Kent Risiko!
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95576-078-6
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Weiber After Work
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
ISBN: 978-3-95576-078-6
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Der Hauptpreis geht an Sydney und Ray, die kurzerhand beschließen, den Rest der Clique mit auf Kreuzfahrt zu nehmen. Das erotische Spiel geht weiter, und als die Truppe vor einem Traumstrand kentert, sieht Ray seine Chance gekommen: In der abgeschiedenen Lagune will er die kühle Schönheit Sydney - Spitzname Eisprinzessin - zum Schmelzen bringen ...
Mit ihren prickelnden Liebesgeschichten und den spannenden Thrillern schrieb sich Alison Kent auf Anhieb in die Herzen der Leser. Ihre Romane wurden mehrfach ausgezeichnet - unter anderem mit dem Romantic Times Award für das beste Romandebüt. Zusammen mit ihren drei Kindern, einem Hund und ihrem ganz persönlichen Helden lebt Alison in Houston, Texas.
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2. KAPITEL
“Du machst Witze.” Lauren stellte die Füße auf die Stuhlkante und umschlang ihre Knie wie ein Kind, das sich zu schützen versucht. “Absolut nicht, Sweetheart. Mir ist es vollkommen ernst”, entgegnete Poe und öffnete den Whiskey. In ihren Mandelaugen blitzte es gefährlich, während sie einen nach dem anderen musterte. Seit Poes Bemerkung über die sexuell aufgeladene Atmosphäre wie eine Bombe eingeschlagen hatte, wartete Sydney auf den nächsten Hammer. Poe hatte sie vorhin auf der Veranda gewarnt, allerdings war diese Warnung recht vage ausgefallen. Sie hatte sich jede Menge Spielraum gelassen. Daher wunderte sich Sydney kaum noch, als Poe mit einem Grinsen verkündete: “Wahrheit oder Risiko.” Die erste Reaktion der anderen war Schweigen, trotzdem wusste Sydney, dass sie über kurz oder lang mitmachen würden. Also beschloss sie, den ersten Schritt zu machen. Sie wollte Spaß haben, und damit konnte sie ebenso gut gleich anfangen. Sie griff ein Glas, nahm all ihren Mut zusammen und sagte: “Ich bin dabei.” Lauren starrte sie entgeistert an. “Das glaube ich nicht.” “Solltest du aber”, meinte Sydney, füllte ein paar Eiswürfel und Whiskey in ihr Glas und blickte in die Runde. “Ich habe schließlich Urlaub, und ich habe mir wirklich ein bisschen Spaß verdient.” “Was hat denn ‘Wahrheit oder Risiko’ mit Spaß zu tun?”, fragte Lauren entsetzt. “Jede Menge, wenn die Mitspieler und die Atmosphäre stimmen. Nicht zu vergessen die richtige Menge Alkohol”, klärte Sydney sie auf, zuckte mit den Achseln und trank einen Schluck. Während der Whiskey durch ihre Kehle rann, sah sie zu Ray. Lag es an dem Drink oder an der Art, wie er sie beobachtete, dass ihr plötzlich heiß wurde? “Darauf trinke ich”, sagte Poe und hob ihr Glas. Mittlerweile hatten alle den ersten Schrecken verwunden und lachten – mit Ausnahme von Lauren. Sie musterte einen nach dem anderen, wobei ihr Blick besonders lange bei Anton verharrte. Sydney sah ihn ebenfalls an und fragte sich, was wohl gerade in ihm vorgehen mochte. Anton war absolut undurchschaubar. Sie hätte nicht sagen können, ob er in diesem Augenblick wütend, interessiert oder schlicht gleichgültig war. Lauren hingegen schien durchaus zu erahnen, was er dachte. Und diese Ahnung allein genügte ihr, eine Entscheidung zu fällen. Sie nahm sich ein Glas, ein paar Eiswürfel und schüttete sich einen doppelten Whiskey ein. Dann trank