Kneifel | Mythor 116: Die Todespfeiler | E-Book | www.sack.de
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E-Book, Deutsch, Band 116, 64 Seiten

Reihe: Mythor

Kneifel Mythor 116: Die Todespfeiler


1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-9868-6
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection

E-Book, Deutsch, Band 116, 64 Seiten

Reihe: Mythor

ISBN: 978-3-8453-9868-6
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection



Mythor, der Sohn des Kometen, begann seinen Kampf gegen die Mächte des Dunkels und des Bösen in Gorgan, der nördlichen Hälfte der Welt. Dann, nach einer relativ kurzen Zeit des Wirkens, in der er dennoch Großes vollbrachte, wurde der junge Held nach Vanga verschlagen, der von den Frauen beherrschten Südhälfte der Lichtwelt. Und obwohl in Vanga ein Mann nichts gilt, verstand Mythor es nichtsdestoweniger, sich bei den Amazonen Achtung zu verschaffen und den Hexenstern zu erreichen, wo er endlich mit seiner geliebten Fronja zusammenkam. Gegenwärtig befinden sich der Sohn des Kometen und seine Gefährten, zu denen inzwischen auch Fronja, die ehemalige Erste Frau von Vanga, zählt, inmitten der Schattenzone. Mythor hat mit seiner Schar Carlumen betreten, die fliegende Stadt des legendären Caeryll. Dieses einstige Gefährt des Lichts ist jedoch zum Spielball dunkler Kräfte geworden und hat eine Irrfahrt angetreten, die ausweglos erscheint. Inzwischen ist Luxon, der neue Shallad, dabei, die Räuber der Neuen Flamme von Logghard zu verfolgen. Durch Necron, seinen Augenpartner, erfährt er, was in der Nähe von Skyll und Exinn vor sich geht. Skyll und Exinn - das sind DIE TODESPFEILER ...

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1.


Seine Stiefel waren frisch eingeölt und geputzt. Aber selbst die sorgfältigste Pflege konnte die scharfen Ränder nicht beseitigen, die von Salz und Seewasser stammten und sich tief ins Leder eingegraben hatten. Die Stiefel stanken fast so sehr wie die toten Fische, die zwischen den Bordwänden der Schiffe schwammen. Seevögel und kleine Fische fraßen an den Kadavern.

»So ist es«, murmelte Casson im Selbstgespräch. »Die Großen verfaulen, die Kleinen fressen die Großen, und wenn die Kleinen groß genug sind, werden sie von den Großen gefressen.«

Logghards Hafen bot um diese Zeit ein seltsames, geradezu freundliches Bild.

Am Himmel zeigte sich keine einzige Wolke. Bis auf die Ahnung eines dunklen Streifens an Backbord spannte sich ein leuchtend blauer Himmel über das Land, die Küste und das Meer.

Casson fühlte, wie die Sonne auf seinen Nacken und seine Stirn brannte. Nachdenklich drehte er an der Steuerbordspitze seines geschwungenen, grauweiß melierten Schnurrbarts, dann kämmten seine Finger mit den abgestoßenen, schmutzigen Nägeln den Kinnbart.

»Shallad Luxon!«, brummte der Salamiter sarkastisch. »Beiße nicht mehr herunter, als was du kauen kannst! Dreihundert Schiffe! Dass ich nicht grinse. Und hundert Schiffe sind schon fort. Welch ein Unterfangen!«

Wenn jemand Casson zuhörte, war er bald der sicheren Überzeugung, dass der hochgewachsene Schiffer Streit suchte. Auf jeden Fall war er ein aufsässiger Charakter, der den Maßnahmen des jungen Shallad nichts anderes als lästernde Kritik entgegenbrachte. Aber die schweren goldenen Ringe an seinen talgverschmierten Fingern bewiesen, dass Casson über eine bestimmte Macht verfügte.

Jetzt sah er zu, wie die Befehle des Shallad ausgeführt wurden.

»Dreihundert Schiffe!«, wiederholte er und stand auf.

Er zählte schätzungsweise fünfunddreißig Lenze. In seinem rechten Ohr hing ein dicker Goldring, in den ein blutroter Stein gefasst war. Breite Schultern, harte Muskeln unter dem dicken Leinenhemd, breite Lederreifen mit dicken Kupfernieten daran, verrieten, dass er alles andere als ein Schwächling war.

In Logghard jedenfalls war er neu.

