E-Book, Deutsch, Band 138, 64 Seiten
Reihe: Mythor
Kneifel Mythor 138: Der Berg des Lichts
1. Auflage 2015
ISBN: 978-3-8453-9890-7
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
E-Book, Deutsch, Band 138, 64 Seiten
Reihe: Mythor
ISBN: 978-3-8453-9890-7
Verlag: Perry Rhodan digital
Format: EPUB
Kopierschutz: 0 - No protection
ALLUMEDDON ist nahe! Allerorten auf der Lichtwelt - selbst in ihren düsteren Bereichen - mehren sich die Zeichen, dass die Stunde der Entscheidungsschlacht zwischen den Mächten des Lichts und der Finsternis immer näher heranrückt. Und es scheint so, als ob der Zeitpunkt die Finstermächte begünstigen würde, da das Kommen des Lichtboten, der die Entscheidung zugunsten des Positiven herbeiführen könnte, noch nicht abzusehen ist. Somit bleibt es den auf der Welt weilenden Streitern für die Sache des Lichts allein überlassen, günstige Ausgangspositionen für ALLUMEDDON zu beziehen. Doch Mythor, der Sohn des Kometen, auf den sich die Hoffnungen vieler gründen, hat soeben erst seinen Zwangsschlaf im Todesstern beendet. Und Fronja, die Tochter des Kometen, hat ihren Geliebten verlassen und gerade die Rückreise nach Vanga angetreten, wo sie wieder in die Pflicht genommen werden soll. Auch Luxon, der junge Shallad, ist fern von seinem Herrschaftsbereich. Seine verlustreiche Suche nach der geraubten Flamme von Logghard hat ihn mit den letzten seiner Gefährten in das Zentrum des Inselreichs der Zaketer geführt. Dieses Zentrum ist DER BERG DES LICHTS ...
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1.
Sie waren noch unendlich weit vom HÖCHSTEN entfernt.
Jeder Schritt, den sie zurückgelegt hatten, zeigte ihnen die Schwierigkeit ihres Vorhabens. Jetzt fing es zu dunkeln an, die sinkende Sonne hüllte sich in faserige Wolkenschleier. Ihr letztes Licht fiel auf den riesigen Hang, der in den ewigen Wolken verschwand.
Vor den Fremden hing in hundert Schritten Entfernung ein riesiger, dunkler Felsblock. Er glänzte vor Nässe und Flechten, Moospolster und kleine Büsche wuchsen in den Spalten. Riesige große Höhlen, schwarz trotz der waagerechten Sonnenstrahlen, ausgefüllt von kreisförmig wachsenden Flechten, starrten als Augen hinunter auf die Wanderer. Eine scharfrückige Nase voller Kerben, von der rechts und links tiefe Rinnen in die Winkel des Rachens hinunterführten.
Überall zeigten sich Spuren einer seltsamen Vergangenheit.
Luxon blieb stehen, stützte sich schwer auf seinen Knüppel und atmete tief ein und aus. Ein stechender Geruch hing in der feuchten Luft. Langsam drehte er sich um. Sein Fuß schmerzte; unter dem Ballen hatte er eine blutige Blase.
Die Landschaft am Fuß des riesigen Berges verschwamm in den abendlichen Nebelschwaden. Sonnenlicht strahlte auch auf das weit entfernte Meer. Schwach zeichneten sich in der fruchtbaren Landschaft die Kanäle des Feuerlands ab, die ins Meer mündeten.
Wie viele Tage lagen seit den erschreckenden Stunden und heute, zwischen dem Untergang der Flotte von Logghard und dem beschwerlichen Aufstieg zum Berg des Lichts?
Luxon hatte das Zählen vergessen.
Wie viele Tage es auch immer waren – für Luxon, seine Krieger und Freunde, und für die Gefangenen spielte es keine entscheidende Rolle.
»ALLUMEDDON wird uns überraschen«, sagte er ohne viel Hoffnung. »Und wenn es hier an der Flanke des Berges ist.«
Seit das Floß von Onaconz aus sich der Strömung anvertraut hatte, seit die Ayadon mit Varamis und Hrobon auf Kreuzkurs gegangen war, schien ein Tag wie der andere zu sein. Floßvater Giryan brachte seine Ladung in der langsamen, aber zuverlässigen Strömung bis hinauf nach Atopequo, der letzten Insel, die man auch als die Spitze des Einhorns bezeichnete.
»Sollen wir hier lagern, Luxon?«, fragte Zarn und warf sein schweres Bündel zu Boden.
