Kent Shake it, Baby
1. Auflage 2012
ISBN: 978-3-95576-075-5
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Weiber on the Rocks
E-Book, Deutsch, 192 Seiten
ISBN: 978-3-95576-075-5
Verlag: MIRA Taschenbuch
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Chloes Freundin Melanie ist sauer: Jacob hat von ihr auf einer Party ein echtes Zickenvideo gemacht. Doch Melanies Rache ist süß: Sie schickt ihm ein Video, auf dem sie einen heißen Striptease vorführt - shake it, Baby - und bevor die letzte Hülle fällt, wird der Bildschirm schwarz. Aber Jacobs freche Antwort auf ihre erotische Provokation lässt nicht lange auf sich warten ...
Mit ihren prickelnden Liebesgeschichten und den spannenden Thrillern schrieb sich Alison Kent auf Anhieb in die Herzen der Leser. Ihre Romane wurden mehrfach ausgezeichnet - unter anderem mit dem Romantic Times Award für das beste Romandebüt. Zusammen mit ihren drei Kindern, einem Hund und ihrem ganz persönlichen Helden lebt Alison in Houston, Texas.
Autoren/Hrsg.
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1. KAPITEL Ein höllischer Lärm brandete Chloe entgegen, als sie “Haydon’s Halbzeit” betrat. Sie zuckte zusammen. Woran lag es bloß, dass sich ganz normale Männer unweigerlich in Tiere verwandelten, sobald es um Sport ging? Von allen Seiten hörte man ein Brüllen und Schnauben, als befände man sich mitten im Dschungel. Der Radau hallte von den Wänden der Bar wider, und Chloe wünschte sich sehnlichst ein Paar Ohrenstöpsel. Außerdem hätte sie mit Vergnügen zwei Flaschen des teuersten Luxusschaumbads gegen eine Dose Raumspray eingetauscht! Sie fächelte eine Wolke Zigarrenrauch beiseite und kniff, vom grellen Neonlicht geblendet, die Augen zusammen, während sie nach den Schultern Ausschau hielt, die eines Tarzans würdig gewesen wären. Wenn du nicht da bist, Eric Haydon, bring ich dich um! Der Kerl hatte vielleicht Nerven! Ignorierte ihre Anrufe und zwang sie, zu einer absolut lächerlichen Maßnahme zu greifen. Und das an diesem herrlich sonnigen Samstagnachmittag! Heute fand zwar – wie schon die Aufschrift auf der Markise am Parkplatz verkündete – das Saisoneröffnungsspiel der Houston Astros statt, und Haydon’s Halbzeit war die angesagteste Sportbar in ganz Houston. Aber wen kümmerte das schon? Chloe hatte Besseres zu tun, als wild gewordenen Fans auszuweichen. Sie konnte sich schönere Orte vorstellen als diesen, wo leere Erdnussschalen, durchweichte Bierdeckel und Weiß-der-Geier-was an den Sohlen ihrer nagelneuen Schuhe festklebten. Dreistes Volk! Rüpel! Flegel! Was war los mit diesen Leuten? Nur weil die Gäste durch ihre begeisterte Mundpropaganda Haydon’s Halbzeit bekannt gemacht hatten, besaßen sie noch lange nicht das Recht, sich zu benehmen, als wären sie im Urwald aufgewachsen. Mannschaftssport, pfui Teufel! Chloe schnaubte verächtlich und schüttelte sich angewidert. Allein der Gedanke an das Gerangel auf dem Spielfeld! Die albernen Hosen, die kindischen Spitznamen und die blödsinnigen, grellbunten Fitnessgetränke! Eine krasse Verschwendung von Energie, ganz zu schweigen von den Dollars, die der Spaß kostete. Männer! Also, ehrlich! Manchmal benehmen sie sich wie die Kinder, dachte Chloe. In diesem Augenblick übertönte das schrille Lachen einer Frau das Getöse, und Chloe musste ihren ersten Eindruck korrigieren. Die Kneipe wurde anscheinend doch von Männlein und Weiblein aufgesucht. Die Frauen hier waren allerdings nicht viel mehr als eine Art Dekoration. Die meisten