Seine unmittelbare Aufgabe würde es sein, sich überall Respekt zu verschaffen. Wenn er dies nicht in den ersten Tagen schaffte, würde er den Auftrag Luxons nicht richtig erfüllen können.

Er blieb breitbeinig hinter einer Gruppe von Schiffszimmerleuten stehen. Mit Tauen und Flaschenzügen waren zwei Dutzend großer Schiffe aus dem Wasser und ins Dock gezogen worden. Jetzt gingen Arbeiter daran, das Unterschiff vom Bewuchs zu befreien und zu überholen, die Planken abzudichten und mit warmem Erdpech zu verfugen. Die Zimmerleute standen da, tranken kaltes Wasser, aßen und scherzten. Das Erdpech im Kessel kochte.

»Mir scheint«, hörten sie plötzlich hinter sich eine knarrende Stimme, »dass euch der Shallad zu gut bezahlt hat?«

Die Zimmerleute drehten sich überrascht herum. Hinter dem Ruder trat ein grauhaariger, vollbärtiger Mann hervor. Er musterte sie mit seltsam durchdringenden Augen.

»Wer bist du, dass du so mit uns redest?«, wollte der Meister wissen.

»Ich bin derjenige, der dem Shallad berichtet. Ich weiß auf ein Goldstück genau, wie viel ihr für die Arbeiten bekommen habt. Ich bin der Salamiter, den man Casson nennt, du träger Bruder eines Schläfers.«

»Casson? Nie gehört.«

Die Arbeiter lachten rau und machten keinen Versuch, wieder nach ihren Werkzeugen zu greifen. Andere Arbeitsgruppen waren aufmerksam geworden und hörten auf, Holz zu sägen, Oberflächen zu glätten und Seile zu schlagen.

»Du wirst den Namen bald kennenlernen. Ich kann mich beim Meister deiner Gilde beschweren. Ich kann deinen Namen dem Shallad nennen. Oder noch etwas Besseres: Ich kann dich mitnehmen, wenn wir in See gehen.«

Jetzt hörten sie auf zu lachen. Zögernd standen die Männer auf und packten ihre Schälmesser, Äxte und Spatel.

»Dann bist du ...«

»Ja. Ich bin Casson. Man sagt mir nach, dass Männer, die ich nicht leiden kann, böse Zeiten auf meinen Schiffen erleben. Ich werde mit euch und dreihundert Schiffen lossegeln. Ein Ehrenplatz im untersten Ruderraum, dir ist er sicher!«

»Meister der Wellen«, versuchte sich der Handwerker herauszureden. »Die Sonne, sie sticht. Wir tranken nur und machten eine Pause.«

»Die Sonne, sie sticht auch dort drüben, und bei den Segelmachern, und bei denen, die Ruder schnitzen, überall. Geht an die Arbeit! Ihr wisst, dass wir eine Blockadelinie gegen die Zaketer gebildet haben.«

»Mit der Flotte aus hundert Schiffen!«

»Und in wenigen Tagen werde ich die zweite Flotte befehligen. Ich hasse es, Männer zur Arbeit prügeln zu müssen.«

Der Meister, dessen Gesellen und Helfer schweigend auseinandergingen und voller Verlegenheit zu arbeiten anfingen, hob beide Arme in einer übertriebenen Geste.

»Heute Nacht, Vater der Dünung, werden wir bei Feuerschein weiterarbeiten. Es ist gewiss so, dass uns der Shallad viel gezahlt hat.«

»Nicht nur euch. Merke es dir! Und sage es den anderen! Ich werde mich in alles einmischen, das mit der Flotte zusammenhängt. Alles! Das schwöre ich!«

»Niemand wird emsiger arbeiten als wir, Casson!«

»Und davon werde ich mich jeden Tag überzeugen.«

Er spuckte zielsicher in den Teerkessel und ging.

»Schlafmützen!«, knurrte Casson.

Der Shallad war in einer üblen Lage. Kaum hatte er sich krönen lassen, brachen mehr Probleme über ihn herein, als Hadamur je hatte – oder fast. Seit dem Raub der Neuen Flamme herrschte in Logghard eine Stimmung, gemischt aus Verzweiflung, Lähmung und Furcht. Die Menschen liefen mit bedrückten Gesichtern umher, obwohl die Wirtschaft aufblühte und die Ernten gut sein würden.

Boten und Kuriere hatten längst die bösen Nachrichten über das gesamte Shalladad ausgebreitet.

