Kirsch | Regenkatze | E-Book | www.sack.de
E-Book

E-Book, Deutsch, 144 Seiten

Kirsch Regenkatze


1. Auflage 2009
ISBN: 978-3-641-01889-4
Verlag: DVA
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark

E-Book, Deutsch, 144 Seiten

ISBN: 978-3-641-01889-4
Verlag: DVA
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark



Nachrichten vom Weltrand – Neues von Sarah Kirsch

Neue Tagebuchprosa von Sarah Kirsch – poetische Notate aus den Jahren 2003 und 2004. Es handelt sich um Miniaturen aus dem Alltag, die Naturbeobachtungen und Reflexionen über sich und die Welt verbinden. Und immer wieder hinterlässt die Katze Emily ihre Spuren.

Die große Lyrikerin Sarah Kirsch ist auch als Autorin kurzer Prosastücke eine Meisterin ihres Fachs. Ihr neues Werk mit Kurzprosa aus den Jahren 2003 und 2004 entfaltet seinen besonderen Reiz darin, wie hier Alltägliches und Poetisches, Persönliches und Politisches zusammengeführt werden. Ihre Miniaturen leben vom schnellen Wechsel von Tonlage und Thema, sie sind mal kontemplativ, mal komisch, mal bitterböse – doch stets von einer Genauigkeit der Wahrnehmung gekennzeichnet, die Leser und Kritiker an dieser Autorin so fasziniert.
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Autoren/Hrsg.


Weitere Infos & Material


1;1. Septembrius 2003, Montauk;6
2;1. Octopus 2003, Mittwoch;35
3;2. Novembrius 2003, Sonntag;61
4;1. Decembrius 2003, Montag;80
5;2. Jaguar 2004, Freitag;106
6;1. Zebra 2004, Sonntag;134


5. Decembrius 2003, (S. 80-81)

Frei Es kommen härtere Tage sagt die Frau Bachmann. Hochdruckwetter mit niederen Temperaturen. Das hat sie wohl gemeint und sich einen Wintermantel gekauft in der Ewigen Stadt. Und for die härteren Tage habe ich mir gestern im Englischen Laden in Rendsburg »Lily of the Valley« gekauft, Maiglöckchenduft pur. Als ich Rendsburg wieder verließ, da bauten sie gerade ihren mickrigen Weihnachtsmarkt auf.

Sehr hässliche Karussells in grauenerregende Farben. Und noch mehr Bratwurstbuden als da eh immer rumstehen. Die Katze redet im Schlaf. Django ist pünktlich zum Spielen gekommen. Hat nicht verpennt. Heute ist mir meine erste Schulfreundin Ellinor eingefallen. Und dass es für uns als erstrebenswert galt, so listig wie ein Fuchs zu sein. Das muss in der ersten oder zweiten Klasse gewesen sein. Ich weiß alles ganz deutlich. Bloß nicht, wie wir uns das dachten. Ellinor war ein kacknaives geradliniges Kind. Sie lebte bei ihren Großeltern, die auf dem Breiten Weg ein seriöses Hutgeschäft führten.

An ihre Mutter erinnerte ein zurückgelassener Tennisschläger. In der zweiten Klasse führten wir »Goldtöchterchen« auf, eine gängige Lesebuchgeschichte wie schon erörtert. Bis zum Großangriff auf Halftown hab ich Ellinor öfters in der Wohnung ihrer Großeltern besucht. Erb hießen die. Dann war alles kurz und klein und Ellinor verließ die Stadt mit ihren alten Großeltern. Die sie Großpapa und Großmama nannte, was ich immer sehr hübsch fand. Nach vielen Jahren als ich schon hier im Norden angespült war, da hörte ich von ihr, da hatte sie mehrere Kinder und war so naiv wie immer.

6. Decembrius 2003,

Samstag Der Salzburger aber war in Munich beim Verlach und hat sein nächstes Buch »Die Schule der Wolken« unter Dach und Fach gebracht. Bekommt schon gleich Fahnen und im Frühjahr ist alles vorhanden. Kann er nicht meckern. Höchstens, dass sie ihm keinen hohen Vorschuss geben wollen. Aber es geht um die Schriften, kaum um den Steller. Der muss sich durchhaun und keene Klamotten kaufen.

Mein Schreibzimmer ist wie ein Buchenwald mit großen Maiglöckchenfl ächen. Im Huy hat es das in der Kindheit gegeben. Erst Leberblümchen in großer Zahl, dann Maiglöckchen und Waldmeister zuhauf. Seidelbast und Buschwindröschen ganz früh im Jahr. Alles kalkliebende Pfl anzen, die es hier kaum gibt. Dafür Wollgras und Schwanenblumen, Kuckuckslichtnelken und hellblaue Moorfrösche, die hat Lisa gottlob noch mit perfekten Augen gesehen.

Hellblaue Frösche! nämlich haben sie sehr erfreut. Hat sie oft von gesprochen. War auf einem Osterspaziergang ins Birkwildmoor mit Maurizius, dem Compositeur und Robert. In Russland stehen Parlamentswahlen an. Herr Putin hat alles gut arrangiert. Eine Wahlfälschung wird man bei ihm nicht aufdecken können. »Einigkeit Russlands« strebt eine Zweidrittelmehrheit an.


Kirsch, Sarah
Sarah Kirsch (1935-2013), geboren in Limlingerode am Harz, studierte Biologie und Literatur und lebte bis zu ihrer Ausbürgerung 1977 im Osten Berlins, siedelte dann in den Westen der Stadt über. 1981 zog sie in den Norden Deutschlands, wo sie bis zu ihrem Tod als freie Schriftstellerin und Malerin in Tielenhemme, Schleswig-Holstein, lebte. Für ihr dichterisches Werk wurde sie mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, u. a. mit dem Georg-Büchner-Preis, dem Jean-Paul-Preis sowie dem Johann-Heinrich-Voß-Preis.



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