Luxon schüttelte den Kopf. Er warf einen Blick auf die große und rätselhafte Höhlung des Loches unter der Nase und über dem kantigen Kinn des Felsblocks. Der Eingang schien grundlos zu sein und direkt in den Bauch des Berges zu führen.
»Noch nicht. Wir holen Atem und rasten dort drüben. Dort gibt es, denke ich, mehr Schutz.«
»Kommst du nach?«
»Natürlich. Gebt auf Aiquos acht.«
Zarn stieß ein kurzes, heiseres Lachen aus. Er deutete auf Yzinda, die ihre Hand am Dolchgriff hatte.
»Das ist meine geringste Sorge, wenigstens jetzt«, knurrte er. Luxon nickte. Er wusste, dass sie seit dem Betreten des festen Landes unausgesetzt beobachtet wurden.
Bisher hatte er selber nur viermal flüchtig ein Gesicht gesehen; große, brennende Augen, die sofort wieder hinter Büschen, Felsen oder Mauerbruchstücken verschwanden, wenn er den Kopf drehte und versuchte, den Späher zu erkennen. Es lag für ihn eine gewisse grimmige Befriedigung darin. Die anderen waren halbwegs ohne Macht – noch.
Luxon und seine kleine Gruppe waren den »östlichen Weg« gegangen. Giryan hatte das Floß vom letzten Landepunkt aus in die Kanäle gesteuert, in den Hauptweg jenseits von Onta-Hokap. Ohne Schwierigkeiten hatte die Königin der Wellen und Strömungen den letzten Hafen erreicht.
Veta-Talum hieß dieser Hafen, der schon von der Silhouette des Berges überragt wurde.
Der Berg des Lichts. Sitz des HÖCHSTEN. Ein gleichmäßiger Kegel mit geschwungenen Hängen, die in erstaunlicher Unregelmäßigkeit sich hinunterzogen in die Ebenen von beängstigender Fruchtbarkeit.
Welche Botschaft hatte Necron jüngst übermittelt?
Das HÖCHSTE stirbt ...
Und jetzt waren sie allein und auf sich selbst gestellt. Diejenigen, von denen sie beobachtet wurden, halfen ihnen nicht. Aber sie griffen auch nicht an. Das Faustpfand, vier wichtige Geiseln, hielt sie davon ab. Die Gruppe, die Zarn anführte, kämpfte sich wie ein Zug Ameisen langsam, lautlos und hartnäckig aufwärts durch das unbekannte Land.
Wo war Necron?
Seit Tagen hatte es keinen Augenkontakt mehr gegeben. Irgendwo zwischen dem Fuß des mächtigen Berges und der riesigen, kranzförmigen Wolke musste er sein! Wo?
Luxon riss sich endgültig von dem Bild los, das sich ihm in der Lichtflut der untergehenden Sonne zeigte. Alles war von dunklem Rot übergossen und nahm ein merkwürdiges, bedrohliches Aussehen an. Luxon packte den Stecken fester und kletterte den anderen nach. Zarn hatte inzwischen die Baumgruppe erreicht und löste die Fesseln an Aiquos' Handgelenken.
»Hier ist eine Quelle!«, rief er.
Ein Pfeilschuss weit gähnte das offene Maul des riesigen Felsens. Luxon vermochte nicht zu sagen, ob diese Fratze natürlichen Ursprungs war oder von Menschenhand gestaltet; der Koloss aus triefender Schwärze wirkte auf ihn bedrohlich und von Magie erfüllt wie vieles in diesem Land. Luxon kletterte die letzten Schritte auf dem kaum erkennbaren Weg nach links, dann nach rechts, und schließlich stand er vor den erschöpften Mitgliedern der kleinen Gruppe.
Mit dem Fuß rollte Luxon einen ausgetrockneten Ast in die Richtung des Hexenmeisters.
»Wir werden ein Feuer machen!«, entschied er.
»Quaron wird uns finden, und dann nimmt er grausame Rache an dir!«, versprach Aiquos. Luxon nickte ruhig und sagte:
»In diesem Augenblick, Hexenmeister Aiquos, wird dein Leben enden. Lange genug kennst du mich. Wisse, dass ich nicht scherze.«
»Vielleicht gelingt es dir. Aber dann wird dich das HÖCHSTE vernichten.«
»Ein würdigerer Gegner als du«, wich Luxon aus. »Hilf uns beim Feuermachen. Sonst wird dein Hunger größer als der Berg des Lichts.«
Widerwillig machte sich Aiquos daran, den Kriegern zu helfen.
