Kalla | Patient Null - Wer wird überleben? | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 432 Seiten

Kalla Patient Null - Wer wird überleben?

Thriller
20001. Auflage 2020
ISBN: 978-3-8437-2354-1
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Thriller

E-Book, Deutsch, 432 Seiten

ISBN: 978-3-8437-2354-1
Verlag: Ullstein HC
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Wir dachten, wir hätten sie besiegt: die Seuche, die vor 700 Jahren 25 Millionen Menschen dahinraffte. Doch jetzt ist die Pest zurück - noch tödlicher, noch verheerender - und bedroht die ganze Menschheit Dr. Alana Vaughn, Expertin für Infektionskrankheiten bei der NATO, wird nach Genua gerufen, um eine schwerkranke Frau zu untersuchen. Entsetzt stellt Alana fest, dass die Patientin Symptome einer neuen und besonders aggressiven Form der Lungenpest aufweist, deren Erreger Antibiotika resistent ist. Alana kommt ein fürchterlicher Verdacht: Könnte hier Bioterrorismus im Spiel sein? Zusammen mit Byron Menke von der WHO macht sie sich auf die verzweifelte Suche nach Patient Null, dem ersten Infizierten, um die Epidemie einzudämmen. Während die tödliche Seuche Rom und Neapel erreicht, stoßen Alana und Byron auf ein 800 Jahre altes Kloster und ein Tagebuch aus dem Mittelalter, das vielleicht die Erklärung für den gegenwärtigen Pest-Ausbruch enthält. Können sie die Wahrheit enthüllen, bevor tausende Menschen sterben? Ein hochspannender Medizin-Thriller mit brandaktuellem Thema: der Ausbruch einer Epidemie in Europa

Daniel Kalla ist ausgebildeter Notfallmediziner und arbeitet seit vielen Jahren im kanadischen Gesundheitswesen. Seine Erfahrungen als Mitglied in der Taskforce zur Bekämpfung der SARS-Epidemie brachten ihn 2003 auf die Idee für seinen ersten Thriller. Mittlerweile hat Daniel Kalla zehn Bücher geschrieben und ist internationaler Bestsellerautor. Er lebt mit seiner Familie in Vancouver.
Kalla Patient Null - Wer wird überleben? jetzt bestellen!

Weitere Infos & Material


Kapitel 3


Acht Jahre. Alana Vaughn hat ihn seit über acht Jahren nicht gesehen. Und wie wenig er sich verändert hat. Ja, seine Wangen sind ein wenig voller und auch geröteter. Doch sein Lächeln – »ganz blaue Augen zum Dahinschmelzen und endlose Grübchen«, wie eine englische Krankenschwester einst schwärmte – ist dasselbe.

»Ah, Alana.  … Noch schöner als in meiner Erinnerung!«, sagt Dr. Nico Oliva.

Seine vertraute tiefe Stimme und das stets amüsierte Timbre lösen längst vergessene Schmetterlinge in ihrem Bauch aus. »Und du, Nico, bist sogar noch italienischer, als ich es in Erinnerung habe.«

Nico bedeutet ihr mit einem Schulterzucken, dass er dagegen machtlos ist, und Alana weiß wieder, warum sie sich damals in ihn verliebt hatte.

Sein Büro ist typisch minimalistisch eingerichtet. An den Wänden sind nur einige gerahmte Urkunden von medizinischen Abschlüssen und drei Schwarz-Weiß-Bilder von afrikanischen Landschaften, von denen Alana eine aus ihrer gemeinsamen Zeit in Angola wiedererkennt. Nico tritt hinter seinem Schreibtisch vor und küsst sie auf die Wangen, wobei er eine Spur von Zitrusduft zurücklässt. »Du hättest nicht persönlich kommen müssen.«

»Doch, musste ich.« Seine Textnachricht war so unerwartet und willkommen gewesen.

»War es schwer, mein Büro zu finden?«

»Eigentlich nicht.« War es tatsächlich doch.

Alana war schon in einigen der berühmtesten Krankenhäuser gewesen, vom Johns Hopkins bis zur Mayo Clinic, doch das Ospedale San Martino zählt zu den weitläufigsten, als wäre es über Jahrzehnte immer wieder ausgebaut worden. Und die Schilder waren keine Hilfe. Alana spricht passabel Deutsch, weil sie als Teenager in Heidelberg gelebt hatte, als ihre Eltern dort für ein Jahr stationiert gewesen waren; ihr Italienisch hingegen ist praktisch nicht vorhanden. Entsprechend war es nicht leicht, durch die verwinkelten Korridore und versteckten Treppenaufgänge dieses Labyrinths zu Nicos Büro in der Abteilung für Infektionskrankheiten zu finden.

