E-Book, Deutsch, Band 122, 64 Seiten
Reihe: Mythor
Kneifel Mythor 122: Der Hexer von Quin
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-9874-7
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 122, 64 Seiten
Reihe: Mythor
ISBN: 978-3-8453-9874-7
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
Mythor, der Sohn des Kometen, begann vor rund zweieinhalb Jahren seinen Kampf gegen die Mächte des Bösen in Gorgan. Dann wurde der junge Held nach Vanga verschlagen, der von den Frauen beherrschten Südhälfte der Lichtwelt. Und obwohl in Vanga ein Mann nichts gilt, verstand Mythor es nichtsdestoweniger, sich bei den Amazonen Achtung zu verschaffen und den Hexenstern zu erreichen, wo er endlich mit seiner geliebten Fronja zusammenkam. Gegenwärtig befinden sich der Sohn des Kometen und seine Gefährten, zu denen auch Fronja, die ehemalige Erste Frau von Vanga, zählt, inmitten der Schattenzone. Mythor hat mit seiner Schar Carlumen in Besitz genommen, die fliegende Stadt des legendären Caeryll. Während Mythor nun bemüht ist, gegen die Mummen Darkons, des Herrn der Finsternis, anzugehen und weitere DRAGOMAE-Kristalle in seinen Besitz zu bringen, wechseln wir den Schauplatz und blenden um zu Luxon und dessen Abenteuern. Der junge Shallad hat in der Maske des Salamiters Casson eine große Flotte zu den Hoffnungsinseln geführt. Luxon geht es darum, die Räuber der neuen Flamme von Logghard zu stellen. Doch auf seinem Weg wartet DER HEXER VON QUIN ...
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1.
Das schneidende Heulen des Sturmes kam aus Nordost.
Die Splitterfelsen holte schwer nach Backbord über. Ein Brecher rollte von Steuerbord heran, brach sich und schmetterte gegen die Bordwand. Tauwerk und Spanten ächzten; ein Hagel aus salzigem Wasser ging über das Schiff hinweg und prasselte in die straff geblähten Segel. Der Wind klagte in den Wanten und um die Masten. Fluchende Seeleute duckten sich hinter das salzverkrustete Schanzkleid. Das Focksegel knatterte in langen, triefenden Fetzen. Der lange Wimpel hatte sich in Fäden aufgelöst, die rote Sonne war nur noch ein verwaschener Fleck. Die Krieger aus Logghard, hohläugig, mit langen Bärten, abgemagert, die Seeleute, der Steuermann und der Kapitän – sie alle hatten schwere Entbehrungen hinter sich.
»Männer! Haltet durch!«, kämpfte die dunkle Stimme des Kapitäns Sharn gegen Sturm und Wellen an. »Bald hört dieser verdammte Sturm auf. Dort! Im Norden seht ihr schon den Himmel.«
Niemand antwortete. Die Männer wollten nur noch Ruhe, Schlaf und Wärme. Ihre Zähne waren locker und fielen aus. Geschwüre, vom Salzwasser zerfressen, brachen immer wieder auf. Die Tage und Nächte, die hinter den drei Schiffen der Vorhut lagen, waren furchtbar gewesen.
Mit tränenden, roten Augen blickten sie alle nach Westen.
Sie warteten darauf, dass sich aus dem wütenden Meer eine Insel erhob.
Auf einer riesigen Welle ritt die Stolz von Logghard. Rechts am knarrenden, zitternden Großbaum vorbei blickte der Steuermann auf das Segel und das Heck des ersten Schiffes. Noch hatten die Schiffe mit der roten Sonne in der Flagge Sichtkontakt miteinander. Im Westen lag nicht der Rand der bekannten Welt, dort ragten keine eisstarrenden Berggipfel hoch, dort war nur das aufgepeitschte Meer.
Weit hinter dem Schiff von Kapitän Ergyse tauchte die Doppelaxt hinter Wellenbergen auf und versank wieder. So ging es seit Anbruch des ersten Morgenlichts, so ging es seit Tagen. Etwa hundert Männer aus Logghard kämpften um ihr Leben.
Sie hatten es geschafft, die Schiffe bis hierher zu segeln. Irgendwo dort vorn lagen die Inseln, hinter ihnen gab es das Reich der Zaketer.
Die Hoffnungs-Inseln lagen weit im Osten, hinter dem Horizont.