sie einen Riesenschluck, schüttelte sich kurz und sagte: “Okay. Ich mach mit.” “Wenn das so ist”, meinte Doug und klatschte in die Hände. “Ich habe nichts dagegen, eine kleine Party zu veranstalten.” Daraufhin griff Anton sich ein Glas, schenkte sich einen Schluck Whiskey ein und spülte ihn in einem Zug hinunter. “Meinetwegen. Aber ich bin nur dabei, wenn es um Sex geht.” “Kein Problem”, sagte Poe und zwinkerte Sydney zu. Sydney hoffte inständig, dass Poe nicht zu weit gehen würde und das Spiel nach hinten losging. Aber an sich fand sie die Spielidee gut, weil sich damit die Atmosphäre entkrampfen ließ. Natürlich dachte sie dabei in erster Linie an Ray. Wenn sie ihn erfolgreich verführen wollte, musste sie zunächst alle Hindernisse ausschalten, wie etwa Hemmungen oder falsche Zurückhaltung. Andererseits verriet ein einziger Blick in seine Augen, dass kaum Hindernisse zu befürchten waren. “Tja, Poe, dann verrat uns doch mal, ob es bei dem Spiel irgendwelche festen Regeln gibt oder wir uns die Fragen selbst ausdenken dürfen”, begann Jess. Er langte nach zwei Gläsern, füllte beide mit Eis und Bourbon und reichte eines an Kinsey weiter. “Ihr müsst nicht denken, dass meine Fantasie ärmlicher ist als die irgendeines anderen Mannes, aber …” “Aber wie alle Männer brauchst du eine genaue Ansage, damit du nicht in die Verlegenheit kommst nachzufragen, nicht?”, vervollständigte Kinsey seinen Satz und prostete den anderen Frauen zu. Die Männer am Tisch schmollten und murrten. Sydney war sich allerdings sicher, dass die Revanche der männlichen Fraktion nicht lang auf sich warten lassen würde. Sie kannte jedenfalls keinen Mann, der sich freiwillig aus einem Wortgefecht zurückzog – schon gar nicht, wenn der Gegner eine Frau war. “Hey, war ja nur ‘ne Frage”, konterte Jess und hob die Hände. “Ich verstehe nicht, warum ich darauf keine klare Antwort bekommen kann, nur weil der Spielleiter zufällig eine Frau ist.” Alle vier Männer johlten begeistert, und Poe tat, was jede halbwegs selbstbewusste Frau angesichts einer solch geballten Ladung Chauvinismus tat. Sie lehnte sich über den Tisch und lockte Jess näher zu sich, wie die Hexe im Märchen, die Hänsel anlockt. Dann strich sie ihm mit dem Zeigefinger über die Unterlippe und schnurrte: “Warum hörst du nicht auf zu reden und lässt deine Taten für dich sprechen?” Jess runzelte die Stirn. “Ich verstehe nicht.” “Nun, offenbar denkst du, ich wüsste nicht, was ich tue. Dann solltest vielleicht besser du erklären, wie dieses Spiel gespielt werden muss.” Sie lehnte sich in ihrem Stuhl zurück. “Im Gegensatz zu euch Jungs macht es uns nämlich nicht das Geringste aus, wenn ihr uns sagt, was wir machen sollen.” “Poe hat recht. Mit einem Mann als Spielleiter fühlen wir uns gleich viel sicherer”, bestätigte Kinsey grinsend, streckte die Beine zur Seite und legte ihre Füße in Jess’ Schoß. “Ich weiß gar nicht, was wir ohne euch anfangen würden.” Jess tat, als bemerkte er ihr Augenklimpern nicht. Sydney lächelte in sich hinein, erleichtert, dass sich die Atmosphäre langsam entspannte. Vielleicht würde der Abend doch noch lustig werden. Poes Direktheit war wohl genau richtig und erwies sich als weit wirkungsvoller als eine Krisendiskussion. Selbst Lauren grinste. Jess rieb sich die Hände und strich dann von Kinseys Füßen hinauf zu ihren Knien. Seine braunen Augen blitzten verwegen, als er befand: “Na, das gefällt mir schon viel besser. Sich