Nico mustert sie unverhohlen. »Wir müssen unbedingt mal wieder richtig reden. Gehen wir bald zusammen essen? Ich bestehe darauf.« Er lächelt wieder. »Aber bestimmt willst du die Patientin sehen, oder?«

»Ja, sehr gern.«

»Komm, ich bringe dich zu ihr.« Er greift nach ihrem Arm und hakt sich bei ihr ein. Der Kontakt ist vertraut und angenehm. Eventuell zu angenehm.

Der Korridor ist von Neonröhren beleuchtet und riecht nach Desinfektionsmittel. Es wimmelt von Personal und Patienten, die in Gespräche vertieft sind und dabei ihre Hände ebenso viel bewegen wie ihre Lippen. Niemand scheint die beiden Leute zu beachten, von denen einer einen Laborkittel trägt, die Arm in Arm vorübergehen. Alana schmunzelt.

»Wo wohnst du?«, fragt Nico.

»Im Grand Hotel Savoia.«

»Ah, am Bahnhof.« Nico blickt zur Seite. »Ich hätte dich ja gerne zu uns eingeladen, aber Isabella … und die Kinder … du hättest keine Sekunde Ruhe.«

Alana hatte nichts anderes erwartet, dennoch zieht sie ihren Arm aus seinem. »Kinder, Nico? Plural? Ich hatte keine Ahnung.«

»Ja. Enzo ist inzwischen drei, Simona ist erst vier Monate. Kannst du dir das vorstellen? Ich?« Er lacht und schaut für einen Moment zur Seite. »Ein langweiliger Familienvater.«

»Nein, eigentlich nicht.«

Nico sieht wieder zu ihr. »Und du? Hast du …?«

»Ich bin nie lange genug an einem Ort, um mir einen Hamster anzuschaffen, geschweige denn eine Familie.«

Sie weiß, dass er ihre Unbeschwertheit durchschaut. »Mir fehlt die Action, Alana. Was wir früher gemacht haben. Was du immer noch tust.«

Sie denkt an ihre vorherigen Einsätze in der Seuchenbekämpfung wie beim Gelbfieber in Guyana, bei der multiresistenten Tuberkulose in Zentralasien und natürlich Ebola in Westafrika. An die Gesichter der Toten und Sterbenden, vor allem der Kinder, die immer die Anfälligsten sind. »Manche Dinge möchte man lieber nicht sehen, Nico.«

Er antwortet nicht, aber sie merkt, dass er anderer Meinung ist. Als sie um eine Ecke gehen, sagt er: »Übrigens hatte ich es zuerst unter deiner WHO-Adresse versucht, und die E-Mail kam zurück. Natürlich habe ich immer noch deine Handynummer, aber …«

Alana erinnert sich an seine Textnachricht und wie aufgeregt sie war, von ihm zu hören. Ihre schmerzliche Trennung hatte sie vergessen. Sie hätte auch ungeachtet der Umstände einen Vorwand erfinden können, ihn zu besuchen, doch die beiden Worte in seiner Nachricht –  – bewirkten, dass sie sofort für Genua packte. »Ich bin nicht mehr bei der WHO.«

»Aha? Ich dachte, du wärst das, was wir damals ›Lebenslängliche‹ nannten.«

Sie überlegt, ihm von ihrem katastrophalen letzten Einsatz während der Ebolakrise in Liberia zu erzählen. Nico hat selbst für die WHO gearbeitet. Gerade er würde es verstehen. Doch sie sagt nur: »Ich brauchte eine Veränderung.«

»Bist du nicht in Genf?«, fragt er verwirrt.

»Nicht weit von dort«, antwortet sie ausweichend.

»Alana.« Er zieht eine Augenbraue hoch. »Du bist doch nicht wieder beim Militär, oder?«

»Reden wir später beim Wein«, sagt sie und bereut es im selben Moment. »Nico, erzähl mir bitte von der Patientin.«

»Vittoria Fornero, eine zweiundvierzigjährige, vormals gesunde Bauarbeiterin. Sie ist vor zwei Tagen hier ins Krankenhaus gekommen, hatte Fieber und hat Blut gehustet. Innerhalb von vierundzwanzig Stunden mussten lebenserhaltende Maßnahmen eingeleitet werden.«

Alana fühlt, wie die Anspannung in ihrer Schulter zunimmt. »Ihr habt sie hoffentlich gleich isoliert?«

»Natürlich.« Nico schnaubt. »Anfangs haben die anderen Ärzte es für Tuberkulose gehalten.«

