E-Book, Deutsch, Band 1, 317 Seiten
Reihe: Second Chances
Keeland / Ward One More Chance
1. Auflage 2018
ISBN: 978-3-7363-0918-0
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 1, 317 Seiten
Reihe: Second Chances
ISBN: 978-3-7363-0918-0
Verlag: LYX.digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Eine einzige Minute kann ein ganzes Leben für immer verändern ...
Neue Stadt, neuer Job, neue Liebe - so lautet Aubreys Plan. Doch ein platter Reifen und ein kleiner Ziegenbock werfen alles durcheinander. Zum Glück macht der charmante Australier Chance nicht nur ihr Auto wieder flott, sondern überredet sie auch, die restliche Strecke nach Kalifornien gemeinsam zurückzulegen. Es folgen die glücklichsten Tage und aufregendsten Nächte, die Aubrey je erlebt hat, aber dann ist Chance auf einmal verschwunden ...
'Originell, absolut süchtig machend und mit einem Twist, der überrascht. Ganz sicher eines unserer Lieblingsbücher!' THE ROCK STARS OF ROMANCE
Auftaktband der erfolgreichen NEW-YORK-TIMES-Bestsellerreihe von SPIEGEL-Bestseller-Autorin Vi Keeland und Penelope Ward
Vi Keeland und Penelope Ward sind New-York-Times-, USA-Today- und Wall-Street-Journal-Bestseller-Autorinnen. Als waschechte New Yorkerin lebt Vi Keeland mit ihrer Familie noch immer dort und arbeitet als Anwältin. Penelope Ward ist in Boston mit fünf Brüdern aufgewachsen und arbeitete als Nachrichtensprecherin beim Fernsehen, bevor sie sich eine familienfreundlichere Karriere suchte. Sie liebt New-Adult-Romane, Kaffee und ihre Freunde und Familie. Sie ist stolze Mutter zweier Kinder und lebt in Rhode Island.
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2
»Willst du das weiter ignorieren und die Mailbox rangehen lassen?« Er warf einen missbilligenden Blick auf mein Handy, das in der Mittelkonsole summte. Das verdammte Ding hatte sich zuerst etwa jede halbe Stunde gemeldet, aber nun hatten sich die Abstände zwischen den Anrufen sogar auf zehn Minuten verkürzt.
»Japp.« Es hörte auf herumzutanzen, und ich gab keine weitere Erklärung. Ich dachte, er würde vielleicht aufgeben.
Das tat er natürlich nicht. Fünf Minuten später summte das Handy schon wieder, und ehe ich verstand, was los war, griff Chance danach.
»Harry ruft an.« Er hielt das Gerät zwischen Daumen und Zeigefinger und schwang es vor und zurück, bis ich es ihm wegnahm.
»Harrison heißt er. Und es geht dich nichts an.«
»Die Fahrt ist lang, Prinzessin. Du weißt, dass wir irgendwann darüber reden werden.«
»Werden wir nicht, das kannst du mir glauben.«
»Wir werden sehen.«
Es vergingen nur wenige Minuten und mein Handy meldete sich erneut. Bevor ich etwas tun konnte, hatte Chance es schon wieder in der Hand. Diesmal hielt er es sich allerdings ans Ohr.
»Hallo.«
Ich war so geschockt, dass ich einen Schlenker machte und beinahe von der Straße abgekommen wäre. Ich brachte keinen Ton heraus.
»Harry. Wie läuft’s, Kumpel?«
Was ich als Anflug eines australischen Akzents wahrgenommen hatte, war auf einmal ziemlich ausgeprägt. Harrisons Stimme kam aus dem Handy, aber verstehen konnte ich ihn nicht. Ich sah Chance in sein arrogantes Gesicht. Er zuckte nur mit den Schultern, lächelte selbstgefällig und lehnte sich gemütlich in seinem Sitz zurück. In diesem Augenblick beschloss ich, dass unsere gemeinsame Reise beendet war. Gleich an der nächsten Ausfahrt konnte er seinen Hintern aus meinem Auto schwingen. Sollte er das perfekte runde Muskelpaket doch zu Fuß durch dieses gottverlassene Nebraska tragen!
