E-Book, Deutsch, Band 3, 416 Seiten
Reihe: Logik + Mystik
König Logik + Mystik Band 3
1. Auflage 2024
ISBN: 978-3-7597-0823-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
E-Book, Deutsch, Band 3, 416 Seiten
Reihe: Logik + Mystik
ISBN: 978-3-7597-0823-6
Verlag: BoD - Books on Demand
Format: EPUB
Kopierschutz: 6 - ePub Watermark
Logik + Mystik ist ein Werk der Philosophie in mehreren Bänden. Seit Jahrtausenden wird von den Philosophen ein einziger, grundlegender und absoluter Ursprung der Philosophie bestimmt: die Verwunderung. Doch was ist Verwunderung? Sie ist in einem Wort: selbst zu philosophieren. Niemand kann bloß "über" Philosophie sprechen, sich in ihr belehren lassen oder einen anderen im Philosophieren nachahmen. Man kann entweder nur verwundert selbst philosophieren oder aber hat mit Philosophie gar nichts zu tun. Logik + Mystik fordert daher seine LeserInnen zu genau diesem Philosophieren auf. Es handelt von der einzigen und absolut freien philosophischen Erkenntnishandlung des Menschen. Sich wahrhaft zu verwundern, ist kein unbestimmtes Gefühl, sondern höchster, freiester und geisterfülltester Erkenntnisakt. Diese vollkommenste Wissensform, nämlich immer nur: selbst zu philosophieren, ist das Thema der sog. Mystik. Doch schwebt die Mystik dabei nicht im luftleeren Raum. Es gibt keine rasche Abkürzung zu ihr und sie besteht auch nicht in einer sentimentalen esoterischen Privateinsicht. Sie wird allein durch ihr eigenes Sichbegreifen und damit ihre eigene Wissenschaft verfügbar gemacht. Diese Wissenschaft, d.h. der Weg zur und der Akt der Mystik, ist: die Logik. Logik und Mystik ergänzen einander zur Freiheit der Verwunderung. Die Bände von Logik + Mystik fordern in ihren Teilen zum Selbstphilosophieren, d.h. zum Sichverwundern, auf. Die einzelnen Teile der Bände, die sog. "Mirabilien" (Verwunderlichkeiten) sind (auch von einem Band zum anderen) sowohl untereinander verbunden, als auch jeweils in ihrer ganz eigenen Logik entwickelt und selbstgenügsam. Jede Mirabilie hat ihr genuines logisches Thema, doch führen sie alle in dieselbe Mystik der Verwunderung hinein. Natürlich bleibt auch so eine Zusammenfassung äußerlich und oberflächlich, wenn die LeserInnen nicht selbst mit den Mirabilien philosophieren und damit selbst an Logik + Mystik teilnehmen und mitarbeiten. Das Buch braucht, um Philosophie zu werden, dich. Verwundere dich also. Du bist willkommen.
Autoren/Hrsg.
Weitere Infos & Material
Petrichor: die Etymologia Mystica.
Vorweg eine Einräumung. Dass ein geschriebener Text ein Oben und Unten hat, seine Buchstaben und Leerstellen sich nacheinander aufreihen, wieder und wieder unterbrochen und fortgesetzt, oder dass ein jedes Schriftzeichen seine Linie, Windung, seinen Kreisel, seine Umkurvung und Eingrenzung einer hierdurch erst zutage tretenden Abwesenheit in den Zwischenräumen bildet, und dass obendrein der Text als ein Ganzes irgendwo und auch irgendwann ist, egal, wie er vernommen werde, egal also, ob gelesen, gehört, zusammengefasst, eingespeist, transformiert – all dies wirft zahllose Fragen auf. Wo ist denn ein Text, wenn er gelesen wird? Trägt ihn sein Medium? Ist er etwas im Kopf oder auf einer Zunge, in meinen Händen oder zwischen lauter Lichtpunkten, die ihn versammeln? Und wenn er Anfang und Ende mitsamt allem Dazwischenliegenden beinhaltet, was will das sagen? Stellt er sich beispielsweise, wie hier, als ein Geschriebenes hin, so könnte dieses Geschriebene nun andeuten: oben wurde mit einem Titel begonnen, weiter unten folgte dann mehr. Als Gehörtes oder sonst wie Eingeflochtenes kann er ebenso auf andere Weise einen Beginn, Durchgang und einen Schluss haben, und selbst, wenn er auf einmal