Keller | Über Glück | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

Keller Über Glück

Glaube fest daran und es wird zu dir kommen
1. Auflage 2023
ISBN: 978-3-7453-1888-3
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

Glaube fest daran und es wird zu dir kommen

E-Book, Deutsch, 192 Seiten

ISBN: 978-3-7453-1888-3
Verlag: riva
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Glück ist ein schillernder und unsteter Gefährte. Und manchmal muss man genau hinsehen, um es zu erkennen. Der Schauspieler und Sänger Mark Keller kennt sich bestens aus mit dem Glück, das bekanntermaßen oft mit seinem missratenen Bruder, dem Unglück, einhergeht. In seinem berührenden Buch erzählt er vom Glück, ein Glückskind zu sein - obwohl seine Mutter früh starb und seine Kindheit mitunter von Mangel geprägt war. Er berichtet vom größten Glück der Vaterschaft und vom unfassbaren Glück, zur rechten Zeit am rechten Ort zu sein, und davon, wie eine Nebenrolle wie die des Dr. Kahnweiler in »Der Bergdoktor« zum puren Glücksfall werden kann. Die Geschichten seines Lebens zeigen: Das Glück steckt oft in den kleinen Dingen.

Mark Keller, 1965 in Überlingen geboren, ist Schauspieler und Sänger. Bekannt wurde er durch seine Rolle des Kommissar André Fuchs in der Kultserie »Alarm für Cobra 11 Die Autobahnpolizei«. Keller spielte in unzähligen Fernsehserien, TV- und Kinofilmen. Seit 2008 verkörpert er Dr. Kahnweiler in der Erfolgsserie »Der Bergdoktor«. Keller hat zwei Söhne und lebt in Köln und am Bodensee.
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Kapitel 1:
Meine Heimat. Überlingen am Bodensee – mein Herz, meine Seele, meine Wurzeln, mein Glück


Heimat ist die Beziehung zwischen einem Menschen und einem ganz besonderen Ort: meistens der, an dem man geboren wird, wo man aufwächst und als junger Mensch seine Identität, seine Mentalität und Weltauffassung entwickelt. Meine Heimat ist Überlingen am Bodensee. Hier bin ich geboren, aufgewachsen, von hier aus bin ich in die Welt hinausgegangen und trotzdem immer dageblieben.

Alles begann, als meine Oma, die in Leipzig geboren wurde und in Köln lebte, in den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs nach unzähligen schweren Luftangriffen auf die Domstadt mit ihren fünf Kindern zu Fuß nach Überlingen flüchtete. Opa war zu dem Zeitpunkt als Soldat an der Front. Meine Großeltern haben sich vor dem Krieg in Köln kennengelernt und beide für eine reiche Familie gearbeitet. Mein Opa stammte gebürtig aus Langenargen, was etwa 40 Kilometer östlich von Überlingen am Bodensee liegt. Als meine Oma und die Kinder nach zwei Monaten Wanderschaft Überlingen erreichten, wurden sie von der Gemeinde freundlich aufgenommen. Man teilte ihnen übergangsweise einen Wohnraum im örtlichen Gefängnis zu. Nach Kriegsende, als alle Gefangenen die Haftanstalt schließlich verlassen hatten, bot die Gemeinde meinen Großeltern an, zur Miete dort weiter wohnen zu dürfen. In Überlingen bauten sie für sich und ihre Kinder ein neues Leben auf.

In der Turmgasse 7, dem ehemaligen Knast, begann für mich 1966 alles. Hier wuchs ich bei meinen Großeltern in einer bescheidenen Dreizimmerwohnung auf. Mein Vater Ante wohnte nur ein paar Häuser entfernt, in der Turmgasse 13, dem gleichen Haus, wo auch mein Onkel Günther und meine Tante Gertrud mit ihren Kindern Rainer, Gudrun und Gabi lebten.

Mit meinem Cousin Mirko und meinen Cousinen Sabine und Sandra, den Kindern von Tante Schatzi, war ich sehr eng befreundet und auch oft zusammen, obwohl sie eine Viertelstunde von Überlingen entfernt in Daisendorf wohnten. Sie haben öfter bei uns übernachtet, und wir Kinder haben dann alle zusammen, zu viert, zu fünft, in meinem Zimmer geschlafen.