An Backbord drohte Tag und Nacht die Düsterzone.
Ein dräuender, wogender Wall aus Nebel und grauen Schleiern, in den Sturmnächten durchzuckt von seltsamen Lichterscheinungen. An den Tagen, in denen die Sonne für wenige Augenblicke durch die dahinjagenden Wolken funkelte, bildete die Düsterzone mit ihrem verschwimmenden Rand eine langgezogene Wolke. Niemand konnte erkennen, wo der Horizont des Wassers aufhörte und die Nebel begannen. Ab und zu warfen die Seeleute furchtsame Blicke dorthin. In großem Abstand von der Düsterzone steuerten die Kapitäne die Schiffe nach Westen.
Jedes Schiff war auf sich allein gestellt.
Die Nahrungsmittel waren feucht und halb ungenießbar. Das Wasser in den Fässern und Schläuchen war brackig geworden. Die letzten Früchte, verfault und stinkend, flogen über Bord.
Der Sturm, halb von steuerbords achtern, trieb die Schiffe nach Westen. Sie sollten umkehren und das Gros der Flotte – fünfzig Schiffe und die Rhiad mit Casson, dem Vertrauten des Shallad – warnen oder von guten Erlebnissen verständigen.
Ab und zu kamen seltsame fliegende Wesen aus der Düsterzone. Man sah sie erst, wenn sie sich hoch über den Schiffen befanden und mit ihren riesigen Schwingen schlugen. Sie umkreisten die Mastspitzen der Schiffe und stießen gellende Schreie aus. Dann tauchten sie ins aufgewühlte Wasser und kamen wieder hervor, riesige Fische oder zappelnde Lebewesen in den Fängen, die niemand je gesehen hatte.
Wann hörte der Sturm auf? Wann tauchte endlich eine Insel aus dem endlosen Wasser? Jedermann sehnte sich nach einem Schluck kalten Quellwassers.
Die Seeleute, die an die Gefahren im Reich des Shallad Luxon dachten, an die verschwundene Neue Flamme und die Magier aus dem Zaketerreich, hofften auf Sonne, auf Wärme, auf ein Nachlassen des Windes und einen festen Bissen. Sie wussten, dass sie alle verloren waren, wenn der Sturm sie weiter nach Westen trieb.
Noch hielten die knarrenden, ächzenden Planken.
Der Tag verging für die Männer auf den drei Schiffen so wie die Tage davor. Heulender Sturm, prasselnde Wassertropfen, riesige Wellen, die sich am Heck und an den Flanken der schwankenden Schiffe brachen, ließen die Seeleute nicht zur Ruhe kommen. Die Steuermänner hielten die schweren Balken in verkrampften Händen, deren Fleisch aufgerissen und blutig war.
Mitten in der Nacht legte sich der Sturm.
Ein Himmel, der zu zwei Dritteln voller Sterne war, begann sich über der See zu spannen. Im schwachen Licht sahen die todmüden Männer, dass die Wellen länger wurden und in eine langgezogene Dünung übergingen. Fliegende Fische sprangen aus dem Wasser. Wenn sie auf Deck fielen, packten die Seeleute sie und zerrissen sie, schlangen und kauten gierig.
In den Wolken der Düsterzone breitete sich ein fahles, weißes Licht aus. Die Spitzen der Wellen fingen diesen Schimmer auf und vervielfachten ihn zu einer endlosen Fläche aus phosphoreszierendem Licht.
Dann sprang der Wind um. Er kam aus Süden.
Die Schiffe richteten sich auf, und die Wärme des Windes ließ die Decksplanken, das Tauwerk, die Segel und die Kleidung der Männer trocknen. Die letzten Brotfladen wurden heruntergewürgt. Die letzten Krüge Wein gingen reihum; die halbe Besatzung fiel in Schlaf.
Unbekannte Sterne und ein riesiger, weißer Mond, fast voll in seiner Rundung, halfen den Steuermännern, ungefähren Kurs zu halten.
In der Stunde zwischen Nacht und erstem Morgengrauen hallte ein langgezogener Ton über das Meer.
Kapitän Ergyse war sofort wach. Er wandte sich an den Steuermann, der halb über dem Ruder hing, und fragte mit geschwollener Zunge:
»Was war ... ah! Ich verstehe ... das Horn der Splitterfelsen!«
Das winzige Licht der Hecklaterne sahen sie nicht mehr. Irgendwo dort vorn segelte die Splitterfelsen.