betrinken, über Sex reden, einen fähigen Spielleiter haben und eine Frau auf dem Schoß. Besser kann’s kaum noch werden, oder?” Seine Begeisterung brachte ihm einen Klaps auf den Hinterkopf von Kinsey ein. “Du hast was vergessen, Obermacho. Meine Rache wird fürchterlich sein.” Jess tippte sich mit dem Finger ans Kinn. “Das will ich sehen. Los, zeig mir wie böse du zuschlagen kannst.” Kinsey holte mit der Faust aus, aber Anton, der neben ihr saß, hielt ihr Handgelenk fest. Daraufhin griff Sydney ein und löste seine Finger von Kinseys Arm. Als er sich protestierend zu ihr umdrehte, streckte sie ihm die Zunge raus. Am anderen Ende des Tisches klopfte Lauren mit ihrem leeren Glas auf den Tisch, bevor sie sich einen zweiten Drink einschenkte. “Das reicht jetzt, Leute. Lasst Jess endlich die Regeln erklären.” “Ganz meine Meinung”, pflichtete Doug ihr bei, der sich ebenfalls neu einschenkte, allerdings mehr Wasser als Whiskey nahm. “Wenn ich heute noch zu meinem Glück kommen will, sollten wir langsam mal mit dem Spiel anfangen.” Poe blickte ihn erstaunt an. “Hattest du nicht vorhin gesagt, heute müsste jeder die Sache allein in die Hand nehmen?” Ray lachte leise und langte nach seinem Glas. Er setzte es an die Lippen und sah über den Rand hinweg zu Sydney. Seine Augen leuchteten heute Abend besonders grün, und sein Blick war eine unmissverständliche Aufforderung zum Tanz. Sydney erschauerte und griff instinktiv nach ihrem Glas. Sie hatte ihn genau da, wo sie ihn haben wollte. Das Knistern zwischen ihnen beiden ließ sich nicht mehr leugnen. Zufrieden und angenehm prickelnd erregt, trank sie einen Schluck. Er ließ sie keine Sekunde aus den Augen, und als er sein Glas zurück auf den Tisch gestellt hatte, atmete er ganz langsam durch den Mund aus und schloss die Augen. Sydney wurde heiß, und sie wandte den Blick von ihm ab. Einerseits konnte sie kaum erwarten, mit ihm allein zu sein. Aber andererseits wollte sie sich Zeit lassen und die Verführung in vollen Zügen genießen, bevor sie schließlich die Früchte erntete. Sie sah zu Jess, der inzwischen aufgestanden war. Er stützte beide Hände auf die Tischplatte und musterte jeden Einzelnen am Tisch. “Das Spiel geht folgendermaßen: Ich wähle den ersten Kandidaten, der sich eine Person des anderen Geschlechts aussuchen und ihm oder ihr eine Frage stellen darf. Der Befragte entscheidet dann, ob er wahrheitsgetreu antwortet oder lieber die Pflicht erfüllt.” “Die Pflicht kann sich der Fragende aussuchen?”, fragte Lauren. Jess nickte. Anton sackte in seinem Stuhl zusammen und verzog angewidert das Gesicht. Sydney war klar, dass diese Grimasse sich unmöglich auf den Bourbon beziehen konnte, da die Hausbar von Coconut Caye nur die erlesensten Getränke bot. “Was, wenn ein anderer als der Fragende weiß, dass die befragte Person lügt?”, fragte Anton. Sydney hielt die Luft an, da sie damit rechnete, dass Lauren ihm jeden Moment ins Gesicht springen würde. Doch stattdessen blieb sie ruhig sitzen und starrte in ihren Drink. Dabei wirkte sie unendlich verletzt, was ihrer Freundin beinahe das Herz brach. Warum mussten Beziehungen bloß so verdammt kompliziert sein? Jess war im ersten Augenblick sprachlos. Dann grinste er verschmitzt. In Momenten wie diesen war er ganz der ungezogene, abenteuerlustige Junge, der nur Unfug im Kopf hatte. “Tja, dann darf die betreffende Person den Lügner auffliegen lassen, und der muss dann die Pflicht erfüllen.” ...