wichen nicht von der Seite ihres Begleiters und feuerten mit geheuchelter Begeisterung seine Lieblingsmannschaft an. Dann gab es noch die Sorte, die sich tatsächlich aus Spaß an der Freude dem Sport verschrieben hatte. Tja. Sollten sie doch. Wenn es ihnen Spaß machte. Mit einem Schulterzucken wandte Chloe sich ab. Frauen waren eigentlich gar nicht der Grund für ihre tief sitzende Abneigung gegen Sportfanatiker. Die hatte sie eindeutig Männern zu verdanken. Allen voran den Männern ihrer Familie. Schließlich war es ihr Vater gewesen, der die kleine Chloe – ausstaffiert mit Petticoat und Lackschuhen – dazu verdonnert hatte, ihre Wochenenden auf den harten Stadionsitzen zu verbringen. Um ihren Brüdern beim Spielen zuzuschauen. Denn Daddys kleines Mädchen durfte selbstverständlich nicht den Rasen betreten. Eben weil sie ein Mädchen war. Männer! Wenn sie mit Frauen zusammen war, spürte Chloe nie diese innere Leere, die sie in der Gegenwart ihrer hoffnungslos unsensiblen männlichen Artgenossen immer überkam. Männer, so wusste sie, sahen Frauen am liebsten auf einem Podest oder lasziv im Bett. Liebe, Romantik und all der andere Unsinn waren doch nur Augenwischerei. Bierseliges Lallen unterbrach ihre Überlegungen. “Aber hallo, ssschöne Frau, Bierchen gefällig?” Chloe seufzte und musterte den Kerl. Ein Ex-Athlet, dessen Muskeln schwammig geworden waren und der sich Beifall heischend nach seinen drei feixenden Kumpanen am Nebentisch umsah. “Besser nicht”, entgegnete sie. “Wie? Kein Bier? Möchtest du lieber die schärfste Nacht deines Lebens mit mir verbringen?” Auch das noch! “Kein Interesse!” “Zier dich nicht so, Schätzchen.” Die Augen des Kerls wanderten lüstern über ihr nagelneues Footballtrikot. “Glaub mir, Baby, wenn ich dich nur ein Mal nackt sehen könnte, würde ich als glücklicher Mann sterben.” “Tja, Süßer”, Chloe bohrte ihren Zeigefinger in den Bierbauch ihres Verehrers, “wenn ich dich nackt sähe, würde ich vermutlich auch tot umfallen. Vor Lachen! Danke, aber es bleibt beim Nein.” Sie kümmerte sich nicht weiter um das Gejohle der Männer, sondern trat die Flucht an auf der Suche nach einem Platz, wo sie mehr Luft zum Atmen hatte. Chloe durchquerte das Lokal und zog sich in die Nähe des Eingangs zurück, während sie unentwegt nach Eric Ausschau hielt. Von diesem günstigen Standort aus ließ sie den Blick durch den Raum schweifen. Es lag doch auf der Hand: Die Welt von heute brauchte einen zweiten Cary Grant. Einen echten Romantiker. Chloe hatte ihre Mutter nie kennengelernt, weil die noch vor ihrem ersten Geburtstag gestorben war. Aber sie hatte Moms Lieblingsfilme geradezu verschlungen. Wie sehr beneidete sie Ingrid Bergmann um Carys glühende Blicke in “Indiskret”. Und was hätte sie nicht alles dafür gegeben, an Stelle von Grace Kelly “Über den Dächern von Nizza” drehen zu dürfen! Oft fragte sich Chloe, ob ihre Mutter genauso von der wahren Liebe geträumt hatte wie sie. Ob sie sich ebenfalls gewünscht hatte, alles darüber zu erfahren. War das vielleicht der Grund für Moms Liebe zu den romantischen Filmklassikern, oder war sie einfach ein Kinofan gewesen, der sich über eine gut erzählte Story freute? Chloe wünschte, sie könnte sie fragen. Und zuhören. Und endlich die Wahrheit über das Verhältnis ihrer Eltern zueinander ergründen. Chloes Vater hielt das Andenken an seine Frau in höchsten Ehren. Er stellte sie als leuchtendes Beispiel hin, dem Chloe gefälligst nachzueifern hatte. Vielleicht sollte Chloe versuchen