»Was sagen die Signale?«
Beide Männer standen breitbeinig auf dem Heck, legten die Handflächen an die Ohren und versuchten, die Klänge und die Pausen richtig zu deuten.
»Sie haben eine Insel gesichtet!«, keuchte dann der Steuermann. »Kapitän! Das ist unsere Rettung.«
Ein anderes Signal: gegen Mittag.
»Lass die Männer schlafen. Ich wecke den Bläser Marth. Die Doppelaxt soll die Botschaft auch erfahren.«
Der Kapitän der Stolz von Logghard tappte hinunter in den Schiffsbauch. Moderiger Gestank schlug ihm entgegen. Mühsam entzündete er eine Lampe, suchte zwischen den schlafenden Männern und fand Marth. Er drückte ihm die geschwungene Signalmuschel in die Hand und schüttelte ihn, bis der bärtige, braunhäutige Seemann wach war.
»Eine Insel«, raunte der Kapitän. »Morgen werfen wir die Ankersteine. Blase die Nachricht zur Doppelaxt.«
Marth nickte stumm und kletterte den Niedergang hoch. Er warf im Heck einen langen Blick in die Runde und betrachtete ehrfurchtsvoll das ruhige Meer.
»Hier!«
Ergyse fasste in eine Dose, die er im Gürtel trug, und wischte mit dem Finger eine Salbe daraus hervor. Er berührte die Lippen des Bläsers und grinste kurz.
»Jetzt gib das Signal!«
Wie der Schrei eines verwundeten Tieres hallte der Ruf des Muschelhorns über das Wasser. Ergyse schüttete neues Öl in die Flamme der Hecklaterne, um der Doppelaxt den Weg zu zeigen. Das Schiff, unsichtbar im Osten, gab keine Antwort. War die Doppelaxt ein Opfer des Sturms geworden?
Nur wenige Seeleute blieben in dieser Nacht wach. Je deutlicher der graurote Streifen im Osten wurde, desto mehr stieg die Aufregung. Ein Schiffsjunge kletterte in den Masttopp. Er blickte schweigend nach West. Die erste Helligkeit kam und enthüllte einen wolkenlosen Himmel, an dem der volle Mond hing.
Ein Schrei und wirbelnde Armbewegungen rissen Ergyse aus einem unruhigen Schlaf.
»Land! Direkt voraus! Ich sehe das Segel der Splitterfelsen!«
Viele Männer erwachten und drängten sich im Bug zusammen. Im Licht der waagerechten Sonnenstrahlen sahen sie, wie den Buckel eines auftauchenden Meeresriesen, backbords neben dem dreieckigen Segel des ersten Schiffes die Insel.
»Noch sieben Stunden. Oder acht«, sagte Ergyse und schob den Steuermann mit der Schulter zur Seite. »Suche dir einen Platz und schlafe. Ich bringe das Schiff bis zum Ufer.«
Zwischen Morgen und Mittag sahen sie auch das Segel der Doppelaxt. Kapitän Er'Kan hatte den Abstand verringert. Die drei Kapitäne wussten, dass sie gerettet waren. Der Auftrag war in diesen Stunden unwichtig geworden. Es galt, das Leben der Männer zu retten und die Schiffe mit Proviant neu auszurüsten. Hoffentlich verbargen sich in den Wäldern der Insel keine Eingeborenen, mit denen man kämpfen musste!
Allein mit dem Meer und einem angenehm kräftigen Wind, konnte Kapitän Ergyse ungestört nachdenken.
Casson, der Salamiter, hatte dreihundert Schiffe bis zu den Hoffnungs-Inseln geführt, fast ohne Verluste. Vierhundert Schiffe lagen dort schließlich vor Anker. Casson, der Vertreter Luxons, gestattete sich und der Flotte nur einen kurzen Aufenthalt, ordnete die Umstände und versprach, einige Tage nach dem Start der drei Späherschiffe mit einer größeren Flotte nachzukommen. Varamis, der Magier aus Logghard, beruhigte Sharn, Er'Kan und Ergyse, sie würden nicht bis zum Ende der Welt und zu den unvorstellbaren Schrecklichkeiten segeln. Sie würden weit...