Etwa eineinhalb Kilometer den Berg hinauf lebten mein Onkel Manfred und meine Tante Bärbel mit meinen vier Cousins und Cousinen Angela, Charlie, Mario und Manuela in einem Reihenhaus. Sie waren Anfang der 1970er-Jahre in die Gegend gezogen. Manfred war Omas einziger Sohn und durch seine Verletzung, die er in jungen Jahren bei einem Autounfall mit Mamas erstem Mann Rainer erlitten hatte, zeit seines Lebens gesundheitlich sehr eingeschränkt und dadurch ein wenig Omas Sorgenkind. Als ich noch recht jung war, bin ich mit meiner Oma mehrmals pro Woche die eineinhalb Kilometer zum Schättlisberg hochgelaufen und habe dort mit meinen vier und fünf Jahre älteren Cousins Charlie und Mario mitkicken dürfen, wenn die mit ihren gleichaltrigen Freunden Fußball gespielt haben.

Manchmal, wenn ich heute dort vorbeifahre, erinnere ich mich für einen kurzen Moment an diese schöne und unbeschwerte Zeit. Heute lebt von dem Teil der Familie keiner mehr dort. Onkel Manfred ist schon vor langer Zeit gestorben, auch meine Cousine Angela und mein Cousin Charlie sind leider nicht mehr am Leben.

Als kleines Kind bin ich fast jede Woche mit meiner Oma im Zug an die andere, die österreichische Seite des Bodensees nach Bregenz gefahren. Eine ihrer Töchter, meine Tante Inge, hatte dort einen Musiker geheiratet und zwei Töchter bekommen: meine Cousinen Christine und Petra. Wir haben dort dann immer das ganze Wochenende verbracht und sind erst sonntags mit dem Zug wieder zurückgefahren. Tante Inge war die letzte der drei Schwestern meiner Mutter, die noch lebte. Inzwischen ist aber auch sie verstorben.

Meine ganze Kindheit war davon geprägt, das Glück zu haben, an einem wunderschönen Ort aufwachsen zu dürfen, eingebettet in eine lebhafte Familie aus Oma und Opa, Tanten und Onkels, Cousins und Cousinen und natürlich meinem Vater. Nachdem meine Mutter acht Monate nach meiner Geburt gestorben war und mein Vater leider offiziell nicht für mich sorgen durfte, da meine Eltern nicht verheiratet waren, erwirkte meine Oma das Sorgerecht, und ich wuchs bei meinen Großeltern auf. Meine Oma arbeitete teilweise in drei verschiedenen Jobs, um etwas zusätzliches Geld in die Familienkasse zu spülen. Sie machte halbtags den Haushalt für eine reiche Überlinger Unternehmerfamilie, davor putzte sie am frühen Morgen schon in der Gaststätte ihrer Tochter Gertrud, dem »Torkelstüble«, und nachmittags machte sie noch in einer Konditorei sauber. Mein Opa, der zeit seines Lebens Lokomotivführer war, war bereits in Rente, half bei einem Bootsverleih aus, und wenn er Zeit und Lust hatte, ging er seiner Leidenschaft, dem Angeln, nach. Dafür musste er aber schon um vier Uhr früh aufstehen und auf den See hinausfahren. Das war und ist nicht meine Zeit und damit wahrscheinlich auch der Grund, warum mich Angeln nie wirklich fasziniert hat. Am 22. Mai 1965, gerade einmal 17 Tage nach meiner Geburt, hatte mein damals noch berufstätiger Opa eine sehr prominente Fuhre und landete eine Meldung in der Presse: »Lokomotivführer Karl Keller aus Überlingen hatte die große Ehre, die britische Königin Queen Elizabeth bei ihrem Deutschlandbesuch mit dem Sonderzug am Bodensee nach Salem zu chauffieren.« Prinz Philip, der Ehemann der Queen, hatte zwei Jahre im Internat Schloss Salem verbracht. Außerdem ist das Haus Baden dem britischen Königshaus auf mehreren Ebenen sehr verbunden.