»Ja, klar, sie ist hier. Aber wir sind gerade ziemlich beschäftigt.«
Die nächste Frage war klar und deutlich zu verstehen. Chance hielt das Handy von sich weg, als Harrison brüllte: »Wer zum Teufel ist da?«
»Ich bin Chance. Chance Bateman. Einige meiner Freunde nennen mich Cocky«, sagte er in einem Tonfall, der – wie ich mir vorstellte – Harrisons Halsschlagader gehörig anschwellen ließ.
»Geben. Sie. Aubrey. Das. Verdammte. Telefon!« Jedes einzelne abgehackte Wort war ein kurzer Zornausbruch. Plötzlich war ich nicht mehr sauer auf Chance, weil er ans Telefon gegangen war. Ich war vielmehr wütend, weil Harrison die Unverfrorenheit besaß, sich über etwas aufzuregen, das ich tat.
»Geht nicht, Harry. Sie … kann grad nicht.«
Prompt folgte eine ganze Salve von Kraftausdrücken aus dem Handy.
»Hör mir mal zu, Harry. Ich sag dir das jetzt von Mann zu Mann, weil du ein guter Kerl zu sein scheinst. Aubrey hat deine Anrufe aus Höflichkeit nicht angenommen. Die Wahrheit ist, dass sie nicht mit dir reden will.«
Meine Wut wuchs schon wieder. Inzwischen wusste ich nicht, über wen ich mich mehr ärgerte. Obwohl … AH-BREE. Zwar hätte ich Chance am liebsten erwürgt, aber gleichzeitig wünschte ich, er würde meinen Namen noch einmal sagen. Was zum Teufel war mit mir los? Ich verpasste Harrisons Antwort, weil ich im Geist hundertmal meinen mit australischem Akzent gesprochenen Namen wiederholte. Wie dieser freche Mistkerl ihn aussprach, bescherte mir ein Kribbeln in der Magengegend. Und ich hatte sogar einen kleinen Aussetzer, als ich mir ausmalte, wie er ihn mir mit rauer Stimme ins Ohr stöhnte. AH-BREE.
Ich blinzelte und kehrte jählings in die Realität zurück, als Chance einen übertriebenen Seufzer ausstieß. »Alles klar, Harry. Aber du musst jetzt damit aufhören. Wir machen eine schöne lange Reise, und dieses ständige Handy-Gesumme bringt unser Mädchen so langsam auf die Palme. Also sei ein guter Kumpel und halt dich mal eine Weile zurück, ja?«
Unser Mädchen. Die besagte Halsschlagader musste kurz vor dem Platzen sein.
Chance wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern beendete das Gespräch.
Mindestens fünf Minuten lang sagte keiner von uns etwas. Er rechnete wohl mit einem gewaltigen Donnerwetter.
»Willst du mich nicht fertigmachen, weil ich mit Harry geredet habe?«
Ich umklammerte das Steuer so fest, dass meine Handknöchel weiß hervortraten. »Ich verarbeite.«
»Du verarbeitest?« Er klang amüsiert.
»Ja, genau.«
»Was zum Teufel soll das bedeuten?«
»Es bedeutet, dass ich nicht das Erste sagen möchte, was mir in den Sinn kommt. Im Gegensatz zu gewissen anderen Leuten denke ich darüber nach, was ich empfinde, und bringe es angemessen zum Ausdruck.«
»Du kontrollierst dich.«
»Mache ich nicht!«
»Doch, genau das machst du. Wenn du sauer bist, dann sag es! Schrei, wenn es sein muss. Aber meckre lieber einmal ordentlich und lass es raus, statt ständig so rumzuzicken.«
Weil die Straße ziemlich leer war, stieg ich kurzerhand auf die Bremse und fuhr an den Rand. Ich überquerte drei Fahrspuren und blieb ruckartig stehen. Es war dunkel; das einzige Licht kam aus meinen Scheinwerfern und von gelegentlich vorbeifahrenden Autos. Ich stieg aus, ging auf die Beifahrerseite und wartete mit den Händen in den Hüften darauf, dass er auch aus dem Wagen stieg.
»Du hast vielleicht Nerven! An der Raststätte hab ich dir den Arsch gerettet, und dann steigst du in mein Auto, isst mir das halbe Essen weg, wechselst den Radiosender, und zur Krönung des Ganzen gehst du auch noch an mein Telefon!«
Er verschränkte die Arme vor der Brust. »Du hast mir nicht den Arsch gerettet, ich habe ein Nugget gegessen, dein Musikgeschmack ist grottenschlecht und Harry mit dem Stock im Arsch hat dich genervt.«
Ich starrte ihn wütend an.