»Und wie bist du darauf gekommen, dass es keine ist?«

»Ich habe die Schwellung in ihrer rechten Achselhöhle gefunden. Die ist eindeutig. Ein klassischer Bubo.«

»Hast du eine Biopsie gemacht?«

»Nicht nötig, Alana. Die Sputumkulturen verraten es. Keine Frage, es ist die Pest. Das -Bakterium ist in den Petrischalen schneller gewachsen, als sich Ratten in einem Slum vermehren.«

Alana findet diese Metapher zynisch, hält aber den Mund, als sie zu zwei Putzkräften in einen Fahrstuhl steigen, die sich in einer anderen Sprache unterhalten, bei der es sich um Russisch oder Ukrainisch handeln könnte.

Nico und sie steigen im fünften Stock aus. Obwohl sie allein auf dem Korridor sind, senkt Alana die Stimme. »Hast du frühzeitig mit einer Antibiotikabehandlung angefangen?«

Nico verzieht das Gesicht. »In dem Moment, in dem ich sie gesehen habe! Noch bevor die Ergebnisse der Kulturen da waren. Breitspektrumantibiotikum, einschließlich Levofloxacin und Doxycyclin.«

»Trotzdem hängt sie noch am Beatmungsgerät?«

»Es gab eine kurze Verzögerung, solange die Arbeitshypothese noch Tuberkulose war«, gesteht er. »Und es ging ihr sehr schnell sehr schlecht. So etwas habe ich noch nie gesehen, Alana.«

»Wann war der letzte Pestfall in Italien?«

Nico bleibt stehen, und Alana tut es ihm gleich. »Vor sechs oder sieben Jahren. Zwei Missionare aus Madagaskar hatten sie nach Mailand eingeschleppt.«

»Und wie in aller Welt fängt sich eine Bauarbeiterin in Genua die Pest ein?«

»Vittoria war vor drei Wochen mit ihrer Familie in Afrika, in Addis Abeba, wo ihre jüngste Schwester mit ihrem äthiopischen Ehemann lebt. Es wurden in letzter Zeit Fälle in Ostafrika gemeldet.«

Alanas Gedanken überschlagen sich. »Das ist zu lange her. Die Inkubationszeit beim Pestbakterium beträgt normalerweise zwei bis sechs Tage. Da hätte sie vor Wochen krank werden müssen.«

»Es kann länger dauern. Und wie wäre es sonst zu erklären?«

Alana fallen einige Möglichkeiten ein, doch die behält sie für sich. »Nico, das ist nicht bloß die Beulenpest …«

»Natürlich nicht. Es ist in ihrer Lunge. Sie hat die Lungenpest.«

»Und wann gab es von der den letzten Fall in Italien?«

»Vor drei-, vierhundert Jahren? Wer weiß! Vielleicht seit dem Mittelalter nicht mehr.«

Für einen Moment verstummen sie, bis es aus einem Lautsprecher an der Decke knackt. Eine Stimme ruft dringlich dreimal hintereinander denselben Satz. Alana muss es nicht verstehen, um zu begreifen, was es bedeutet.

Nico dreht um und läuft los. Alana rennt ihm hinterher und huscht durch eine Glasschiebetür, bevor sie sich schließt. Drinnen steht auf einem Schild über einem Schreibtisch SALA DI RIANIMAZIONE, und Alana erkennt sofort, dass sie auf der Intensivstation sind.

Alarme schrillen....


Kalla, Daniel
Daniel Kalla ist ausgebildeter Notfallmediziner und arbeitet seit vielen Jahren im kanadischen Gesundheitswesen. Seine Erfahrungen als Mitglied in der Taskforce zur Bekämpfung der SARS-Epidemie brachten ihn 2003 auf die Idee für seinen ersten Thriller. Mittlerweile hat Daniel Kalla zehn Bücher geschrieben und ist internationaler Bestsellerautor. Er lebt mit seiner Familie in Vancouver.



Ihre Fragen, Wünsche oder Anmerkungen
Vorname*
Nachname*
Ihre E-Mail-Adresse*
Kundennr.
Ihre Nachricht*
Lediglich mit * gekennzeichnete Felder sind Pflichtfelder.
Wenn Sie die im Kontaktformular eingegebenen Daten durch Klick auf den nachfolgenden Button übersenden, erklären Sie sich damit einverstanden, dass wir Ihr Angaben für die Beantwortung Ihrer Anfrage verwenden. Selbstverständlich werden Ihre Daten vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Sie können der Verwendung Ihrer Daten jederzeit widersprechen. Das Datenhandling bei Sack Fachmedien erklären wir Ihnen in unserer Datenschutzerklärung.