dahinterzukommen, was genau die Ehe ihrer Eltern zu dieser filmreifen, paradiesischen Lebensgemeinschaft gemacht hatte, von der ihr Vater schwärmte. Dann könnte sie sich womöglich von dem Zwang befreien, einen Helden finden zu müssen, der in ihren eigenen Film passte. Einen Mann, der einer Frau das Gefühl vermittelte, dass sie die Einzige in seinem Leben war. Einen Mann, der sie davon überzeugte, dass er, wenn er sie nicht gleich jetzt in diesem Augenblick besitzen durfte, aufhören würde zu atmen. Einen Mann, der ihre Besessenheit für heißen, tabulosen Sex teilte. Mit Sex kannte Chloe sich aus. Sex war einfach. Sex bedeutete Macht. Es war dieses unbedeutende kleine Detail namens Liebe, was ihr Kopfzerbrechen bereitete, weil sie nicht sicher war, ob sie es überhaupt erkennen würde. “Na, du Zuckerpuppe, hast du auch einen Namen?” Chloes neueste Eroberung, ein vierschrötiger Muskelprotz, ging fast auf Tuchfühlung und glubschte aus glasigen Froschaugen unverwandt auf ihren Busen. “Eiskönigin”, antwortete sie frostig. Der Frosch lachte und rückte noch näher. “Was machst du denn so, wenn du nicht gerade die Unnahbare spielst?” “Ich verkleide mich als Frau.” Noch ehe der Typ darauf etwas erwidern konnte, schlängelte Chloe sich an ihm vorbei und begab sich hastig auf die Suche nach einem ruhigeren Plätzchen. Männer! Nieten, Langweiler! Ihr Geduldsfaden war inzwischen zum Zerreißen gespannt. Was verlangte sie denn Großartiges? Sie wollte doch nur einen Mann, der sie verstand, total und ganz und gar. Oder war Chloes Bild von einer Beziehung durch ihre – und Moms – Kinofantasien womöglich verzerrt? Sollte es tatsächlich unmöglich sein, einen Menschen so gut zu kennen, dass man einen Satz beenden konnte, den der andere begonnen hatte? Denn nichts weniger erwartete Chloe: vollkommenen Einklang, absoluten Zusammenhalt und – Sex. Vor der Tür mit der Aufschrift “Jocks” blieb Chloe stehen, blickte sich um und trat dann durch die Tür, die mit “Jills” überschrieben war. Der Raum war klein, aber pieksauber, wie sie zufrieden feststellte, und, wie könnte es anders sein, einer Umkleidekabine nachempfunden. Chloe nickte der braun gebrannten, kurzhaarigen Frau zu, die an einem der Becken stand und sich die Hände wusch, und stellte sich vor das Waschbecken daneben. Was hatte sie in diesem Laden eigentlich verloren? Was versprach sie sich davon? Da draußen wartete mit Sicherheit kein tollkühner Prinz auf sie, der ohne viele Fragen für ihre Ehre eintreten und den Drachen vernichten würde. Was dachte sie sich eigentlich dabei, Hilfe bei einem Mann zu suchen, wo sie doch fünf Freundinnen hatte? Frauen, die sie verstanden und an die sie sich bei Tag und bei Nacht wenden konnte, wenn sie Trost, eine Berufsberatung oder Schokolade brauchte. Männer! Wer hatte die schon nötig? “Hübsches Trikot”, schreckte eine überraschend tiefe Stimme sie aus ihren Gedanken auf. Chloe fuhr herum. Die Frau am Nachbarbecken schien mehr als nur das neue Logo der Houston Texans zu bewundern. Waren sie schon so tief gesunken, dass eine Frau nicht einmal mehr auf der Damentoilette in Ruhe gelassen wurde? Chloe stammelte ein Dankeschön und ging zurück in die Bar. Der plötzlich aufbrausende Applaus und das überschwängliche, von urwaldartigem Getrommel begleitete Gejohle machten noch einmal deutlich, weswegen sie gekommen war. Sie fühlte sich in ihrem Entschluss bestärkt. Eric war nicht unbedingt der strahlende Prinz, der ausziehen würde, um sie zu retten. Aber hinter seinem...