenstände des Musikgenies, die es heute nur noch in geringer Zahl gibt, fehlten weitgehend. Allerdings kann man sich aufgrund von Mozarts Nachlassverzeichnis gut vorstellen, was damals an Inventar alles vorhanden gewesen sein musste. Heute noch ist die Anzahl der aufgeführten Möbel, darunter viele Alltags- wie Luxusgegenstände, erstaunlich. Mit seiner Frau wohnten hier sein Sohn und mindestens drei Bedienstete; ferner beherbergte die Wohnung zeitweise zahlreiche Logiergäste, auswärtige Kompositionsschüler, durchreisende Musikfreunde und Verwandte. Die Zeit in dieser Wohnung gehörte zur produktivsten Zeit in Mozarts Leben – verbunden mit einer hohen Arbeitsbelastung und einem hohen Termindruck. Faszinierend war für mich, bei aller Leere der Wohnung denselben Blick aus dem Fenster wie Mozart zu haben, etwa auf die Blutgasse, oder bei der Erkundung der großen Räume mit großer Wahrscheinlichkeit auch über dieselben Holzdielen zu gehen – also gewissermaßen den `Spiritus loci´ zu erleben. Doch wenn es um Mozart geht, dann basiert Vieles auch heute noch auf Vermutungen und Annahmen. Deshalb wurde im Vienna Mozarthaus nicht versucht, etwas originalgetreu zu rekonstruieren – das finde ich gut. Und so bleibt es auf dem Hintergrund von Imagination und erzählender Rekonstruktion der Phantasie der Besucher*innen überlassen, sich selbst ein Bild zu machen. Ich jedenfalls konnte mir in der kurzen Zeit, die ich für die Besichtigung zur Verfügung hatte, gut vorstellen, wie Mozart hier gegen Ende des 18. Jahrhunderts gelebt und gearbeitet hat. Wer dennoch Mozarts Musikinstrumente, seine Geige oder seinen Flügel, oder seine angeblichen Locken vermisst, für den bietet Mozarts Geburtshaus in Salzburg schließlich eine Alternative.8 In diesem Buch geht es vor allem um das Leben, weniger um das Werk, d. h. um die Musik9 W. A. Mozarts, und um dessen Interpretation und Bedeutung, also nicht um eine ästhetisch-analytische Werkbetrachtung.10 Andere haben über Mozarts großartige Instrumentalmusik11, über seine Opern, seine Symphonien und seine geistliche Musik ausführlicher geschrieben, als es mir in dem mir zur Verfügung stehenden Raum möglich ist und als es auch meine Absicht war.12 Ich wollte mit diesem Buch eine Schneise schlagen zum besseren Verständnis für die Hintergründe, vor denen Mozarts phänomenales Werk entstand: für sein Leben und auch für eine Zeit, die uns heute ähnlich fern zu sein scheint wie die Reformationszeit. Dabei sind erst 250 Jahre und nicht 500 Jahre seit Mozarts Geburt vergangen! Das vorliegende Buch erhebt bei diesem Versuch natürlich keinerlei Anspruch auf Vollständigkeit. Die Spuren von Mozart sind inzwischen weitgehend verweht, Nachkommen sind keine mehr vorhanden, die Überlieferungsgeschichte ist größtenteils lückenhaft. Doch sind zahlreiche Briefe von Mozart und seiner Familie erhalten, Berichte von Zeitgenossen, Aufzeichnungen von Verwandten, so...



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.