***

In der Turmstraße 7, dem alten Gefängnis, in dem ich bei meinen Großeltern aufgewachsen bin, hat heute die Narrenzunft Überlingen ihren Sitz. In Überlingen feiert man die schwäbisch-alemannische Fasnet. Wer das noch nie erlebt hat und kein Fasnet-, Faschings- oder Karnevalfan ist, kann wahrscheinlich nicht nachvollziehen, was in der fünften Jahreszeit in Überlingen abgeht. Es ist anders als der Karneval in Köln, aber der Ausnahmezustand ist ähnlich. Ab dem sogenannten »Schmotzingen Donnerstag« brechen alle Dämme, und die Narren übernehmen in der Stadt das Zepter. Am Samstag findet dann der berühmte »Hänselejuck« statt. Dabei handelt es sich um einen Nachtumzug, bei dem ausschließlich die Überlinger Hänsele sowie verschiedene Musikkapellen teilnehmen. Am Rosenmontag abends schließt sich der »Hemdglonker-Umzug« an. Die Teilnehmer tragen Nachthemden und machen mit Rätschen, Trommeln und allem anderen Lärmgerät Megaradau.

Für uns als Kinder war das jedes Jahr ein ganz spezielles Highlight. Die Hauptfigur der Überlinger Fasnet ist das »Hänsele«. Das Kostüm, korrekt ausgedrückt »das Häs«, besteht aus einer Kappe mit einem Rotfuchsschwanz und einem Anzug aus Leinen. Darauf sind Filzplättchen in den Farben Schwarz, Rot, Grün, Gelb und Blau angebracht. Der Hänsele trägt weiße Handschuhe, ein weißes Schweißtuch, schwarze Strümpfe, schwarze Schuhe und eine Karbatsche. So viel zur Tradition und zum Kostüm. Für uns Kinder war das Interessanteste allerdings die Karbatsche, eine Art Peitsche aus geflochtenem Leinen und einem kurzen Holzstiel. Mit der »schnellt« man, schwingt also in einer Körperdrehung die Karbatsche über dem Kopf in eine bestimmte Richtung. Das am äußeren Ende eingeflochtene Stoffbändchen durchbricht hierbei jedes Mal die Schallmauer und knallt mit dem typischen Peitschenknall. Ich konnte das »Schnellen« schon mit fünf Jahren. Wenn du das das erste Mal hinbekommst, fühlst du dich wie ein König. Fasnet war für uns als Kinder ein Riesenspaß und für die Erwachsenen natürlich auch. Ein Hänselekostüm hatte ich allerdings als Kind zunächst nicht. Es war einfach viel zu teuer, kostete damals um die 1000 D-Mark. Keine Chance, das konnten wir uns absolut nicht leisten. Ich habe später ein gebrauchtes von meinen Cousins geschenkt bekommen. Das konnte ich für zwei Jahre auftragen, bis es mir selbst zu klein wurde. Das war aber egal. Fasnet war Spaß, ausgelassene Stimmung, sich verkleiden und in eine andere Rolle schlüpfen. Und genau das habe ich ja bekanntermaßen später für mich in meinem Beruf weitergeführt.

Die besten Jahreszeiten am See sind natürlich Frühling und Sommer. Grüne Wiesen und blühende Obstbäume vor einem glitzernden See und noch verschneiten Berggipfeln sehen aus wie ein kitschige Fototapete. In der Realität ist es allerdings unbeschreiblich cool, wenn der See erwacht. Die Schifffahrtsbetriebe nehmen ab April ihre Ausflugsfahrten wieder auf, und das für mich beschauliche Städtchen Überlingen, das aktuell gerade einmal um die 24 700 Einwohner hat, wird wie jedes Jahr unzählige nationale und internationale Besucher begrüßen dürfen.

Für uns als Kids bedeutete der Beginn der warmen Saison: Ab an den See! In den Sommerferien waren wir nirgends anders. Da gibt es so viele lustige...


Mark Keller, 1965 in Überlingen geboren, ist Schauspieler und Sänger. Bekannt wurde er durch seine Rolle des Kommissar André Fuchs in der Kultserie »Alarm für Cobra 11 Die Autobahnpolizei«. Keller spielte in unzähligen Fernsehserien, TV- und Kinofilmen. Seit 2008 verkörpert er Dr. Kahnweiler in der Erfolgsserie »Der Bergdoktor«. Keller hat zwei Söhne und lebt in Köln und am Bodensee.



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