Er starrte genauso wütend zurück.
Oh. Mein. Gott. Das Licht eines vorbeifahrenden Wagens fiel auf sein Gesicht, und da war sie: Nummer dreizehn. Seine Augen hatten exakt die Farbe Nummer dreizehn. Früher hatte ich das Papier des Wachsmalstifts »Kadettenblau« in der Crayola 46er-Packung immer schon abziehen müssen, bevor bei den anderen Stiften überhaupt die Spitze abgenutzt gewesen war. Ich liebte diese Farbe so sehr, dass ich sie nicht nur für den Himmel verwendete. Als Kind hatte ich ein ganzes Jahr lang alle Gesichter in meinen Malbüchern in diesem faszinierenden Blaugrau eingefärbt. In natura hatte ich diesen Farbton noch nie gesehen, als Augenfarbe schon gar nicht.
Ich war halb weg. Und dann gab er mir den Rest.
»Aubrey«, sagte er und trat auf mich zu.
AH-BREE.
Zur Hölle mit ihm! Ich sagte kein Wort. Ich war beschäftigt … mit Verarbeiten.
»Ich wollte helfen. Harry hat das gebraucht. Ich weiß zwar nicht, in welchem Verhältnis ihr zueinander steht, aber wer immer er auch ist, er hat dir offensichtlich wehgetan. Und du bist es leid, dir seine Entschuldigungen anzuhören. Er erzählt eh nur Mist, und das weißt du. Lass ihn eine Weile schmoren und darüber grübeln, dass du eine Reise mit einem anderen Mann machst. Frauen wie du werden von Männern umschwärmt, das sollte er wissen. Daran sollte man ihn nicht erinnern müssen.«
Frauen wie ich?
Ich versuchte so zu tun, als wäre ich noch sauer, obwohl ich es eigentlich schon gar nicht mehr war. »Na gut, aber lass gefälligst die Finger von meinem Telefon!«
»Zu Befehl, Prinzessin!«
Ich nickte. Ich brauchte das Gefühl, einen Sieg errungen zu haben. Ich konnte meine Wut doch nicht einfach ziehen lassen, nur weil er eine sexy Stimme und Augen in der Farbe Nummer dreizehn hatte!
»Wie wär’s, wenn ich eine Weile fahre?«
Ich konnte im Dunkeln sowieso nicht gut sehen, und meine Augen wurden allmählich müde. »Okay.«
Er öffnete die Beifahrertür, ließ mich einsteigen und lief auf die andere Seite. Bevor er sich ans Steuer setzte, bückte er sich und hob etwas von der Straße auf, das er in seine Tasche auf der Rückbank steckte. Dann stellte er den Fahrersitz ein.
»Was hast du da aufgehoben?«
»Nichts«, bügelte er meine Frage ab. »Wer fährt, darf die Musik aussuchen.«
Und schon brausten wir los.
»Als ich gefahren bin, hast du den Sender alle fünf Minuten gewechselt!«
Er zuckte lächelnd mit den Schultern. »Das ist eine neue Regel.«
Auf dem Beifahrerplatz zu sitzen gab mir die Möglichkeit, ihn genauer zu studieren. Gott, er hatte wirklich hübsche Grübchen! Und auch der Bartschatten an seinem Kinn gefiel mir. Sehr. Wie es aussah, würde ich ihn noch ziemlich lange fahren lassen.
Nach drei Stunden beschlossen wir, Pause zu machen. Es war kurz vor Mitternacht. Wir hatten es so weit geschafft, wie ich geplant hatte, obwohl wir wegen des neuen Reifens Zeit verloren hatten.
Die Frau am Empfang des Hotels war in ein Handyspiel vertieft und sah kaum auf, als wir hereinkamen.
»Wir hätten gern ein Zimmer für heute Nacht«, sagte Chance.
»Äh … zwei Zimmer, bitte«, korrigierte ich.
»Was? Ich wollte eins mit zwei Betten nehmen.«
»Ich teile mir kein Zimmer mit dir!«
»Wie du willst.« Er zuckte mit den Schultern und wandte sich wieder der Frau zu. »Sie hat Angst, dass sie die Hände nicht von mir lassen kann, wenn wir uns ein Zimmer teilen.« Er...