Sie alle waren von dem langen Marsch schwer gezeichnet. Das Barthaar spross, die Männer stanken nach kaltem Schweiß, die Kleidung war mürbe und zerschlissen. Sie hätten einen Arm hergegeben für ein warmes Essen, ein heißes Bad und neue Kleidung. Selbst das Leder der Stiefel und Sandalen löste sich langsam auf.
Dani, Zked und Uzo, die Duinen des Hexers, hatten ihr großes gelbes Tuch zerschnitten und wanderten für sich allein durch das Land. Es war unmöglich gewesen, sie zusammen gehen zu lassen – und es war Luxon recht, denn als Einheit waren sie wirkungsvoll und ein gehorsames Werkzeug des Aiquos. Allein spielten sie keine übergeordnete Rolle. Sie waren nichts anderes als hungrige, durstige und erschöpfte Wanderer in einer gefährlichen Umwelt.
Eine kleine Flamme züngelte hoch, verbrannte dürres Gras und kleine Zweige und leckte über die trockene Rinde der Holzstücke.
»Eird!«, sagte Luxon. »Geh hinüber zur Quelle und bringe Wasser. Wir werden wieder diesen Tee zubereiten, der unseren Hunger stillt, ohne uns zu nähren.«
Der Krieger aus Logghard nickte, packte die Wasserschläuche und ging im letzten Licht des Tages hinüber zur Quelle. Wieder blickte Luxon in die schwarzen Augen des mächtigen Kopfes, der aus einem grünen Hang hervorgebrochen war ... vor Urzeiten. Aus dem weit geöffneten Rachen kam eine dünne, gelbe Nebelwolke, die nach Schwefel roch. Schwarze Geschöpfe, unterarmlang, huschten leise pfeifend im Zickzack aus dem Gehege der weißen Steinzähne hervor und verloren sich zwischen den prallen Fruchtbäumen unterhalb des Hanges.
»Wie viel Monde lang müssen wir noch klettern, Dani?«, rief Zarn.
»Nicht mehr lange. Ein halber Mond, sage ich«, erwiderte die Duine mit dem schulterlangen roten Haar. Mit Zarns Dolch hatte sie einen Teil ihrer Haarflut abgeschnitten, als die Drillinge nach der langen Floßfahrt wieder festes Land betreten hatten und auf eigenen Füßen gehen mussten.
»Nicht mehr?«
Luxon fragte grimmig zurück:
»Reicht es dir noch immer nicht, Zarn?«
Jetzt, in der tiefen Abenddämmerung, nahm die riesige Wolke die Farbe von gelbgoldenen Leuchterscheinungen an. Seit der ersten Stunde, in der die Fremden den Berg des Lichts gesehen hatten, war die Wolke um die Spitze des geschwungenen Kegels nicht gewichen. In den Nächten erstrahlte die Wolke von innen in einem grellen, flackernden Licht, dessen Quelle nach wie vor unsichtbar blieb.
»Mir reicht's schon seit einem Mond!«, gab der Krieger zurück. »Und ich werde, wenn ich dieses Abenteuer lebend überstehe, einen Mond lang nichts anderes tun als saufen, nach den Weibern greifen und Braten in mich hineinfressen.«
Luxon packte Zarn an der Schulter und sagte halblaut, voller kalten Grimms:
»Was meinst du, was ich tun werde? Ich, der Herrscher über das Shalladad? Kannst du dir das vorstellen?«
Zarn schüttelte stumm den Kopf und murmelte:
»Ich verstehe dich. Welch ein Leben! Jeder Hund hat es besser!«
»Du sagst es. Nur noch wenige Zeit, und dann wissen wir, wohin die Kompassnadel unseres Lebens zeigt.«
Das Feuer brannte mit halbhohen, knisternden Flammen. Wasser floss in den kleinen, verrußten Kessel. Die drei Duinen sanken erschöpft ins hohe Gras und streckten ihre seltsamen Körper unter den Lumpen des gelben Gewandes. Aiquos hockte mit finsterem Gesichtsausdruck vor den Flammen. Luxon lehnte sich an den harztriefenden Stamm eines Baumes mit gelben Früchten und blickte zurück auf die Strecke Weges, die sie heute zurückgelegt hatten.
Er sehnte sich förmlich danach, einzuschlafen und zu vergessen, während Eird,...