sagen könnte, was er zu sagen versucht, bliebe ein solches Aufeinmal gegen eine Aufreihung abgemessen und eingeräumt. Nichts hindert daher, solch ein Geschriebenes, wenn es gelesen oder angeschaut wird, als ein Betrachtetes zu nehmen, es wie ein Gemälde zu vernehmen, ein Gemälde nämlich, voller Raum, das ein Oben und Unten, ein Links und Rechts hat, sich im Nacheinander seines Empfangenwerdens gestaltet und aufbaut, sich gleichsam einräumt, in den Raum hineinbaut, indem es sich Schicht auf Schicht, Welle auf Welle oder Sprung auf Sprung hergibt – umso mehr auch, wenn es ein Gehörtes ist und sich in ähnlichen und doch ganz anderen Weisen hineinflicht, jedes aus einem anderen hervorgehen lässt und wie gezeichnete Linien, Windungen und Schwünge, die man dann Buchstaben nennt und von denen man dem Sehen angewöhnt, ein Lesen zu sein, sich nun vielmehr als Geräusch, Ton, Klang und Stille wiederum einen Raum zu gestalten, der wie von einer Schale getragen und wie von Kapillaren und Rhizomen durchzogen ist. All dies, könnte man freilich sagen, hat mit demjenigen, wozu ein Text gedacht ist, nichts zu tun, ist er ja nicht dafür gedacht, als Gemälde, Liederwerk oder Einspeisung genommen zu werden, und doch: was bleibt denn übrig, wenn all dies, sein Oben und Unten, sein Nacheinander in Windungen, Schwüngen und Linien, sein Klang und Ton und dergleichen von ihm abgezogen sind? Was bleibt, in anderen Worten, wenn er plötzlich keinen Raum mehr haben soll, in dem er wurzelnd wachsen und sich aufschichten, den er vibrieren machen und durchdringen kann – und der, das ist der Punkt, durch diese Einräumung überhaupt erst sich selber verräumlicht. Nabokov etwa tut das mit ganzer Klarheit, wenn er seinen Text anheben lässt mit: the tip of the tongue taking a trip of three steps down the palate to tap, at three, on the teeth. Lo. Lee. Ta. Sein Schreiben vereint sich in einer Weise mit der eigenen Tat, dass sich nicht nur die Zunge des Lesers, besonders desjenigen, der es laut liest, in die ganze Erzählung einverwebt und dadurch selbst diejenige Zunge wird, von der hier geschrieben ist, sondern wirft auch hellstes Licht auf die Einräumung, die Verräumlichung, die diese Zunge vornimmt, indem sie in der angezeigten Weise spitzelt, stößt, gleitet und sich formt, den Raum sich um sich aufbäumen macht, indem sie ihn durchstößt, und dabei obendrein über das spricht, das sie da gerade tut, gipfelnd in den hierdurch erst eingeräumten drei Silben, um die es schließlich geht. Diese Worte am Beginn von Nabokovs Erzählung sind für sich bereits Orgasmus – und erzählen damit nicht zuletzt schon die ganze Geschichte, den ganzen dreischrittigen Niedergang auch, der sich in jenen drei Silben abdunkelnd andeutet. Was es exemplarisch heißen kann, einen Text als Gemälde zu begreifen, hat er kunstvoll ins Werk gegossen. Auch demjenigen, der es bloß hört, mag dies vorkommen – Saties ersten Gnossienne spürt zum Beispiel in so etwas hinein. Immerhin geht es den Zeilen Nabokovs nicht zuletzt um das Erzeugen von Klang. Mehr noch aber und hauptsächlich wird derjenige den Beginn seiner Erzählung an die rechte Stelle im Raume rücken, der sie selbst laut liest. Er wird mit seiner Zunge auf einen Schlag selbst zum Protagonisten werden und mit dem Raum alles das anstellen, was auch der Text mit ihm anstellt, wodurch sich, ganz etwa wie in Platons Dialogen oder Kierkegaards Schriften oder den Briefen des Paulus, wieder und wieder die Frage aufwirft: Wo ist denn das, was dies Geschriebene hier tut? Ist es im Kopf? In den Buchstaben? Auf deiner Zunge? Zu gewissen Zeitpunkten, soweit sie auch voneinander getrennt sein mögen? Ist es im Oben und Unten, Anfang und Ende und allen