Man war ratlos, niemand konnte für diesen Raub verantwortlich gemacht werden. Es gab keinen Schuldigen, abgesehen von dem Zaketer Quaron, der sich nicht packen ließ. Zwar hatte Luxon sofort die hundert Schiffe zu den Hoffnungs-Inseln geschickt und eine noch größere Flotte zusammenrufen lassen. Luxon musste schnell handeln. Nur rasche Entschlossenheit konnte verhindern, dass die Stimmung in der Stadt und beim Volk und erst recht unter den einzelnen Landesherren umschlug. Panik und Rebellion und Anarchie würden die Folgen sein.

Und deshalb hatte Luxon nach Casson gerufen.

Langsam, alles bemerkend, ging Casson durch den gesamten, großen Hafen Logghards. Überall wurde tüchtig gearbeitet. Die Stimmung war aber nicht gut; es war, als ducke sich jeder unter einer schwarzen Wolke und erwarte einen Blitz.

Casson blieb am Rand der Mole stehen und starrte ins schwarze Hafenwasser. Fünfundzwanzig schlanke, voll ausgerüstete Schiffe, die vielen Riemen noch eingezogen, waren mit den Hecks an der gegenüberliegenden Kaimauer belegt. Ihre hochgeschwungenen Bugsteven hingen an dicken Tauen, die ihrerseits in der schweren Kette eingeschäkelt waren, die auf dem Grund des Hafenbeckens lag.

Casson kratzte sich über den Lederbändern der Unterarme.

Die Tätowierungen kitzelten ihn wieder – ein schlechtes Omen. Casson wusste, dass er noch viel zuwenig Freunde in der Stadt hatte. Er lief hinüber zur Schenke. Minnesang, sein Reitorhako, war an einem der Ringe angehalftert und begrüßte ihn mit knackenden Schnabellauten.

»Später, mein gefiederter Liebling«, sagte Casson rau und tätschelte den Hals des Tieres. Angeblich war Minnesang der Bruder von Kusswind.

Selbstbewusst trat er vor den Schanktisch, griff in die Gürteltasche und sagte zu dem feisten Wirt, der ihn erwartungsvoll anstarrte:

»Ich bin, beim toten Kraken, Casson, der Salamiter. Shallad Luxon hat mich zum Herrscher über die Flotte der dreihundert Schiffe gemacht. Gib mir ein dunkles, aber kaltes Bier.«

Er warf eine Scheidemünze auf die Holzplatte.

»Du bist also Casson!«, sagte der Wirt. »Früher wären Piraten hier nicht gern gesehen gewesen.«

»Piraten in der Strudelsee, noch dazu solche, die sich gegen Hadamurs Galeeren warfen und Proviant nach Logghard brachten, während die Ewige Stadt belagert wurde, beim stinkenden Fisch, sie waren stets willkommen.«

Er legte die Hand an den Dolchgriff.

»Oder soll ich mein Bier selbst einschenken, Fettsack?«

Es waren nur wenige Männer und ein paar Mägde in der Schenke. Jetzt, nach der Pause zu Mittag, arbeiteten die meisten.

»Nein. Schnell, ein Bier! Der Meister der Anker hat Durst, seht ihr es nicht?«, schnauzte der Wirt seine Mägde an. Dumpf klang der Humpen, als er vor Casson hingestellt wurde.

»Wer siedet dein Bier?«, wollte Casson nach dem ersten Schluck wissen.

»Draußen, im Süden der Stadt, tun sie's in die Fässer. Meister Azara heißt der Brauer.«

»Es ist nur, weil die Flotte auch das eine oder andere Fass brauchen wird.«

»Du willst es selbst von ihm kaufen, Casson? Nicht von mir?«

»Es ist billiger, wenn wir es direkt holen. Meine Ruderer werden es gern schleppen. Aber es ist gut gehalten, das Dunkle.«

»Und auch das helle Bier schmeckt, als hätten es die Magier gebraut.«

»Die Magier, fürchte ich«, sagte Casson, »haben ganz andere Sorgen als dein Bier magisch zu besprechen.«

»Beim Shallad! Sie haben wirklich andere Sorgen«, stimmte der Wirt zu und strich hastig die Münze vom Tisch.

*

Früher hatte die Sonne in das Gelass des Chronisten geschienen, und deswegen war seine Hautfarbe auch dunkler geworden. In Hadamurs Palast hatte er sich, damals, in jenem düsteren Loch, wie ein Wurm...



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