Zwischenmöglichkeiten eines Textes? Was tut denn ein Text, wenn er zunächst einräumt, wenn er wallen und quellen, einfassen und durchstoßen, schmiegen und tanzen macht? Und was ist er dann überhaupt? Aufbäumen. Nicht nur die Frage, ob sich gewisse Angelegenheiten nicht lieber von einem Berg heruntersingen, flüsternd in ein Ohr hineinschleichen oder als vorübergehender Atemzug aufgesogen und wieder ausgestoßen werden sollten, hat mit der oben oder zuvor genannten Einräumung zu tun. Darüber hinaus wirft sich mit der Durchflechtung des in ihrem Verlauf sich zerfasernden Raumes von diesen Wörtern die Darstellungsfrage auf, von der sich wunderbar phantasieren und fabulieren lässt. Was ist ihre Darstellung also? Würden wir etwa durchlesen und durchhören sagen, mag dabei der Ton eine ganz besondere Rolle spielen, indem so wie bei Nabokovs Spiel mit der Zungenspitze auch hier ein ganz anderes Gewebe geflochten wird, je nachdem, ob man den Ton im Durchlesen auf das Durch oder auf das Lesen legt. Den Raum der Buchstaben zu durchlesen ist etwas anderes, als ihn durchzulesen – und das wird dort umso klarer, wo er sich in diesen merkwürdigen Symbolen und Zeichen zugleich hört, anstatt sich bloß zu lesen. Wieder modelliert sich ein Raum und es scheint stets wunderlich anzumuten, dass er sich fasrig Platz für allerlei Kapillaren, Felder und Webereien aufzieht, wenn er räumt. Das Wort Raum selbst mag dabei freilich irgendein zufälliger Laut mit irgendeiner zufälligen Geschichte sein, doch erzählt sich, wie hier, diese Geschichte, wenn sie sich textet zugleich unter Zuhilfenahme gerade desjenigen Räumlichen, von dem sie da erzählt, ganz so, wie ein jeder Buchstabe und jeder Laut einen gewissen Raum umschmiegt, begrenzt, gleich einem Nebel durchstöbert. Selbst, wenn wir unter Zuhilfenahme sagen, bleibt ein solches Unter eine Einräumung. Dass jenes Unter eine räumliche Bedeutung habe, ist natürlich selbst eine Einräumung. Dies Wort ist nicht nur im Sinne des Raumschaffens, sondern auch als Konzession und Erlaubnis zu nehmen, die sich auf Deutsch in Wörtern wie obwohl oder trotzdem ausdrückt. Es wird etwas eingeräumt. Überhaupt mit dem Raum zu operieren und ihn als das sich in solchen Buchstaben Einräumende darzustellen, ist eine Einräumung, die er sich verstattet und durch die er sich selbst eben Raum gibt. Ob dieser Raum sodann auch das Oben und Unten eines Textes ist, oder die Bewegung irgendwelcher Trägermedien oder die Ermöglichung oder Erlaubnis zur Nutzung seiner als des sich Verräumlichenden, er vertextet sich seit dem obigen Beginn dieses Raumes, d.h. er wird eben: eingeräumt. So etwas dann als sprachspielerische Koinzidenz des Deutschen oder irgendwelcher Lautliebhabereien auszudeuten, ändert nichts daran, dass auch solche Deutungen bereits mit einem Raume operieren. Schon wenn sie etwa fragen: von woher kommen denn diese Behauptungen, ziehen sie sich einen Raum und ein Feld für diese Frage auf, in denen es ein Woher gibt. Die räumenden Buchstaben bäumen sich auf und fassen sich ein, weshalb Carnap Recht hat, wenn er darauf hinweist, Begriffe wie hervorgehen und ähnliche Vorstellungen haben mit einer Erkenntnisexaktheit wenig zu tun. Denn was heiße es schon, das Begriffene und Denkende dem Räumlichen nachzubilden und davon zu sprechen, etwas gehe aus einem anderen hervor, es stehe vielleicht über oder unter dem anderen, folge ihm nach, sei in ihm enthalten oder nicht, sei überhaupt in oder an einem oder außerhalb seiner, von ihm umfasst oder durch es gehend und so fort. Das Begriffliche, Logische, die Sprache und dergleichen sollen als dynamisches Einräumen keine echte sprachliche Bedeutung, sondern mehr diejenige von gefühlten...




